Tonsee
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Ich (47) bin als erwachsener Spätanfänger jetzt im 5. Lehrjahr und auf so etwas wie einem kleinen Frustplateau angelangt. Ich habe zwar immer noch Freude am Klavier, gehe wöchentlich in die Stunde, aber die Anfangseuhporie ist weg. Habe ich früher täglich 30min geübt und oft mehr, so bin ich jetzt eher bei 5x wöchentlich 20min angelangt. Es kommt öfters die Frage: "Wozu das Ganze? Welchen Zweck hat das überhaupt?"
Natürlich verlangsamt sich das Tempo der Lernfortschritte. Viele Fortschritte bekommt man auch kaum mit oder erst, wenn man sich alte, einfachere Sachen wieder mal anschaut. Aber das Grundproblem geht, glaube ich, tiefer und betriefft viele andere Anfänger nach der ersten Euphoriephase:
Das serielle Lernen von Stücken an den Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit macht für Hobbyspieler wenig Sinn.
Die typische Routine bei mir sieht so aus: Zusammen mit der KL suchen wir uns ein neues Stück aus, das interessant und machbar erscheint, ob Klassik oder Pop. Man will ja als Erwachsener schöne Stücke spielen. Dann brauche ich so 6-8 Wochen, bis ich das meist ganz ordentlich, aber selten völlig fehlerfrei und entspannt spielen kann. Durch die lange und repetitive Beschäftigung mit demselben Stück vergeht mir tendenziell die Lust, wenn es um das Polieren der letzten 20% geht. Irgendwann wird es mehr oder weniger automatisch auswendig gelernt. Ich schaue nicht mehr auf die Noten, sondern auf die Hände für mehr Präzision - wehe aber, ich verliere dann den Faden (alles bekannte Probleme des Auswendigspiels bei Anfängern). Dann gehen wir zum Nächsten Stück und das alte, das logischerweise viel Speicherplatz im Hirn einnahm, viel davon auch rein im Muskelgedächtnis, gleitet weg. Nach drei Wochen kann ich es kaum noch Spielen. Mein Repertoire besteht sozusagen aus einem zu 80% erlernten neuen Stück und vielleicht noch 60% des letzten Stücks. Effektiv habe ich kein Repertoire und für Repertoirepflege habe ich keine zusätzliche Zeit, dass ich hatte ich früher mal eine Weile versucht.
"Man ist nicht so gut, wie das schwierigste Stück, das man spielen kann. Man ist so gut, wie das Stück, das man in einer Woche vorspielen kann."
Diesen Satz eines Klavierlehrers auf Reddit machte mich nachdenklich, aber trifft aber einen gewichtigen Punkt. Als Erwachsener Anfänger will man ja für sich was erreichen, die meisten neigen auch sehr zum Vergleichen ("bin ich gut für nach zwei Jahren?" etc.). Also nimmt man bekannte, schöne Stücke als Meilensteine ins Visier. Weil diese aber tendenziell immer zu schwierig sind und man Wochen und Monate mit dem Erlernen verbringt, läuft es auf Memorisieren durch Repetition hinaus. Klar, wir analysieren auch Passagen im Unterricht theoretisch, aber trotzdem, seien wir ehrlich...
Macht es wirklich Sinn und Spass, sich ewigs mit denselben Stücken abzumühen und "repertoirefrei" zu bleiben? Besteht mein Klavierkönnen nur aus dem Stück, dass ich grad aktuell memorisiert habe? Geht es anderen Spätanfägern nach ein paar Jahren anders?
Mein neuer Ansatz: Einfachere Stücke versuchen, weitgehend vom Blatt zu spielen, und nach einer Woche ablegen.
Der Fokus liegt auf Blattspiel, kein Auswendiglernen durch Repetition und Mehrheitliches auf die Hände gucken, und entsprechend einfachen Stücken. Abwechslung und Masse statt Klasse. Darum nehm ich jetzt für die Sommerferien den Heumann mit den leicht arrangierten Evergreens von ganz am Anfang hervor. Nur damit alle gewarnt sind .
