also ein Stück, dass man noch nie vorher gesehen hat flüssig vom Blatt zu spielen
Dabei kommt es auch ein klitzekleinwenig auf die Komplexität des Stücks an.
Außerdem lernt man ja permanent dazu (
), entwickelt Routine gegenüber unbekannten Notentexten, kennt auch irgendwann die persönlichen Stilmittel von Komponisten. Jedes neue Stück sieht man irgendwann zum ersten Mal. Was hindert einen daran, es zunächst einfach mal durchzuspielen, ehe man sich ans Üben & Ausfeilen macht. Jedes neue Stück = einmal "Prima vista".
Üblicherweise spielt man im normalen Klavierunterricht Stücke, die die Grenze des jeweiligen Leistungsstandes ausreizen bzw. leicht übersteigen. Es gibt aber viele andere tolle Stücke, die im Unterricht einzustudieren unsinnig wäre, weil man keine Fragen dazu hat (es gibt ja nicht nur schwere Stücke!). Die spielt man so nebenher zur Freude und aus Neugier, um noch andere Stücke kennenzulernen. Naturgemäß und zu Übungszwecken auch erst mal "Prima vista".
Wenn man auf der Skala von 1-10 der für Normalsterbliche erreichbaren Schwierigkeitsstufen üblicherweise auf dem Niveau von Stufe 5/6 unterwegs ist, kann man Stücke von ~ Level 3 ohne zuvorige Exploration des Notentextes spielen, zumal wenn es ein Stück ist, das man irgendwann schon mal gehört hat und nicht irgendeine spezifische Herausforderung enthält, der man noch nie begegnet ist (bei Level 3 sowieso eher unwahrscheinlich).
Grundsätzlich glaube ich nicht, dass dazu das Gehirn noch in Entwicklung stecken muss.
Natürlich nicht. Aber da ist es halt besonders leicht und nachhaltig.
Ich glaube viel eher, dass Lernmaterial für Kinder meist einfacher und zugänglicher aufgebaut ist. Da gibt es mehr Farben, lustige Illustrationen, Merksprüche, einfache Melodien etc. Erwachsene versuchen wohl oft viel ernster ans Lernen heranzugehen, mit mehr Text und Schemata und Klassikstücken und vielleicht gehen sie auch zu schnell voran, weil sie - im Gegensatz zu Kindern - nicht alle Zeit der Welt haben. Und am Schluss dauert es ev. noch länger.
Ja, Kinder gehen wie Kinder an den Lernstoff heran und nicht wie Erwachsene.
Als Kind freut man sich über Lernfortschritte auf simpelstem Niveau, schon als Jugendlicher/Erwachsener schämt man sich eher dafür, sich noch mit so einem "Babykram" abgeben zu müssen. Man ist tendenziell eher ungnädig zu sich selbst, was auch verständlich ist - man ist vielleicht beruflich/akademisch/gesellschaftlich schon gut vorangekommen und wird konfrontiert mit einem Lernstoff, der einen weit zurück in die Kohorte der Nichtskönner katapultiert. Dies zu akzeptieren ist nicht immer einfach.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass genau das ein wesentliches Hemmnis darstellt, in fortgeschrittenem Alter mit einem Instrument zu beginnen.
Mal was von Chopin oder Beethoven vom Blatt spielen, das wäre mein Traum.
Warum? Das ist doch unsinnig. Es gibt Stücke, an denen zu feilen sich auf jeden Fall lohnt. Nach Deiner Schilderung möchtest Du
flüssig vom Blatt lesen [...] können
Das ist mehr als nur legitim, das sollte man können. Unsinnig ist das Ziel, sich eine Sonate von Beethoven oder eine Ballade von Chopin hinstellen und sie ohne jede zuvorige Beschäftigung mit dem Werk "runterspielen" zu wollen.
Mal abgesehen davon spiele ich mittelschwere Stücke wie River flows, Apologize, Ballade pour A, Titanic etc. aus dem Kopf. Ich kann ca. 10 Lieder auswendig.
Das mit dem Gehör meine ich so... ich habe mir zum Beispiel die Noten von "Dancing on my own" runtergeladen, schaue mir da die ersten Töne an, spiele die, und mache den Rest vom Lied nach Gehör. Das angucken der Noten ist vor allem dazu da, um in der richtigen Tonlage zu spielen.
Ich glaube eher, Du gehörst zu den Leuten, die sich solche simpel gestrickten "Lieder" ganz gut merken können und deshalb keinen Grund sehen, nach Noten zu spielen. Du hast also, derb formuliert, wie vermutet Probleme mit dem Notenlesen selbst.
Das geht so lange wunderbar, bis Du auf etwas Komplexeres stößt.
Hast Du dich schon mal mit Klavierstücken von Bach beschäftigt? Kleine Präludien & Fughetten oder so was? Die müssten vom Schwierigkeitsgrad nach 8 (in Worten: acht) Jahren zu meistern sein. Sie dürften Dir dabei helfen, die Methode
schaue mir da die ersten Töne an, spiele die, und mache den Rest vom Lied nach Gehör
abschließend zu überwinden.