Es muss nicht immer Tiersen sein ...

  • Ersteller des Themas Klavierix
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Doch ist es! Bestimmt sogar! :D

Es motiviert Abneigung :p

Auch das ist ok - sehr viele Jugendliche durchlaufen ohnehin in mancherlei Hinsicht Phasen der demonstrativen Ablehnung (alles, was Erwachsene gut finden, ist sowieso doof), und wenn durch uns hier noch ein paar dazukommen, die vernünftige Klaviermusik ablehnen, ist das sicherlich verkraftbar.

Spätestens so ab Mitte 20 stellt sich dann bei gesunden und einigermaßen gebildeten Homo sapiens eine entspanntere, aufgeklärtere, offenere Haltung gegenüber kulturellen Phänomenen ein... und wenn man dann sieht, wie blöd man damals war mit seinem "Protest-Geschmack", dann kann das sogar sehr förderlich sein - man fällt nicht mehr so schnell auf jeden Quatsch rein und hinterfragt aufkommende eigene Neigungen mehr.

Ob hingegen der gepamperte Jugendliche, dem alle Erwachsenen immer gesagt haben: "Priiiiima!", egal welchen Schrott er gerade spielte, dadurch mehr kulturelle Kompetenzen haben wird als der jugendliche Protesthörer / Protest-Gitarrenspieler, ist überaus fraglich.

LG,
Hasenbein
 
Auch das ist ok - sehr viele Jugendliche durchlaufen ohnehin in mancherlei Hinsicht Phasen der demonstrativen Ablehnung (alles, was Erwachsene gut finden, ist sowieso doof), und wenn durch uns hier noch ein paar dazukommen, die vernünftige Klaviermusik ablehnen, ist das sicherlich verkraftbar.

Spätestens so ab Mitte 20 stellt sich dann bei gesunden und einigermaßen gebildeten Homo sapiens eine entspanntere, aufgeklärtere, offenere Haltung gegenüber kulturellen Phänomenen ein... und wenn man dann sieht, wie blöd man damals war mit seinem "Protest-Geschmack", dann kann das sogar sehr förderlich sein - man fällt nicht mehr so schnell auf jeden Quatsch rein und hinterfragt aufkommende eigene Neigungen mehr.

Ob hingegen der gepamperte Jugendliche, dem alle Erwachsenen immer gesagt haben: "Priiiiima!", egal welchen Schrott er gerade spielte, dadurch mehr kulturelle Kompetenzen haben wird als der jugendliche Protesthörer / Protest-Gitarrenspieler, ist überaus fraglich.

LG,
Hasenbein
Tut mir Leid, ich kann mit dem Schubladendenken halt gar nichts anfangen...
 
Ich bin zwar grosser Beethoven usw. Fan, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Dramatik, die Beethoven in seine Klavierkompositionen reingebaut hat heutzutage, ausser Spezialisten, kaum noch jemand nachvollziehen kann oder will. Oder, wer liest heutzutage noch Aischylos.

Zu hasenbeins Häuservergleich finde ich, dass das von ihm favoritisierte linke Haus dann doch eher geschmacklich in Richtung Tiersen geht, und das rechte dann vielleicht eher mit Bartok verglichen werden könnte.

Rudl
 
Nicht ich habe in bezug auf das Threadthema "Schubladen" erdacht.

Sondern indem, wie ich weiter oben schrieb, extrem viele Teilnehmer hier
- schreiben, daß sie gerade was von Tiersen / Einaudi / Yiruma spielen oder spielen möchten bzw. als Lernziel haben
- wenn sie ein Video posten, dieses Musik enthält, welche aus dieser musikalischen Sparte kommt, sei es Fremd- oder Eigenkomposition

haben diese selber dafür gesorgt, daß jedem einigermaßen aufmerksamen Beobachter klar ist, daß wir es hier mit einem Modephänomen zu tun haben.
Ähnlich wie also "Gitarre" meist entweder mit "männlich-rockig" oder mit "Liedklampfe" assoziiert wird und daher von den meisten Spielern nur zu diesen zwei Zwecken gespielt und gelernt wird, hat sich heute der Memplex "Klavier = romantisch-poppige Musik" durchgesetzt. Andere Stile werden von den "Infizierten" als zu schwierig zu spielen, zu altmodisch oder als zu schräg angesehen.

Die "Schublade" des Ausschließlich-Tiersen&Co.-Klimperers existiert einfach ganz real, da muß man gar nichts ausdenken.

