Das Schach Problem

Ich hoffe, dass in KI keine Algorithmen für unvernünftiges Agieren einprogrammiert werden
Ich glaube darum wird man nicht herumkommen. Zumindest muss KI auch die Irrationalität der Menschen erlernen (wie auch immer das gehen soll), wenn sie damit "vernünftig" umgehen soll.

Das kennt jeder auch von sich selbst: Eine Entscheidung kann irrational, unvernünftig aber trotzdem genau richtig sein.

Alleine die Frage danach, was wertvoller ist, 1 oder 100 Menschenleben. Bei solchen Fragen scheitert die Vernunft. Man stelle sich mal vor, eine auf Vernunft vollentwickelte KI, schlauer als jeder Mensch, würde die Welt so regieren, dass es im Sinn aller Menschen ist und alle Menschen auf die KI hören müssten.
Oh neee....Vernunft wird überbewertet. :-)
 
kannst du mal für Laien und Musikanten erklären, wie ein neuronales Netz funktioniert?
Ein neuronales Netzwerk besteht aus vielen virtuellen Schaltern, die jeder nur aufgrund der Eingabe eine fuzzylogische, das heißt schwellwertbasierte, Entscheidung zwischen einer geringen Zahl von möglichen Ausgabewerten trifft. Ein Ausgabewert fungiert wiederum als Eingabe für die nur nächste Verfeinerungsebene, die wiederum aus virtuellen Schaltern besteht.
Diese Verfeinerungsebenen gibt es auch beim menschlichen Lernen. Wir können Toyota von Renault unterscheiden, einen Kleintransporter von einem Motorrad. Für kleine Kinder sind das alles einfach Autos, etwas größere unterscheiden Autos, Busse, und Motorräder, dann vielleicht stinkende und neuere, nicht stinkende, zum Schluss, wenn sie denn ein gewisses Interesse für Autos entwickelt haben, verschiedene Marken und Typen.
Aber auch das Sehen überhaupt ist so aufgebaut. Am Anfang war nur Hell/Dunkel, Gesicht/kein Gesicht, Mama/Nicht-die-Mama, zum Schluss könnt ihr mit einem Blick einen Raum von einem Baum unterscheiden, an einem winziger Bruchteil von Information, vergleichen mit dem gesamten rechnerischen Informationsgehalts von vier aneinandergereihten Buchstaben.

Wichtig ist auch, dass das Lernen in vielen Iterationen abläuft. Zwischen zwei Iterationen (Schleifendurchläufen) findet ein Soll-/Istabgeich statt, ein Vergleich zwischen dem Testdatenkorpus und den Ergebnissen, wie sie der aktuelle NN-Zustand hervorbringt. Je größer der Unterschied, desto höher, also gröber ist die Verfeinerungsebene, auf der die nächste Iteration beginnt, und zwar mit einer zufallsbasierten Neubestimmung der Schwellwerte für die Fuzzylogik.

Das ist das Grundprinzip, wie ich es verstehe. Dabei beschäftige ich mich praktisch allerdings nicht selbst mit NN, selbst wenn es sich eigentlich anbietet bei der synthetischen Annäherung an den Klavierklang (hier OT, siehe Thread in Sonstiges). Ich will auf meine Art lernen, wie ein Klavier klingt, tausend mal lieber als zu lernen, wie man NN programmiert. Oder sogar nicht mal das, bloß zu lernen, wie man den neuesten Scheiß der Szene namens tensorflow usw. benutzt.
Meine Abneigung gegen maschinelles Lernen, die aktuell noch besteht, geht sogar soweit, dass ich die Wortvorschläge, die mir mein Tablet beim Schreiben dieses Beitrags laufend anbietet, keines Blickes würdige.

Denn wenn der Mensch erst das Lernen verlernt hat, da er es einmal an Maschinen delegierte, ist es vorbei. Auch mit echtem Klavierspiel.
 
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Was bedeutet "irrational" eigentlich?
Die meisten Menschen handeln ja nicht zielgerichtet "irrational". Ganz im Sinne von Lindgrens Michel aus Lönneberga: Unsinn wird es von ganz allein - es beginnt selten mit dieser Absicht.

