Interpretations-Workshop #7 (defintiv)

Welches Stück möchtest du spielen?

  • Chopin - Military Polonaise, Op. 40/1

    Stimmen: 5 14,3%
  • Rachmaninoff - Prelude cis-Moll, Op. 3/2

    Stimmen: 12 34,3%
  • Chopin - Nocturne c-Moll, Op. 48/

    Stimmen: 7 20,0%
  • Brahms - Romanze F-Dur, Op. 118/5

    Stimmen: 4 11,4%
  • Scriabin - Prelude d-Moll, Op. 11/24

    Stimmen: 4 11,4%
  • Schubert - 2. Satz der B-Dur Sonate, D960

    Stimmen: 10 28,6%
  • Grieg - Hochzeit auf Troldhaugen

    Stimmen: 3 8,6%
  • Mozart - 2. Satz der a-Moll Sonate, KV. 310

    Stimmen: 10 28,6%
  • Rachmaninoff - Moment Musicaux Nr. 5

    Stimmen: 4 11,4%
  • Messiaen - Prelude "Plaint Calme"

    Stimmen: 4 11,4%

  • Umfrageteilnehmer
    35
@Haydnspaß:
Ich versuche mal alle Kleinigkeiten aufzuzählen, die mir aufgefallen sind. Was ich schreibe klingt schlimmer, als es tatsächlich ist. Aber bei einer Interpretation dieser Qualität ist eben nur noch Jammern auf hohem Niveau möglich, weil die Grundlagen wunderbar ausgearbeitet sind. Und natürlich handelt es sich so gut wie ausschließlich um persönliche interpretatorische Dinge. Wirkliche Fehler im klassischen Sinn konnte ich nämlich keine mehr finden.

Im ersten Teil stört mich irgendwie das unregelmäßige Verhältnis im Anschlag von linker und rechter Hand auf Schlag 1. Oft kommen beide Hände wie notiert zusammen, immer wieder schlägt aber die rechte Hand deutlich vor der linken an, gegen Ende des ersten Teils schließlich dann auch mal die linke Hand vor der rechten. Mir verschließt sich irgendwie die dahintersteckende Logik, welche Spielart wann kommt und dadurch wirkt das ganze recht zufällig und stellenweise dadurch etwas unrund. Aber dieses Nachklappern ist ja hier im Forum (und auch sonst) ein gern kritisiertes Thema.

Das Nachschlagen der Melodie in der Rechten nach dem Basston in der Linken finde ich in diesem Stück dosiert durchaus passend. Das Nachschlagen des Basstons nach der Melodie allerdings nicht, weil es irgendwie einfach "stolperig" klingt in meinen Ohren.

Manchmal wirkt die Bassfigur für mich etwas ungleichmäßig, insbesondere die Zweiunddreisigstelnoten kommen oftmals zu früh (werden von dir fast wie Sechzehntel gespielt), wenn man voll nach Notentext geht. Aber diese interpretatorische Freiheit lasse ich dir gern (ich selbst machs ja auch nicht anders, aber den Hinweis, dass es eigentlich anders notiert ist gebe ich dir trotzdem der Vollständigkeit halber...).

Störender ist für mich, dass manchmal die Melodie etwas unter den Bassnoten untergeht. Aber du wolltest ja einen starken Bass haben. Ich bin da einfach von meiner eigenen Spielweise mit starker Melodie und zurückhaltendem Bass vorbelastet.

Vom Tempo und der allgemeinen Artikulation und Gestaltung her finde ich den ersten Teil ansonsten aber sehr gelungen! Alles was mir gefällt so ausführlich hervorzuheben, wie das was mir nicht gefällt würde einen seitenlangen Aufsatz geben, drum lass ichs sein (selbiges gilt übrigens dann auch für Mittel- und Schlussteil).

Zum Mittelteil:
Die Sache mit dem Fis-E-D-Cis, die Guendola schon angesprochen hat empfinde ich als ganz schön und nicht als misslungen, denn du hast in der Tonfolge ja ein Decrescendo eingebaut, und dadurch wird das Cis ja auch innerhalb der Linie erreicht und die Tonfolge ist vollständig.

