Der Flügel auf dem Dach oder das Klavier auf der Hand?

  • Ersteller des Themas Sabrina-von-der-Ostsee
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Bei Yamaha Instrumenten aus den sechziger Jahren sind taube Basssaiten leider eher die Regel als die Ausnahme. Zumindest jedenfalls nichts ungewöhnliches. Mit Intonieren bekommt man das aber nicht weg. Wenn es dich stört, musst du die Saite tauschen. Wobei es aus besagten Gründen schon sinnvoller ist, den ganzen Bassbezug zu tauschen. Kann man vor Ort machen.
 
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Flügel. Ich wünsche dir ganz viel Freude an dem Instrument.

Was den staubigen Resoboden angeht - ich wedel bei mir immer mal mit nem Swiffer durch. Weiß allerdings nicht ob das was bringt wenn sich der Dreck schon Jahrzehnte da festgesetzt hat.
 
Bei Yamaha Instrumenten aus den sechziger Jahren sind taube Basssaiten leider eher die Regel als die Ausnahme. Zumindest jedenfalls nichts ungewöhnliches. Mit Intonieren bekommt man das aber nicht weg. Wenn es dich stört, musst du die Saite tauschen. Wobei es aus besagten Gründen schon sinnvoller ist, den ganzen Bassbezug zu tauschen. Kann man vor Ort machen.
Ja, hab ich befürchtet:/ weiß jemand von euch, mit welchen Kosten man beim Neubezug der Basssaiten rechnen könnte?
Mir fiel auch auf, dass manche Töne um einiges lauter sind als andere. Ich denke, das bekommt man mit Intonation hin?
 
Meiner Meinung nach bist Du für die ersten Tage viel zu kritisch mit dem frisch eingetroffenen Instrument. Gib dem guten Stück doch erstmal Zeit, sich zu aklimatisieren. Und wenn Du vorher immer am Klavier gespielt hast, dann ist ein eigener Flügel in den eigenen vier Wänden erstmal sehr ungewöhnlich. Das muss nicht am Instrument liegen - und es muss auch kein Mangel sein.

Ich würde folgendermaßen vorgehen:

1. Auf dem Flügel spielen. Dabei Auffälligkeiten auf einem Zettel notieren und diesen weglegen.
2. Auf dem Flügel spielen.
3. Auf dem Flügel spielen.
4. Auf dem Flügel spielen.
5. Auf dem Flügel spielen.
6. bis 49. (...)
50. Den Klavierstimmer kommen lassen und ihm den Zettel vorlesen, wenn Du diesen überhaupt noch hast. Der Klavierstimmer wird Dir sagen, was man optimieren kann und sollte. Es kann auch am Raum liegen, wenn der Klang stellenweise schwächelt.

Es bringt nichts, bei einem gebrauchten Instrument fortlaufend den Vergleich mit einem neuen Spitzenflügel vorzunehmen und die Nadel im Heuhaufen zu suchen.

Magst Du mal eine Aufnahme hochladen? Nicht zu nah rangehen, viele Smartphones zeichnen den Klang aus der Distanz schöner auf.
 
Ich bin aktuell sehr zwiegespalten. Ich wusste, ich kaufe ein älteres Modell und ich wusste auch, dass einige Arbeiten anstehen werden, die mich so um die 1500 Euro kosten würden.
Als relativer Anfänger hab ich mich beim Anspielen des Flügels sehr wohl damit gefühlt. Jetzt im direkten Vergleich zu meinem Klavier zu Hause, das ja gerade 6 Monate alt und für mich sehr hochwertig ist, fallen mir ein paar Dinge auf (es ist natürlich noch nichts von den anstehenden Arbeiten erledigt):
- Eine Basssaite klingt dumpf
- Manche Töne sind lauter als andere, manche fast schrill bei offenem Deckel, vor allem in den hohen Oktaven (durch Intonation behebbar?)
- Die Tastatur ist, ich weiß den Fachausdruck nicht, aber "wobbelig", also die Tasten sitzen lockerer als bei meinem neuen Klavier, bei dem die Tasten nach dem Anschlag direkt wieder in ihre Ursprungsposition fallen und kein Spiel zu beiden Seiten haben. Beim Flügel haben sie das. Dementsprechend machen manche Tasten auch leichte Nebengeräusche beim Zurückfallen in ihre Ursprungsposition. Aber das wird mit der Regulierung besser, nehm ich an? Also werden die Tasten da wieder quasi fester gezogen?

