3.Interpretations-Workshop

  • Ersteller des Themas Ingrid20000
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... aber ich spiele heute wie ich will. Und du hoffentlich auch :p

Wie bitte?!
Also ich spiel garantiert nicht wie du willst! :D :D

Ich mach natürlich was ich will, sonst wär ich ja kein Klavierlehrer.

Jetzt mal im Ernst.
Ich beschäftige mich gerne ernsthaft mit Musik und da rücke ich die Eigenwichtigkeit meiner Person völlig in den Hintergrund.

Tomi hat es schön ausgedrückt:
Ich habe versucht des Dichters insofern gerecht zu werden ...

Auch ich möchte in erster Linie der Musik gerecht werden und da sehe ich mich immer wieder als "Wahrheitssuchender" Oft bleibt es bei der "Suche", manchmal glaube ich fündig zu werden.

Das mache ich natürlich nicht, weil ich mich von der CIA genötigt fühle, ich mache das, weil ich es will. Deshalb hast du frei nach Radio Eriwan "im Prinzip" recht, auch ich spiele wie ich will.
 
Mein "ich spiel wie ich will" mag manchen Klavierlehrer etwas provozieren...

Sei mir nicht bös, wenn ich noch einen drauf setze, gönn' mir mal ein Haydnspäßli.

Dein Spruch "ich spiel wie ich will" erinnert mich an eine 14-jährige pupertierende Schülerin, die mich in der Tat ziemlich provoziert hat.

Selbstverständlich pflegte die junge Dame so zu spielen, wie sie wollte, dem war aber nicht genug, sie setzte sich auch hin, wie sie wollte (mit krummem Rücken), hielt ihre Hand und ihre Finger, wie sie wollte (krumm und verkrampft), zog die Schultern hoch, wie sie wollte und zählte auch, wie sie wollte (gar nicht). Natürlich war ich viel zu "streng" und unterdrückte auf das schamloseste ihre geniale Kreativität.

Ich habe sie dann (gegen Provision) an diesen freundlichen Kollegen vermittelt. :D
 
Jetzt mal im Ernst.
Ich beschäftige mich gerne ernsthaft mit Musik und da rücke ich die Eigenwichtigkeit meiner Person völlig in den Hintergrund.

Der Interpret ist in jedem Fall Interpret - ob er nun strikt den notierten Notentext abspielt (demnach alle Komponisten eigentlich gleich klingen würden), ob er den hinter dem Notentext vermuteten geistigen Gehalt der Musik darstellt, oder ob er sich auch noch Eigenmächtigkeiten erlaubt, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack sind.



Genau das hab ich in meiner Aufnahme auch versucht. Das Ergebnis hätte aber auch völlig anders klingen können, ohne daß dem Stück Gewalt angetan worden wäre.

Auch ich möchte in erster Linie der Musik gerecht werden und da sehe ich mich immer wieder als "Wahrheitsuchender" Oft bleibt es bei der "Suche", manchmal glaube ich fündig zu werden.

Ja, hier gibt es offensichtlich einen deutlichen Unterschied zwischen uns. Ich erhebe keinen "Wahrheitsanspruch" auf meine Interpretationen. Ich spiele Musik so, wie ich vermute, daß sie dem Komponisten gefallen würde. Das ist der eigentliche Ansatz, den ich verfolge. Fragen können wir die Komponisten nicht mehr. Kann also leicht passieren, daß ich ab und zu völlig daneben liege. Aber nicht aus Selbstherrlichkeit, sondern weil ich mich dann eben über die Absicht des Komponisten getäuscht habe. Aber auch alle anderen haben keine anderen Informationen über diese Absicht des Komponisten als ich.

Zu der 14jährigen Schülerin: wenn die Ansichten des Lehrers und des Schülers dermaßen krass unterschiedlich sind, dann sehe ich auch nicht, welchen Nutzen der Schüler aus dem Unterricht ziehen soll. Das bringt einfach nix.

Gruß
Haydnspaß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Der Interpret ist in jedem Fall Interpret - ob er nun strikt den notierten Notentext abspielt (demnach alle Komponisten eigentlich gleich klingen würden), ob er den hinter dem Notentext vermuteten geistigen Gehalt der Musik darstellt, oder ob er sich auch noch Eigenmächtigkeiten erlaubt, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack sind.

Ich sehe das genau so. Es reicht nie einfach den Notentext "abzuspielen"
Es gilt der "Wahrheit" dahinter nachzuspüren, auch wenn diese "Wahrheit" von Interpret zu Interpret unterschiedlich zum klingen kommt. Allerdings muss die Musik gewissen Eigengesetzmäßigkeiten gehorchen, um Sinn zu machen.