Die Angst vor Flüchtlingen (hurra, hab Kurve zum Allthema bekommen) ist ja nicht absichtlich irrational. Sie ergibt sich aus persönlichen Lebenserfahrungen in Verbindung mit Ängsten, Rudelbildung, Sicherheitsgefühl etc.
Und auch am Beispiel sieht man, des einen Irrationalität ist des anderen Rationalität.

Wir sind ja nicht nur logisch gesteuert - das was man also gemeinhin von einer KI erwartet.

Wir handeln auch entsprechend übergeordneten Gefühlen/Trieben, die sich neben der evolutionär spät hinzugekommenen Logik als evolutionär Vorteilhaft herausgebildet haben : Freude, Neugier, Angst, Wut, Gruppenbildung, Fortpflanzungstrieb, Fluchtreflex, Belohnungssystem etc.
Evtl. ist nicht mehr jeder dieser Triebe wichtig, wenn wir uns jetzt auch der Logik bedienen können. Die wichtigen Triebe könnten wir uns ja dann logisch erschließen ;) Aber sie sind nun mal Teil von uns und durchaus nicht nur überflüssig!


Ein Neuronales Netz (NN) handelt aber lustigerweise gar nicht logisch - das ist das größte konzeptionelle Problem derzeit. Ein NN ist eher rein triebgesteuert: Minimiere diese Fehlerfunktion, welche zu meinem Input meinen errechneten NN-Output mit dem erwarteten Output ins Verhältnis setzt.
Nix logisches Schließen - da hapert es derzeit am meisten. Es gibt andere Zweige der KI, die rein formal logisch agieren (Prolog etc.) - die können wiederum nicht mit komplexen Weltmodellen oder Berechenbarkeitsproblemen umgehen. Wie man das verknüpft, daran ist zu arbeiten.

Es gibt durchaus erste Versuche, wie man ein allgemeineres Belohnungssystem im NN verankert als nur "minimiere diese Fehlerfunktion" - z.B. evolutionäre Ansätze mit Survival of the fittest erc.
Vermutlich braucht man genau so etwas für universelle KIs - da kommt die scheinbare Irrationalität von ganz allein, je nachdem, in welchen stabilen Zustand das NN nach dem Lernen reinfällt.
 
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Aber die KI braucht ein Ziel. Die KI des Schachcomputers hat das Ziel, eine Schachpartie zugewinnen, die KI von Navigationssystemen hat das Ziel, eine optimale Route zu berechnen. Wenn das Ziel ist, ein menschliches Verhalten zu imitieren, wird die KI beim lernen merken, dass Menschen sich oft irrational verhalten und versuchen, das zu imitieren. Es gibt Chat Bots, die Menschen inzwischen täuschend echt imitieren. Wollen wir hoffen, dass bei allgemeinen technischen Anwendungen wie z.B. dem autonomen Fahren das erklärte Ziel die Perfektion ist und nicht das Menschliche Fehlverhalten. D.h. die KI erhält keine fertigen Algorithmen aber feste Randbedingungen, die in dem Falle u.a. die Verkehrsregeln wären, welche die Menschen nur all zu oft missachten.
 
Diese selbstlernende Software gewann von 100 Partien alle 100.
Das hat selbst die Macher erschreckt.

Vor allem stimmt es so auch nicht. Es geht um die Maschine "Alpha Zero" (entwickelt aus der GO Maschine "Deep Mind") und die hat gegen die Schachsoftware "Stockfish 8" (heute gibt es das Release 9) 100 Partien gespielt und davon KEINE verloren (so herum ist es richtig). Allerdings hat sie auch nur 28(!) Partien gewonnen (und nicht alle 100!), 72 Partien endeten Remis. Außerdem durfte Stockfish NICHT die Eröffnungsdatenbank und die Endspieldatenbank benutzen, weil AlphaZero auch keine Datenbank benutzen durfte. Das ist aber von vielen Schachspielern, insbesondere von Hikaru Nakamura, kritisiert worden, wie ich finde zu Recht, denn das gehört nun einmal zum Gesamtkonzept von Stockfish, Datenbanken zu benutzen. Aber die Programmierer wollten nur wissen, ob der selbserlernende Algorithmus von AlphaZero dem kontextorientierten, strategischen Algorithmus von Stockfish überlegen oder unterlegen ist.
 