Welche Stimme an diesen Stellen jeweils hervorgehoben wird, und welche nicht, ist persönliche Geschmackssache. Ich denke man kann fast jede Stimme hier stellenweise sinnvoll hervorheben, solange die Hauptmelodie in sich über die längeren Bögen hinweg dominant bleibt, selbst wenn sie zwischendrin mal von einer interessanten Nebenstimme übertönt wird.

Beim triolischen Teil sind mir deine Triolen zu aufdringlich, insbesondere immer die ersten drei Triolen nach der triolischen Pause. Die letzen beiden Triolen nimmst du ja dann meist zurück. An sich würde ich die ganzen Triolen allgemein stärker zurücknehmen, weil ich sie selbst eher als ruhigen Klangteppich empfinde, der sich sauber unter die Melodie legen sollte, anstatt sich über sie zu werfen.

Zum rhytmischen Problem mit den punktierten Noten gegen die Triolen, was Guendola auch schon angesprochen hat, ist natürlich auch so eine Sache für sich. Ich denke hier sollte man nicht christlicher sein als der Papst. Lieber man schlägt die Töne entegegen der Notation zusammen an und bekommt das dann rund hin, als dass man streng nach rhythmischer Notation spielt und die Melodienote erst hinter den Triolen anschlägt, dabei aber dann alles holperig wird, weil die Melodienote gehetzt, oder zu laut klingt, oder sich die gleichmäßigen Triolen irgendwie dämlich verzögern (damit kämpfe ich selbst noch...)

Der Teil zwischen den beiden triolischen Stellen gefällt mir an deiner Interpretation am besten. Da habe ich absolut gar nichts zu motzen. Auch deine Rhythmusschwankungen in diesem Teil finde ich absolut perfekt passend.

Für den dann folgenden Triolenteil gilt eigentlich das gleiche, wie bereits für den ersten Triolenteil.

Das diminuendo im Takt vor der Generalpause zum Abschluss dieses Teils dürftest du ruhig machen, eventuell in Verbindung mit einem ritardando. So wie du spielst, quasi auf die Generalpause zu ohne großartige Änderung in Tempo und/oder Dynamik kommt mir das Ende irgendwie zu abrupt. Der Teil davor wirkt nicht ganz abgeschlossen.

Dann kommt der dritte Teil:
Die Sachen, die mir im ersten Teil auffielen, sind in diesem Teil viel viel weniger vorhanden. Sie fallen aber auch nicht so ins Gewicht, da der dritten Teil einfach an sich nicht ganz so durchsichtig und zerbrechlich angelegt ist, wie der erste Teil.

Das dosierte Nachklappern klingt im Zusammenhang mit den drei "Staccato"-Sechzehnteln davor im Bass gar nicht mal schlecht.

Ganz am Ende des Stücks würde ich persönlich stärker zurückgehen. Diesen Teil stelle ich mir irgendwie so vor, als müsse er "morendo" gespielt werden. Totaler Rückgang ins ppp und ein sehr langsames Tempo auf den Schluss hin. Aber das ist wohl geschmackssache (und von "morendo" steht ja auch nichts in den Noten).

Die Pedalisierung finde ich gut gelungen.

Ebenso ist das Tempo durchgehend sehr schön gewählt. Es klingt alles in sich schlüssig, nie gehetzt, aber es tritt auch nicht auf der Stelle. Sehr schön.

Jetzt übers Wochenende komme ich endlich mal wieder an mein Klavier ran, da werde ich dann auch mal wieder eine Aufnahme von mir machen und einstellen (wollte ich ja schon vor zwei Wochen machen...).

Gruß
 
Ich möchte hiermit in finaler Weise darauf hinausweisen, daß ich ab jetzt auf alle Hinweise bezüglich Klappern, Pedal, Rubato und Ausführung von punktierten Rhythmen nicht mehr antworten werde. Und ich werde hier auch keine Aufnahmen mehr reinstellen. Es ist wirklich unerträglich, was hier in letzter Zeit abgeht.
 
Entschuldigung, wenn dir das ganze in den falschen Hals geraten ist, denn es war nicht böse gemeint.

Ich dachte eben, in einem Workshop gehört es dazu, das Stück nicht nur zu spielen, sondern auch detailliert über die Interpretationen zu reden.

