Klavierwettbewerbe für Amateure

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Auch von mir herzlichen Glückwunsch zum 3. Platz und natürlich, wenn auch verspätet an Herzton für die 2. Runde in Warschau. ...
Wird innerhalb der Jury eigentlich eine Vorgabe abgestimmt und an die Wettbewerbteilnehmer vorher übermittelt?

Liebe Grüße auch von Marianne
Hartwig

Danke für den Glückwunsch!
Ich kann nur aus Erfahrung mit Aachen berichten: es gab keine andere Vorgabe als max. 25 Min. freies Programm, Vortrag auch nach Noten möglich.
Ich stelle es mir sehr schwer vor, bei 50-60 Teilnehmern DIE "richtige" Entscheidung zu treffen...
 
ist ja schön!:denken: aber das Folgende ist noch schöner, ohhhhh! was sage ich wieder da?:schweigen:



wurde auch nur der Vollständigkeit halbe von mir gepostet, sollte also noch der 3. Satz auftauchen, bitte nicht böse sein ;)

wobei so besonders hört sich das Spiel des Reichskultursenators jetzt nicht an, die Kadenz rotzt er ja geradezu hin, grausam...

Vielleicht wird sein Spiel auch nur einfach im Rückblick verklärt....ja er spielt wahrscheinlich technisch brilliant, aber sein Spiel lässt mich völlig kalt - gute Hintergrundmusik:schweigen:, genau wie beim diesjährigen Gewinner des Tschaikowsky Wettbewerbs.

Gibt es da wirklich keine bessere Aufnahme eines Profis mit Empathie, statt dieses langweiligen, risikolosen, angepassten Spieles.

passt irgendwie :

"The violinist Leila Doubleday Pirani wrote that on November 20, 1938 she attended a concert by Backhaus in London (conducted by Adrian Boult ) with the Viennese Jewish violinist Alma Rosé. Ms. Rosé told Pirani that Backhaus "was a great friend of the family" so took her backstage to greet the pianist after the concert; but Pirani writes that while "Boult greeted us nicely," Backhaus, upon seeing Rosé, "turned his back and walked through a passage"; Pirani called the incident "a stab in the back by this cowardly man, who for fear of his Nazi masters could not behave decently, even in London.".[5] The incident is reported by Richard Newman, who adds that Backhaus eventually moved to Switzerland "in opposition to the Nazi regime" and says his "offensive behavior... may have been due to his awareness of German agents operating in London at the time..."[6]"

der Spiegel nennt die Langeweile "Objektivität"....

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45549249.html
 
Zuletzt bearbeitet:
@Destenay: Unser gemeinsamer Freund MvK hat mir von ihr erzählt, er lädt sie nächstes Jahr in seine Konzertreihe ein ;-)
 
Reichskultursenators jetzt nicht an, die Kadenz rotzt er ja geradezu hin, grausam...

Vielleicht wird sein Spiel auch nur einfach im Rückblick verklärt....ja er spielt wahrscheinlich technisch brilliant, aber sein Spiel lässt mich völlig kalt - gute Hintergrundmusik:schweigen:, genau wie beim diesjährigen Gewinner des Tschaikowsky Wettbewerbs.

Gibt es da wirklich keine bessere Aufnahme eines Profis mit Empathie, statt dieses langweiligen, risikolosen, angepassten Spieles.

passt irgendwie :

"The violinist Leila Doubleday Pirani wrote that on November 20, 1938 she attended a concert by Backhaus in London (conducted by Adrian Boult ) with the Viennese Jewish violinist Alma Rosé. Ms. Rosé told Pirani that Backhaus "was a great friend of the family" so took her backstage to greet the pianist after the concert; but Pirani writes that while "Boult greeted us nicely," Backhaus, upon seeing Rosé, "turned his back and walked through a passage"; Pirani called the incident "a stab in the back by this cowardly man, who for fear of his Nazi masters could not behave decently, even in London.".[5] The incident is reported by Richard Newman, who adds that Backhaus eventually moved to Switzerland "in opposition to the Nazi regime" and says his "offensive behavior... may have been due to his awareness of German agents operating in London at the time..."[6]"

der Spiegel nennt die Langeweile "Objektivität"....