Du wirst hoffentlich nicht auf die Idee kommen, den Minutenwalzer im Tempo Adagio einzuspielen. :p

Das heißt, den Eigenmächtigkeiten sind durch den immanenten musikalischen Sinn Grenzen gesetzt, es sei denn ich will eine Parodie des Stückes.

Genau das hab ich in meiner Aufnahme auch versucht. Das Ergebnis hätte aber auch völlig anders klingen können, ohne daß dem Stück Gewalt angetan worden wäre.

Anders ja, völlig anders, wage ich zu bezweifeln, allerdings ist es schwer eine Grenze zu ziehen, ab wann dem Stück Gewalt angetan wird.

Ja, hier gibt es offensichtlich einen deutlichen Unterschied zwischen uns. Ich erhebe keinen "Wahrheitsanspruch" auf meine Interpretationen. Ich spiele Musik so, wie ich vermute, daß sie dem Komponisten gefallen würde. Das ist der eigentliche Ansatz, den ich verfolge. Fragen können wir die Komponisten nicht mehr. Kann also leicht passieren, daß ich ab und zu völlig daneben liege. Aber nicht aus Selbstherrlichkeit, sondern weil ich mich dann eben über die Absicht des Komponisten getäuscht habe. Aber auch alle anderen haben keine anderen Informationen über diese Absicht des Komponisten als ich.

Das hört sich doch schon ganz anders an als dieses etwas trotzige: "ich spiel wie ich will" ;)

So unterschiedlich sind unsere Standpunkte ja gar nicht. Du bringst jetzt auch die Intention des Komponisten mit in die Überlegung ein, ... natürlich völlig freiwillig. :)

Mir geht es ebenso wie dir, manchmal liege ich völlig daneben, merke es aber erst später.

"Wahrheitsanspruch" auf mein Klavierspiel erhebe ich nicht, das schließt aber nicht aus, dass ich nach der "Wahrheit" suche. Das mit der "Wahrheit" ist natürlich so eine Sache, deshalb setze ich die immer in Anführungszeichen.

Ist es aber nicht so, dass wir in dem Moment, wo wir dem Mund aufmachen und eine Aussage treffen, in aller Regel davon ausgehen, dass diese der Wahrheit entspricht?

Es ist also streng genommen ein Widerspruch in sich, die Aussage (natürlich mit "Wahrheitsanspruch") zu treffen, meine Aussage erhebt keinen "Wahrheitsanspruch". Das wäre jetzt was für unseren Philosophen Rosenspieß.

Zu der 14jährigen Schülerin: wenn die Ansichten des Lehrers und des Schülers dermaßen krass unterschiedlich sind, dann sehe ich auch nicht, welchen Nutzen der Schüler aus dem Unterricht ziehen soll. Das bringt einfach nix.

Gruß
Haydnspaß

Das sehe ich allerdings anders.
Es geht hier nicht um die Ansichten des Lehrers und des Schülers, die dermaßen krass unterschiedlich sind.
Hier haben wir es einfach mit einer Schülerin zu tun, die aufgrund ihres Eigensinns und Besserwissens nichts annehmen kann.

Schüler dieser Art - leider gibt es die tatsächlich - müssen zunächst erkennen, das es etwas zu lernen gibt, und das der Lehrer aufgrund seiner Erfahrung und Ausbildung einfach mehr weiß, sonst hat es wirklich keinen Sinn.
 
Das sehe ich allerdings anders.
Es geht hier nicht um die Ansichten des Lehrers und des Schülers, die dermaßen krass unterschiedlich sind.
Hier haben wir es einfach mit einer Schülerin zu tun, die aufgrund ihres Eigensinns und Besserwissens nichts annehmen kann.

Nur mal angenommen, die Schülerin wäre ein Schüler gewesen, und der kleine Glenn hätte absolut nicht eingesehen, warum er mit geradem Rücken und auf einem hohen Klavierhocker mit einer "vorschriftsmäßigen" Handhaltung spielen soll...

Eigensinn und Besserwissen - so lang es zum Schutz der eigenen Interessen dient - ist oft auch sehr nützlich :p
 
@ Haydnspass:

Du lässt demnach jedem noch so renitenten Schüler alles durchgehen, was du aufgrund deiner Erfahrung, deiner Ausbildung und deines pianistischen Könnens für falsch oder zumindest für nicht gut erachtest?
In der Hoffnung, es könnte mal ein neuer Horowitz oder Gould sein? ;)

Warum überhaupt etwas beibringen wollen?
Warum brauchts überhaupt Klavierlehrer?
Und warum in aller Welt müssen diese auch noch so lange studieren? :confused:

Und zum Schutz der eigenen Interessen: Bei sehr vielen Klavierschülern heissen diese Interessen lediglich Faulheit, zuwenig Konsequenz und Disziplin. Denn im Namen der Interpretationsfreiheit nicht zählen zu wollen, kein sauberes legato zu spielen oder ein crescendo, ritardando etc einfach zu ignorieren, das hat leider nichts mit Interpretation zu tun.
Das ist Dilettantismus.

