Nervt euch Lang Langs Rumgekasper auch?

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Blumenhaendler

Guest
Habe nun schon diverse Male Lang Lang spielen sehen (nicht live), und war irgendwie immer etwas genervt von seiner Exaltiertheit. Kann man heutzutage kein angesehener Pianist mehr sein, ohne so eine Show abzuziehen?
 
Bitte nicht schon wieder ...
 
Dass du dich über die Motorik eines Pianisten negativ äußerst, und unterstellst, es sei eine Show, klingt irgendwie neidisch.
 
Definitiv nein. Ich finde, dass er technisch brillant ist. Aber wenn man dagegen Horowitz anschaut, saß der ja der im Vergleich da wie ein Granitfels.
 
Lieber Blumenhändler,

sei herzlich willkommen! Es gibt im Forum im Bereich "Umfragen" den Faden "Mögt ihr Lang Lang?". Wenn du es schaffst, diesen Faden komplett zu lesen, ohne dich vor Entsetzen gleich wieder abzumelden, kann dir meine Bewunderung gewiss sein.
 
Definitiv nein. Ich finde, dass er technisch brillant ist. Aber wenn man dagegen Horowitz anschaut, saß der ja der im Vergleich da wie ein Granitfels.

Rein subjektiv mag ich es gar nicht, wenn Pianisten und Pianistinnen Bewegungen oder Grimassen oder andere unnötige ( heißt: zur Erzeugung von Klängen und Tönen auf dem Klavier nicht notwendige ) Dinge vollführen.

Da Du gerade Horowitz erwähnst:

Er sagte:

I don't do those things: [ + etepetete- Grimasse ]

und vertrat im weiteren Verlauf die Meinung, dass das, was wichtig ist, in die FINGER fließen sollte. Nicht woanders hin.

Das effizienteste und m.E. praktikabelste und vernünftigste Beispiel ist für meinen Geschmack Michelangeli, der sogar Horowitz an Ruhe und Effizienz übertrifft, und nun das ABER:

Wie schonmal erörtert, bin ich der Meinung, dass dieses Herumgekasper, was mich und andere so nervt, allerdings aus Effekthaschereigründen heutzutage an aufstrebende ( doch dann meist stagnierende ) Pianistinnen und Pianisten vermittelt wird, durch..so will ich es mal nennen "Public Relations-orientierte" Professoren an Musikhochschulen.

Viele dieser Ausbilder scheinen mithin der Meinung zu sein, dass man..ohne exaltiertes Gehabe im harten Konzertwettstreit der heutigen Tage wohl keinen ..Blumentopf .. *gg* gewinnen kann.

Meine Meinung: Wer Schauspielern will, soll zu ner Schauspielschule gehen. Fakt ist: Wir sind nicht an der Peking-Oper, und nicht auf der Roten Dschunke.

Problem ist: Selbst MIT Anwendung der meist anerzogenen unnötigen Bewegungen und Grimassen haben solche Nachwuchskräfte größte Probleme, über Kommunalbekanntheit hinaus erfolgreich zu wirken: Das liegt daran, dass vernünftige Leute dieses Getue nicht mögen. Und ein ABM oder Horowitz WERDEN SIE TROTZDEM NICHT, ob man es wahrhaben will, oder nicht, es bleibt: Mittelklasse, denn es nervt und lenkt ab. Michelangeli hingegen ist eine absolute Wohltat für Auge und Ohr.

LG, Olli !
 