Und dass es da unterschiedliche Ansichten gibt, ist eigentlich von vorne herein klar. Würde jeder alles gleich verstehen in einem Stück, wäre ja auch jede Interpretation gleich. Gerade die Unterschiede machen das ganze interessant.

Dass meine Anmerkungen zu deiner Interpretation kein Fehlervorwurf sein sollten, sondern persönliche Ansichten, wie ich das Stück anders empfinde, scheint wohl nicht klar genug rübergekommen zu sein. Entschuldigung dafür.

Ich lade übrigens herzlich dazu ein, auch meine Interpretation (wenn sie dann mal hier reingestellt ist) zu zerfleddern.
 
Ich hab mich zwar nicht wirklich näher mit dem Stück befasst (kenne nur einige Aufnahmen), aber mir gefällt deine Aufnahme sehr, Haydnspaß. ;)

Grüße
 
"....Faß zum Überlaufen..." Was soll das???

Lieber Haydnspaß, mir ist nicht ganz klar, warum Du dann überhaupt Aufnahmen hier reinstellst. Du willst doch sicher nicht nur "gelobt" werden. Ich kann keinen Beitrag erkennen, der Dich in irgendeiner Weise persönlich "angegriffen" hat und der geeignet sein könnte, eine solche "schroffe" Reaktion hervorzurufen!! :confused:Jeder , der hierAufnahmen veröffentlicht, muss doch auch das Echo aushalten, also bleib mal gelassen:p
 
So, wie in dem - leider unbeabsichtigt recht schicksalsträchtigen - Beitrag von vor drei Tagen angekündigt, habe ich nun eine neue Aufnahme gemacht.
Ich lade herzlich ein, mich zu kritisieren. Gerne auch an Kleinigkeiten. (Lob nehme ich natürlich trotzdem auch an, aber mit Lob mache ich weniger Fortschritt als mit guter Kritik.)

Hier also der Link (aufgrund der Länge von etwa 14 Minuten musste ich das ganze auf zwei Aufnahmen aufsplitten):

Teil 1:
http://www.youtube.com/watch?v=h37McLH8mfg

Teil 2:
http://www.youtube.com/watch?v=CdDnjWkCSLw&feature=channel
 
So, da hier ja allgemein eher relativ wenig los ist zurzeit, stell ich mal doch hier die PNs von koelnklavier, die ich als Anmerkung zu meinen Einspielungen bekommen habe hier rein. koelnklavier hat ja freigestellt sie zu veröffentlichen, wollte nur erstmal ein wenig darüber nachdenken, ob ich sie veröffentliche und hatte dann einfach nicht mehr daran gedacht (habe mich die letzten Tage über nicht mit dem Schubert auseinandergesetzt)...

Also nun:
Zitat von koelnklavier:
Schubert - Feedback
Hallo DonBos,

nur zwei kurze Anmerkungen zu Deiner Schubert-Einspielung:
Als Tempo schreibt Schubert ein "Andante sostenuto" vor - auf Deutsch also sinngemäß "gemessen schreitend". Der Schritt (Puls) bezieht sich dabei auf die Viertel der Taktangabe. Von daher halte ich das Tempo der Eckteile für allzu langsam.
Derart langsame Tempi haben natürlich Auswirkungen auf den inneren Zusammenhalt des Ganzen. Harmonische und melodische Entwicklungen sind für den Hörer nur mehr schwer nachvollziehbar, dynamische Spannungsbögen werden problematisch, da der Klavierklang (anders als bei Streichern oder Bläsern) verhältnismäßig schnell wegsackt.

Dafür drehst Du im Mittelteil auf, als ob Du die "verlorene Zeit" wieder einholen wolltest. Schubert schreibt hier erst einmal "piano" vor. Insgesamt ist der Mittelteil sicherlich lyrischer zu denken als die zerklüfteten Eckteile. Die Dynamik geht nur bis zum mezzoforte. Nur in TT 71-72 kulminiert es zum forte, um nach dem fp jäh zurückzufallen.