Sind die vom Klavierbauer, der die Begutachtung vorgenommen hat, veranschlagten Kosten von 1500 Euro für Regulieren, Abziehen der Hammerköpfe, Intonation und Stimmung realistisch?
Wie teuer wäre eine Erneuerung der Basssaiten?
Sind die von mir bemerkten Mängel mit Regulierung und Intonation behebbar (bis auf die Basssaite)?

Ich bin gerade unsicher, weil ich aufgrund fehlender Ahnung nicht weiß, ob die Mängel tatsächlich für das Geld oder generell behebbar sind. Mit wobbeliger Tastatur möchte ich auf Dauer nicht spielen.

Andererseits habe ich für den Flügel 4.500 Euro ausgegeben, für (oftmals) wie auch immer überholte Flügel dieser Art und auch ähnlichen Alters sehe ich vom Händler und teils auch privat eher Preise ab 10.000 aufwärts. Es scheint sich also zu lohnen, da noch ein paar Tausender reinzustecken, wenn diese Mängel damit behoben werden können.

Abgesehen von genannten Problemen dieses Flügels und der Patina, die mich nicht stört, steht der Flügel sonst sehr gut da, Reso, Stimmstock und Gussrahmen sind gut und auch sonst gefällt er mir, aber technisch ist mein Klavier aktuell einfach viel besser.
 
Meiner Meinung nach bist Du für die ersten Tage viel zu kritisch mit dem frisch eingetroffenen Instrument. Gib dem guten Stück doch erstmal Zeit, sich zu aklimatisieren.

Es bringt nichts, bei einem gebrauchten Instrument fortlaufend den Vergleich mit einem neuen Spitzenflügel vorzunehmen und die Nadel im Heuhaufen zu suchen.
Du hast recht, ich messe den Flügel schon stark an meinem neuen Klavier. Es ist schon toll, am Flügel zu sitzen, aber der Klang ist ja nun einmal das Wichtigste am Instrument. Ich wusste ja auch vorher, dass der Flügel nicht "perfekt" zu mir kommt, aber ich habe Sorge, dass die Mängel (in erster Linie sind es die "schwimmenden" Tasten mit Spiel links und rechts und teils leichten Nebengeräuschen beim Zurückfallen in die Ursprungsposition und die schrillen Töne sowie der dumpfe Ton im Bass) nicht so einfach verschwinden, wie ich das gern hätte, (also für die prognostizierten Arbeiten und das Geld), sondern dass sich da eine Grube auftun könnte, in die ich nicht hüpfen will/die ich nicht bezahlen kann/will. Wenn die Mängel für 1-2000 behebbar sind, super! 😅 Ich hab nur Sorge, dass es dann doch um einiges teurer werden könnte, ihn so herzurichten, dass ich mit Spielweise und Klang so zufrieden oder ähnlich zufrieden bin wie mit dem Klavier.

[Ich habnebenbei (nicht vorzeigbar) ein Video von einem Stück vergleichsweise auf beiden Instrumenten eingespielt, da höre ich wenig Unterschied (bis auf ein paar angesprochene lautere Töne und die Nebengeräusche mancher Tasten) bei beiden und ich hatte den Vorbesitzer auch auf dem Flügel spielen lassen, sein Spiel klang toll. Vielleicht liegts an meiner Unfähigkeit 😀]
 
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Vielen Dank ihr beiden, das beruhigt mich 🙂
 
