mit den Jahren kommt auch eine gewisse "Routine" (des erarbeitens, des Umgangs mit manuellem Zeugs usw.), d.h. man braucht dann keine Angst mehr zu haben, dass man gewohnte Schwierigkeiten vermasselt.
Klar kommt die Routine mit den Jahren, aber es ging ja darum, ob es egal ist, ein Stück zum ersten Mal aufzuführen oder nicht oder ein gerade neu einstudiertes Stück aufzuführen oder eines, welches man schon länger im Repertoire hat.
Da sehe und empfinde ich absolut Unterschiede und die betreffen nicht unbedingt irgendwelche Schwierigkeiten, sondern den Blick auf das Stück und die Umsetzung im Konzert. Aimard drückt es so aus:
"Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Stück als Jugendlicher oder Zwanzigjähriger schon gespielt oder es in seinen Dreißigern gelernt hat oder gar - wie es jetzt bei mir der Fall ist - in den Fünfzigern. Das Verhältnis zu den Stücken, die Geschichte, die mich mit ihnen verbindet, ist jeweils anders."
Wenn ich ein Stück schon länger spiele, hat es Zeit gehabt zu reifen, was durchaus zum Vorteil sein kann. :) Der frische Zugang zu einem Stück ist auch nicht zu verachten und muss nicht schlechter sein, aber anders finde ich es schon. Eine erste Auseinandersetzung ist anders als eine dritte oder vierte.... .
Was die Vorspielsituation angeht, so kenne ich es von vielen, dass sie ihre Programme erst einmal gern in unbedeutenderem Rahmen spielen. Andras Schiff hat damals des Öfteren in Musikhochschulen gespielt, einmal bei uns einen kompletten Bach-Abend und da hatte er so extrem viele Gedächtnislücken, dass wir alle nachher ganz verschwitzt waren. Es geht nicht nur um manuelle Schwierigkeiten.
Aimard sagt dazu auf die Frage "Spielen Sie neue Programme immer gleich im Konzert oder erst einmal vor Freunden?": "Bevor ich sehr schwere Stücke zum ersten Mal öffentlich spiele, mache ich das, ja. Oder ich versuche, sie erst einmal an Orten mit weniger Werbewirksamkeit zu spielen. Ich überlege mir genau die Reihenfolge, wann ich ein Stück wo spiele."
Denn auch wenn man ein sehr schweres Stück prima und lange genug geübt hat, ist das erste Vorspielen nicht so wie das zehnte.
Wenn es aber
für dich egal ist, ist ja alles wunderbar! :D Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das keineswegs immer so ist. :)
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Lieber Pianojayjay, wenn dich die Aussagen von Profis interessieren, kauf dir doch mal das Buch "Üben, Proben, Karriere", 12 Interpreten im Gespräch, von Michael Wessel (Bärenreiter). Ich finde es sehr interessant!