Yann Tiersen

  • Ersteller des Themas ChrisSilver
  • Erstellungsdatum

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
ChrisSilver

ChrisSilver

Dabei seit
31. Mai 2008
Beiträge
753
Reaktionen
15
Hallo,

ich lese sehr oft Yann Tiersen oder "die fabelhafte welt der amelie". Ich habe nichts davon gespielt. Igendjemand hat irgendwo geschrieben (im Forum glaub ich nicht), dass sich vieles einfach immer nur wiederholt, und das die stücke deshalb "einfach" sind.

irgendwie bin ich bald aber doch versucht, selbst musik nach tiersen zu machen.

Meine aufrichtige Frage: Was findet ihr so faszinierend an tiersens stücken?
Würde mich gerne begeistern lassen

Lg
Chris
 
Meine aufrichtige Frage: Was findet ihr so faszinierend an tiersens stücken?

Nichts. Es ist nur harmonisch-emotionales Gedudel, das mich nicht bereichert.

Das Schöne bei der ganzen Sache ist, dass jeder, der schon mal ein wenig Theorieunterricht hatte, solche armen Komposititionen schreiben könnte. Meistens ist bei diesen "Komposititionen" nicht mal eine Melodie vorhanden, es ist einfach nur blinde Harmonie, die sich wiederholt. Es sind sehr einfache Motive, sich ständig wiederholen, keine Abwechslung in dieser Musik. Komisch überhaupt, das jemand so eine Art von Musik gut finden kann.
 
:cool:
Das Schöne bei der ganzen Sache ist, dass jeder, der schon mal ein wenig Theorieunterricht hatte, solche armen Komposititionen schreiben könnte. Meistens ist bei diesen "Komposititionen" nicht mal eine Melodie vorhanden, es ist einfach nur blinde Harmonie, die sich wiederholt. Es sind sehr einfache Motive, sich ständig wiederholen, keine Abwechslung in dieser Musik. Komisch überhaupt, das jemand so eine Art von Musik gut finden kann.

Worum gehts hier? Präludium C-dur aus dem Wohltemperierten Clavier? :rolleyes:
 
Das Schöne bei der ganzen Sache ist, dass jeder, der schon mal ein wenig Theorieunterricht hatte, solche armen Komposititionen schreiben könnte.

Das ist ein fataler Irrtum. Ich höre so was öfter, meist von Leuten, die etwas "intellektuellere" Musik mögen. Aber kaum einer bringt solche einfachen Melodien zusammen, die dann Millionen von Leuten begeistern. Wenn ich an Rockmusik denke kann man durchaus verwundert sein, was mit 3 Akkorden möglich ist. Und nur weil es nicht anspruchsvoll ist, ist es doch nicht schlecht. Für mich hört sich das oft nach Neid an. Oder eine Frustration, dass die Musik, die man für besser hält, so wenig Anklang findet. Es stellt sich für mich die Frage, wo und wie man einen Maßstab ansetzt. Ist Musik gut, wenn sie vielen gut gefällt? Oder gut, wenn sie möglichst anspruchsvoll (meist "kompliziert") ist? Die Kritiker einfacher Musik setzen aus meiner Sicht viel zu sehr "Ihren" Maßstab an. Sie vergessen dabei, dass es Komponisten gibt, die es schaffen, mit minimalen Mitteln die Herzen der Menschen zu berühren. Wer meint, solche Melodien zu komponieren wäre einfach, den laden wir ein, beim nächsten Komponierspiel zumindest mal das Forum zu begeistern. Müsste ja vergleichsweise einfach sein im Vergleich zu den Verkaufszahlen von Yann Tiersen.

Grüße
 
Ich kenne bisher kaum Stücke von Yann Tiersen. Eigentlich nur Comptine d'un autre été aus der Fabelhaften Welt der Amelie.