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Vor allem stimmt es so auch nicht. Es geht um die Maschine "Alpha Zero" (entwickelt aus der GO Maschine "Deep Mind") und die hat gegen die Schachsoftware "Stockfish 8" (heute gibt es das Release 9) 100 Partien gespielt und davon KEINE verloren (so herum ist es richtig). Allerdings hat sie auch nur 28(!) Partien gewonnen (und nicht alle 100!), 72 Partien endeten Remis. Außerdem durfte Stockfish NICHT die Eröffnungsdatenbank und die Endspieldatenbank benutzen, weil AlphaZero auch keine Datenbank benutzen durfte. Das ist aber von vielen Schachspielern, insbesondere von Hikaru Nakamura, kritisiert worden, wie ich finde zu Recht, denn das gehört nun einmal zum Gesamtkonzept von Stockfish, Datenbanken zu benutzen. Aber die Programmierer wollten nur wissen, ob der selbserlernende Algorithmus von AlphaZero dem kontextorientierten, strategischen Algorithmus von Stockfish überlegen oder unterlegen ist.

Ich fände es auch gut, wenn Stockfish die Datenbanken nutzt - es erhöht einfach immens die Anzahl durchgerechneter Stellungen. Aber ich bezweifle, dass es was an der Ergebnis-Tendenz ändert, es wäre dann nur nicht so (pressemittelungskompatibel) hoch ausgefallen.

Soweit ich weiß, gehen alle Spieltheoretiker derzeit davon aus, dass Schach bei perfektem Spiel immer Remis ausgeht.

Man hat es noch nicht final beweisen können, aber Beweise aus vergleichbaren, einfacheren Spielen deuten in diese Richtung. Es gibt im Schach einfach zu viele erzwungene Zugfolgen mit zu vielen Remis-Endstellungen, als dass sich ein ideal spielender Gegner selbst bei etwas unterlegener Stellung nicht irgendwie immer in ein Remis rauswinden könnte. Gerade Stockfish ist geradezu legendär darin, sich in ein Remis zu retten, wenn es eigentlich längst verloren haben sollte.

Wenn das mit dem Remis bei idealem Spiel stimmt, und zwei Gegnern bereits auf extrem hohen Niveau spielen, wird es wahrscheinlich nie 38:30:32 (Verlust zu Remis zu Gewinn) ausgehen, sondern immer irgendwie 0:70:30 oder wenn Stockfish noch viel besser wird eher ein 1:95:4 oder sowas. Der Remis-Anteil wird immer weiter wachsen.

Bei Go haben alle Spieldatenbanken und alles über Generationen angehäufte Strategiewissen absolut nix geholfen - gegen die letzte Version von AlphaGo hat man sich jeglichen Wettkampf verkniffen - hoffnungslos.
 
Ich fände es auch gut, wenn Stockfish die Datenbanken nutzt - es erhöht einfach immens die Anzahl durchgerechneter Stellungen. Aber ich bezweifle, dass es was an der Ergebnis-Tendenz ändert, es wäre dann nur nicht so (pressemittelungskompatibel) hoch ausgefallen.

Soweit ich weiß, gehen alle Spieltheoretiker derzeit davon aus, dass Schach bei perfektem Spiel immer Remis ausgeht.

Der Kampf war definitiv eigenartig unfair. Es waren nicht nur die fehlenden Datenbanken, Stockfish musste auch ein relativ strammes Zeitlimit einhalten und die extrem wichtigen Hashtables waren auf ein lächerliches Minimum beschränkt. Da hat ein stark kastrierter Stockfish 8 gespielt, anstelle eines voll funktionalen Stockfish 9. Wer sich mal eine Engine installiert, kann selbst feststellen, wieviel stärker ein Stockfish 9 mit grossen Hashtables als ein Stockfish 8 quasi ohne Hashtables spielt. Last not least läuft Stockfish auf ordinärer Intel Hardware, während AlphaZero auf einem unbezahlbaren Supercomputer läuft. Umso unverständlicher, warum Stockfish so eingeschränkt wurde. Ich glaube durchaus, dass ein voll funktionaler Stockfish deutlich bessere Chancen gehabt hätte, ist aber weniger pressefreundlich...

Übrigens glaubt man nicht, dass die ideale Partie Remis endet, immerhin hat dieser Wettkampf die Vermutung bestätigt, dass Weiss durch den Anzug einen Vorteil hat. Von den 28 Gewinnpartien waren 25 Partien für Weiss gewonnen, das ist signifikant.
 