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Der Flügel ist halt alt, knapp 60 Jahre. Vermutlich ist das sogar ein Grauimport, sogenannte Containerware. Vermutlich im Laufe seines Lebens sehr viel gespielt. Von einem Berufsmusiker gekauft, der ihn vermutlich auch bereits gekauft hat, als der schon reichlich runter gespielt war. Wenn du es sauber gemacht haben willst, dann musst du schon noch einiges investieren. Z.b. neue Tastengarnierungen, neue Bass-Saite(n), Mechanik Regulierung und Intonation. Die Röllchen sollte man sich auch noch mal anschauen. Der etwas klirrige Sound im Diskant kann auch von dem Saitenmaterial bzw. einem Grat im Capodaster kommen und somit eine komplette Neubesaitung zu überlegen wäre. 60 Jahre alter Grauimport halt, das übliche. Wenn dir das alles zu teuer ist, dann würde ich vorschlagen dass du versuchst damit zu leben. Das wäre vermutlich die sinnvollste Lösung.
 
Ein ordentlicher Händler hat mit so einem Flügel eine Menge Arbeit um den verkaufsfertig zu bringen - das zahlst Du halt jetzt Stück für Stück und am Ende landest bei einem Preis für den Du ihn spielfertig auch vom Händler kaufen könntest.
 
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Ein ordentlicher Händler hat mit so einem Flügel eine Menge Arbeit um den verkaufsfertig zu bringen - das zahlst Du halt jetzt Stück für Stück und am Ende landest bei einem Preis für den Du ihn spielfertig auch vom Händler kaufen könntest.
Aber doch nur, wenn man vom Händler ein perfektes Instrument erwartet. Jeder Händler hat immer auch B-Ware im Angebot, die nicht perfekt ist (weil es sich vielleicht nicht lohnt?), aber dafür auch günstiger zu haben ist. Das ist bei Flügeln nicht anders als bei Autos, Möbeln oder Häusern.

Manche "Mängel" relativieren sich auch, wenn man eine Zeit mit dem Gegenstand gelebt hat. Deshalb ja mein Vorschlag, erstmal das Wichtigste zu machen und weitere Entscheidungen erst später zu treffen. Einen gebrauchten Gegenstand in den Neuzustand bringen zu wollen kann ein Fass ohne Boden werden (und ist auch meistens nicht wirtschaftlich).

Eine Frage an Sabrina: Sind Dir diese Aspekte nicht bei der Besichtigung vor Ort aufgefallen? Und weshalb fallen sie jetzt auf?
 
Bei Besichtigung vor Ort sind mir die Mängel tatsächlich nicht aufgefallen. Ich hab mich an dem Instrument einfach nur wohlgefühlt. Die Unterschiede fallen mir jetzt erst im direkten Vergleich auf. Also ein bisschen was bemerkte ich natürlich auch vorher, wie zb das einzelne Tasten leichte Nebengeräusche beim Zurückfallen in die Ausgangsposition machen. Dass die Tasten ein wenig "schwimmen" und die paar schrillen Töne sowie das dumpfe "d" im Bass fielen mir dann erst zu Hause auf. Ich hab mich da ganz auf den Klavierbauer verlassen, der meinte, für 1500 Euro Überarbeitungskosten bekomm ich wieder ein schön klingendes Instrument (er hat aber auch bei der Beurteilung schon gesagt, es klingt aktuell nicht optimal und eigentlich weiß ich ja auch, dass was dran zu tun ist und ich nicht für den Kaufpreis ein perfektes Instrument erwarten kann, ich habe nur Angst, dass die Kosten den Rahmen dann um ein mehrfaches übersteigen könnten bei der Überarbeitung. Einfach weil ich keine Ahnung davon hab. Wenns n Tausender mehr wird als veranschlagt... geschenkt. Vermutlich hat er genau die Arbeitsschritte genannt, die zur Behebung meiner Kritikpunkte sowieso wichtig sind und ich mach mich nur verrückt.
Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, der jetzt drauf warten muss, bis sich das Instrument akklimatisiert hat, bevor ich es bearbeiten lassen kann😅