Neulich sah ich übrigens das Phänomen in geradezu überspitzter Reinkultur: Nach einem Jazzkonzert von uns (moderne Eigenkompositionen) kam ein ca. 15-17 Jahre altes Mädel an und fragte, ob sie auf dem Klavier noch ein bißchen spielen darf (Publikum war schon mehr oder weniger draußen, wir waren am Abbauen).
Aussehen: Dicklich, in Rosatönen gekleidet, geschminkt, Haare vermutlich blondiert, typischer etwas unfroher, unkommunikativer Teenie-Gesichtsausdruck. Ständig mit dem weißen Handy rumfummelnd. Ich WUSSTE, daß jetzt Tiersen oder Ähnliches kommen MUSSTE. So jemand KANN nicht etwas anderes spielen wollen, das ist einfach extrem unwahrscheinlich. Und so war es dann auch - 1) Comptine, 2) River Flows in You, beides in regungs- und gefühlloser Manier heruntergespielt; die Sechzehntelstelle der Comptine klappte natürlich nicht, das muß ich sicherlich nicht extra erwähnen :D

Ich habe darauf verzichtet, wie sonst so manches Mal zu fragen: "Schön - bei wem hast Du Klavierunterricht?" ...

LG,
Hasenbein
 
Wer das rechte Haus schöner findet als das linke, hat eindeutig einen schlechteren Geschmack als einer, der das linke vorzieht - oder?? Auch wenn man ihn dafür nicht "verurteilt"...
Vorsicht, Hasenbein! ;-). Bleib lieber auf vertrautem Terrain - Dein Ausflug in die Architektur könnte "schlüpfrig" werden. RudI hat recht: links steht ein ganz übles "Tiersen-Haus"! Aber solange Du mich nicht von der Qualität des Hauses links überzeugen willst, ist alles ok! ;-)
 
Ich habe NUR gesagt, daß das Haus links schöner ist als das rechte. Dies ist evident. Das rechte wurde ja sogar ganz offensichtlich ohne Bemühung um Schönheit gebaut, sondern ist einfach nur eine "Wohnschachtel". Links hat man sich zumindest Gedanken gemacht und Mühe gegeben, und das Anschauen des Hauses ist definitiv weniger langweilig als das des rechten, weil es viel abwechlungsreicher gestaltet ist - egal wie gelungen das Ergebnis nun aus Sicht eines Kenners sein mag.

Über die absolute Bewertung des linken Hauses - und darüber, ob es architektonisch / künstlerisch "bedeutsam" sei - ist damit noch gar nichts gesagt. (Habe das Bild ja einfach willkürlich aus der Google-Bildsuche rausgepickt.)

Dieses Beispiel habe ich ja genommen, weil es für jeden - auch den Nicht-Experten - deutlich ist und daher meine Fachkenntnis in Architektur eben keine Rolle spielt. Es gibt hier im Forum ja keinen, der ernsthaft das rechte Haus tatsächlich schöner findet; allenfalls welche, die sagen: "Halt, Hasenbein, es wäre ja jemand vorstellbar, der das rechte Haus schöner findet, weil..."

Es soll nur belegen, daß eben nicht alles "Geschmackssache" ist, sondern sehr wohl objektive Unterschiede existieren.

LG,
Hasenbein
 
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...

Es gibt aber auch in der Klassik Werke, wo man sich leise fragt, ob da nicht Papier und Tinte verschwendet wurden... im Falle Comptine & Co. war es zumindest nicht allzuviel Papier (?). Ich lasse es mal dahingestellt.

Ich kann es mehr als verstehen, daß einen Musik, die man nicht mag, ankotzt. Für mich kann das fast zur körperlichen Qual werden, so etwas ausgesetzt zu sein.

Modeerscheinung hin oder her - hasenbein, ich weiß nicht ob Du in real life auch Deinen Klavierschülern so blaue Augen verpaßt.

Auf jeden Fall gehört ein Stück weit solche Musik zu "ertragen" ganz einfach zu Deinem Job dazu. Oder?
 
Modeerscheinung hin oder her - hasenbein, ich weiß nicht ob Du in real life auch Deinen Klavierschülern so blaue Augen verpaßt.

Auf jeden Fall gehört ein Stück weit solche Musik zu "ertragen" ganz einfach zu Deinem Job dazu. Oder?

Das hat doch aber nichts mit der Ebene, auf der Rolf und ich hier argumentieren, zu tun!

NATÜRLICH "halte ich das aus", wenn jemand, ein Schüler oder jemand anders, Tiersen spielt!
Und NATÜRLICH sage ich zum Schüler nicht gleich: "Boah nee, das Stück darfst Du nicht spielen, das ist voll kagge!"