Die TT 83-89 bereiten mir als Spieler immer wieder Bauchgrimmen, weil ich sie für sehr schwer halte. Der melodische Impetus tritt plötzlich auf der Stelle, der Baß friert ein, und auchdie Harmonien der Mittelstimmen irren ein wenig hilflos umher - Erstarrung! Diese Generalpause wirkt umso "grausamer", wenn es gelingt, den Klang zum Verebben zu bringen, ohne im Tempo nachzugeben.

Schlußteil: Das 16tel-Motiv im Baß ist auf modernen Instrumenten wahrscheinlich gar nicht adäquat darzustellen: Entweder man läßt den Klang (ohne Pedal) ganz trocken, was der Klangfülle des harmonischen Oberbaus nicht gut tut, oder man suppt den Baß ein.

Trotzdem rate ich generell zu einer etwas differenzierteren Pedalbehandlung.

Solche Einspielungen sind Momentaufnahmen. Was bisher immer problemlos geklappt hat, scheint, sobald die Webcam läuft, wie vernagelt. Wer jemals eine Studioproduktion mitgemacht hat, weiß, welch mühseliger Kampf es ist, bis das im Kasten ist, was man sich vorstellt.

In dem Sinne alles Gute - und weiter so.

Meine Antwort:
Zitat von DonBos:
Hallo Wolfgang,

danke für die Kritik. Mit so etwas kann ich etwas anfangen. Da ich derzeit selber keinen Klavierlehrer habe, bin ich um mich zu verbessern immer auf Kritik von irgenwo von außen angewiesen. Ich höre zwar selber recht vieles, aber alles selbst hinbekommen ist, da noch eine ganz andere Sache...

Mit dem Tempo in den Eckteilen hast du wohl recht, dass es sehr schwer fällt, in meinem Tempo die Spannungsbögen durchzuhalten und verständlich zu machen. Vor allem klingen die Melodietöne so schnell aus, dass der Bass gern alles übertönt. Und wenn da schon die Melodie piano oder noch leiser gehalten ist, was ich ja versuche, ist dann insgesamt alles extrem leise (und wird durch die dadurch entstehenden Anschlagprobleme auch gerne ungleichmäßig).

Aus dieser extrem gering gehalten Lautstärke der Eckteile resultiert dann natürlich automatisch irgendwo der extreme Lautstärkeunterschied zum Mittelteil, der einfach wesentlich angenehmer flüssig zu spielen ist, wodurch ich da gerne mich und meine Finger etwas gedankenlos "gehen lasse", wenn ich genauer darüber nachdenke.

Ich persönlich empfinde das optimale Tempo des Stücks zwar derzeit als so langsam, aber ich werde es auf jeden Fall mal schneller versuchen, da dies die Interpretation vermutlich ungemein erleichtert (abgesehen vom Pedal) und auch in sich nachvollziehbarer wird. Wenn mir das schnelle Tempo gefällt, werde ich es dann fest übernehmen.

Mit meinen Pedalisierungsdefiziten hast du vollkommen recht. Da sind mir einzelne Stellen beim Anschauen der Aufnahme auch schon unangenehm aufgefallen, die ich beim Spielen gar nie bemerkt hatte.

Der eingesuppte Bass im Schlussteil macht mir selbst auch noch große Probleme, da werde ich meine Pedalisierung mal etwas über den Haufen werfen, und das ganze etwas anders versuchen (ähnlich wie im Anfangsteil, wo ich ja auf den letzten ganzen oder halben Schlag eines Takts jedesmal das Pedal wechsle - für den Schlussteil könnte ich ja versuchen, das Pedal einfach auf den letzten ganzen oder halben Schlag ganz wegzunehmen und erst wieder auf die 1 des Folgetakts zu nehmen - muss ich einfach mal versuchen).

Allgemein also nochmal danke für deine Anmerkungen!

Gruß

Darauf nochmal koelnklavier:
Zitat von koelnklavier:
Hallo Frank,
Zitat von DonBos:
Aus dieser extrem gering gehalten Lautstärke der Eckteile resultiert dann natürlich automatisch irgendwo der extreme Lautstärkeunterschied zum Mittelteil,
Ich würde die Eckteile gar nicht so "leise" anlegen. Du benötigst ja vor allem eine Palette nach unten hin, d.h. das piano muß schon Volumen besitzen, um auch noch ein klanglich befriedigendes ppp darzustellen (ist auf einem Flügel mit linkem Pedal zugegebenermaßen wesentlich einfacher).

