
schiddie
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Heutzutage wird eigentlich von jedem Pianisten erwartet, dass er bei einem Konzert auswendig spielt. Diese Tradition hat sich im Laufe des 19.Jahrhundert eingebürgert. Wichtigster Vorreiter war wohl Liszt, der diese Art von Präsentation pflegte und hegte.
Gewinnt nun das Spiel durch Weglassen der Noten merkbar an Qualität? Oder wird dadurch nur die voyeuristische Sensationsgier des Publikum befriedigt?
Oder anders gefragt! Lenken die Noten beim Spiel ab bzw. ist man dann wirklich nicht frei vom Notentext, und kann sich nicht wirklich auf die Musik konzentrieren?
Das man mich nicht falsch verstehen möge! Ich finde es als durchaus wichtig, einen Notentext auswendig zu beherrschen. Aber ist es notwendig, auf den „Notnagel“ zu verzichten, um dem Publikum zu zeigen, dass ich in allen Belangen dem Stück überlegen bin?
Vor Jahren hatte ich da ein Erlebnis! Beim Bundeswettbewerb „Jumu“ spielte eine 18-jährige ein Hammerprogramm (u.a. Waldsteinsonate, Gnomenreigen etc.). Natürlich alles auswendig!
Hervorragend!! Aber dann der Einbruch! In der Programmfolge unüblich, spielte sie am Schluss aus dem WK II Präludium und Fuge c-moll. Eigentlich nicht sehr schwer zu spielen.
Aber in der Fuge stieg sie aus! Da war mit „Überspielen“ nichts mehr zu machen. Sie unterbrach, fing an einer Stelle wieder an, flog aber an der gleichen Stelle wieder heraus. Ihr Klavierlehrer musste vom Auditorium aus, die Noten nach vorne bringen. Absolut peinlich! Ich frage mich. Musste es so weit kommen?
Berühmte Beispiele anderer Art. Der große Svjatoslav Richter spielte in den letzten Jahren seines Wirken „nur“ noch nach Noten. Böse Zungen behaupteten, dass er da wohl ein traumatisches Erlebnis hatte, in irgend einem Konzert wohl ausgestiegen sei, dass sein Gedächtnis nachließe etc. Er selber begründete das Spiel nach Noten folgendermaßen. Man spiele genauer. Wer kann sich schon jedes kleine Detail im Notentext merken. Das Auswendiglernen würde zuviel Zeit, Aufmerksamkeit und Konzentration verschwenden. Man könnte die Zeit besser nutzen, indem man einfach mehr Literatur einübt.
Ich selber hatte die große Ehre diesem Ausnahmepianisten im Konzert als Umblätterer zu „assistieren“. Ich hatte nie das Gefühl, dass er die Noten gebraucht hätte. Der Vortrag war genial. Egal, ob mit oder ohne Noten.
Ein anderes Beispiel, letzten Samstag im Festspielhaus Baden-Baden. Ivo Pogorelich gab einen unvergesslichen Klavierabend. Mit Noten! Diesmal war ich nicht der Umblätterer, sondern ein ehemaliger Schüler von mir. Ein Hammerprogramm! Zum Aufwärmen ein Brahms Intermezzo (!), dann Prokofieff Sonate Nr.6, Pause, Drei spanische Tänze von Granados, Gaspard de la nuit, und als Zugebe Islamey von Balakirev. Wer diese Stücke kennt, weiß, dass man kaum Zeit hat, in die Noten zu schauen. Aber zur Sicherheit sind sie nicht fehl am Platze. Mein Schüler sagte mir, dass Pogorelich, es spannend fände, sich immer wieder neu durch die Noten inspirieren zu lassen. Finde ich äußerts interessant.
Natürlich waren wieder einige Besserwisser im Publikum, die bemerkten, er würde den Stücken nicht ganz gewachsen sein, wenn er die Noten bräuchte, und es würde sie ablenken, wenn ein Pianist nach Noten spielt. So weit sind wir schon in unserer Kultur! Anscheinend zählt nur noch das Äußere!
