Keiner will Erwachsene Unterrichten, und nu?

Vielleicht setzt man sich als Erwachsener einfach auch selbst unter Druck. Man WILL es ja selbst. Der KL ist genau genommen nur Coach, kein wirklicher Lehrer.
Das liegt daran, dass sich hier Lehrer und Schüler in fast allen Belangen auf Augenhöhe begegnen: Gleiche Altersgruppe, vergleichbare Lebenserfahrung, eigene Familie (oder in der Lage, eine solche zu gründen), Berufstätigkeit mit entsprechender Verantwortung - alles das gibt es ja nicht, solange Kinder und Jugendliche unterrichtet werden. Der einzige grundlegende Unterschied existiert auf der fachlichen Ebene, auf der nur eine Partei die "Führung" (Vermittlung fachlicher Inhalte) übernehmen kann.

"Coach" ist die Lehrkraft allerdings in jedem Falle, die die Kundin oder den Kunden zu eigenständigem Musizieren anleitet. Dieses wiederum bedeutet aktives Handeln (zu dem einige eigene Voraussetzungen mitzubringen sind) und nicht passives Sich-Bespaßen-Lassen und Konsumieren.

LG von Rheinkultur
 
Ich habe einen Klavierlehrer! Im Nachbarort war ein Fest bei dem sich Vereine und Gewerbe vorstellen. Die Musikschule war auch vertreten. Dort habe ich dann gefragt und würde fündig. Der junge Mann ist studierter Tontechniker, was mich etwas skeptisch macht. Aber er hat Elan und Begeisterung. Das ich ihm direkt gesagt habe, dass ich mir eigentlich einen ausgebildeten Klavierpädagogen als Lehrer vorgestellt habe, hat den gar nicht geschreckt. Im Prinzip hatte ich den Eindruck, je mehr er von meinen Ambitionen in Richtung Qualität mitbekam um sehr mehr schien sein Interesse mich zu unterrichten zu wachsen. Von daher bin ich sehr gespannt auf die erste Stunde nächsten Freitag.

Ich erwarte keine Wunder, aber sehe gute Chancen einen Unterricht zu erhalten, der mich auch weiter bringt.
 
Unter Umständen kann auch ein Musiker guten Klavierunterricht geben, der gar kein Klavier spielen kann. Allerdings nicht für Anfänger bzw. die ersten Jahre.
 
Eigentlich vormittags keine Unterrichtstätigkeit und dann Beendigung des Unterrichtsverhältnisses mit der Begründung, keine Zeit mehr zu haben? Das klingt eher danach, diesen Unterricht nicht mehr erteilen zu wollen und weniger danach, dies nicht mehr zu können.

LG von Rheinkultur
Nein, Kirchenmusiker mit vielen anderen Aufgaben. Ich wusste von Anfang an, dass er Vormittags selbst übt, organisatorische Dinge zu tun hat. Ich trauere dem guten Unterricht trotzdem nach...
und ich denke es liegt auch vor allem an mir, dass ich immer das Gefühl habe besonders gut sein zu müssen. Das ist in meinem Beruf ja nichts anderes. Und die Selbstreflexion ist dadurch auch immer auf 100%.
@beo: Klasse! Wir sind gespannt!
Lg
 
Unter Umständen kann auch ein Musiker guten Klavierunterricht geben, der gar kein Klavier spielen kann. Allerdings nicht für Anfänger bzw. die ersten Jahre.

@Stilblüte : Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, wie die Aussage genau gemeint ist. Bezieht sich das "Allerdings nicht" nur auf Lehrer die gar kein Klavier spielen können. Oder meinst Du der Unterricht kann nichts für mich sein?
Ich neige dazu zu vermuten, dass ein engagierter Quereinsteiger durchaus besser sein kann, als ein desinteressierter Profi. So ist es schließlich in vermutlich allen Berufen, egal wie viel wir uns auf unsere Ausbildung einbilden, niemand von uns ist davor sicher, dass nicht ein Laie ankommt und es besser kann, und das gilt sogar, wenn wir selbst richtig gut sind.
 
Der Anfängerunterricht ist, wenn man ihn ordentlich erteilen möchte, durchaus anspruchsvoll, weil da die Weichen für die weitere Entwicklung gestellt werden.
Man sollte das eigentlich nicht "mal eben so nebenher" machen.
Ohne didaktisch-methodische Vorbildung imitiert man als "Lehrer" möglicherweise nur den Unterricht, den man selbst in der Anfangszeit gehabt hat. Das kann funktionieren, wenn der Stil zufällig zum Schüler passt, das kann aber auch daneben gehen.