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45549249.html

Reichskultursenator ??? ich bin über so eine Aussage sehr erstaunt! ist dies nötig?
Backhaus, Kempff, Gieseking, Eugen Jochum usw.usw. wurden enge Verbindungen mit ****** nahe gesagt, völliger Unsinn! Die Tochter von Eugen Jochum, die Pianistin Veronica Jochum war mit Willo v.Moltke verheiratet, Bruder des Widerstandskämpfer Helmut James v.Moltke. Ich kenne diese Familie sehr gut,
Weihnachten wurde öfters in Berlin, mit vielen berühmten- auch jüdischen Musiker, sowie die Oben genannten, gefeiert.
Das viele Musiker wie auch Furtwängler usw.von ****** bewundert und gefördert worden sind, muss doch noch lange nicht heissen, dass diese die Grausamkeit von ****** unterstützt haben, geschweige geahnt hätten, ****** hat diese für seine Zwecke missbraucht.
Bei Elly Ney mag man diskutieren, mir gefallen ihre Beethoven Interpretationen, wie die von Backhaus oder die von Kempff, von diesem sind die frühen Aufnahmen leider nicht mehr erhältlich.
Allgemein sollte man den Künstler und der Mensch der da hinter steckt nie vergleichen, da kann man bitter enttäuscht sein. Wenn ich Musik höre, so fallen mir die Verbindungen oder die Fehler eines Komponisten oder Interpreten weg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Denke vor seinem Haus können wir die Strasse frei halten :blöd:
 
