Fingerfertigkeit im Urlaub

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Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell aus einer Ergänzung ein Widerspruch gemacht wird.
Wenn die Ergänzung wie ein Widerspruch formuliert ist, kann das schon mal passieren.

Ihr könnt in den Urlaub mitnehmen, was Ihr wollt, Klavier, Harmonium, Kegelbahn, Schwiegermutter...

Ich habe nur versucht zu sagen, dass Klavierlernen aus mehr besteht als aus dem, was die Finger tun. Und das hat nix damit zu tun, ob ich persönlich im Urlaub Tasten drücke oder nicht. Um meine Finger beweglich zu halten tut es auch die Blockflöte. :-D
 
Wenn das bei erfahrenen Pianisten schon so ist, dann gilt das vermutlich umso mehr für Anfänger
"Ein Spitzensportler trainiert täglich, da müsste ein Anfänger noch öfter ins Fitnessstudio." ? Eher nicht.

Das Argument halte ich für nicht stichhaltig. Ein Profi registriert schon minimale Veränderungen.
Ich mache auch ungern 2-wöchige Pausen, aber Katastrophen sind das auch nicht. Spätestens am 2ten Tag nach der Pause ist alles mindestens so gut wie vor der Pause.
 
Ich mache auch ungern 2-wöchige Pausen, aber Katastrophen sind das auch nicht. Spätestens am 2ten Tag nach der Pause ist alles mindestens so gut wie vor der Pause.
Angst sollte man vor Pausen definitiv nicht haben. Vielleicht geht mal die eine oder andere Kleinigkeit verloren ... aber im Gegenzug kann durch "ein bisschen Abstand" auch ganz viel gewonnen werden. Und wie man hier mehrfach lesen kann, kommt das Verlorene meist recht schnell zurück.

Nach Pausen merke ich sehr oft, das irgendein "Knoten geplatzt" ist.
Ich kann nichtmal sagen, woran das genau liegt, aber oft mache ich nach einer kurzen Pause sehr schnelle Fortschritte ... gerade, wenn ich vor der Pause etwas bestimmtes intensiv geübt habe.

Pausen helfen mir, eine gewisse "Betriebsblindheit", die beim intensiven Üben schon mal aufkommen kann, zu überwinden. Oft genug ist das vor der Pause beackerte "Problem" nach der Pause irgendwie kein Problem mehr.
Und das liegt sicherlich nicht daran, dass die Fingerfertigkeit irgendwie davon profitieren würde, dass man mal ne Woche keine Tasten anfasst.

Pausen haben für mich irgendwie die Funktion, sich vom "problematisierenden" Blick auf mein Tun zu lösen. Nach der Pause übe ich nicht mehr intensiv an einzelnen Problemstellen, sondern spiele einfach ... sogar die Problemstellen (das klappt sicher nicht immer ... ist aber in den letzten 30 Jahren doch ziemlich oft passiert).
Natürlich kommt dieser problematisierende Blick dann zurück ... dann fokussiert er aber meist ein anderes Problem.
 
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wobei auch da das Ohr/Hirn schneller sein kann als die Hand
Meiner Erfahrung nach ist es so gut wie immer umgekehrt. Was die Hand nicht kann, hat seine Ursache nicht in der Langsamkeit des Bewegungsapparates, sondern in der Langsamkeit der grauen Masse zwischen den Ohren - körperliche Einschränkungen mal ausgenommen. Das ist auch der Grund dafür, dass mechanistische Übungen à la Hanon nicht nur weitgehend nutzlos sind, sondern oft schädlich - sie verstellen den Blick auf das Wesentliche der Musik.

Inneres und äußeres Hören, Bewegungsvorstellung, das Verständnis musikalischer Zusammenhänge etc. kann man auch ohne Instrument verbessern. Ein leichter Einstieg wäre das Hören von Musik und das Mitlesen der Noten - eine schöne Beschäftigung an einem verregneten Urlaubstag!

Was die Finger angeht, ist das, was man in einem dreiwöchigen Urlaub „verlernt“, nach 1-2 Tagen wieder da. Da muss man sich sicher keine Sorgen machen.
 
Was die Hand nicht kann, hat seine Ursache nicht in der Langsamkeit des Bewegungsapparates, sondern in der Langsamkeit der grauen Masse zwischen den Ohren
Seit ich das mal gelesen habe, fällt mir immer wieder auf, dass es stimmt. Wenn ich zu langsam denke, oder es nicht im gewünschten Tempo innerlich präzise hören kann, kann ich es auch nicht spielen… Seither arbeite ich bei schnelleren Stellen auch am schnellen und präzisen Denken…
 
Ein leichter Einstieg wäre das Hören von Musik und das Mitlesen der Noten - eine schöne Beschäftigung an einem verregneten Urlaubstag!
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen für Zwischendurch, auch ohne Regen. Daher rührt auch der für mein bescheidenes "Können" am Klavier doch beachtliche und völlig überdimensionierte Meter Notenhefte im Regal. Score hoarding. ;-)
Oft finde ich dabei reizvolle und auch für mich realisierbare Stücke.
 
Fingerübungen mache ich im Urlaub übrigens nicht; sonst allerdings auch nicht. ;-)
 
Man kann auch komplett ohne Klaviatur etc. rein mental üben. Man stellt sich - bei offenen oder geschlossenen Augen - intensiv vor, ich sitze nun am Klavier und spiele dies oder das Stück.