Ich verstehe zwar, dass Du durch Deine bisher erfolglose Lehrersuche ein wenig frustriert bist, aber ich wäre vorsichtig mit der Zuschreibung, dass ein Quereinsteiger per se engagierter und motivierter ist als die "gelernt" Lehrkraft.
 
Ich verstehe zwar, dass Du durch Deine bisher erfolglose Lehrersuche ein wenig frustriert bist, aber ich wäre vorsichtig mit der Zuschreibung, dass ein Quereinsteiger per se engagierter und motivierter ist als die "gelernt" Lehrkraft.

Oh, da ist ein falscher Eindruck entstanden, "per se" ist gar nichts. Lediglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit ist gegeben. Und die reicht es zu versuchen.
 
@beo Ja, das bezieht sich nur darauf, dass ein Geiger halt nicht erklären kann, wie man die Hand beim Klavierspielen halten sollte. Obwohl selbst das nur halbwahr ist - wenn man ein geschultes Auge hat, kann man oft erkennen, wenn etwas ungünstig aussieht, man erkennt mögliche Fehlhaltungen, unnötige Anspannungen etc.
Grundsätzlich meinte ich aber, dass ja auch ein Geiger ein hochgeschulter Musiker mit Ohren ist, der dir musikalische Hinweise zum Klavierspielen geben kann. Die nützen dir ab dem Zeitpunkt, ab dem du selbst weißt, wie du sowas umsetzen kannst, also die innere Verbindung zwischen musikalischer Idee und motorischer Umsetzung vorhanden ist. Wann das soweit ist, ist sicher bei jedem verschieden. Wenn ich aber einem absoluten Anfänger sage "spiel da jetzt mal ein knackiges Staccato" wird er mit meistens nur mit großen Augen anschauen und danach aufs Klavier einhacken.

Ich hab jetzt z.B. Kammermusik (Duo Violine / Klavier), die von einem Holzbläser unterrichtet wird, weil ich den gern mag. Und es hat zudem den Vorteil, dass er nicht nur eines der Instrumente unterrichtet, wie es bei einem Klavier oder Geigen-Prof vermutlich der Fall wäre.
 
Der junge Mann ist studierter Tontechniker, was mich etwas skeptisch macht.
Diese Skepsis muss nicht in jedem Falle angebracht sein. Im Toningenieur- oder Tonmeister-Studiengang ist auch das Studium eines Hauptinstruments (plus gegebenenfalls das eines Nebeninstruments) obligatorisch. Viele Absolventen sind durchaus auf diesem Gebiet den Kandidaten anderer Studiengänge absolut ebenbürtig. In meinem Bekanntenkreis ist ein solcher beispielsweise als hauptamtlicher evangelischer Kirchenmusiker tätig und ein weiterer ist als Konzertorganist sehr erfolgreich. Es liegt ja gerade in der Natur dieses Berufsbildes, dass künstlerische und technische Aspekte miteinander in Verbindung stehen. Natürlich kann man die jeweiligen Schwerpunkte individuell verschieden setzen.

LG von Rheinkultur
 
Diese Skepsis muss nicht in jedem Falle angebracht sein. Im Toningenieur- oder Tonmeister-Studiengang ist auch das Studium eines Hauptinstruments (plus gegebenenfalls das eines Nebeninstruments) obligatorisch. Viele Absolventen sind durchaus auf diesem Gebiet den Kandidaten anderer Studiengänge absolut ebenbürtig. In meinem Bekanntenkreis ist ein solcher beispielsweise als hauptamtlicher evangelischer Kirchenmusiker tätig und ein weiterer ist als Konzertorganist sehr erfolgreich. Es liegt ja gerade in der Natur dieses Berufsbildes, dass künstlerische und technische Aspekte miteinander in Verbindung stehen. Natürlich kann man die jeweiligen Schwerpunkte individuell verschieden setzen.

LG von Rheinkultur


Hi Rheinkultur,

beim Informationsmanagement-Studium (bei mir wars ja mit Schwderpunkten 1. ) Wiss. Bibl. und 2. ) Informationseinrichtungen mit Musikbeständen / Musikbibliotheken ) konnte man sich noch andere Spezialbereiche aussuchen, wie z.B. so in die Richtung Mediendesign / Medieninformatik / AV - Medien usw. ) , und einer meiner Kommilitonen hat das gemacht. Er hat folgendes VORHER "im Gepäck" gehabt:

Einen Bachelor, und zwar soweit ich mich erinnere, in dieser Institution, Bereich Audio engineering:

http://www.sae.edu/deu/de/über-uns

Nun wollte er einige Veranstaltungen anrechnen lassen, aber das wurde abgelehnt. Hast Du eine Idee, warum das nicht ging?