Last not least läuft Stockfish auf ordinärer Intel Hardware, während AlphaZero auf einem unbezahlbaren Supercomputer läuft.

Zu dem Thema Ressourcenverbrauch Lernphase-Anwendungsphase siehe bitte oben. Nur zum Lernen benötigt AlphaGo die volle Power eines Supercomputers, Wenn die durch ist, dann arbeiten eigentlich beide Systeme ziemlich gleich - man geht Zugbäume durch und macht Stellungsbewertung und Alpha/Beta-Pruning gemäß Strategiebewertungen.

Der einzige Unterschied dann ist, dass die einen Stellungsbewertungen / Pruning-Strategien durch Schachexperten einprogrammiert wurden, wohingegen die anderen durch Selbst-Lernen mittels Gegen-sich-selbst-Selbst-Spielen gewonnen wurden.

Wahrscheinlich wollte man nur identische Suchtiefen haben, was ja nach wie vor elementar wichtig bleibt - einfach der Vergleichbarkeit wegen. Sonst hätte AlphaGo ja auch einfach Spieldatenbanken hinzuziehen können (wenn das überhaupt noch was bringt) und immer so weiter...
Die Stellungsbewertung mittels eines angelernten NN kostet nicht so viel mehr Rechenpower als die Bewertung mittels einprogrammierter Hashmaps. Die Lernphase benötigt den Supercompiter, um in 2-3 Tagen ausgelernt zu haben - und nicht nach 10 Jahren.

Leider ist es aus Nerd-Sicht auch pressewirksam, mit einem riesen Rechenzentrum zu prahlen. Falsche Taktik, man sollte sich durch KIs beraten lassen ;)

Übrigens glaubt man nicht, dass die ideale Partie Remis endet, immerhin hat dieser Wettkampf die Vermutung bestätigt, dass Weiss durch den Anzug einen Vorteil hat. Von den 28 Gewinnpartien waren 25 Partien für Weiss gewonnen, das ist signifikant.

Das muss nix heißen.
Es ist zu erwarten, dass die leicht unterlegene Engine eher mit Schwarz verliert als mit weiß, denn weiß hat einen kleinen Geschwindigkeitsvorteil. Es fehlt in diesem Fall einfach das letzte Quäntchen, um sich im Fall der Fälle zuverlässig in ein Remis zu retten - eigene Strategiefehler und Zugnachteil summieren sich dann gerade zu einem echten Verlust.

Wie gesagt, Spieltheorie-Experten (die beschäftigen sich auch mit mathematisch beweisbaren Spielausgängen bzw. deren zu erwartenden Wahrscheinlichkeitsverteilungen bei idealen Strategien) erwarten das und es wurde da durchaus auch schon viel Mathematik betrieben - leider halt noch kein durchgehender Beweis gelungen.
 
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Das frage ich mich auch oft. Ich weiß, dass in der Philosophie von Rationalität und Irrationalität gesprochen wird. Ergänzend zu dem Faden "Kultur...", wo in der Diskussion zwischen Verstand und Vernunft unterschieden wird, die sich in ihrer Bedeutung überlappen, frage ich mich, warum und ob man überhaupt beides unterscheiden sollte.

Denn gute Gründe für ein Verhalten gibt es immer! Wer sollte nun sagen, ob die rational oder irrational sind. Das wäre doch nur dann möglich, wenn es eine objektive Instanz gäbe.

Als Beispiel wird manchmal angeführt, dass jemand eigentlich abnehmen will, aber dann doch zum Schokoriegel greift, der so verführerisch im Supermarktregal liegt. Es wird gesagt, dass das Rationale (Abnehmen) dem Irrationalen (momentane Verführung) erliegt, dass langfristige Bedürfnisse durch die Erfüllung kurzfristiger Bedürfnisse nicht erfüllt werden.

Mir leuchtet allerdings nicht die Unterteilung in rational und irrational ein. Beides sind Wünsche und vielleicht ist gerade das Abnehmen irrational, weil der Betreffende nur abnehmen will, weil ihm das alle sagen, weil es von der Gesellschaft gefordert wird, weil er es selbst gern hätte, aber nicht zum Preis der ewigen Kasteiung.... .