Es sind einige Pianisten bei denen es mich stört (schon mal Uchida gehen?) aber bei ihm hier ist es nicht auszuhalten... Hinzu kommt, dass er musikalisch nie und nimmer an die großen herankommen wird... Ich war vor Jahren einmal in seinem Konzert, da es ein Abo war: nie wieder!!! Die richtigen Musiker haben all das nicht nötig, ihr Können ist bekannt und wird geschätzt. Lang Lang machte vor einer Zugabe eine ähnliche Bewegung wie Horowitz, seine Träumerei war unter aller S... Mehr sage ich nicht dazu ;)
 
Kann mich an ein Konzert von ihm erinnern, das um die Weihnachtszeit ausgestrahlt wurde. Er spielte Mozart Sonaten. An einer Stelle hat er mit der linken Hand getrillert, die rechte hatte eigentlich Pause, aber er trillerte damit bei leicht ausgestrecktem Arm in der Luft... Das ist einfach total überzogen...
 
seine Träumerei war unter aller S... Mehr sage ich nicht dazu ;)

wie findest Du denn seine (Lang Lang's) Träumerei im Carnegie Hall Konzert (mehr frage ich nicht dazu ;))


Nö :cool: ich habe drei Konzert-DVD's und schaue ihm gerne zu (noch weitaus lieber höre ich natürlich - aber es ist faszinierend, immer wieder auch mal den Blick auf die Klaviatur und das Klavierspiel zu haben). Auf YT gibt's einige Aufnahmen, die ich als Klavierspiel-Parodien werte - selten so gelacht, sage ich :D

Ich finde, dass er technisch brillant ist.

finden auch Andere.

Aber wenn man dagegen Horowitz anschaut, saß der ja der im Vergleich da wie ein Granitfels.

Meine Empfehlung: Horowitz' Moskauer Konzert. Wer sieht, wie entspannt und gefaßt dieser alte Mann zum Teil dort sitzt, und dabei Klavierspiel allererster Güte erzeugt...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Wie schonmal erörtert, bin ich der Meinung, dass dieses Herumgekasper, was mich und andere so nervt, allerdings aus Effekthaschereigründen heutzutage an aufstrebende ( doch dann meist stagnierende ) Pianistinnen und Pianisten vermittelt wird, durch..so will ich es mal nennen "Public Relations-orientierte" Professoren an Musikhochschulen.

Mit "public relations" hat das oftmals sogar gar nichts zu tun!

Es gibt Lehrer, die tatsächlich glauben, dass bestimmte Arten des "Rumhampelns" dazu beitragen, dass mehr "Ausdruck" in die Musik reinkommt.

Die sagen also, hey Student, diese Stelle muss so und so rüberkommen, Du spielst es noch zu ausdruckslos, also musst Du am besten so und solche Arm- und Körperbewegungen machen, damit sich die Emotion einstellt.

Oberflächliche Beobachter, die zugegen sind oder ein Video sehen, sind sogar nicht selten geneigt, zu denken, dass diese Ausdruckssteigerung tatsächlich eintritt.

Hört man die Musik mit geschlossenen Augen oder auf einer Aufnahme, kann man meist leicht feststellen, dass es meist nicht stimmt - reine Einbildung. Eine optische Täuschung, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich kann mir diese Studenten (vorwiegend Frauen, und nicht selten Asiatinnen), die da ihre einstudierten Emotions-Bewegungschoreographien zum besten geben, nicht länger als wenige Minuten antun. Das ist leider nicht selten von vorne bis hinten unecht.

Bei Lang Lang ist es etwas anders, der ist nicht unecht. Der ist tatsächlich einfach so! (So wie auch Keith Jarrett.) Allerdings, im Gegensatz zu Keith, trägt leider das Gehampel und die "über-energetische" Art Lang Langs oft zu einer geschmacklich fragwürdigen Interpretation bei, ein wenig vergleichbar dem "Chargieren" beim Schauspiel.

LG,
Hasenbein
 
Bei Lang Lang ist es etwas anders, der ist nicht unecht. Der ist tatsächlich einfach so!

bin ich mir nicht unbedingt sicher - es könnte auch "aufgesetzt", bzw. "bewußt erzeugt" sein. Ich kuck' ihm ja schon lange und viel zu... auf jeden Fall, dürfte es schwerer sein, so makellos zu spielen, und dabei die Augen zu verdrehen etc., als stur und ernst immer auf die Klaviatur zu schauen.
 