Ich weiß auch nicht, was an dieser Musik so faszinierend ist. Auch wenn ich mich für Bach begeistern kann (auf intellektuelle Weise), so reißt mit seine Musik normalerweise nicht beim ersten Hören emotional vom Hocker (und wenn, dann sind es meist kleine Motive, die richtig stimulierend wirken). Dieses Stück von Yann Tiersen dagegen hat mich schon beim ersten Hören tief bewegt, gerade, wenn man es mit mit einer solch herzzereißenden Geschichte unterlegt ist (oder die Geschichte mit ihm? :rolleyes:)

Meistens ist bei diesen "Komposititionen" nicht mal eine Melodie vorhanden, es ist einfach nur blinde Harmonie, die sich wiederholt. Es sind sehr einfache Motive, sich ständig wiederholen, keine Abwechslung in dieser Musik. Komisch überhaupt, das jemand so eine Art von Musik gut finden kann.

Ist doch eher interessant, dass gerade einfache Motive, die nur aus der Harmonie heraus entstehen und sich wiederholen, so schnell begeistern können.

Zur Schwierigkeit kann ich soweit nur zu Comptine d'un autre été etwas sagen: Die ersten vier Takte in der linken Hand (bevor die Melodie einsetzt) wiederholen sich das gesamte Stück hindurch, sie verändern sich nie. Die rechte Hand ist (mit dem Emotional-Pedal gebunden, was bei der Akkord-Begleitung aber kein harmonisches Problem darstellt) auch einfach, bis auf eine Stelle (die schnelle Sechzehntelpassage), die ich rhythmisch etwas anspruchsvoll finde - wobei ich solche Rhythmen auch noch nicht wirklich gewöhnt bin (Achtelbegleitung in der linken Hand, Sechzehntel in der rechten, wobei jede dritte Sechzehntel betont wird). Ein weiterer Punkt: Die Melodie wird zu 90% wiederholt (bis auf den melodielosen Anfang und den Schluss identisch), einfach eine Oktave höher. Kann man also das halbe Stück, kann man das ganze Stück.

:cool:

Worum gehts hier? Präludium C-dur aus dem Wohltemperierten Clavier? :rolleyes:

Einfach nur genial, Haydnspaß! :D
 
"Das Schöne bei der ganzen Sache ist, dass jeder, der schon mal ein wenig Theorieunterricht hatte, solche armen Komposititionen schreiben könnte." (Ubik)
"Das ist ein fataler Irrtum." (Fabian Raschke)

Daß das ein Irrtum sei und ein fataler obendrein, ist ein Irrtum. Natürlich hat Ubik recht. Nur: jeder, der einen gewissen Anspruch an sich hat, schreibt so etwas eben gar nicht erst auf. Richtig ist, daß es schwierig ist, einfach zu schreiben, und noch schwieriger genau zu benennen, warum etwas gut oder schlecht ist. Nicht selten haben gerade jene Stücke Erfolg und erscheinen dem Mehrheits-Publikum als gut, die von den Schöpfern selber als eher beiläufig betrachtet wurden -- vielleicht typischstes Beispiel: Ravel's Bolero. Und nicht selten erscheinen Werke als einfach, die in Wahrheit meisterhaft und kompliziert gemacht sind -- vielleicht typischstes Beispiels: Bachs erstes Präludium aus dem WTK. Letzteres ist eingängig, scheint nur ein paar Harmonien aneinander zu reihen und völlig unkompliziert zu sein. Wer genauer hinsieht und ein bißchen was von Musik versteht, wird schnell bemerken, daß es erstens das Kunststück fertig bringt, einen konsequent fünfstimmigen Satz zu schreiben (was nicht ganz einfach ist, wie jeder Harmonielehre-Student bezeugen kann), daß es ausgesprochen gut klingt und daß es eine wohldurchdachte architektonische Struktur hat. Zudem ist es in seiner scheinbaren Einfachheit originell. Bach hätte sich geschämt dafür, ein Yann-Tiersen-Gedaddel überhaupt nur aufzuschreiben.

Wenn man 14 ist, darf man das aber gerne trotzdem mögen und genießen und emotional finden. Mit 16 sollte man allmählich differenzierter hören, und mit 18 sollte man diesem pubertärem Musizieren entwachsen sein, sonst hat man das musikalische Erwachsenwerden irgendwie verpaßt.
 
Wenn man 14 ist, darf man das aber gerne trotzdem mögen und genießen und emotional finden. Mit 16 sollte man allmählich differenzierter hören, und mit 18 sollte man diesem pubertärem Musizieren entwachsen sein, sonst hat man das musikalische Erwachsenwerden irgendwie verpaßt.