Nun gut!!
Gerne würde ich Eure Meinungen dazu hören, wie Ihr es handhabt und welche Erfahrungen ihr gemacht habt!
Gewinnt nun das Spiel durch Weglassen der Noten merkbar an Qualität? Oder wird dadurch nur die voyeuristische Sensationsgier des Publikum befriedigt?
Oder anders gefragt! Lenken die Noten beim Spiel ab bzw. ist man dann wirklich nicht frei vom Notentext, und kann sich nicht wirklich auf die Musik konzentrieren?
Das man mich nicht falsch verstehen möge! Ich finde es als durchaus wichtig, einen Notentext auswendig zu beherrschen. Aber ist es notwendig, auf den „Notnagel“ zu verzichten, um dem Publikum zu zeigen, dass ich in allen Belangen dem Stück überlegen bin?
Vor Jahren hatte ich da ein Erlebnis! Beim Bundeswettbewerb „Jumu“ spielte eine 18-jährige ein Hammerprogramm (u.a. Waldsteinsonate, Gnomenreigen etc.). Natürlich alles auswendig!
Hervorragend!! Aber dann der Einbruch! In der Programmfolge unüblich, spielte sie am Schluss aus dem WK II Präludium und Fuge c-moll. Eigentlich nicht sehr schwer zu spielen.
Aber in der Fuge stieg sie aus! Da war mit „Überspielen“ nichts mehr zu machen. Sie unterbrach, fing an einer Stelle wieder an, flog aber an der gleichen Stelle wieder heraus. Ihr Klavierlehrer musste vom Auditorium aus, die Noten nach vorne bringen. Absolut peinlich! Ich frage mich. Musste es so weit kommen?
Berühmte Beispiele anderer Art. Der große Svjatoslav Richter spielte in den letzten Jahren seines Wirken „nur“ noch nach Noten. Böse Zungen behaupteten, dass er da wohl ein traumatisches Erlebnis hatte, in irgend einem Konzert wohl ausgestiegen sei, dass sein Gedächtnis nachließe etc. Er selber begründete das Spiel nach Noten folgendermaßen. Man spiele genauer. Wer kann sich schon jedes kleine Detail im Notentext merken. Das Auswendiglernen würde zuviel Zeit, Aufmerksamkeit und Konzentration verschwenden. Man könnte die Zeit besser nutzen, indem man einfach mehr Literatur einübt.
Ich selber hatte die große Ehre diesem Ausnahmepianisten im Konzert als Umblätterer zu „assistieren“. Ich hatte nie das Gefühl, dass er die Noten gebraucht hätte. Der Vortrag war genial. Egal, ob mit oder ohne Noten.
Ein anderes Beispiel, letzten Samstag im Festspielhaus Baden-Baden. Ivo Pogorelich gab einen unvergesslichen Klavierabend. Mit Noten! Diesmal war ich nicht der Umblätterer, sondern ein ehemaliger Schüler von mir. Ein Hammerprogramm! Zum Aufwärmen ein Brahms Intermezzo (!), dann Prokofieff Sonate Nr.6, Pause, Drei spanische Tänze von Granados, Gaspard de la nuit, und als Zugebe Islamey von Balakirev. Wer diese Stücke kennt, weiß, dass man kaum Zeit hat, in die Noten zu schauen. Aber zur Sicherheit sind sie nicht fehl am Platze. Mein Schüler sagte mir, dass Pogorelich, es spannend fände, sich immer wieder neu durch die Noten inspirieren zu lassen. Finde ich äußerts interessant.
Natürlich waren wieder einige Besserwisser im Publikum, die bemerkten, er würde den Stücken nicht ganz gewachsen sein, wenn er die Noten bräuchte, und es würde sie ablenken, wenn ein Pianist nach Noten spielt. So weit sind wir schon in unserer Kultur! Anscheinend zählt nur noch das Äußere!
Nun gut!!
Gerne würde ich Eure Meinungen dazu hören, wie Ihr es handhabt und welche Erfahrungen ihr gemacht habt!