Wer alles so spielen will wie er es will, soll komponieren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Da erinnere ich mich gerade ein eine kleine Geschichte von meiner lehrerin und mir:
Erstmal: Ich habe (teilweise immernoch) grundsätzlich andere Fingersätze genommen, als vorgegeben (dabei habe ich zwar gerne Noten benutzt, in denne schon etwas diesbezüglich drinstand, aber es dann teilweise einfach abgeändert).
Manchmal wurde es dann insgesamt technisch komplizierter, manchmal habe ich es mir einfacher gemacht.
Das gab dann jedes Mal Ärger, aber irgendwann hat sie es aufgegeben und sagte:" Irendwann wirst du schon noch vernünftig werden."

Mittlerweile spiele ich solche Stücke, die mir (größtenteils) keinen komplizierteren Fingersatz erlauben.
Außerdem habe ich etwas ganz wichtiges gelernt: Man darf niemals den gleichen Finger auf einem sich wiederholendem Ton haben, weil es der Musikalität schadet.
Daran hätte ich früher nie gedacht.

Noch was zur Handhaltung:
Horowitz spielt(e) doch brilliant? :D
 
Nur mal angenommen, die Schülerin wäre ein Schüler gewesen, und der kleine Glenn hätte absolut nicht eingesehen, warum er mit geradem Rücken und auf einem hohen Klavierhocker mit einer "vorschriftsmäßigen" Handhaltung spielen soll...


So zum Beispiel Glenn Gould, der trotz des perfekten Gebrauchs seiner Hände und Arme, so tief am Klavier saß, daß er seine Schultern unnatürlicherweise heben mußte. Dies hatte verheerende Folgen wie Rückenschmerzen, taube Finger und eine ungeheure Nackenspannung. Die Verspannungen die sich Gould zugezogen hatte, sind darauf zurückzuführen, daß er so viele Jahre falsch am Klavier gesessen hat. Dies könnte sogar für seinen frühen Tod mitverantwortlich sein.
Über die Bedeutung des richtigen Sitzens am Klavier
VON PETER FEUCHTWANGER


Ich möchte nicht die Verantwortung übernehmen müssen, wenn sich ein Schüler aufgrund falscher Technik Rücken, Hände und Gesundheit ruiniert.
 
Ich toleriere es nicht, wenn eine 14-jährige meint es besser zu wissen!

Was heißt denn das?
War das jetzt allgemein gemeint? Oder nur speziell diese Schülerin?

Ich toleriere es nämlich, wenn mein kleiner Cousin mir etwas über "tiefere" Themen der Quantenphysik erzählt. Und zwar, weil mir bewusst ist, dass er in diesem Gebiet mehr Ahnung hat als ich, auch wenn er jünger ist.

Das sollte nur heißen, dass man sich auch mal eingestehen sollte, wenn jüngere manche Dinge besser wissen als man selbst...
 
@ Franz: sehe ich genau so. Gerade bei noch im Wachstum befindlichen Schülern kommen ganz schlimme Dinge raus, wenn man nicht auf die haltung etc schaut. Da will ich auf keinen Fall mal ne Klage kassieren...

Zu Gould: Es mag nicht nur psychische Gründe gegeben haben, dass er ein solche Hypochonder war und ständig eine Pillentasche mitschleppte. Er war nach mE körperlich definitiv nicht gesund.

@ sabri:

zu Horowitz eine lustige Geschichte, die ich mal als Zuhörer an einer Masterclass mit Mikhail Pletnev mitbekommen habe:

Da war eine adrette Asiatin (tippe mal JAP), die bei Liszt's 1. Mephistowalzer so komisch flache Hände mit durchgedrückten Fingern hatte. Bei den Läufen notabene, nicht bei den Griffen, wo sie aufgrund ihrer kleinen Hände gar nicht anders konnte als die Finger weit strecken...

Pletnev fragte sie, warum sie dies so mache. Darauf sagte sie, Horowitz mache das ja auch genauso so (sie benutzte "exactly").