Heißt das, dass man mit steigender Musikerfahrung höhere Ansprüche haben muss und einfachere Musik einen nicht mehr berühren darf? :confused:

Nur weil man auch anspruchsvollere Musik hört, muss man Begeisterung für einfachere Musik doch nicht gleich als fehlgeschlagenes musikalisches Erwachsenwerden bezeichnen.
 
Heißt das, dass man mit steigender Musikerfahrung höhere Ansprüche haben muss und einfachere Musik einen nicht mehr berühren darf? :confused:

Ich glaub kaum, daß es hier um anspruchsvoll und weniger anspruchsvoll geht.

Es geht darum, daß Leute Probleme mit Gefühlen haben.

Und ja, ich schreib es noch einmal: das ganze "nicht so viel Pedal!", "ja nicht vom Metronom abweichen!" und ähnliche Pedanterien haben alle denselben Grund.

Dazu noch ein Zitat - nicht von einem Pianisten, aber von einem Sänger, Thomas Quasthoff:

Quasthoff: Ich glaube, das wahre Problem ist die Angst sehr, sehr vieler Menschen, Gefühle zuzulassen und zu zeigen. Wer singt, öffnet sein Herz. Aber überlegen Sie mal: Was ist heute das heißeste Wort unter jungen Leuten? "Cool" - ein furchtbares Wort. Kälte, Abstand, Unbeteiligtsein als Lebensprinzip. Schlimm. Der vielgerühmte Regisseur Bob Wilson hat in einem Interview gesagt, dass er es hasse, wenn er auf den Gesichtern der Sänger Emotionen sieht. Ja, verdammt noch mal, warum machen wir dann das ganze Theater! Mit so einem wie Wilson könnte ich nicht eine Minute zusammenarbeiten.

SPIEGEL: Beobachten Sie bei der jungen Generation auch als Gesangslehrer eine Gefühlsblockade?

Quasthoff: Und ob! Es wird, scheint mir, immer schwerer, die Panzerung aufzubrechen, unter der sich viele junge Lernende bedeckt halten. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich in meinen Konzerten an die Grenzen der Emotionalität gehe.


Das Interview
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Worum gehts hier? Präludium C-dur aus dem Wohltemperierten Clavier? :rolleyes:
:D
Meine aufrichtige Frage: Was findet ihr so faszinierend an tiersens stücken?
Ich glaube es ist die Einfachheit mit der die Stücke geschrieben sind. So etwas zu analysieren ist nun wirklich nicht schwer. Die Melodien sind auch recht einfach gestaltet und sie gehen leicht ins Ohr. Außerdem wiederholt sich auch immer sehr viel, ob wie bei L´apres midi einfach die ganze Zeit die Begleitung oder auch die Melodie (oder sogar schon Motive) (Oktave höher). Mein ehemaliger Musiklehrer hat jedenfalls gesagt, dass Wiederholungen beim Hörer gut ankommen, weil er einfach weiß wie es weiter geht und dieses Wissen unbewusst Glücksgefühle auslösen soll.
Wie man behaupten kann, dass es einfach sei so etwas zu komponieren versteh ich nun wieder nicht. Wenn es wirklich so einfach ist würde ich es gerne mal demonstriert haben. ;)
Genauso wenig verstehe ich, dass einem mit zunehmder musikalischer Reife solch einfache Musik nicht gefallen soll/darf. Nur weil es so "einfach" ist!?
Ich finde viel Stücke von zum Beispiel Mozart haben auch oft ganz einfach Melodien und Begleitungen. Diese sind dann auch oft ziemlich zugänglich; man weiß einfach sofort um was es geht. Nur schein es bei Yann Tiersen noch eine Spur einfacher zu sein, aber nicht unbedingt mit schlechterem Ergebnis.
Die Melodien bei Yann Tiersen sind einfach, aber verfehlen nicht im Zusammenspiel mit der Begleitung ihre emotionale Wirkung. Dass zum Beispiel eine Chopin Ballade komplexer im Aufbau und auch schwerer zu verstehn ist, ist wohl klar, aber es ist einfach beides auf seine Weise schön.

