Neue Komposition :)

Chiarina, wenn Philipp Möller (u.a. Autor von "Isch geh Schulhof") in Fernsehen unverblümt in Anwesenheit von Bischöfen o.ä. sagt, und zwar immer wieder, daß Gottesglaube nichts anderes ist als irgendein anderer Aberglaube, dann ist dies auch alles andere als eine kommunikative Meisterleistung. Aber es ist gut, daß einer es tut, statt um den heißen Brei rumzureden, nur damit irgendein Mimöschen oder Nix-Checker nicht angepisst ist.

Und hier rede ich eben gerne Klartext in der Kulturrelativismus-Debatte. Daher mein Insistieren - Freud darf zu Hause bleiben.
 
Ach, immer dieser Unsinn (der durch die 70er-Jahre-Pädagogik in unsere Köpfe gehämmert wurde), daß man nicht werten soll!

Das Gehirn des Menschen ist quasi eine einzige Wertungs-Maschine!

Und die Ablehnung des Überlegenheitsbegriffs ist zwar sehr verständlich - ein Erbe der schrecklichen Nazidiktatur und ihrer notwendigen Aufarbeitung - aber nichtsdestotrotz übertrieben.

Ich bin jemandem, der erst 2 Monate Klavier spielt, darin eindeutig überlegen, Peng, aus.
(So wie wiederum z.B. Fred Hersch oder Keith Jarrett mir haushoch überlegen sind.)
Und genauso ist jemand, der sich, in der Tiefe, Höhe, Breite oder sonstwie, wirklich ernsthaft und feinsinnig mit Musik (egal ob Klassik, Pop, Jazz...) auseinandergesetzt hat, dem Michael-Wendler-Party-Sangria-Musikbumser in dieser Hinsicht überlegen. Peng, peng, aus, aus.

Überlegen zu sein und/oder sich überlegen zu fühlen ist eine Sache.

Eine andere Sache ist es (reale oder vermeintliche) Überlegenheit aktiv zu demonstrieren und zu artikulieren.

Ersteres beruht meist auf objektivierbaren Tatsachen. Letzteres findet beim Bashing statt und es zu vermeiden ist sicher kein nachkriegsdeutsches Aufarbeitungsgehabe sondern wird gemeinhin auch als Understatement bezeichnet, eine Eigenschaft die meist als zivilisiert und positiv empfunden wird.

Wenn Keith Jarrett Dein Spiel verbal in die Tonne treten würde, dann hätte er zwar recht und wäre immer noch der geilere Pianist, hätte sich aber als primitver Mensch geoutet.
 
Nein, wenn er das BERECHTIGT und FUNDIERT täte, wäre er kein bißchen "primitiv" oder in anderer Hinsicht verurteilenswert, sondern hätte ja lediglich die Wahrheit - wenn auch schmucklos - ausgesprochen.
 
"Überlegen" hat er m.E. sehr bewußt und provokant eingesetzt ...

Das glaube ich nicht, weil er "Verständnis", "überlegen" und "besser" vermischt. Ich glaube aber, dass es vielen in dieser Diskussion gar nicht darum geht, die objektive Qualität zu leugnen (also die Begriffe Verständnis/besser), sondern eben genau um die durch den Begriff "überlegen" ausgedrückte Hierarchie, die ein "von oben nach unten" ausdrückt. Ich z.B. habe nämlich im Gegensatz zu Tastenjunkie nicht nur mit dem aktiven Ausdruck von Überlegenheit ein Problem, sondern auch damit:

Zitat von Tastenjunkie:
Überlegen zu sein und/oder sich überlegen zu fühlen ist eine Sache.

Wenn ich etwas beispielsweise beruflich mache, dann weiß ich und kann ich auf diesem Gebiet selbstverständlich viel mehr als jemand, der das nicht beruflich macht. Das ist für mich aber einfach kein Grund, mich überlegen zu fühlen. Das ist nun mal mein Beruf und der des anderen nun mal nicht. Genau das gleiche gilt für Freizeitinteressen. Wenn ich mich mit etwas beschäftige, dann habe ich in dieser Hinsicht mehr Erfahrung als jemand, der sich damit nicht beschäftigt. Womit wir uns aber in der Freizeit beschäftigen (und selbst berufliche Aktivität) ist überraschend häufig das Ergebnis von Lebenszufällen. Dazu kommen dann noch genetische Prädispositionen, die in Kombination mit den erwähnten Zufällen dazu führen, dass ich jetzt eben XY beruflich mache und YZ in der Freizeit, während es bei jemand anderem genau umgekehrt oder völlig anders ist. Es ist also m.E. einfach nicht angebracht, von "überlegen" oder nicht zu reden. Dass man manchmal ein Bedürfnis oder eine Neigung hat, sich überlegen fühlen zu wollen, ist aus meiner Sicht eher eine unglückliche Tendenz der menschlichen Psyche, genauso wie z.B. das Bedürfnis nach Sündenböcken etc. Jemand, der sich überlegen fühlt, neigt zu Herablassung und dazu, den anderen nicht ernst zu nehmen und abzuwerten. Deshalb ist die Wortwahl in diesem Fall aus meiner Sicht sehr wichtig. Es ist einfach ein Unterschied in der Einstellung, ob man einfach mehr weiß (weil man's z.B. studiert hat) oder sich dem anderen "überlegen" fühlt.
 