Da ich nach dem Warschau-Wettbewerb noch verreist und anschließend stark erkältet war, melde ich mich bezüglich des Wettbewerbs verspätet zu Wort.
Der Wettbewerb war eine Bereicherung dieses Lebensjahres. Die Mischung aus Konzentration auf die eigene Vorbereitung und gemeinschaftlichen Aktivitäten im Laufe des Wettbewerbs hat mir viel Freude bereitet. Die Gespräche mit musikalischen Leuten aus allen möglichen Ländern sind für mich einfach toll! Die Mittag- und Abendessen in wechselnden Gruppierungen behalte ich in guter Erinnerung, denn wir haben viel gescherzt und gelacht. Außerdem fiebert man seinen Auftritten gemeinsam entgegen, das ist auch interessant, wie jeder damit so umgeht.
Die Organisation des Wettbewerbs war hervorragend und die Aufnahme der Teilnehmer überaus freundlich. Die Organisatoren sprachen sehr gut verständliches Englisch mit dem gleichen sympatischen Akzent, mit dem sie auch die deutsche Sprache schmücken. Durch das Programm führte ein höflicher und gutaussehender Redner mit einer sehr angenehmen Stimme. Wir hatten Überäume in der Musikuniversität, die fair zugeteilt wurden. Wollte man noch mehr üben, konnte man sich in der nahen Steinway-Galerie einmieten, einige übten sogar in ihrer Herberge, in der ein Flügel der Chopin-Gesellschaft steht. Leider kann man als Kandidat nicht alle Wertungsvorspiele anhören, da man teilweise übt oder vor dem eigenen Auftritt dafür keinen freien Kopf hat. Ich konnte mir Teile der ersten Runde anhören (allerdings Joh und JJ leider nicht), Teile des Halbfinales und natürlich das Finale. Somit kann man sich als Teilnehmer von den anderen Spielern immer nur ein ausschnittsweises Bild machen, daher ist meine subjektive Beurteilung unvollständig.
Die Gewinner des ersten und zweiten Preises waren für mich musikalisch und technisch äußerst beeindruckend!! Den Erstplazierten habe ich 2013 schon einmal live gehört und er war damals schon sehr gut. Was dieser inzwischen berentete Herr jedoch an pianistischer Entwicklung in nur zwei Jahren vonstatten gebracht hat, ist wirklich bewundernswert und sehr außergewöhnlich. Das hat sicher mit sehr viel zeitlicher Investition und Hingabe zu tun. Trotzdem bedarf es sehr viel Fantasie und Talent, so vollendet poetisch und dabei quasi fehlerfrei zu spielen. Ich habe ihn nur im Finale gehört, aber diese Darbietung war ganz hinreißend, ein goldener Moment sozusagen. Den Zweitplazierten konnte ich in allen drei Runden hören. So ausdrucksstark, ich war begeistert! Ich finde viele Spieler sehr gut, aber nur wenige können mich mit ihrem Spiel wirklich begeistern. Die Gestaltung der Melodien war bei ihm überragend. Sein Rhythmusgefühl fand ich gerade in den Tänzen wunderbar und dabei sehr frei. Ich fand seinen Stil elegant und genussvoll. Musikalisch waren beide Spieler ausgesprochen glaubwürdig und in ihrer Musik gebunden. Da dachte ich so bei mir, dass ich überhaupt nur sehr selten in meinem Leben live eine wirklich gute Chopin-Interpretation gehört habe. CDs sind doch etwas anderes, da entsteht die Musik nicht aus dem Moment heraus. Mir fehlen wohl für Chopin gute lebende Vorbilder, habe ich den Eindruck. Beziehungsweise habe ich mich noch nicht ausreichend mit Chopin-Interpretation beschäftigt !nachdenklich!
Ich hätte für die übrige Preisvergabe durchaus eine andere Reihenfolge gewählt – soweit ich die Leute hören konnte. Für den dritten Platz hätte ich einen anderen Finalisten bevorzugt, der aber nicht so ein ausgesprochener Chopin-Spezialist ist. Ich denke das Problem war, dass es außer den beiden führenden Spielern keine absolut herausragenden Spieler gab. Es gab, meine ich, ein recht breites Feld guter Spieler, wobei jedoch jeder so seine Schwächen hatte. Viele hätten im Finale sicher auch eine ganz gute Figur gemacht, sogar eine bessere als manche Finalisten. Trotzdem glaube ich, dass es für die Jury schwierig war, eine ganz absolut korrekte Rangliste aufzustellen.
Mich selbst betreffend bin ich zufrieden, dass ich eine dem Niveau des Wettbewerbs angemessene Kandidatin war. Meine erste Runde ist gut gelaufen, vor allem habe ich mich von den teils saublöden Fehlern, die mir passierten, nicht aus der Ruhe bringen lassen und habe gelassen weiter gespielt. Der geforderte Chopin-Walzer ist recht zärtlich gelungen. In der Skrjabin-Fantasie habe ich gleich die erste Quintole des Themas komplett versemmelt. Trotzdem war insgesamt die Darbietung kraftvoller und bis zum Schluss ausdauernder als im Mai dieses Jahres. Gleichzeitig bin ich mit vollem Risiko durch die leidenschaftlichen Stellen geflogen, das war schon auch für mich ein Erlebnis, ähnlich wie man es bei Bergtouren als Gipfelstürmer hat. (Im Probekonzert eine Woche zuvor hatte ich diese Stellen sehr viel mehr „auf Sicherheit“ gespielt, was dann emotional für die Zuhörer nicht ganz so intensiv war). Gegen Ende bereiten mir immernoch die Passagen in C-Dur, im Fis-Dur-Dominantseptakkord und in H-Dur Schwierigkeiten, die waren beide Male nicht ganz sauber.
In der zweiten Runde war ich leider sehr unausgeschlafen und an dem Tag körperlich sehr angespannt. Das hat man mir angesehen und ich hörte dies auch sofort am Klang des Flügels unter meinen Fingern. Meine zweite Runde war also leider nicht ganz so stark. Ich habe für den Wettbewerb überhaupt zum ersten Mal in meinem Leben zwei Mazurken gelernt. Tolle Stücke sind das, trotzdem gelingt mir dieser Tanzrhythmus noch nicht natürlich genug. Da fehlt noch viel – vor allem wenn ich meine Darbietung mit dem Hörerlebnis der echten „Könner“ vergleiche. Da hilft nur, sich weiter damit zu beschäftigen und vor allem gute Interpretationen zu hören. Zur Polonaise-Fantaisie Op. 61 vermute ich, dass sie schon aus interpretatorischen Gründen der Jury nicht gefallen hat. Der Zweitplazierte hat mir und einigen anderen Teilnehmern in einer „Unterrichtsstunde“ seine Vision des Stücks vermittelt. Es ist eben ein sehr freies Stück und nicht alle Ansätze gefallen gleich gut. Ich denke aber, dass ein Teil meiner Interpretation stilistisch nicht so angemessen war. Außerdem war die Darbietung an einigen schweren Stellen fehlerhaft. Ich habe in den letzten Tagen versucht, an meiner Interpretation einige Punkte zu verbessern und bin gespannt, ob mir in München eine bessere Darbietung gelingen wird.
Warschau als Stadt fand ich sehr sehenswert! Besichtigen konnte ich in Warschau das Jüdische Museum und das Chopin-Museum. Die beiden Museen sind sehr modern gestaltet und der Stoff ist äußerst umfangreich und gut aufbereitet. Man kann im Jüdischen Museum bestimmt mehrere Tage verbringen. Leider hatte ich keine Zeit mehr für das Museum des Warschauer Aufstandes und auch die beiden Erstgenannten habe ich leider nur im Schnelldurchgang gemacht. Außerdem war ich in der Altstadt und in der Neustadt, die ganz wunderbar nach historischen Grundrissen nach dem Krieg wieder aufgebaut wurden. Gleichzeitig finde ich, dass es recht entspannt zugeht, die Stadt ist nicht zu überlaufen. Das Essen war überall sehr lecker, ist ja auch ein wichtiges Kriterium. Ich möchte auf jeden Fall wieder hinfahren und dort mehr Zeit verbringen! In meinen Augen ist es gerade für die Wintermonate ein tolles Urlaubsziel.
 
