Das erste Mal...

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Harald100

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Hi, ich spiele demnaechst das erste Mal vor Publikum. Welche Moeglichkeiten gibt es denn da, die Nervositaet zu unterdruecken ? Spiele erst anderthalb Jahre und das Stueck ist die Prelude 28/4'vom Chopin..

Gruss Harald
 
Welche Moeglichkeiten gibt es denn da, die Nervositaet zu unterdruecken ?


Lieber Harald,

keine! :p

Und das macht auch nichts. Es ist völlig normal, nervös zu sein - spiel einfach mit Nervosität! :) Auch wenn sich die Hände vielleicht kalt und feucht anfühlen - das geht alles!

Viel wichtiger ist die Vorbereitung darauf! Kannst du jede Hand einzeln spielen (klappt nämlich nicht immer)? Kannst du bei allen möglichen Stellen direkt anfangen (z.B. bei jedem Takt - so baust du dir ein Sicherheitsnetz, dass dich abfedert, solltest du dich mal verspielen). Kennst du den Aufbau des Stücks (Phrasen, Form, Harmonik wenigstens bei Phrasenanfängen und besonderen Stellen)?

Nimm Verspieler nicht wichtig - es kommt darauf an, dass du die Stimmung des Stückes triffst und die Hörer berührst. Atme, bevor du dran bist, ein paarmal tief und langsam in den Bauch ein und wieder aus - das beruhigt. Bevor du spielst, stell dir den Anfang klanglich vor, so dass du schon gedanklich "im Stück" bist, bevor du anfängst. Akzeptiere, dass es sich das Spielen anders anfühlt als zu Hause, dass man unsicher ist. Versuche, der Musik zuzuhören , das ist das Allerwichtigste! Du bist nicht allein auf der Bühne, das Instrument und das Stück sind bei dir und letztlich geht es nur um das Stück. Versuche es, zu genießen! Und stell dir zu Hause vorher die Vorspielsituation vor, mach dich richtig nervös, spiele Verwandten und Freunden vor.

Freu dich drauf, trotz aller Nervosität dein Stück mit dem Publikum teilen zu dürfen! Gemeinsam erlebt ihr die Musik!

Viel Spaß dabei und viel Erfolg, du kannst auch mal in anderen Fäden schauen, z.B. hier

https://www.clavio.de/forum/klavier...penfieber-auswendigspielen-notenlesen-co.html

chiarina
 
Viel wichtiger ist die Vorbereitung darauf!
Zu dem Tollen(!), was chiarina geschrieben hat, noch was praktisches: Mal extrem langsam spielen (dann ist die Fingerautomatik lahmgelegt und mehr das Bewußtsein gefordert) und von hinten anfangend jeweils einen Takt/eine Phrase weiter vorwärts zu spielen beginnen (so trainiert man den Wiedereinstieg).

Viel Erfolg beim "Kurve kriegen" ;-) !
 
Zustimmung meinen Vorrednern. Und: genieß' es! Dreh' den Spieß innerlich um, und denk' dir, dass das Publikum jetzt nicht weg kann und dir zuhören muss, du kannst dir also alle Freiheiten nehmen, die du magst *g* Also mir hilft das sehr, weil ich dann nicht das Gefühl habe, ich müsste jetzt Vorgaben erfüllen, sondern ich kann jetzt machen, was ich will, und keiner kann im Rahmen der Höflichkeit einschreiten :D Das ist super!
 
Hi, eure Tips sind echt sehr wertvoll. ich glaube man muss in der Tat die Einstellung mitbringen, das man NICHT allein ist sondern das Instrument hat... LG Harald
 
@ Rebecca: DAS ist mal ein geiler Vorschlag. Den habe ich noch nie gehört - aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er 1a funzt! Merci! Ich werde ihn sofort anwenden.