Irgendwo hab ich auch noch so ein Blues-Piano-Lehrbuch rumliegen mit einfachen Improvisationsübungen. Das wäre doch auch mal was. Feedback folgt...
Natürlich verlangsamt sich das Tempo der Lernfortschritte. Viele Fortschritte bekommt man auch kaum mit oder erst, wenn man sich alte, einfachere Sachen wieder mal anschaut. Aber das Grundproblem geht, glaube ich, tiefer und betriefft viele andere Anfänger nach der ersten Euphoriephase:
Das serielle Lernen von Stücken an den Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit macht für Hobbyspieler wenig Sinn.
Die typische Routine bei mir sieht so aus: Zusammen mit der KL suchen wir uns ein neues Stück aus, das interessant und machbar erscheint, ob Klassik oder Pop. Man will ja als Erwachsener schöne Stücke spielen. Dann brauche ich so 6-8 Wochen, bis ich das meist ganz ordentlich, aber selten völlig fehlerfrei und entspannt spielen kann. Durch die lange und repetitive Beschäftigung mit demselben Stück vergeht mir tendenziell die Lust, wenn es um das Polieren der letzten 20% geht. Irgendwann wird es mehr oder weniger automatisch auswendig gelernt. Ich schaue nicht mehr auf die Noten, sondern auf die Hände für mehr Präzision - wehe aber, ich verliere dann den Faden (alles bekannte Probleme des Auswendigspiels bei Anfängern). Dann gehen wir zum Nächsten Stück und das alte, das logischerweise viel Speicherplatz im Hirn einnahm, viel davon auch rein im Muskelgedächtnis, gleitet weg. Nach drei Wochen kann ich es kaum noch Spielen. Mein Repertoire besteht sozusagen aus einem zu 80% erlernten neuen Stück und vielleicht noch 60% des letzten Stücks. Effektiv habe ich kein Repertoire und für Repertoirepflege habe ich keine zusätzliche Zeit, dass ich hatte ich früher mal eine Weile versucht.
"Man ist nicht so gut, wie das schwierigste Stück, das man spielen kann. Man ist so gut, wie das Stück, das man in einer Woche vorspielen kann."
Diesen Satz eines Klavierlehrers auf Reddit machte mich nachdenklich, aber trifft aber einen gewichtigen Punkt. Als Erwachsener Anfänger will man ja für sich was erreichen, die meisten neigen auch sehr zum Vergleichen ("bin ich gut für nach zwei Jahren?" etc.). Also nimmt man bekannte, schöne Stücke als Meilensteine ins Visier. Weil diese aber tendenziell immer zu schwierig sind und man Wochen und Monate mit dem Erlernen verbringt, läuft es auf Memorisieren durch Repetition hinaus. Klar, wir analysieren auch Passagen im Unterricht theoretisch, aber trotzdem, seien wir ehrlich...
Macht es wirklich Sinn und Spass, sich ewigs mit denselben Stücken abzumühen und "repertoirefrei" zu bleiben? Besteht mein Klavierkönnen nur aus dem Stück, dass ich grad aktuell memorisiert habe? Geht es anderen Spätanfägern nach ein paar Jahren anders?
Mein neuer Ansatz: Einfachere Stücke versuchen, weitgehend vom Blatt zu spielen, und nach einer Woche ablegen.
Der Fokus liegt auf Blattspiel, kein Auswendiglernen durch Repetition und Mehrheitliches auf die Hände gucken, und entsprechend einfachen Stücken. Abwechslung und Masse statt Klasse. Darum nehm ich jetzt für die Sommerferien den Heumann mit den leicht arrangierten Evergreens von ganz am Anfang hervor. Nur damit alle gewarnt sind .
Irgendwo hab ich auch noch so ein Blues-Piano-Lehrbuch rumliegen mit einfachen Improvisationsübungen. Das wäre doch auch mal was. Feedback folgt...