Besser hätte ich es nicht beschreiben können. Neben dem Festival in Paris letztes Jahr war warschau für mich DAS Klavier-Gemeinschaftserlebnis meines Lebens. Der 1. Preisträger hat sicher zurecht gewonnen. Wir sind seit 2012 befreundet als wir beide das Finale in Washington gespielt haben. Seither sind wir uns mehrmals über den Weg gelaufen, besonders schön war es ihn in New York im Februar von der Bühne aus im Publikum zu sehen. Der 2. Preisträger war unglaublich interessant. Er hat eine Verformung einiger Finger der linken Hand und spielt Klavier eigentlich nur zur Therapie. Ein begnadeter Musiker und seit warschau ein neuer Freund. Beide haben zwei große Wettbewerbe hintereinander gewonnen, über den 3. preis konnte man sich streiten.

Ich freu mich jetzt auf München :)
 

Den Erstplazierten habe ich 2013 schon einmal live gehört und er war damals schon sehr gut. Was dieser inzwischen berentete Herr jedoch an pianistischer Entwicklung in nur zwei Jahren vonstatten gebracht hat, ist wirklich bewundernswert und sehr außergewöhnlich. Das hat sicher mit sehr viel zeitlicher Investition und Hingabe zu tun

womit...

Oft weniger formbar, psychoneurologische und motorische Züge größtenteils abgefahren, noch dazu eingespannt in die sogenannten wichtigen Dinge des Lebens.

...widerlegt wäre
 
@Joh, ich habe gestern tatsächlich eine kurze Beurteilung meiner Wettbewerbsauftritte bekommen. Also hauptsächlich war es die Polonaise-Fantaisie, die nicht gefallen hat. Nun hat der Kommentar dazu einen ziemlichen Umbruch dieses Stücks bei mir ausgelöst und ausgerechnet dieses Stück spiele ich im Meisterkurs und am Sonntag!:-|
 
Schöner Bericht, Herzton. Danke.
 
Danke für eure Berichte aus Warschau.
Erst jetzt komme ich zur Durchsicht hier imForum, weil mein PC wegen Umstellung auf Win 10 und Rückstellung wieder auf Win 7 teilweise blockiert war und ich neu installieren mußte.
Herzton: Schön, dass du eine neue Auffassung des Stückes so schnell umsetzen und gleich in München ausprobieren kannst.
Nicht so gut: Ich kann nicht nach München kommen und mir das anhören.:cry:

Destenay: Ich habe von der Deutschen Grammophon u.a. CD-Einspielungen von Wilhelm Kempff, alle 32 Klaviersonaten von Beethoven Vol. 5 und Historische Aufnahmen Vol. 20. z.B. Es-Dur Klavierkonzert von 1936, Die Wut ü. d. v. Groschen von 1937, Frühlingssonate mit Schneiderhahn Violine von 1952, Kreutzer-Sonate von 1935, und als Schallplatte die Konzerte Nr. 2 und 4 von 1962.

Ich freue mich schon auf Berichte hier von München.

Liebe Grüße
Hartwig
 

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