Ich jedenfalls höre und spiele es recht gern. Ist auch immer mal gut erst was einfaches mal zum Einspielen am Klavier zu spielen, anstatt mit irgendwelchen komplexen technischen Übungen zu beginnen.

Lg bechode
 

Nur: jeder, der einen gewissen Anspruch an sich hat, schreibt so etwas eben gar nicht erst auf.

Glaubst Du das wirklich? Es gibt so viele gute Musiker, die finanziell herumkrebsen. Denkst Du wirklich, dass diese Musiker lieber blöde Nebenjobs annehmen statt diese "einfachen" Werke zu erstellen, nur um Ihrem Anspruch gerecht zu werden? Das ist doch eine Utopie...

Grüße
 
Endlich wieder einmal ein richtig interessanter Gedankenaustausch!
Meine bescheidene Meinung dazu aus Zeitgründen später!

Kabolsky
 
Hallo,

ich möchte da mal dezent auf das Thema F-D-G-A vom Workshop verweisen, dort hat MaBa ein Stück komponiert, das einfach ist und trotzdem total faszinierend ist, einfach weil es einfach die Gefühlsebene vieler Menschen berührt.

MaBa's Komponierspielthread

Musik ist doch vorallem dazu da, um Dinge auf der Gefühlsebene darzustellen, das was der Komponist fühlt, wandelt er um damit es in seiner Musik zum Ausdruck kommt.

Zudem hat jeder Mensch eine andere Art "Tür" durch die diese Gefühlswelt erreicht werden kann, das spiegelt dann den Musikgeschmack wieder.
Was den einen in Träume versetzt, lässt einen anderen die Beine in die Hand nehmen.

"Einfach" oder "Anspruchsvoll" spielt in da eigentlich keine Rolle mehr.

Manchmal spiel ich auf dem Digi einfach nur C-Dur Akkorde, kreuz und quer, total einfach, klingt aber gut :D.

Liebe Grüße
Pflaume
 
Wer genauer hinsieht und ein bißchen was von Musik versteht, wird schnell bemerken, daß es erstens das Kunststück fertig bringt, einen konsequent fünfstimmigen Satz zu schreiben (was nicht ganz einfach ist, wie jeder Harmonielehre-Student bezeugen kann), daß es ausgesprochen gut klingt und daß es eine wohldurchdachte architektonische Struktur hat.

Genau! Niemand war im Stande so gut mehrstimmige Sätze zu komponieren wie Bach, ohne dabei irgendwelche Kontrapunktregeln zu verletzen.

Nur: jeder, der einen gewissen Anspruch an sich hat, schreibt so etwas eben gar nicht erst auf.

Interessanter Gedanke! Ich versuch gelegentlich auch manchmal was zu "komponieren", aber es scheitert einfach daran, dass ich nicht zufrieden mit dem bin, was ich gemacht habe. Das liegt dann wiederum daran, dass mir meine "Komposition" zu selbstverständlich, zu einfach und zu durchschaubar ist.

Ich finde viel Stücke von zum Beispiel Mozart haben auch oft ganz einfach Melodien und Begleitungen.

Kann sein, dass ich deswegen Mozart nicht so gerne höre.

Glaubst Du das wirklich? Es gibt so viele gute Musiker, die finanziell herumkrebsen. Denkst Du wirklich, dass diese Musiker lieber blöde Nebenjobs annehmen statt diese "einfachen" Werke zu erstellen, nur um Ihrem Anspruch gerecht zu werden?

Ich denke doch. Denn ein guter Musiker liebt Musik, er könnte eigentlich gar nicht anders. Da muss ich mich an Jimi Hendrix erinnern, der dazu gezwungen wurde, bestimmte Stücke zu spielen, man sieht ja was am Ende aus diesem Zwang geworden ist.

ich möchte da mal dezent auf das Thema F-D-G-A vom Workshop verweisen, dort hat MaBa ein Stück komponiert, das einfach ist und trotzdem total faszinierend ist, einfach weil es einfach die Gefühlsebene vieler Menschen berührt.

Das ist überhaupt nicht mit Yann Tiersen zu vergleichen. MaBa verwendet wenigstens interessante Akkorde, die das Stück zu etwas besonderem machen. Und das Thema ist auch nicht so simpel wie bei Yann Tiersens Stücken.