Dazu fällt mir nur ein äußerst witziges Video ein, wo Mr. LL eines meiner absoluten Lieblingsklavierkonzert spielt:



"You see the game, the computer game, you alway have that chruoooaaa...bauuu...buuu" :D:D:D Ich kann nicht mehr

Liebe Grüße,

Daniel
 
Genervt? Nicht mehr als vom Anblick einer Ring-Inszenierung, die der Regisseur in ein Chemiewerk verlegt hat, um mit Wagners Partituren die Umweltsünden des 21. Jahrhunderts anzuprangern:

[video]https://www.youtube.com/watch?v=K09B3Qomoow[/video]

Diese Thematik ist besser in umweltpolitischen Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen aufgehoben. Dasselbe auf der Theaterbühne ist wohl nur mit geschlossenen Augen zu ertragen. Allerdings ändert das nichts an der affektierten Außenwirkung eines Lang-Lang-Auftritts, egal ob die Grimassen bewusst oder unbewusst geschnitten werden... .

LG von Rheinkultur
 
Es gibt Lehrer, die tatsächlich glauben, dass bestimmte Arten des "Rumhampelns" dazu beitragen, dass mehr "Ausdruck" in die Musik reinkommt.

Die sagen also, hey Student, diese Stelle muss so und so rüberkommen, Du spielst es noch zu ausdruckslos, also musst Du am besten so und solche Arm- und Körperbewegungen machen, damit sich die Emotion einstellt.

Oberflächliche Beobachter, die zugegen sind oder ein Video sehen, sind sogar nicht selten geneigt, zu denken, dass diese Ausdruckssteigerung tatsächlich eintritt.
oh bitte bitte nur ein einziges seriöses Beispiel, gerne ein Video: sowas möchte ich gerne mal sehen, denn ich kenne keine Kollegen/innen, die derartigen Schwachsinn praktizieren (ok, ich kann ja nicht alle kennen, vielleicht gibt es wirklich welche)
 
Es gibt Lehrer, die tatsächlich glauben, dass bestimmte Arten des "Rumhampelns" dazu beitragen, dass mehr "Ausdruck" in die Musik reinkommt.

Die sagen also, hey Student, diese Stelle muss so und so rüberkommen, Du spielst es noch zu ausdruckslos, also musst Du am besten so und solche Arm- und Körperbewegungen machen, damit sich die Emotion einstellt.

Oberflächliche Beobachter, die zugegen sind oder ein Video sehen, sind sogar nicht selten geneigt, zu denken, dass diese Ausdruckssteigerung tatsächlich eintritt.

Hört man die Musik mit geschlossenen Augen oder auf einer Aufnahme, kann man meist leicht feststellen, dass es meist nicht stimmt - reine Einbildung. Eine optische Täuschung, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich kann mir diese Studenten (vorwiegend Frauen, und nicht selten Asiatinnen), die da ihre einstudierten Emotions-Bewegungschoreographien zum besten geben, nicht länger als wenige Minuten antun. Das ist leider nicht selten von vorne bis hinten unecht.
Habe ich mich zu wenig mit Pianistik und Klavierdidaktik (und mehr mit anderen Ausbildungsrichtung wie Dirigieren) beschäftigt? Oder womit hängt es zusammen, dass mir solche "Bewegungslehrer" noch nie untergekommen sind? Ich habe niemals jemanden kennengelernt, der vordergründiges und äußerliches Gehabe abseits des eigentlichen Spielens vermittelt. Es ist zwar nicht unüblich, bei der Dirigiertätigkeit schon mal in einen Spiegel oder in eine Videoaufzeichnung zu schauen, vor allem dann, solange man noch wenig Berufspraxis vor Orchestern, Chören und im Theaterbetrieb hat. Das macht aber niemand, um eine Bewegungschoreographie einzuüben, sondern vielmehr, um die Verständlichkeit der Zeichengebung selbstkritisch zu überprüfen. Wenn das Ensemble nicht präzise zusammen agiert, nützt auch ein ästhetisch ansprechend aussehendes Dirigat nichts mehr. Planmäßig einüben, wie man eine Schau abzieht oder sich lächerlich macht? Die Kolleginnen und Kollegen, die mir bekannt sind, haben Besseres zu tun.