Ich habe ja auch immer wieder mal christliche Schüler (d.h. in aller Regel Schülerinnen), die gerne lernen wollen, ihre Christenpop-Lieder zu begleiten und mir erzählen, daß sie am Wochenende wieder mit ihrer "Lobpreis-Band" gespielt haben. Das halte ich ja auch aus, und ich sage denen NICHT, daß das alles Quatsch ist, woran sie da glauben, und die Lobpreis-Lieder geschmackloser Kitsch.

Trotzdem bin ich dieser Ansicht, und trotzdem ist diese Ansicht auch fundiert und nicht nur einfach "mein Geschmack".

Du mußt unterscheiden zwischen dem, was sozial und kommunikationstechnisch als "zweckmäßig" angesehen wird (z.B. weil man Menschen nicht vergrätzen will oder ihnen kein unnötiges Leid verschaffen will) und dem, was wirklich "wahr" ist. Siehe mein obiges Religions-Beispiel.

LG,
Hasenbein
 
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Ich habe NUR gesagt, daß das Haus links schöner ist als das rechte. Dies ist evident. Das rechte wurde ja sogar ganz offensichtlich ohne Bemühung um Schönheit gebaut, sondern ist einfach nur eine "Wohnschachtel"
Hasi, Du verhältst Dich gerade wie der typische Tiersen-Fan! Der sagt auch "Buhuhu, ich hab doch nur gesagt, dass Tiersen auch schön ist!" Glaub mir, das linke Haus ist (bestenfalls!!!) schöner im Sinne von Rosamunde Pilcher*** - aber das wars auch schon. Dem rechten Haus fehlt zwar das "liebevolle Finish" - ansonsten hat es eine wesentlich bessere Struktur und einen ausgeprägteren Gestaltungswillen, mehr Präsenz als das "Tiersen-Haus". Dein Schönheitsempfinden mag Dir anderes sagen - nur spielt das hier keine Rolle. Genausowenig wie das Schönheitsempfinden der T-Fans ein Rolle sielt, wenn es um Gestaltungshöhe in der Musik geht. Wem das rechte Haus spröde vorkommt oder nüchtern und kalt - der hats dann - musikalisch übersetzt - eben weniger mit Bartok. Da lag RudI schon richtig.

*** Nein, da tu ich der guten Unrecht. Das "schöne" Haus ist ein aufgemotztes Möchtegernstückchen, das seinerzeit von schlechten Handwerkern ohne Sinn für Proportionen gebaut wurde und von Investoren im Hinblick auf Mieterträge aufgehübscht wurde. Es hat keine höhere Qualität als ein Plattenbau - außer dem historisierenden Schnickschnack, der eine hochwertige, heile Welt vorgaukeln soll, wo nie eine war. Fehlen nur noch die Butzenscheibchen ...
 
ich sage denen NICHT, daß das alles Quatsch ist, woran sie da glauben, und die Lobpreis-Lieder geschmackloser Kitsch. Trotzdem bin ich dieser Ansicht, und trotzdem ist diese Ansicht auch fundiert und nicht nur einfach "mein Geschmack".

Ich bin ganz eurer Meinung, daß TEY (Tiersen/Enaudio/Schlagmichtot...) von einer vergleichsweise geringen kompositorischen Qualität ist. Und daß man - als erfahrener Musikhörer - geneigt ist, von solchen Dingen daher dann eher Abstand zu nehmen.

Und NATÜRLICH sage ich zum Schüler nicht gleich (...) und ich sage denen NICHT, daß das alles Quatsch ist, was

Jetzt versteh' ich Dich ein wenig besser...!

Gruß, Dreiklang
 
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Also ich werde heute hoffentlich mit meinem neuen Krimi anfangen.
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Der steht nicht weit entfernt vom "Zauberberg"......................... ähem.....................:oops: . :D

Es ist vollkommen klar, dass meine Krimisammlung Belletristik ist und dass dieses Genre in keinster Weise künstlerisch und qualitativ an die bedeutenden Werke der großen Dichter und Denker heranreicht. Ich bin da überhaupt nicht beleidigt, wenn man mir das sagt, denn so ist es einfach!

Ich freu mich aber, dass es gute Krimis gibt, denn sie unterhalten mich und ich stürze mich kopfüber in das Buch.
leseratte2.jpg
Ich muss mich auch nicht anstrengen, es zu lesen! Für mich ist dieses Genre also absolut wertvoll, allerdings würde ich nicht behaupten, dass mein Krimi die gleiche literarische Qualität hat wie Goethes Werther und alles nur Geschmackssache sei.