Grüße
Wolfgang

PS: ich habe mich entschlossen, Kommentare zu Einspielungen nur noch per PM zu geben, weil es doch eine sehr persönliche Angelegenheit ist. Wenn du die Kommentare öffentlich machen willst, so bleibt das Dir überlassen.

Und nochmal ich:
Zitat von DonBos:
[...]
Das piano nicht allzu leise anzulegen ist wohl im schnelleren Tempo auch etwas einfacher dann, weil ich da nicht so extrem mit dem Verklingen der Töne zu kämpfen habe.

Gruß
 
Nur eine paar kleine Anmerkungen, Kölnklavier hat ja schon viel gesagt.

Ich denke, die Melodietöne werden ein bischen besser halten, wenn du einen Tick schneller spielst. Davon abgesehen ist das Tempo durchaus diskutabel, auch wenn es mir persönlich zu langsam ist. Da, wo du die Spannung der Bögen hältst, gefällt es mir sogar (ungefähr die zweite Hälfte des ersten Teils). Wenn du das insbesondere zu Anfang erreichen kannst, hast du mit deiner Tempowahl gewonnen :)

Im Mittelteil findest du ein Tempo, das dir wesentlich besser zu liegen scheint. Hier hast du auch eine angenehme Agogik, die klare Bögen spannt. Zum Schluß des Mittelteils gefällt mir die Gewichtung von Triolen, Bass und Melodie sehr gut, das ist wunderschön transparent und aufgewühlt. Natürlich können die Triolen immer noch einen Tick leiser sein, aber damit kämpfen wir vermutlich alle. Der Anfang des Mittelteils wirkt auf mich etwas wild, vielleicht liegt das ja an der Aufnahmesituation, du kommst aber schnell in einen glatten Fluß. Was ich im Mittelteil vermisse, ist eine klarere Dynamik. Vielleicht bin ich da auch ein bischen altmodisch, es ist ja alles da, nur für meinen Geschmack etwas zu subtil.

Der Schluß hat mich etwas überascht, aber positiv! Leider habe ich im Moment keine Ahnung, wie ich das erläutern könnte.

Jetzt höre ich mir nochmal Takt 83-89 an, Kölnklavier sagte ja, die seinen sehr schwer und deine Version hat mir gut gefallen...

... doch, ich bleibe dabei, das ist dir sehr überzeugend gelungen, und das trotz des Patzers! Da scheinst du musikalisch sicher im Sattel zu sitzen.
 
Auch dir danke für deinen Kommentar, Guendola.

Meine Tempowahl werde ich ja wie ich schon geschrieben habe noch mal versuchen zu ändern (was nicht heißt, dass ich zwangsweise vom langsamen Tempo abkommen werde).

Die Triolen im Mittelteil sind einfach grausige Dinger. Als wäre das Stück nicht schwer genug, musste da Schubert auch noch so sadistisch sein, auch noch Triolen reinzustopfen :D:D. Nein, aber ernsthaft. Mir selbst sind sie auch noch etwas zu laut, aber leiser ist einfach schwer - weißt du ja selber (habs aber vor, die noch etwas besser hinzubekommen). Allgemein finde ich meine Triolenteile irgendwie noch etwas unrund, einzelne Töne schlagen irgendwie etwas raus aus dem Kontext. Die Stelle braucht einfach noch etwas Übung.

Die Takte 83 bis 89 kann auch ich musikalisch leider nicht so wirklich deuten, also spiele ich sie einfach sinnfrei irgendwie runter - das Ergebnis kennt ihr ja.

Dass mein Schlussteil positive Überraschungen auslösen kann, freut mich natürlich ganz besonders. Ich werde trotzdem noch daran rumbasteln. Mal schauen, ob dich (und mich) die neue Version (das braucht aber schon noch seine Zeit, bis die dann kommt) immer noch positiv überraschen kann.

Allgemein natürlich danke für das große Lob.
 

Die Triolen sind der Grund, warum hier immer noch keine neue Einspielung von mir erscheint. Aber ich arbeite intensiv daran. "Nebenbei" wird der letzte Teil so langsam.
 