@Harald: Darf ich Chiarina noch ergänzen, weil das oft falsch gemacht wird (auch von mir): Nicht TIEF einatmen und AUFPUMPEN! Sondern IN DEN BAUCH atmen (ja, ich weiß, da geht die Sixpack-Optik den Bach runter)! Dabei die Schultern entspannt hängen lassen!!!! Kontrolliere Deinen Mund! Lass den Unterkiefer (bei geschlossenem Mund! ;-)) hängen und die Zunge entspannt liegen, auch wenns sch... aussieht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Darf ich Chiarina noch ergänzen, weil das oft falsch gemacht wird (auch von mir): Nicht TIEF einatmen und AUFPUMPEN! Sondern IN DEN BAUCH atmen (ja, ich weiß, da geht die Sixpack-Optik den Bach runter)! Dabei die Schultern entspannt hängen lassen!!!! Kontrolliere Deinen Mund! Lass den Unterkiefer (bei geschlossenem Mund! ;-)) hängen und die Zunge entspannt liegen, auch wenns sch... aussieht.

Lieber fishi,

wenn mich meine blinden Augen nicht täuschen, habe ich auch "in den Bauch" geschrieben. :p :kuss: Es ist aber auch genau richtig, wie du's beschreibst! Sehr hilfreich kann auch sein, eine Hand auf den Bauch (nicht Magen, sondern Unterbauch :p ) zu legen und sich vorzustellen, in die Hand zu atmen. Beim Einatmen wölbt sich Bauch und Hand wie ein aufgepusteter Luftballon nach außen, beim Einatmen wird der "Luftballon" wieder klein. Klappt das im Sitzen nicht, empfiehlt es sich sehr, es auf dem Rücken liegend zu probieren - klappt immer!

Liebe Grüße

chiarina
 
Chiarina, ich wollte Dich auch nicht verbessern, sondern "verstärken". Mir waren nur die Schultern und der Mundraum als Hilfe wichtig. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Konzentration auf die Bauchatmung oft mit "harten" Schultern einhergeht.
 
Hallo Harald,

hast du schon dein Konzert gegeben?

Nicht die Nervosität unterdrücken!

Das ist ein Trugschluss. Die holt dich wieder ein.

Lass sie kommen, fühle sie bewusst, und dann mach "Teamwork" mit dieser Nervosität.

Der Witz ist, versuchst du die Angst wegdzudrücken, holt sie dich spätestens auf dem Podium ein, überfällt dich regelrecht und hat dich im Griff.

Du sollstes also bewußßt deine Angst spüren und dann mit ihr "Zusammen arbeiten", im Sine von "wir machen das jetzt gemeinsam"-die Angst kann auch ein guter Motor sein, es ist wie Seiltanzen-die Kontrolle nicht abgeben, sondern fühlen wo sie steckt, diese Nervosität (im Bauch? Im Nacken?) und zulassen-.

Dann kann sie da sein ohne dich zu behindern.

Große Kunst, wie ich finde! Und eine sehr spannende Erfahrung.

Liebe Grüße

Sweetchocolate, die leider sehr unter Bühnenangst gelitten hat-aber immer daran gearbeitet hat
 
Hallo Harald,

auch von mir die Frage: "War der große Augenblick, denn nun schon da?" Ich hätte gerne Deine Erfahrung geteilt, da ich auch im Juli, nach 1 1/2 Jahren Klavierunterricht auch vor dieser Hürde stehen werde da mein Klavierlehrer meint ich müsste Ihn als
seinen Klavierschüler beim Schülervorspielen vertreten, bzw. möchte er mich dort ins Rennen schicken :-) und das mit nun knapp 44 Jahren. Meine größte Angst ist, dass mich die "Kleinen" an die Wand spielen.

An alle anderen die bisher hier gepostet haben, vielen lieben Dank für die vielen Tipps!!! Drückt auch mir die Daumen!!!

Klavierandi
 
Meine größte Angst ist, dass mich die "Kleinen" an die Wand spielen.

An alle anderen die bisher hier gepostet haben, vielen lieben Dank für die vielen Tipps!!! Drückt auch mir die Daumen!!!

Lieber Klavierandi,

ich drück dir ganz kräftig die Daumen! Falls es hilft: für Kinder ist es auch unter pädagogischen Gesichtspunkten eine gute Erfahrung, dass Erwachsenen auch nicht alles so leicht fällt, dass auch sie üben müssen, nicht alles gleich können und Schwierigkeiten haben.