Musik ist doch vorallem dazu da, um Dinge auf der Gefühlsebene darzustellen, das was der Komponist fühlt, wandelt er um damit es in seiner Musik zum Ausdruck kommt.

Soso, wenn ein gewisser Yann Tiersen Geld machen will, dann komponiert er einfach minimal ideenreiche Stücke. Es ist nicht immer so, dass ein Komponist seine Gefühlswelt mit Musik ausdrücken will, aber manchmal ist es tatsächlich der Fall.

"Einfach" oder "Anspruchsvoll" spielt in da eigentlich keine Rolle mehr.

Eben, jeder hat seinen eigenen Geschmack. Aber der etwas "gebildetere" Zuhörer hört mehr analytisch, als emotional. Er kann komplexen Melodien folgen und sich diese merken. Der weniger gebildete achtet mehr auf den Gesamtcharakter eines Stücks und befasst sich nicht mit Einzelheiten. Vielleicht ist Yann Tiersens Musik deswegen so massenanziehend.

Wie man behaupten kann, dass es einfach sei so etwas zu komponieren versteh ich nun wieder nicht. Wenn es wirklich so einfach ist würde ich es gerne mal demonstriert haben.

Wenn es unbedingt sein muss. Hier eine minimalistische Melodie, begleitet von sage und schreibe 4 verschiedenen Akkorden: http://rapidshare.de/files/39774704/STE-000.mp3.html Ich kann ja sooo schööööön KLavier spielen hahahaaha!!!
 
Eben, jeder hat seinen eigenen Geschmack. Aber der etwas "gebildetere" Zuhörer hört mehr analytisch, als emotional. Er kann komplexen Melodien folgen und sich diese merken. Der weniger gebildete achtet mehr auf den Gesamtcharakter eines Stücks und befasst sich nicht mit Einzelheiten. Vielleicht ist Yann Tiersens Musik deswegen so massenanziehend.

Wenn ich meine Lust an der Musik in Zukunft ausschließlich mit analytischen Denken erfüllen könnte statt auch mit einer gehörigen Portion reiner emotionaler Hingabe, würde ich das Klavierspielen wohl gleich sein lassen.

Und hat nicht Heinrich Neuhaus geschrieben, dass erst die Synthese zwischen der analytischen Arbeit und der emotionalen Bindung an ein Stück die gelungene Interpretation hervorwirft (kann auch von Seymour Bernstein sein, bin gerade nicht ganz sicher)?

Und es wird wohl auch einen Grund haben, dass mich Yann Tiersens Comptine d'un autre été mehr berührt als dine kleine Komposition (wenn man ihn vielleicht auch nie herausfinden wird). :p
 
Und hat nicht Heinrich Neuhaus geschrieben, dass erst die Synthese zwischen der analytischen Arbeit und der emotionalen Bindung an ein Stück die gelungene Interpretation hervorwirft (kann auch von Seymour Bernstein sein, bin gerade nicht ganz sicher)?

Klar ist auch jede Musik mit Emotionen verbunden, aber wenn man analytisch Yann Tiersens Werke hört, dann kann man sich das echt nicht antun. Seine "Werke" sind so übertrieben simpel und langweilig, dass man meinen könnte, bei dieser Musik zu verdummen.

Und es wird wohl auch einen Grund haben, dass mich Yann Tiersens Comptine d'un autre été mehr berührt als dine kleine Komposition (wenn man ihn vielleicht auch nie herausfinden wird).

Ich hab mir auch keine Mühe gegeben.
 
Man sollte Einfachheit nicht mit Dürftigkeit verwechseln und Kunstfertigkeit nicht mit trockener Gelehrsamkeit, die sich erst durch Analyse erschließt. Vor allem aber ist es ein Unterschied, ob ein Komponist in der Fülle seines Schaffens auch Einfaches hinterläßt oder ob seine Absonderungen immer nur eine billige Masche sind.