Fragt, mit LG, Olli
 
Ich hab jetzt z.B. Kammermusik (Duo Violine / Klavier), die von einem Holzbläser unterrichtet wird, weil ich den gern mag. Und es hat zudem den Vorteil, dass er nicht nur eines der Instrumente unterrichtet, wie es bei einem Klavier oder Geigen-Prof vermutlich der Fall wäre.
Vermutlich hat dieser fundierte Berufserfahrung mit gemischten Kammermusik-Formationen, die sich aus Instrumenten verschiedener "Familien" zusammensetzen. Etwa ein Trio mit Holzblasinstrument, Streichinstrument und Tasteninstrument, zum Beispiel Querflöte, Violoncello und Klavier (kleine Repertoireliste). Da bekommt man schon eine Menge auch über Instrumente mit, die man selbst nicht spielt. Übrigens halte ich das Spiel von Kammermusik mit dem eigenen Hauptinstrument für gewinnbringender zum Verständnis schwieriger Parts für fremde Instrumente als das Erlernen eines entsprechenden Zweitinstruments, auf dem bei spätem Lernbeginn eher selten ein wirklich weit fortgeschrittenes Spielniveau erreicht wird. Genau diese Kenntnisse benötigt man aber für wirklich schwierige Aufgabenstellungen.

LG von Rheinkultur
 

Einen Bachelor, und zwar soweit ich mich erinnere, in dieser Institution, Bereich Audio engineering:

http://www.sae.edu/deu/de/über-uns

Nun wollte er einige Veranstaltungen anrechnen lassen, aber das wurde abgelehnt. Hast Du eine Idee, warum das nicht ging?
Schwierig, das aus der Ferne zu begründen. Es könnte mit der Tatsache zusammenhängen, dass diese Qualifikationen bei einem privaten Bildungsanbieter (es geht aus dem Link hervor, dass es sich um einen solchen handelt) erworben wurden - und da kann es schon mal passieren, dass an einer öffentlichen Ausbildungsinstitution die Anerkennung entsprechender Leistungen abgelehnt wird. Ist ein Widerspruch gegen diese Entscheidung möglich? Wenn die Veranstaltungsinhalte aussagekräftig auf einem Zertifikat dokumentiert sind, kann man an dieser Entscheidung vielleicht noch etwas ändern.

Wie gesagt, aus der Ferne kann ich das allerdings in keiner Weise beurteilen - reine Spekulation meinerseits.

LG von Rheinkultur
 
Schwierig, das aus der Ferne zu begründen. Es könnte mit der Tatsache zusammenhängen, dass diese Qualifikationen bei einem privaten Bildungsanbieter (es geht aus dem Link hervor, dass es sich um einen solchen handelt) erworben wurden - und da kann es schon mal passieren, dass an einer öffentlichen Ausbildungsinstitution die Anerkennung entsprechender Leistungen abgelehnt wird. Ist ein Widerspruch gegen diese Entscheidung möglich? Wenn die Veranstaltungsinhalte aussagekräftig auf einem Zertifikat dokumentiert sind, kann man an dieser Entscheidung vielleicht noch etwas ändern.

Wie gesagt, aus der Ferne kann ich das allerdings in keiner Weise beurteilen - reine Spekulation meinerseits.

LG von Rheinkultur

Rehi RK,

dann ist dieses Institut sowas wie eine Berufsakademie? Oder wie soll man sich das vorstellen, ich fand die Beschreibung echt offiziell ( übrigens, wie gesagt, ich MEINE, es war diese Institution, sie hat ja mehrere Standorte ) ..:

hmm, ok... - also Widerspruch hat er da zwar nicht schriftlich eingereicht, ich glaube aber, er war murrig und er zeigte mir seine Bachelorarbeit, aber ich weiß die Formalia nicht mehr, jedenfalls, die sah also für meine untrainierten Augen nicht übel aus, es ist ja auch schon lange her, jetzt würde er da glaub ich keinen Widerspruch mehr einreichen, selbst wenn das formell ginge, :-)er wollte da irgendwas aus dem 3. oder 5. Sem. anrechnen lassen, wir kannten uns da schon etwas länger, also nicht aus dem ersten, ABER er hat da glaub ich mit irgendeiner Professorin damals herumdiskutiert und war maulig, :-(- aber..
"genötzt hat's nechts"...