Alles Gute und liebe Grüße

chiarina
 

So, jetzt mal der Erfahrungsbericht: Kurz gesagt, etwas enttaeuschend.. Mein Problem war, dass ich auf dem Fluegel noch NIE gespielt habe und es ist halt nicht mein Klavier. Das wirkt sich dann so aus, dass man nachdenken muss waehrend des Spielens und dann ist es schon zu spaet.. habe also 2-3 Haenger gehabt. Das waere nicht so gewesen, wenn ich das Stueck unmittelbar davor 5 od 6 mal haette ueben koennen. Die Grundnervositaet war naemlich nicht sehr ausgepraegt. Als ich allerdings an dem Fluegel sass, dachte ich "was ist das denn ?? Die Tasten sind janganz anders.. Und dann ist der Autopilot weg, mann muss nachdenken und schon passierts.. Empfehlung daher: Vorher auf dem selben Instrument ein paar mal ueben.. Gruss Harald
 
Hallo Harald,
genau dieser Gesichtspunkt ist mir die Tage auch durch den Kopf gegangen! Danke für den Tipp ich werde also versuchen ein paar Minuten an dem "unbekannten" Klavier oder evtl. Flügel zu proben! Es ist ja schon jede Woche was Neues vom eigenen Klavier auf den kleinen Flügel im Unterricht umzusteigen.
Nach dem 14.07. bin ich dann wieder ein kleines Stückchen "lebensweiser" :-)

Und nun muss ich wieder an meinem "Bach Adagio 974 BWV" feilen, welches mir mein Klavierlehrer vor zwei Wochen als Vorspielwunsch auf das Auge gedrückt hat.

Grüße
Klavierandi
 
Zitat von Dreiklang;247928 sehen so die Albträume von Berufsmusikern aus?? :D Oder vielleicht ein Horrorfilm für Berufspianisten?? :) (siehe auch -> [url:
https://www.clavio.de/forum/sonstiges/11036-klavierische-albtraeume.html[/url])

ich glaub es war Badura-Skoda der mal erzählte,dass er sich während eines Konzertes beim Spiel an einem Finger so verletzte(irgendo hängen geblieben wahrscheinlich),dass am Ende die ganze Klaviatur blutig war :-)
 
Hallo zusammen,
nachdem ich ja nun am 14.07. auch das erste Mal vor Publikum spielen durfte, wollte ich kurz meine Erfahrung berichten.
Harald hat ja schon den wertvollen Tipp gegeben unbedingt zu versuchen an dem fremden Klavier/Flügel vorher ein paar Takte zu spielen um das "fremde" Instument ein wenig einschätzen zu können. Das habe ich dann natürlich auch gemacht und konnte so zumindest das "fremde" Gefühl dahingehend im Zaum halten. Vielleicht lag es aber auch daran dass es auch ein Yamaha Klavier war, und ich zu Hause auch auf einem Yamaha spiele! Im Vorfeld an diesem Tag war ich erstaunlicherweise kaum merklich nervös da ich wusste ich bin gut vorbereitet. Dann war der große Augenblick da und ich setzte mich ans Klavier ohne die erwartete Nervosität, allerdings spürte ich in meinen Armen eine unglaubliche Schwere, welche man in den ersten Takten deutlich hört. Da meine Frau mich mit der Videokamera natürlich festhalten musste, konnte ich dies im Nachhinein sehr schön analysieren. Erst ab dem Punkt an dem ich das Publikum, die ungewohnte Situation und das Stück selbst ein wenig aus meinem Kopf ausgeblendet hatte, merkt man wie ich befreit aufgespielt habe. Es war eine sehr schöne Erfahrung und ich kann nur allen Schülern raten diese Gelegenheiten zu nutzen, auch wenn ich im Vorfeld oft gesagt habe dass ich mir diesen "Stress" kein weiteres Mal zumuten werde. Mittlerweile freue ich mich schon auf das kommende Jahr und bin am überlegen mit was ich dann meine Zuhörer quälen könnte.
Also, nur Mut auch wenn der Eine oder Andere Ton nicht so rüberkommt wie man es sich selbst wünscht.
Es war einfach nur schön!!!

LG
Klavierandi
 

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