Ergebnis eines Sonntag abend (und vieler Stunden zuvor)

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ...

hier ein vorläufiges Ergebnis meines Ringens mit Schubert:

[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1228135146.mp3"]Schubert-D960-IIa[/MP3]

[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1228111238.mp3"]Schubert-D960-IIb[/MP3]

[MP3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1228120047.mp3"]Schubert-D960-IIc[/MP3]

Anzumerken gibt es vieles:
  • Ärgerlicherweise ist es mir nicht gelungen, den zweiten Satz fehlerfrei durchzuspielen. (Ohne Mikrophon geht's fehlerfrei - aber das kennen wir ja! :D) Besonders ärgert mich T 70, wo mir auf dem vierten Achtel ein fis dazwischen gerutscht ist und die schöne d-moll-Eintrübung zunichte gemacht hat! (That's live :mad:)
  • Die Klangbalance innerhalb der Akkordklänge ist noch nicht immer so durchhörbar, wie ich sie mir vorstelle: Z.B. könnte ich mir die Unterstimme der Achtelakkorde TT 46,53,54,56,71 noch klarer vorstellen.
  • Auch den Einsatz des linken Pedals werde ich nochmal überdenken müssen.
  • Den Crescendi in den Eckteilen fehlt manches Mal noch das richtige Timing.
  • Und die Triolen im Mittelteil viel, viel luftiger weben!!!
  • Aufschlußreich finde ich, wie mich bei dem Satz das eigene Rhythmusgefühl trügt. Wenn ich nicht ganz bewußt den Puls innerlich "artikuiiere", kommen vor allem die Auftakt-Einsätze unpräzise.
  • Am Tempo selbst will ich nicht mehr viel ändern. Ich finde es in dieser flüssigen Gangart lassen sich die Spannungsbögen am ehesten nachvollziehen (wenn man sie denn gestaltet :D)
Und nun dürft Ihr ...
 
Zwischendurch mal eine neue Sichtweise des dritten Teils meinerseits:

Irgendwie ist es durch den neuen Rhythmus der Oktaven ziemlich endgültig und was wäre endgültiger als die Ankunft im Tod bzw. im Himmel? Alles ist ausgeglichen, das Leben zählt nicht mehr, die Seele findet endlich Ruhe.

Es könnte um genau diese Vorstellung gehen. Keine Beschreibung, wie es tatsächlich dort wäre sondern eine Beschreibung der Vorstellung - immerhin geht die Sonate ja noch lange weiter. Aufgrund dieser Vorstellung kann Schubert im Scherzo auch wieder fröhlich werden.

Auf jeden Fall ist der Schluß für mich ein leichtes Gefühl, nichts Negatives, keine Lasten, kein Dilemma.

Mal sehen, ob ich das so aufnehmen kann (aber da werden Fehler sein)...

PS: Kölnklavier, deine Aufnahmen höre ich mir später an!

PPS: Nur das Ende - dieser dritte Teil wird emotional sehr anstrengend....
[MP3="http://www.guendola-productions.de/andantende.mp3"]andantende[/MP3]

Das Crescendo in den letzten Tönen ist nicht genial aber so ist es noch am einfachsten zu spielen.

Kölnklavier, ich habe jetzt doch mal reingehört, ich war neugierig, wie du den Schluß gespielt hast - habe aber alles gehört und bin sehr beeindruckt. Was wackelt ist jedenfalls nicht deine Interpretation, höchstens mal die Dinge, die du selbst ansprichst. Aber etwas möchte ich doch anmerken, weil es mir deutlich aufgefallen ist (daraufhin muß ich meine eigene Aufnahme auch noch mal durchhören): Die obersten Töne der Oktaven im ersten Teil sind klanglich teilweise irgendwie außerhalb. Das verwirrt, weil du eigentlich ansonsten klanglich immer ziemlich auf den Punkt kommst und alles zusammenpaßt. Ist da noch eine Entscheidung offen?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ach, liebeS koelnklavier, ich versteh` (noch) zu wenig von der"tieferen" Materie, doch die Interpretation gefällt mir SEHR gut:):)
LG, gubu
 
Ich schließe mich an. Auf welchem Flügel spielst Du? Immer wieder braucht doch Schubert ein recht stabilies Tempo, sonst geht der Puls verloren.
Mir gefällt deine Aufnahme sehr gut, koelnklavier.
 