Mir hilft das sehr.
Dann schlafe ich ein. War mir dann oft iwie zu anstrengend, oder wie oder was. Mischen ekom-plischt.
 
Meiner Erfahrung nach ist es so gut wie immer umgekehrt. Was die Hand nicht kann, hat seine Ursache nicht in der Langsamkeit des Bewegungsapparates, sondern in der Langsamkeit der grauen Masse zwischen den Ohren - körperliche Einschränkungen mal ausgenommen.
Einverstanden! Aber Du musst akzeptieren, dass Deine Erfahrungen völlig andere sind als die eines Anfängers im Erwachsenenalters. Da ist der Kopf (zumindest bei "einfacher Musik") definitiv schneller und musikalischer als der Bewegungsapparat. Der wird ja das allererste Mal darauf konditioniert*, was die Ohren schon seit Jahrzehnten gehört haben.

*) und komme jetzt nicht mit "ein Leckerlie greifen kann jeder blitzschnell" :-)
 
Die "Fingerfertigkeit" ist beim Musizieren am Klavier nur ein Aspekt von vielen.
Wenn du das „nur“ weg lässt, stimmt es. Fingerfertigkeit ist ein sehr wichtiger Aspekt, denn ohne geht es nicht. Das Klavier spielt man mit den Fingern.
Meiner Erfahrung nach ist es so gut wie immer umgekehrt. Was die Hand nicht kann, hat seine Ursache nicht in der Langsamkeit des Bewegungsapparates, sondern in der Langsamkeit der grauen Masse zwischen den Ohren - körperliche Einschränkungen mal ausgenommen.
Es geht um die Hirn-Hand-Koordination. Das eine kann man nicht ohne das andere üben, beides muss mindestens gleich(zeitig) geübt werden, Fingerfertigkeit als Anfänger eher etwas mehr, denn wie gesagt, ungewöhnliche Bewegungsabläufe. Das ist ist für den Fortgeschrittenen etwas anders.
Das ist auch der Grund dafür, dass mechanistische Übungen à la Hanon nicht nur weitgehend nutzlos sind, sondern oft schädlich - sie verstellen den Blick auf das Wesentliche der Musik.
Bei falscher Anwendung ist es schädlich, aber das wollt ihr nicht verstehen.
Inneres und äußeres Hören, Bewegungsvorstellung, das Verständnis musikalischer Zusammenhänge etc. kann man auch ohne Instrument verbessern.
Aber nicht die Fingerfertigkeit.
Was die Finger angeht, ist das, was man in einem dreiwöchigen Urlaub „verlernt“, nach 1-2 Tagen wieder da. Da muss man sich sicher keine Sorgen machen.
Das mag für einen erfahrenen Klavierspieler gelten, der die Richtigen Bewegungsabläufe bereits über Jahre verinnerlicht hat. Bei einem Anfänger ist das anders. Aber es ist offenbar schwer für euch sich in solche Situationen zu versetzen.
 

Was meinst du damit?
Um offensichtlich Falsches zu erkennen muss man kein Profispieler sein. Man muss mit einmal ein Profipädagoge sein (ist etwas anderes als ein Profispieler, wird aber oft fälschlicherweise gleich verstanden). Es geht hier nämlich nicht um professionelles Klavierspielen, sondern um einen Anfänger, der lernen will.

Wenn ein Profispieler von seinem und für sein Niveau ausgeht mag einiges richtig sein. Das selbe kann (und ist meistens) falsch für einen Anfänger.

Der Tip z.B. mal Noten mitzulesen ist für Fortgeschrittene sicher nicht falsch. Aber was soll ein Anfänger damit? Der kann eventuell gerade einmal Noten entziffern, nicht wirklich lesen. Der kann noch gar keine Klangvorstellung zu den Tasten haben, es fehlt einfach die Erfahrung.

Würdest du einem ABC-Schützen empfehlen ein Hörbuch in Kleindruck mitzulesen? Oder wäre es nicht besser erst einmal Kreise und Striche zu üben?
Umgekehrt würde man einem Kaligraphen empfehlen jeden Tag erst mal eine halbe Stunde Kreise und Striche zu üben?
Du erkennst wahrscheinlich auch als Laie, dass, was beim einen passt, macht beim anderen keinen Sinn, ist ggf. sogar schädlich, bestenfalls Zeitverschwendung.

Und zu Deiner Frage, ich habe bereits mit 9 Jahren recht viel Geld mit Klavierspielen verdient, war insoweit also ein Profispieler. Macht es meine Worte besser für dich? Mir wäre es egal. Selbst wenn Herbie Hancock Unsinn erzählen würde ( was er meines Wissens nach aber nicht tut), wäre es immer noch Unsinn, auch, wenn ich das, was ich sonst von ihm kenne extrem wertschätze.

Hier ist das anders. Wenn Forengockel Xy was schreibt, ist das immer richtig.
 
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Die Zielgruppe für Windelwerbung sind nicht die Babys, sondern die Eltern. Die Zielgruppe für Hundefutterwerbung sind nicht die Hunde, sondern die Hundehalter.

Profis können sowohl anderen Profis Tipps geben als auch Anfängern, aber Anfänger können anderen Anfängern nur sehr bedingt Tipps geben.
 

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