Nach meinem Verständis ist Bashing nie BERECHTIGT und FUNDIERT sondern immer pauschalisierend und gerade weil sie pauschalisieren gehen mir die militanten Klassikhörer auf den Zeiger, auch wenn sie grundsätzlich recht haben mögen. Es geht nicht um's Ob oder um's Was sondern um's Wie
 
Liebe Nica,

ich bin absolut mit dir einer Meinung!

@hasenbein: was ich wirklich sehr an dir schätze, ist, dass man sich so schön mit dir streiten kann, weil du nichts persönlich nimmst! :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Es geht mir ja auch nicht um mich, sondern um die Sache. Das unterscheidet mich von so manch anderem...
 

Auf jeden Fall finde ich beispielweise die Ausdrucksform in Hasis erstem Post schwierig. Nehmen wir mal deine vermeintliche Überlegenheit zur Kenntnis und sehen sie als Fakt. Warum bist du dann nicht in der Lage, eben diese konstruktiv zu nutzen und Tipps oder Verbesserungen vorzuschlagen. Man kann ja ruhig sagen, das einem das nicht gefällt, auch eindeutig. Aber warum auf diese Art?

Nur weil du in einem Forum im Netz anonym unterwegs bist, musst man ja nicht gleich die Umgangsformen einreißen lassen. Persönlich hättest du dich wahrscheinlich nie getraut, derartiges von dir zu geben. Warum auch? Ist halt unnötig.
Man muss nicht gleich beleidigt spielen, wenn jemand im Forum mal ein bissl krum kommt, das ist auch wahr.
Aber man muss es auch nicht übertreiben, wie du es tust. Mir ist es in Summe ziemich egal, so wirkt dein Gehabe teilweise wirklich so als nutzt du es, um dich von der vermeintlichen Masse abzuheben. Und das finde ich ein bisschen lustig.
 
Wieso? Ich habe schon genug "Masse" erlebt (besonders deutlich: im Urlaub, bei Fussballspielen, bei der Reise mit der Deutschen Bahn...), um festzustellen, daß es "die Masse" wirklich gibt (nur deswegen kann auch überhaupt die Kommerz- und Werbungsmaschinerie so gut funktionieren) und ich mich deutlich davon abhebe, so wie auch die meisten meiner Freunde / Bekannten.

Es ist eine der größten politisch korrekten Lügen (interessant: cui bono?), zu behaupten, daß es "Masse" nicht gebe und jeder doch ach so individuell sei.

Hier im Forum z.B. kann man sehr deutlich beobachten, was "Massengeschmack" ist und daß Leute, die ihm verfallen sind, nicht selten sich einbilden, es sei gar kein Massengeschmack, sondern sie seien ganz individuell.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wieso? Ich habe schon genug "Masse" erlebt (besonders deutlich: im Urlaub, bei Fussballspielen, bei der Reise mit der Deutschen Bahn...), um festzustellen, daß es "die Masse" wirklich gibt (nur deswegen kann auch überhaupt die Kommerz- und Werbungsmaschinerie so gut funktionieren) und ich mich deutlich davon abhebe, so wie auch die meisten meiner Freunde / Bekannten.

Es ist eine der größten politisch korrekten Lügen (interessant: cui bono?), zu behaupten, daß es "Masse" nicht gebe und jeder doch ach so individuell sei.
Beim Fußball, in der Bahn... Da bist Du Teil der Masse alleine durch Deine Anwesenheit.
 
Du weißt schon genau, was ich meine. Nicht die Tatsache, daß sie da sind, macht die Leute zur von mir gemeinten "Masse", sondern wie sie drauf sind.
 
Nicht die Tatsache, daß sie da sind, macht die Leute zur von mir gemeinten "Masse", sondern wie sie drauf sind.
Und genau da unterliegst Du einer Täuschung. Eine Masse ist eben nicht ein Individuum, sondern eine Masse. Man kann sich natürlich bewusst, unbewusst oder zwanghaft von jeglicher Art von Masse ausschließen, das hebt einen aber nicht von der Masse ab. Denn beschäftigt sich man genauer mit der Masse, schaut tief hinein, entdeckt man...genau: Lauter Individuen wie Du und ich, ein Menschlein völlig anders als das andere. Lediglich ein gewisser kollektiver Zusammenhalt oder eine zufällige Gemeinsamkeit, aus welchen Gründen und zu welchem Zweck auch immer, lässt eine Masse entstehen.
Und weil sich die Gründe zur Entstehung einer Masse ständig und immer wieder überschneiden, hebt sich keiner grundsätzlich von der Masse ab. Wir alle hier gehören ja schon mal zur Masse der Klavier-Interessenten, und ich bin sicher, es gibt noch wesentlich mehr Schnittpunkte.
Kurz: Das Gleiche was uns abhebt oder ausgrenzt, grenzt uns an anderer Stelle wieder ein.
 

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