Während der Griff zum Schokoriegel rational wäre, weil das Hirn gerade unter Stress steht und Zucker haben will etc..

Ich kenne mich leider in der Philosophie zuwenig aus, daher die Frage an z.B. @Ambros_Langleb.

Liebe Grüße

chiarina
 

Zu dem Thema Ressourcenverbrauch Lernphase-Anwendungsphase siehe bitte oben. Nur zum Lernen benötigt AlphaGo die volle Power eines Supercomputers, Wenn die durch ist, dann arbeiten eigentlich beide Systeme ziemlich gleich - man geht Zugbäume durch und macht Stellungsbewertung und Alpha/Beta-Pruning gemäß Strategiebewertungen.

Das ist nicht richtig, zwar hat AlphaZero in der Tat eine gesonderte Trainingsphase (die übrigens nicht darin besteht, stumpf alle Position durchzurechnen und abzuspeichern, das ist offensichtlich ganz erheblich komplexer), aber auch danach wird für den Spielbetrieb ein Supercomputer mit vier TPUs (TensorFlow Processing Units) benötigt, die von Google entwickelte Rechner sind, die allein in der Rechengeschwindigkeit mit 4 TPUs auf einem Board auf 180 TeraFlops kommen. Dagegen ist ein Intel Prozessor eine Dampfmaschine. Zudem sind diese TPUs auf neuronale Netze spezialisiert, da läuft eben nicht ein 0815 Programm und klappert nicht durchgerechnete Stellungen ab. Selbst dieser Supercomputer hat ja speziell beim Go relativ lange an Zügen gerechnet und natürlich ist da Rechengeschwindigkeit elementar wichtig.


Das muss nix heißen.
Es ist zu erwarten, dass die leicht unterlegene Engine eher mit Schwarz verliert als mit weiß, denn weiß hat einen kleinen Geschwindigkeitsvorteil.

Genau das Gegenteil ist richtig, das heißt extrem viel. Das heißt nämlich genau, dass es mit höchster Wahrscheinlichkeit ein VORTEIL ist, den ersten Zug zu machen. Es wäre ja theoretisch möglich, dass bereits die Ausgangsstellung eine Zugzwangposition ist, sprich, jeder Zug verschlechtert die Stellung. Genau das muss ja geklärt werden und die Statistik spricht ganz klar dafür, dass der Anzug ein Vorteil ist.

Damit ist nicht geklärt, ob der Anzugsvorteil (den es wahrscheinlich gibt) ausreicht, um ein Spiel bei idealem Verlauf zwangsweise zu gewinnen, aber es ist zumindest ein klarer Hinweis, dass es einen Anzugsvorteil gibt.

Natürlich ist die Stichprobe mit 100 Partien sehr gering und außerdem hat man auch bei der Eröffnungswahl eingegriffen, auch da hat man dadurch schachspezifische Erkenntnisse gewonnen, wo man bisher anderer Meinung war. Aber dennoch ist es statistisch ein ganz klarer Zusammenhang, mit Weiß hat AlphaZero jede 2. Partie(!) gewonnen, mit Schwarz dagegen nur jede 14. Partie. Da kann man nicht ernsthaft sagen, "das muss nix heißen". Nach Tschebyscheff heißt das extrem viel.
 
@chiarina Was nützt da die Philosophie? Schokoriegel sind nun mal leider Kalorienbomben und machen dick:-((:cry2:, da ist mir die Erklärung für deren Verzehr wurscht, Peng, aus:blöd::-D!
 
"irrational" ist eine reelle Zahl. die nicht Element der rationalen Zahlen ist. Ein Zahl r ist rational, wenn es zwei ganze Zahlen m und n gibt, für die gilt: r = m/n

Eine irrationale Zahl ist demnach, salopp formuliert, nicht als Bruch zweier ganzen Zahlen darstellbar.

Das ist irrational....
 
