Lang Lang hat vollkommen recht...!

Um wieder auf Lang Lang zurückzukommen: sinngemäß sagt er ja, wenn klassische Musik gut gespielt ist, dann gefällt sie jedem.

Mal davon abgesehen, daß der Begriff "klassische Musik" sehr nebulös ist, glaube ich das ganz und garnicht. Man braucht als Hörer eine innere Affinität zur Gefühlswelt des Komponisten, sonst funktioniert es nicht.

Also auf deutsch: ein bißchen krank muß man schon sein. :mrgreen:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Jede Generation soll die Möglichkeit haben sich neu zu beweisen, wo kommen wir denn da hin ? Kochst du nur aus dem Kochbuch deiner Ur Ur Urgrossmutter?

Im Gegenzug gilt: Je später diese Generation auf den Markt gelangt, desto schwerer hat sie es mit der Aufgabe, sich durch Innovationen, durch noch nie Dagewesenes profilieren zu können. Deshalb liegt es sicherlich auch in ihrem Interesse, nicht immer nur das durch -zig Referenzaufnahmen dokumentierte Standardrepertoire zu pflegen, sondern durch die Berücksichtigung weniger oft gespielter Literatur eigene Akzente setzen zu können.

@Dreiklang
Eine grandiose Interpretation eines grandiosen Werkes kann das Herz der Menschen aufschließen. Sie kann bekannt, berühmt werden. Das kann soweit gehen, daß diese Einspielung millionmal verkauft wird. Und nicht zu vergessen, die vielen unbekannten Werke. Wenn sich jemand die Mühe machte, wirklich schöne Interpretationen solcher Werke einzuspielen, könnten diese vielleicht bekannt werden.

Das meine ich mit: ein Werk steht und fällt mit der Interpretation.
Siehe oben. Die meisten Interpreten dürften sich dieser Problematik bewusst sein. Sinngemäß gilt das auch für die Werke selbst. Wie sagte einst der israelische Komponist Josef Tal ( 1910 - 2008 ): "Eine Komposition ist erst fertig, wenn sie aufgeführt ist..."
 
Hervorragende Interpretationen von mittelmäßigen zu unterscheiden ist für ein ungeübtes Ohr oft schwierig

Das denke ich auch und daraus könnte man wahrscheinich sogar ein Experiment machen, um Lang Langs These zu falsifizieren. Man nehme eine größere Anzahl Kinder, welche bisher keinen/kaum Kontakt zu klassischer Musik hatten. Man spiele Ihnen eine hervorragende und eine mittelmäßige Interpretation eines Werkes vor und lass sie beide bewerten. Ich bin mir recht sicher, dass da keine signifikante Häufung einer Präferenz für die bessere Interpretation zu sehen wäre. Klar, das ist nur eine Hypothese, ich kann dieses Experiment nicht durchführen.

Ein weiteres Argument: Mein letztes "Konzert" habe fast ausschließlich vor Laien gespielt. Danach habe ich sehr viele interessierte Nachfragen erhalten, die ein erwachendes Interesse an dieser Musik zeigten. An einer großartigen Interpretation wird es nicht gelegen haben (eher schon an meiner laiengerechten Moderation).
 
Man nehme eine größere Anzahl Kinder, welche bisher keinen/kaum Kontakt zu klassischer Musik hatten. Man spiele Ihnen eine hervorragende und eine mittelmäßige Interpretation eines Werkes vor und lass sie beide bewerten. Ich bin mir recht sicher, dass da keine signifikante Häufung einer Präferenz für die bessere Interpretation zu sehen wäre.

Das berührt eine der interessantesten Fragestellungen, die es gibt, und zwar: was ist das Wesen schöner Musik?

Was kann sie? Kann "schöne Musik" aus dem Bereich der Kunstmusik bereits Menschen in Schwingungen versetzen, die die Kunstmusik noch gar nicht zu verstehen und zu erfassen gelernt haben? Transportiert sie unterschwellige und unterbewußte Schwingungen? Und gesetzt den Fall: welche Musik leistet dann so etwas?
 
Mal noch ein anderer Aspekt:

es ist relativ einfach, ein Stück so aufzupeppen, daß der unvorbelastete Hörer erheblich mehr beeindruckt ist als wenn man nur das in den Noten stehende in der richtigen Lautstärke (also überwiegend leise) spielt.

Also ein paar zusätzliche Oktaven, Arpeggien, Tremolos, voll reinbrettern und die entsprechenden Virtuosengesten... damit kriegt man das Laienpublikum rum. Dem ist die historische Aufführungspraxis nämlich schnurzegal.

Man könnte also aucvh sagen: je schlechter die Interpretation, umso mehr gefällts den Leuten :evil:
 
"Schöne Musik", vielleicht ist das manchmal missverständlich. Sind die Schlusssätze von Mozarts a-moll, Chopins b-moll und Prokowjefs 7.Sonate oder auch die Baba Yaga "schöne Musik"? Und was die "Schwingungen" angeht, beim Finalsatz der 7. von Prokowjew kommt live erlebt sicher die Bauchdecke in Schwingungen.:D Schöne Musik ist das meiner Meinung nach gar nicht, aber höchst erregend.
 

...wenn eine äußerst schlechte Interpretation das Werk entstellt - oder Eingriffe eines kundigen Interpreten in den Notentext eines handwerklich unzulänglichen Stücks das Werk vor dem totalen Untergang retten, kann das so sein...
nein.
angenommen es würde der Faust I in den nächsten 100 Jahren nur noch von Trotteln und Deppen unter der Regie eines Debilen aufgeführt, so ändert das am Textbuch gar nichts - und wer nicht gerade zu den Eseln zählt, der wird erkennen, dass sich durch selbst hahnebüchen verfehlte "Interpretationen" das Theaterstück selber nicht runterziehen lässt. Verfehlte Darbietungen sind schlimmstenfalls ärgerlich, mehr bewirken die eigentlich nicht.
ansonsten gibt es ja genügend Fälle, dass Musik unangemessen dargeboten wurde, dergleichen aber unbeschadet überlebt hat (man denke u.v.a. an die verzerrenden rubato-Exzesse des Chopinspiels am ende des 19. und Anfang des 20. Jh., man denke an den zeitweilig verniedlichten "Spieldosen"-Mozart, man denke an an den gräßlichen "Sprechgesang" etlicher Wagneraufführungen unter der Herrschaft von Cosima - all das ist längst überwunden und hat weder Chopin noch Mozart noch Wagner diskreditiert)
 
Die Komposition an sich kann die Interpretation nicht beeinflussen, denn der Notentext als solchzes ist abgeschlossen.

Aber die Aufführung steht und fällt mit der Interpretation, diese ist die Kombination aus Notentext (fest) und Interpretation (variabel). Das ist denke ich das, was gemeint war.
 
Die Komposition an sich kann die Interpretation nicht beeinflussen, denn der Notentext als solchzes ist abgeschlossen.
so isses - oder anders gesagt: wenigstens hier ist das Henne-Ei-Problem eindeutig entschieden :):)
ansonsten siehe #52

...und schön wäre, wenn man eindeutig ausdrücken würde, was man meint... das geht nämlich :D:D
 

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