Musik ist wie jede Kunst eine Synthese aus Geist und Emotion. Niemand bestreitet, daß sie sehr emotional sein kann und daß der erste Zugang zu einer Musik am besten immer emotional sein sollte. Denn ein Stück, von dem man nach Analyse feststellt, daß es kunstvoll gemacht ist, das aber emotional nicht berührt, muß den Hörer kalt lassen.
Es geht also nicht darum, "daß Leute Probleme mit Gefühlen haben", wie Haydnspaß völlig unzulässig unterstellte, sondern es gibt Leute, die mit allzu durchschaubar und einfach gestrickten Maschen Probleme haben und von solchen Maschen schrecklich gelangweilt werden -- man darf mich dazu rechnen. Insofern habe ich tatsächlich ein Problem mit Gefühlen: Langeweile ist eines der unangenehmsten Gefühle, die ich kenne...

Die Frage, wann etwas gute Musik ist und wann nicht, ist allgemeingültig allerdings kaum zu beantworten. Das wahre Geheimnis liegt aber natürlich darin, daß man intensive Gefühle in genießbare Formen gießt. Ein Gefühlchen ist noch keine Kunst. Und ein Gefühlchen, eine Stimmung, eine Befindlichkeit in allzu klischeehaften, allzu einfachen Mustern auszudrücken, die weder Können, noch Wollen bezeugen, ist erst recht keine.

Eigentlich muß man darüber aber kaum diskutieren. Ich kenne jedenfalls keinen Klavierkollegen persönlich, der bei Yann Tiersen nicht sofort abwinkte: "Ach dieses Zeugs..."

"'ja nicht vom Metronom abweichen!' und ähnliche Pedanterien haben alle denselben Grund."
Es gibt ein paar pragmatische Forderungen: Wenn du im Ensemble Musik machst, dann wirst du dich vielleicht nicht ans Metronom anpassen müssen, wohl aber an die jeweils führende Stimme und dafür sorgen müssen, daß alle vier Musiker gleichzeitig am Schlußstrich ankommen. Und wenn du im Orchester sitzt, wirst du dich brav an den Dirigenten anpassen müssen. Ich habe mal mit einem furchtbar emotionalen Geiger ein Klavier-Quartett aufführen müssen, der meinte, er müßte eine Ganze Note agogisch beschleunigen und ich müßte mich mit meinen Klavier-32teln an seine ausgehaltene Ganze auf der Geige anpassen. Wie man kleine Notenwerte an größere anpassen kann, weiß ich nicht; gelernt habe ich, daß Handwerk manchmal zu besseren Ergebnissen führt als Emotionen, denn der Geiger spielte "nach Gefühl" und war mit der Ganzen schneller fertig als ich mit meinen 32teln, um hinterher zu dozieren, daß man aufeinander hören müsse... Zum Schluß waren drei Spieler des Quartetts nur noch genervt, wir haben mit diesem Geiger nie wieder musiziert.
Handwerk, Kinnersch, Handwerk! Laßt die Gefühlchen lieber erst einmal abklingen und habt, wenn ihr Musik macht, besser das Werkzeug zur Hand. Emotionalität ist Voraussetzung guten Musizierens, aber das Handwerk durch Emotionen ersetzen zu wollen, kann man nur Dilettantismus nennen.
 
Handwerk, Kinnersch, Handwerk! Laßt die Gefühlchen lieber erst einmal abklingen und habt, wenn ihr Musik macht, besser das Werkzeug zur Hand. Emotionalität ist Voraussetzung guten Musizierens, aber das Handwerk durch Emotionen ersetzen zu wollen, kann man nur Dilettantismus nennen.
Jörg, Du sprichst mir aus der Seele! Ich predige das schon seit der Zeit, da wurde Konversationslexikon noch mit zwei "C" geschrieben, aber auf mich hört ja niemand ... :-(:-(
 
Wenn es unbedingt sein muss. Hier eine minimalistische Melodie, begleitet von sage und schreibe 4 verschiedenen Akkorden: http://rapidshare.de/files/39774704/STE-000.mp3.html

ubik, ich bin total verblüfft. Hätte nie gedacht, daß du so entspannt. klangschön und musikalisch spielen kannst... Was ich bisher von dir gehört hatte, war ja alles so Czerny-artiges Tonleiterzeug (ich weiß, es war Beethoven, aber der hat ja auch eine Menge davon komponiert).

Schade, daß du in dieser Art und Weise nur spielst, wenn du dich über die Gefühle anderer Leute lustig machen willst. :(
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

Zurück
Top Bottom