Ok, auf jeden Fall danke Dir für Deine Antwort, Rheinkultur,

und LG, Olli!
 
Ich habe im Sommer musikalisch sehr interessante Anregungen von einem Geiger bekommen. Das hätte ein Pianist kaum besser hingekriegt. :-)
:super:
Mein Onkel spielt sein Leben lang (u.a. Solo-)Oboe und Englischhorn im Orchester und hat dementsprechend und logischerweise riesige Erfahrung mit Musik unterschiedlichster Stile und Gattungen. Er hat einige Jahre einen jungen Musiker betreut, der irgendwas anderes spielt, ich glaube Geige oder ein anderes Streichinstrument (kein Bläser). Und dieser erzählte dann (nicht mir, ich kenne den nicht), mein Onkel sei sein bester und wichtigster Lehrer. Solche Geschichten sind keine Seltenheit.
Wenn man bereits sein Instrument gut genug beherrscht, braucht es eben keine Hinweise in Bezug auf Wie-umsetzen, sondern nur auf Was-gewollt.
 
Ich habe inzwischen meinen ersten Unterricht gehabt. Meine aktuellen Fragen sind geklärt, der Lehrer ist definitiv gut genug um mich weiter zu bringen. Im Bereich Musiktheorie, ist der richtig gut, und mir ist jetzt auch klar, warum ich mit Büchern alleine nicht wirklich zurecht gekommen bin, es ist etwas ganz anderes, wenn man direkt klanglich gezeigt bekommt, was genau gemeint ist.
Die Bedingungen in der Musikschule selbst sind aber leider suboptimal. Die Räume sind nicht gut genug Schall isoliert.
 
Hallo beo, schön dass du einen Lehrer gefunden hast. Mir war nicht klar, dass das als Erwachsener schwieriger sein soll. Ich scheine an alle neue Aufgaben etwas naiv (oder schöner formuliert, unvoreingenommen) ran zu gehen.
Gestern habe ich aber zufällig erfahren müssen, dass ein Lehrer der sicher gut genug für einen ist, d. h. einen zwar weiter bringt, nicht unbedingt wirklich gut sein muss.
 
Gestern habe ich aber zufällig erfahren müssen, dass ein Lehrer der sicher gut genug für einen ist, d. h. einen zwar weiter bringt, nicht unbedingt wirklich gut sein muss.

Du hast vollkommen Recht, aber da ich ländlich wohne muss ich abwägen. Ich stehe vor der Wahl, diesen Lehrer oder keinen. Und dann ist die Frage ob mich der Unterricht weiter bringt durchaus relevant.

Jetzt ist die erste Stunde ja schon ein paar Tage her und ich bin noch intensiv damit beschäftigt umzusetzen was mir erklärt wurde. Ich mache dabei durchaus Fortschritte, werde aber noch lange daran üben müssen. Meine Fähigkeit den Takt in der Musik zu erkennen, ist reichlich unterentwickelt. Meine erste Lehrerin hatte durchaus Anmerkungen in die Richtung gemacht, aber bewußt geworden ist mir das erst jetzt nach den Ausführungen meines neuen Lehreres.

Und wenn ich das so schreibe, dann denke ich, ich sollte meine Skepsis einfach mal einpacken und zusehen das ich aus dem Unterricht raus hole, was ich raus holen kann.
 
Ist doch erst mal gut so.
Ich wollte dir auch nichts mies machen, aber ich bin jetzt froh, dass sich mir die Möglichkeit eines Vergleichs geboten hat.
:bye:
 
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Reaktionen: beo
Ist doch erst mal gut so.
Ich wollte dir auch nichts mies machen, aber ich bin jetzt froh, dass sich mir die Möglichkeit eines Vergleichs geboten hat.
:bye:

Kann ich absolut verstehen, ich bin bei meiner ersten Lehrerin viel zu lange geblieben. Ich hatte zwar früh den Verdacht, dass sie nicht gut war. Aber ich war mir halt unsicher.

Erst als ich nach einem Jahr Unterricht Komplimente bekommen habe, dass ich ohne Untericht deutlich schöner spiele als mit, war mir klar, dass mein Verdacht gegen die Lehrerin wohl stimmen musste.
 

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