Dazu kommt, dass ich in den letzten Tagen weniger drauf spielen als mir theoretisch Gedanken dazu machen konnte. Dienstag wurde er geliefert, da hab ich natürlich erst einmal ein paar Stunden dran gesessen, gestern kam ich erst nach 20 Uhr nach Hause und wollte das meinen Nachbarn nicht mehr zumuten und jetzt sitz ich wieder dran 🙂
 
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Dass das Instrument anders klingt, kann durchaus an den unterschiedlichen akustischen Eigenschaften (beim Verkäufer vs zu Hause) liegen. An nicht ganz so stramme Tasten gewöhnt man sich, vor allem wenn es dir ohne den direkten Vergleich nicht aufgefallen ist.
Neue Basssaiten kosten dich vermutlich rund 1000 Euro, aber das fragst du am besten deinen Klavierbauer.
Wenn du neue Saiten einbauen lässt, brauchen die mehrere Monate bis 1 Jahr, bis sie die Stimmung ordentlich halten.
 
Bei Besichtigung vor Ort sind mir die Mängel tatsächlich nicht aufgefallen. Ich hab mich an dem Instrument einfach nur wohlgefühlt.
Ist das nicht das Wichtigste? Ich glaube, ein Klavierbauer wird Dir für den veranschlagten Preis genau das Instrument daraus machen, das Du dir vorgestellt hast. Stimmung, Intonation und (falls nötig) ein neuer Bassbezug machen wirklich einen großen Unterschied.
 
Ja, ich verbringe grad Zeit an meinem neuen Instrument und ich mach mich wirklich zu sehr kirre 😀 der Plan war nur ursprünglich, das Klavier dann wieder zu verkaufen und ich hab Angst, dann klanglich doch noch ein Downgrade zu haben😅 Aber generell mag ich den Klang und das Gefühl daran sehr gern!

Nachtrag: Ich hab jetzt ein paar Stunden am Instrument verbracht und die Freude ist zurück :D witzigerweise mag ich am liebsten die Klänge im Bass (bis auf die eine Saite). Und wenn ich nicht ständig von Klavier zu Flügel hirsche, fällt mir auch die "schwammige" Tastatur weniger auf. Also alles gar nicht mehr so schlimm heut :D Das war vermutlich alles meine "oh mein Gott, was wenn ich einen Fehler geschrieben habe???!!!!"-Schwarzmalerei🤐
 
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Du könntest ja das Klavier verkaufen, den Erlös dem Klavierbauer geben und sagen: Hier, das ist das Budget, machen Sie damit das Beste aus meinem Flügel. Bzw. 3 Kostenvoranschläge mit verschiedenen Varianten, falls nicht ganz klar ist, was die Prioritäten sind.
 
Update-update, nachdem ich vor ein paar Tagen so unsicher rumgejammert hab :D20220902_161835.jpg
Erstmal guckt, wie hübsch er ist 😍

Wie schnell sich die Wahrnehmung ändern kann... nachdem ich heut und gestern viel Zeit am neuen alten Flügel verbracht hab, hat sich mein Empfinden schon total gewandelt. Mein Flügel klingt für mich mittlerweile viel schöner als das Klavier. Beim Klavier hab ich nun das Empfinden, als würde der Ton in Watte gepackt bei mir ankommen bzw die Wand zwischen den Saiten und mir merke ich deutlich in der Übertragung des Klanges, während der Klang vom Flügel geradezu auf mich herunterregnet.
Es ist verrückt, wie Gewöhnung das Gesamtbild verfälschen kann (nichtsdestotrotz ist da natürlich das dumpfe d und die anderen Baustellen). Als ich von meinem Presspappen-Digi auf das Kawai NV5 gewechselt hatte, gefiel mir der Klang der Presspappe aufgrund der Gewöhnung daran zunächst auch besser. Obwohl der Klang da rückblickend richtiggehend gruselig war.
Jedenfalls danke für alle Tipps, gutes Zureden, euer "Ohr" und realistische Einschätzungen, die mich durch mein dunkles zweitägiges "oh mein Gott, ich hab einen riesigen Fehler gemacht"-Loch führten😃
 

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