Im Falle von Lang Lang ist es auch in der Konsequenz wenig relevant, ob seine bizarre Gestik am Instrument einstudiert oder in authentischer Weise einfach so da ist. Es fällt einfach schwer, das "Rumgekasper" (wie es im Startbeitrag formuliert war) als sinnvollen Bestandteil von Ausdruck und Klanggestaltung zu begreifen, zumal die meisten anderen während des Spielens ohne diese seltsamen Begleiterscheinungen hinsichtlich Gestik und Mimik auskommen.

LG von Rheinkultur (der sich aber gerne eines Besseren belehren lässt)
 
Schaut Euch mal Fazil say an, der erschießt beim spielen imaginär sein Klavier ;)
 
oh bitte bitte nur ein einziges seriöses Beispiel, gerne ein Video: sowas möchte ich gerne mal sehen, denn ich kenne keine Kollegen/innen, die derartigen Schwachsinn praktizieren (ok, ich kann ja nicht alle kennen, vielleicht gibt es wirklich welche)

Khatia Buniatishvili sagt von sich selber, dass sie erst in Wien gelernt hat, Ausdrucksbewegungen zu machen. Ich habe das schon öfter gelesen, habe jetzt aber auf die Schnelle nur dieses Zitat hier gefunden:

Auch ihrem Klavier. Wenn sie spielt, umarmt sie das Instrument mit ihrem Körper. Mit geschlossenen Augen und offenem Haar beugt sie sich darüber, schmust mit den Tasten, bis Chopin und Liszt ihre ganze Sinnlichkeit offenbaren. Das körperintensive Spiel habe sie von ihrem Wiener Lehrer gelernt, sagt sie.
das ist von SonntagsZeitung | Artikel Detailseite

Ich bin ja nur Anfängerin, aber ich habe seit zwei Monaten bei einem MuHo-Prof Unterricht, der ab und zu abwechslungshalber mal Anfänger unterrichtet. Gleich in den ersten Stunden meinte er, ich soll lieber nicht so unbeweglich dasitzen, sondern mit dem Oberkörper mehr Bewegungen machen, die "den Ausdruck unterstützen" sollen. Da ich das nicht mag, besteht er aber nicht drauf.

(Er sagt auch sonst manches, was der "gängigen Meinung" hier im Forum widerspricht. Er mag es z.B. nicht, dass ich mit den Fingern meistens an den Tasten bin, ich soll die Finger stärker abheben. Ich soll aus den Fingern und nicht aus dem Arm spielen. Er würde gerne Übungen machen, um die Finger zu kräftigen, aber diese Übungen vertrage ich nicht so gut, deswegen muss ich sie nicht mehr machen. Es gibt eben sehr viele Arten, Klavier zu spielen, und nur weil ihr eine bestimmte Art unterrichtet, heißt das nicht, dass das alle so machen.)
 
die SonntagsZeitung ist sicher nicht die beste Quelle zum Klavierspiel ;)

mit der Musik mitgehen, mitatmen, ständig körperlich ausbalancieren - das alles ist selbstverständlich (man kann es "Ausdrucksbewegung" nennen) --- grimassieren, zappeln, hüpfen, wild gestikulieren und andere übertriebene Hampeleien gehören allerdings weniger dazu :) Und das hat nichts mit "verschiedenen Arten, Klavier zu spielen" zu tun :) denk nur an Chopin: (sinngemäß) "das Handgelenk atmet"

noch was: wer dazu neigt, eher gehemmt am Klavier zu sitzen, dem hilft es, körperlich mehr aus sich herauszugehen (!!)
 

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