Ich möchte mich auch für meine Vorliebe nicht rechtfertigen und jedesmal hören müssen, was ich da bloß lese. Wenn ich aber natürlich in einem literarischen Forum für die literarische Qualität von Krimis plädiere, muss ich mich andererseits nicht wundern, wenn ich da Kritik ernte.

Leben und leben lassen, aber eben auch wissen, was man gerade tut.

Liebe Grüße

chiarina
 

Hasi, Du verhältst Dich gerade wie der typische Tiersen-Fan!
und wenn Hasenbein, ohne dass das irgendwas an seiner Argumentation ändert, nun die Bilder austauscht (also plausiblere Beispiele für das einfache Faktum, dass Geschmack nicht gleich Geschmack ist, auswählt:D:D), also links eine originale Jugendstilvilla und rechts einen typischen Plattenbau aus finstersten DDR-Zeiten: würdest du dann dieselbe Kritik formulieren? ;)...
 
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Fisherman, Du bist Architekt? Hört sich ganz so an...

Ich bleibe dabei. Wie die allermeisten Menschen möchte ich, wenn ich in meiner Wohnung aus dem Fenster schaue, 1000x lieber auf den "Pilcher-Bau" links schauen, der freundlich und einladend wirkt, als auf den sachlich-sozialistischen Bunker (das Haus sieht nun mal aus wie ein Bunker!) rechts.

Man kann alles zurechttheoretisieren; das haben Architekten ab dem 20. Jahrhundert ja auch reichlich getan und uns eine Fülle häßlicher, menschenfeindlicher Innenstädte und Wohnsiedlungen gebracht. Die 50er, 60er und 70er Jahre waren nun mal die Zeit der unverzeihlichen Bausünden. Alles voll mit rechteckigen, schmucklosen Betonklötzen.

Wohnhäuser aus dem 18./19. Jahrhundert mit ihren ach so pilcherigen Ornamenten sorgen auch heute noch für wohnlich wirkende Viertel und werden allgemein als erhaltenswert angesehen; ein Viertel aus Häusern wie auf dem Bild rechts hingegen wird man in 100 Jahren ganz gewiß nicht als besonders erhaltenswert betrachten.

LG,
Hasenbein
 
Ich muss mich auch nicht anstrengen, es zu lesen! Für mich ist dieses Genre also absolut wertvoll, allerdings würde ich nicht behaupten, dass mein Krimi die gleiche literarische Qualität hat wie Goethes Werther und alles nur Geschmackssache sei.
na das ist doch genau die richtige Haltung :kuss: --- und die steht vernunftmäßig in sehr krassem Gegensatz zu mit buhu vorgebrachtem Blödsinn a la "aber Comptine ist auch Musik, männo, wie Mozart und außerdem musses ja nicht immer komplex oder so sein"... :D:D:D
 
Überdies entspricht von der Kompositionsweise her (und die scheint für Dich, Fisherman, ja am relevantesten) sehr wohl das rechte Haus mehr der Tiersen-Musik, da hier aus simpelsten, klötzchenartigen, ausschließlich rechteckigen Elementen gebaut wurde; das linke Haus hingegen ist viel zu abwechlungsreich, als daß man es mit etwas Blockartigem wie der Comptine vergleichen könnte. Meinetwegen mit Salonmusik aus dem 19. Jahrhundert oder so.

LG,
Hasenbein
 
Alles Karl, und die Erde ist ne Scheibe und der Mond n Käse.

Hm, lieber Stephan, ich sprach ja von meiner Krimisammlung sowie in dem Zusammenhang von Belletristik und ich bin mir ganz sicher, dass meine Krimisammlung nicht in ihrer literarischen Qualität an Goethes Werther oder den Zauberberg heranreicht! :D

Und auch generell würde ich das für Krimis im Bereich Belletristik sagen. Es sei denn, du definierst Belletristik anders, als es im Sprachgebrauch heute üblich ist.

Liebe Grüße

chiarina
 
Und auch generell würde ich das für Krimis im Bereich Belletristik sagen.
z.B. Dostojewskis "Schuld und Sühne", Dürrenmatts "der Richter und sein Henker" sind durchaus auch "Kriminalromane" - aber das heißt nicht, das deswegen Tiersen ein Dostojewski wäre :D
Kunstlied und Schlager können dieselbe formale Anlage haben (Strophen, Refrain) - aber selten steigt ein Schlager zum Kunstlied empor :D

...aber schon klar, du meintest weniger Dostojewskis als sowas wie Lesetatort oder Lesederrick :):D
 
Ja, aber jetzt klärt mich doch mal auf:

Gehört Dostojewski etwa zur Belletristik??? :shock::shock::shock:
 

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