Das ist nicht richtig, zwar hat AlphaZero in der Tat eine gesonderte Trainingsphase (die übrigens nicht darin besteht, stumpf alle Position durchzurechnen und abzuspeichern, das ist offensichtlich ganz erheblich komplexer), aber auch danach wird für den Spielbetrieb ein Supercomputer mit vier TPUs (TensorFlow Processing Units) benötigt, die von Google entwickelte Rechner sind, die allein in der Rechengeschwindigkeit mit 4 TPUs auf einem Board auf 180 TeraFlops kommen. Dagegen ist ein Intel Prozessor eine Dampfmaschine. Zudem sind diese TPUs auf neuronale Netze spezialisiert, da läuft eben nicht ein 0815 Programm und klappert nicht durchgerechnete Stellungen ab. Selbst dieser Supercomputer hat ja speziell beim Go relativ lange an Zügen gerechnet und natürlich ist da Rechengeschwindigkeit elementar wichtig.




Genau das Gegenteil ist richtig, das heißt extrem viel. Das heißt nämlich genau, dass es mit höchster Wahrscheinlichkeit ein VORTEIL ist, den ersten Zug zu machen. Es wäre ja theoretisch möglich, dass bereits die Ausgangsstellung eine Zugzwangposition ist, sprich, jeder Zug verschlechtert die Stellung. Genau das muss ja geklärt werden und die Statistik spricht ganz klar dafür, dass der Anzug ein Vorteil ist.

Damit ist nicht geklärt, ob der Anzugsvorteil (den es wahrscheinlich gibt) ausreicht, um ein Spiel bei idealem Verlauf zwangsweise zu gewinnen, aber es ist zumindest ein klarer Hinweis, dass es einen Anzugsvorteil gibt.

Natürlich ist die Stichprobe mit 100 Partien sehr gering und außerdem hat man auch bei der Eröffnungswahl eingegriffen, auch da hat man dadurch schachspezifische Erkenntnisse gewonnen, wo man bisher anderer Meinung war. Aber dennoch ist es statistisch ein ganz klarer Zusammenhang, mit Weiß hat AlphaZero jede 2. Partie(!) gewonnen, mit Schwarz dagegen nur jede 14. Partie. Da kann man nicht ernsthaft sagen, "das muss nix heißen". Nach Tschebyscheff heißt das extrem viel.

Ich weiß wie AlphaGo arbeitet - der speichert natürlich keine Positionen ab oder rechnet die durch - au man, totale Ahnungslosigkeit. Die Paper sind online und ich habe schon vor >15 Jahren ausführlich mit NN im Studium experimentiert (das war ne Qual - warten, warten, warten) und das seitdem ganz gut verfolgt.

Die TPUs geben sehr viel Flexibilität auf, um eine bestimmte Art von Operationen massiv parallel zu können - so wie GPU-Kerne auch - massives SIMD mit Matrix-Operationen etc. Keine Schleifen, Bedingungen etc., < 1 GHz bei > 20 nm Struktur - fragt sich wer da die Dampfmaschine ist. Es sind Spezialchips für eine Spezialaufgabe. Das braucht Stockfish eben gar nicht, weil ausbalancierte Such-Hashbäume funktionieren auf intel-Chips 10.000 mal besser und schneller. Diese Spezialchips gibt's inzwischen als PCIe Karte für den PC - so wie ne Grafiklkarte - nix Supercomputer. Nur noch irre teuer.

Wenn 2 Gegner fast auf Augenhöhe agieren - die irgendein Spiel spielen welches im Idealfall Remis endet - wo der eine fast perfekt spielt und der andere nur leichte Fehler macht und mit Schwarz auch noch mit einem leichten Nachteil startet - dann _kann_ das in Summe zum Ergebnis haben, dass die Spiele überdurchschnittlich oft nur in Schwarz verloren werden, wenn die Remis-Chance groß genug ist. Das kann man ernsthaft sagen - yo.

Wir sind fundamental verschiedener Meinung - in all diesen Themen. Das ist OK - die Zeit wirds zeigen.
 
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doch zum Schokoriegel greift, der so verführerisch im Supermarktregal liegt
Genau, nur dass bei diesem Verlangen nach Süßigkeiten der Mensch eigentlich einst noch rational entscheiden müsste, ob es sich lohnt, sich für Süßigkeiten mit einem Bienenvolk einzulassen. Auf dieser Stufe, dass so etwas vor ihm gefahrlos und griffbereit in einem Regal liegen könnte, ist er noch nicht angelangt.
 