Darauf Pletnev sinngemäss (den englischen Originalsatz weiss ich nicht mehr):

"Nein nicht genauso ("not exactly"): Bei Horowitz hat es funktioniert!" :rolleyes:
 

Freundlich gelächelt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie es verstanden hat (und damit meine ich nicht sprachlich). Sie hat auch sonst nicht wirklich umgesetzt was er ihr zeigte.
 
Was heißt denn das?
War das jetzt allgemein gemeint? Oder nur speziell diese Schülerin?

Das war auschließlich auf diese Situation mit dieser Schülerin bezogen.
du hast recht, dieser Satz von mir kam zu verallgemeinernd rüber, deshalb habe ich ihn gestrichen.

Ich toleriere es nämlich, wenn mein kleiner Cousin mir etwas über "tiefere" Themen der Quantenphysik erzählt. Und zwar, weil mir bewusst ist, dass er in diesem Gebiet mehr Ahnung hat als ich, auch wenn er jünger ist.

Das sollte nur heißen, dass man sich auch mal eingestehen sollte, wenn jüngere manche Dinge besser wissen als man selbst...

Ich fürchte, das Wissen deines kleinen Cousin über Quantenphysik müsste ich auch tolerieren, da ich davon keine Ahnung habe.

Falls du die Idee bekommen hast, ich sei ein autoritärer Kavierpauker aus dem letzten Jahrhundert, der seine Schüler noch mit dem Tatzenstock "motiviert", sollte ich dieses Bild doch korrigieren.

Nein, nein, ich bin ein sehr toleranter, einfühlsahmer und freundlicher Klavierlehrer. ;)
Manchmal lasse ich meine Schüler sogar spielen was und wie sie wollen.

Ich "diskutiere" viel mit meinen Schülern, wobei ich immer versuche zu "überzeugen" nicht zu "überreden". Ich versuche immer den Sinn z.B. eines Fingersatzes, einer Phrasierung, des dynamischen Aufbaus oder schlicht und ergreifend einer ordentlichen Haltung zu vermitteln. In aller Regel gibt es hier auch keine Probleme. Der oben beschriebene Fall bildet eher die Ausnahme.

Ich bin aber dennoch der Auffasung, dass eine klare Linie herrschen muss.
Ich bin der Lehrer und der Schüler kommt zu mir, weil er etwas lernen will.
Kann ich ihm nichts mehr beibringen, schicke ich ihn zu einem Professor an der Musikhochschule.

Die hier propagierte "Ich spiel, wie ich will-Philosophy" passt natürlich gut in unsere pluralistische "Spaß-Gesellschaft"

Im Klavierunterricht wird man damit keine nennenswerte Fortschritte erzielen.
 
So, ich muss leider sagen, dass ich an diesem Workshop doch nicht teilnehmen kann, obwohl ich mich ja so für einen Chopinwalzer eingesetzt hatte :rolleyes:

Ich fahre morgen für 2 Wochen weg und komme erst einige Tage nach dem "Einsendeschluss" zurück.
Der Minutenwalzer ist mir jetzt aber noch nicht gut genug, um ihn ins Forum zu stellen, ich habe ihn eben nur kurz aufwärmen können, das reicht nicht...
Und da ich keine halben Sachen machen will, lasse ich es eben bleiben.

Wenn ich die Zeit finde, übe ich ihn noch fertig, wenn ich wiederkomme (obwohl ich dann auch Besuch habe.....) und stell ihn noch zusätzlich rein, ohne am Workshop aktiv teilzunehmen.

Tut mir Leid, ist etwas blöd gelaufen ;)
Ich bin aber schon sehr gespannt auf die anderen (hoffentlich zahlreichn) Interpretationen, auch des Landmanns, und wünsche fröhliches work-shoppen :D

Stilblüte
 
So, ich muss leider sagen, dass ich an diesem Workshop doch nicht teilnehmen kann, obwohl ich mich ja so für einen Chopinwalzer eingesetzt hatte :rolleyes:

Oh, das ist ja schade.

Ich fahre morgen für 2 Wochen weg und komme erst einige Tage nach dem "Einsendeschluss" zurück.

Laß es dir gut gehen im Urlaub, und vielleicht gibts ja dann mit ein bißchen Verspätung doch noch einen ganz inspirierten Minutenwalzer von Stilblüte?!

Einen wunderschönen Urlaub wünscht
Haydnspaß
 
kann mal jemand einen link posten, wo es die noten vom minuitenwalzer zu sehen gibt?






danke
 
...wollte nur mitteilen, dass ich meinen gar fröhlichen Landmann eingeschickt habe, bin gaaaanz gespannt auf die anderen (natürlich auch auf den Minutenwalzer...:D )

Klavirus
 

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