Zum Nachdenken

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Zitat von Klaviermacher:
Ist die Betrachtung darüber ob etwas Kunst ist oder weg kann nicht schon genau das Gegenteil von Kunst?
Genau! Das meinte ich mit "wer über so was nachdenkt und schreibt, hat als Künstler schon verloren". Es macht eigentlich überhaupt keinen Sinn, Kunst (z.B. wegen Kommerzialisierung) in Frage zu stellen, in Qualitäten einzustufen....

Jeder Mensch macht Kunst, denkt und schafft kreativ. Das kann aus Zwang (ein (Kunst-)Handwerker z.B., der am Standard vorbei arbeiten muss oder ein Architekt im Auftrag) oder freien Stücken sein. Eine Trennlinie gibt´s da nicht. Auch Zweck und Ziel des Kunstschaffens ist erst mal völlig egal.

Ich glaube, wir kennen nur einen Bruchteil der begabten, talentierten Künstler und ob man Star seiner Zeit wie Mozart, DaVinci & co wird, hängt von vielen Faktoren ab, z.B. auch Glück und Zufall (alleine das Entdecken der eigenen Begabung...).
 
Hallo Peter,

sicher kann jeder diese Begriffe betrachten und sehen, wie er möchte. Ich habe absolut kein Problem damit, Architekten u.ä. als kreativ zu bezeichnen - wenngleich bereits das für mich kein trivialer Anspruch ist. Mit dem Begriff "Kunst" bekomme ich aber Bauchschmerzen. Ich würde auch nicht meine eigenen kreativsten Erzeugnisse als "Kunst" betrachten und bezeichnen, auch wenn andere bewundernd danebenstehen.

Und was soll man einem Bekannten sagen, der hingebungsvoll Bilder malt, die aber eher "naja" ausfallen? "Du bist ja ein echter Künstler" ?

Outet man sich nicht gerade dadurch, daß man echte Kunst nicht erkennt, und würdigt, und wertschätzt, als Kunstbanause...? Ist es nicht einfach unfair denen gegenüber, die wirklich Kunst und Meisterwerke auf die Beine stellen (noch dazu, wenn das vielleicht nur ein paarmal in deren Leben überhaupt wirklich gelingt), daß man sie mit den "Möchtegerns" in einen Topf wirft?

Ich weiß, daß der Begriff "Künstler" etwas inflationär gebraucht wird, das ist Sprachgebrauch. Ich frage mich aber gerade, ob das wirklich so in Ordnung gehen kann.
Ein Künstler soll auch echte Kunst machen, so sehe ich das für mich. Sonst verdient er diese Bezeichnung nicht, sonst kann man ihn auch neutral als Maler, Musiker, etc. bezeichnen.

Stümpern, und lau, können viele. Daß Kunst nichts alltägliches ist, zeigt sich aber auf jeden Fall in dem gebräuchlichen Sprichwort "Das ist doch keine Kunst!", das man gern benutzt, wenn man ausdrücken möchte: das ist nichts besonderes, und das kriegt jeder hin.

Aber ich vermute, die unterschiedlichen Standpunkte und Sichtweisen sind mittlerweile klar geworden.

Viele Grüße
Dreiklang
 
Ist es nicht einfach unfair denen gegenüber, die wirklich Kunst und Meisterwerke auf die Beine stellen...
Da sind wir aber wieder bei der Frage von Klaviermacher "wo setzt man die Trennlinie" und bei der Suche nach der Antwort verfängt man sich unausweichlich in Widersprüche.
 

Ich mache mir das "Trennlinie-Ziehen" immer ganz einfach: da, wo es als gesichert gelten darf. Wer Picasso einen Stümper nennt, dürfte wenig Kunstverstand haben.

Daneben kann man, wenn man es sich zutraut, abweichende Meinungen oder eigene Einschätzungen kundtun. Allerdings sollten diese als eigene Meinung gekennzeichnet werden (oder alternativ: notfalls stichhaltig begründbar sein).
 
ich bin mir sehr sicher, dass du das eigentlich nicht ernst meinst - oder ist dein Nachbar links ein Nobelpreis-Romancier, füllt dein Nachbar rechts Galerien und Museen, lässt dein Nachbar gegenüber seine Sinfonien von Thielemann dirigieren, schnappt dein Untermieter dem Tarantino den Oscar weg? ...und wenn das, obwohl es unwahrscheinlicher als ein wiederauftauchen von Jesus am 12.06.2013 mitten im Bundestag ist, dennoch so wäre: wo bleiben dann angesichts solcher Nachbarschaft deine Romane, Gemälde, Sinfonien, Filme, Skulpturen? und die deiner Omi, deines Opi, deines Cousins etc etc?? :D:D

zwar hatte mal einer, der gerne (und verblüffenderweise damit kommerziell einigermaßen erfolgreich) Badewannen einfettete, mit Aplomb getutet "jeder ist ein Künstler", das das hatte weder er selber noch seine Umwelt je wirklich ernst genommen :D:D
 
ich bin mir sehr sicher, dass du das eigentlich nicht ernst meinst
Doch, schon. :D Aber eben aus meinem Blickwinkel heraus (Kunst als Ergebnis kreativen Schaffens). Dabei ist es mir völlig gleichgültig, ob es anerkannte oder nicht anerkannte Kunst ist, ob sie gefällt oder nicht, "gut" oder "schlecht", nachhaltig oder nicht...
Ich habe einfach ein Problem damit, zu beurteilen, A ist Kunst und B nicht. Wer bestimmt das und wie? Warum wird das Eine (jemand schmeißt mit Farbe gegen die Leinwand) anerkannt und das Andere (jemand schmeißt mit Farbe gegen die Leinwand) nicht?
 