Tja, was soll ich sagen, koelnklavier: Beim ersten Anhören, war mir das ganze irgendwie viel zu schnell gespielt, dann habe ich direkt danach meine Aufnahme noch einmal angehört, und auf einmal war mir diese dann viel zu langsam gespielt - und auch sonst hat mir dann einiges andere an meiner Aufnahme nicht mehr so gefallen. Danach wieder zurück zu deiner, und sie war mir immer noch zu schnell, und auch da haben mir wieder einige interpretatorische Dinge nicht gefallen. Je öfter ich aber deine Aufnahme höre (ich glaube es waren jetzt viermal), desto besser und schlüssiger finde ich sie aber. Man ist beim ersten Hören wohl einfach zu voreingenommen durch seine eigene Interpretation.

Allgemein ist es in diesem Workshop einfach interessant zu sehen, wie unterschiedlich man ein Stück auffassen und interpretieren kann und wie viel sich eigentlich aus einer plumpen Notenschrift heraus zwischen den Zeilen hineininterpretieren lässt. Haydnspaß hat es ganz anders gespielt als ich, und du wiederum noch einmal auf eine dritte Art komplett anders. Guendolas kurzer Aufnahmefetzen des Schlusses lässt eine vierte nochmal komplett andere Interpretationsweise erahnen.

An sich finde ich deine Aufnahme sehr gelungen, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, von denen du die meisten aber selber schon angesprochen hast (die Triolen, diverse Auftakteinsätze, besonders im Schlussteil), bzw. Guendola (manchmal etwas hervorstechende oberste Töne in der linken Hand (z.B. bei 1:59, falls du ein Beispiel willst, aber auch an anderen Stellen - das ist mir aber so richtig eigentlich erst aufgefallen, nachdem Guendola es geschrieben hatte).

Ansonsten finde ich interessant, dass auch bei dir die Bässe im Schlussteil relativ "eingesuppt" sind. Wie du selber auch mir schonmal geschrieben hast, ist es hier eben die Gratwanderung zwischen eingesuppten Bässen (die Variante, die wir wohl alle hier mit mehr oder weniger knirschenden Zähnen bevorzugen) und sauberem Staccato in den Bässen, wodurch aber das ganze Klanggerüst irgendwie zerfällt. Dieser Teil scheint mit heutigen Instrumenten tatsächlich nur unbefriedigend spielbar zu sein.

Sehr schön! Gefällt mir nach anfänglicher Skepsis immer mehr (mittlerweile besser als meine eigene Interpretation).
 
Eine Sache ist mir gerade noch aufgefallen: Entweder hast du Schuhe mit quietschenden Sohlen auf dem Metall des Pedals, oder irgendwas im Pedal selbst knarzt kräftig (was ich mir bei deinen anscheinend sehr guten Flügeln eigentlich kaum vorstellen kann). Nächstes Mal andere Schuhe zum Aufnehmen anziehen:D (Ich mit meinem knarrenden Klavierhocker kann ja eigentlich ganz ruhig sein...)
 
Quietschende Pedale kommen in den besten Konzertsälen vor. Und meist ist es wie beim Zahnarzt: Ist der Klaviertechniker einmal da, hat das Quietschen für einen Tag wie von selber aufgehört - um sich am nächsten Morgen mit umso größerer Penetranz auf sich aufmerksam zu machen. :sad:
 
Mich würde mal interessieren, welche Fingersätze ihr rechts in den Takten 52, und 56 verwendet. Ich bekomme diese Takte einfach nicht rund.

Ich kann zwar jeweils von cis nach h nach a mit 5 springen aber es ist ziemliche Glücksache, den richtigen "Schwung" hinzubekommen, da das h etwas Betonung haben soll. mit 5 - 4 - 5 geht es auch nicht wirklich gut. Aber ich will mich langsam für etwas entscheiden, mit dem ich dann so gut wie möglich zurechkommen muß und vielleicht habt ihr ja bessere Lösungen.

PS: Ich wußte garnicht, daß Zahnärzte quietschen :D
 

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