In meiner alten Schach-Literatur von vor 40 Jahren sprach man von "Remis-Breite", die überschrietten werden muss, um das Spiel aus dem Remis zu bringen. Der Anzugsvorteil soll - so die Theorie - innerhalb der Remisbreite liegen. Ein leichter Fehler von Weiß gibt quasi Schwarz die Initiative, der Anzugsvorteil ist futsch. Schwarz aber kann mit einem leichten Fehler die Remisbreite überschreiten. Allerdings ist die Initiativer umso wichtiger, je offener die Stellung ist. *)

Mithin: Mit Weiß kann man sich einen Fehler mehr erlauben.

Ob das dallerdings heutiger Schachtheorie entspricht, keine Ahnung.

Grüße
Häretiker

*)
Damit hat man die Computer damals gekriegt, mit speziellem Anti-Cimputer-Schach. Bewusst die Stellung geschlossen halten und irgendwann das Opfer bringen, dass dem Menschen einen Vorteil auf Dauer bringt, aber für die Maschine jenseits des Berechnungshorizonts liegt. Da gab es extra Bücher darüber.

Der Hobbyspieler kauft sich zur Verbsserung der Schachspiels gegen Menschen einen Blechkameraden, um anschließend speziell auf den Blechkameraden zugschnittenes Schach zu spielen, um diesen aufs Kreuz zu legen. Und damals hat man viel Geld für die Dinger hingelegt, da konnte man ein paar Tausend DM loswerden für Geräte, mit denen heute ein 100e-Tablett Schlitten fährt. Those were the times ...
 
Das frage ich mich auch oft. Ich weiß, dass in der Philosophie von Rationalität und Irrationalität gesprochen wird. Ergänzend zu dem Faden "Kultur...", wo in der Diskussion zwischen Verstand und Vernunft unterschieden wird, die sich in ihrer Bedeutung überlappen, frage ich mich, warum und ob man überhaupt beides unterscheiden sollte.

Denn gute Gründe für ein Verhalten gibt es immer! Wer sollte nun sagen, ob die rational oder irrational sind. Das wäre doch nur dann möglich, wenn es eine objektive Instanz gäbe.

Als Beispiel wird manchmal angeführt, dass jemand eigentlich abnehmen will, aber dann doch zum Schokoriegel greift, der so verführerisch im Supermarktregal liegt. Es wird gesagt, dass das Rationale (Abnehmen) dem Irrationalen (momentane Verführung) erliegt, dass langfristige Bedürfnisse durch die Erfüllung kurzfristiger Bedürfnisse nicht erfüllt werden.

Mir leuchtet allerdings nicht die Unterteilung in rational und irrational ein. Beides sind Wünsche und vielleicht ist gerade das Abnehmen irrational, weil der Betreffende nur abnehmen will, weil ihm das alle sagen, weil es von der Gesellschaft gefordert wird, weil er es selbst gern hätte, aber nicht zum Preis der ewigen Kasteiung.... .

Während der Griff zum Schokoriegel rational wäre, weil das Hirn gerade unter Stress steht und Zucker haben will etc..

Ich kenne mich leider in der Philosophie zuwenig aus, daher die Frage an z.B. @Ambros_Langleb.

Liebe Grüße

chiarina

Sorry. Ganz andere Baustelle. Psychologie/Anthropologie.

Wie ich bereits schrieb, intelligible Wesen (= meistens als Menschen gedacht) sind vernunftBEGABT, aber sie handeln keineswegs notwendig (= zwingend) vernünftig. Alles klar?
 
Irrational.. Wörtlich übersetzt: Unvernünftig.
Ging ja hier im Zusammenhang um KIs, die Menschen imitieren.
Rational: Das KI gesteuerte Auto hält an der roten Ampel, hält auf der Autobahn bei tempo 130 den Mindestabstand trotz computerschneller Reflexe.
Irrational: Der Fahrer guckt der hübschen Frau hinterher und übersieht die Ampel, fährt bei rot, fährt auf der Autobahn 200 bei 5m Abstand zum Vordermann, weil er in Eile ist.

Will der Computer menschlich erscheinen, muss er Fehler machen.
 
Vernunft ist ein normativer also wertender Begriff und damit naturgemäß unscharf.
Irrational dagegen ist ein emotionsgesteuertes Verhalten, dessen man sich typischerweise nicht bewusst ist. Sachfrage werden emotionalisiert. Emotionalisierung ist daher auch das wichtigste Werkzeug der Propaganda.
 

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