ich bin mir sehr sicher, dass du das eigentlich nicht ernst meinst - oder ist dein Nachbar links ein Nobelpreis-Romancier, füllt dein Nachbar rechts Galerien und Museen, lässt dein Nachbar gegenüber seine Sinfonien von Thielemann dirigieren, schnappt dein Untermieter dem Tarantino den Oscar weg? ...und wenn das, obwohl es unwahrscheinlicher als ein wiederauftauchen von Jesus am 12.06.2013 mitten im Bundestag ist, dennoch so wäre: wo bleiben dann angesichts solcher Nachbarschaft deine Romane, Gemälde, Sinfonien, Filme, Skulpturen? und die deiner Omi, deines Opi, deines Cousins etc etc?? :D:D

Köstlich zu lesen, rolf... :D:D

Aber was mich am meisten freut: daß der Film in Deiner Liste ebenfalls vorkam. Ich habe den Eindruck, daß der "Film" bisher kaum als Kunstform wahrgenommen wird. Eher als kommerzgetriebene Unterhaltung, mit alljährlichem Star-Spektakel (Oscar etc.).

Hochwertige Filme sind aber Kunst in meinen Augen. Eine kollektive Leistung verschiedener Könner auf verschiedensten Gebieten, und wenn einer von diesen patzt, kann das das ganze Endergebnis runterziehen.

Man kann von Amiland halten was man will - aber in Sachen Filmemachen verstehen die ihr Handwerk. Und in dieser Branche herrscht eine ganz andere Arbeitskultur, als sie bei uns hierzulande so bekannt ist.

Schönen Gruß
Dreiklang
 
Hi all ;)

ich finde, das hier ist auf jeden Fall Kunst, und zwar ganz hervorragende:

48-Rouffignac.jpg



Der Künstler ist leider anonym...würde mich wundern, wenn man seinen Namen herausfinden würde, vielleicht hieße er dann "Creb", oder "Mog-Ur", oder vielleicht war es eine Künstlerin ? Dann vielleicht "Ayla" ...

Der Künstler hat auch keine Malschule in heutigem Sinne besucht, eventuell wurden ihm Kenntnisse von Generation zu Generation persönlich übermittelt, und...Vorlesungen hat er auch nicht besucht, denn seine Schule war die Natur, Gute Beobachtungsgabe, und das harte, harte Leben. ;)

LG, Olli !
 
Ach, ich weiß nicht, keine der vorgestellten Überlegungen zur Kunst überzeugt mich! Ich versuchs selber:

Kunst verleiht unserer Alltagswelt eine andere Sprache, als die, die wir selbst ständig hören und sprechen. Kunst ist als solche eben überhaupt nicht abgehoben oder irgendwie etwas ganz Tolles, Einzigartiges oder in irgendeiner Weise schön, angenehm, beschaulich. Kunst ist Alltag in anderem Licht. Und darin steckt für mich das Besondere: ein Künstler ist imstande und willens dieses Alltagserleben auszuleuchten und ganz, ganz tief zu erleben und zu erkunden. Darin unterscheidet er sich vielleicht von den Nachbarn links und rechts. Und das, was ihm dabei begegnet drückt er aus. Auf Papier, mit seinem Instrument, auf der Theaterbühne etc., etc..

Und natürlich gibt es für mich hier einen Maßstab: Wie bitte schön soll denn ein junger Mensch zur Auseinandersetzung mit sich und der Welt da draussen kommen, dazu motiviert werden, wenn es genügt den Katechismus der Kunst Akademien runterzuleiern? Schlimmer noch, wenn gar keine Zeit fürs Denken und Erleben bleibt, weil alle Zeit in die technische Beherrschung und Bühnenpräsenz fließen muss. Kann daraus etwas künstlerisch Eindrucksvolles werden? Wenn im Vorfeld das Studium einzig den Noten und nicht dem Leben/Erleben gewidmet war?
Da wird dann geheuchelte Kunst draus. Lang Lang ist für mich der Inbegriff dessen. Er kann super super super toll Klavierspielen, aber als Künstler, der in seinen Interpretationen das Leben ausleuchtet, Perspektiven neu schöpft, kann ich ihn nicht wahrnehmen. Ist ja auch nicht schlimm.
Nur fürchte ich, dass geheuchelte Kunst medial attraktiver inszeniert werden kann. Schon allein, weil sie berechenbarer ist und sich dauernd wiederholt. Im Klassikzirkus könnte man manchmal den Eindruck bekommen, es gäbe hier das gemütliche Schunkeln für Bildungsbürger :D

LG, Sesam
 
Ich habe einfach ein Problem damit, zu beurteilen, A ist Kunst und B nicht.
...und ich bin nicht davon zu überzeugen, dass andere dein Problem auch haben müssen :D

...es mag dir vielleicht nicht behagen, vielleicht ist es auch für dich nicht nachvollziehbar, aber das ändert ja nichts an realen Fakten: es gibt u.a. solche Disziplinen wie "Kunstgeschichte", das kann man studieren (buhu, ist nicht so leicht wie radfahren), und dann (wer hätt´s gedacht) kann man recht deutlich erklären, was der Unterschied zwischen einem Aquarell von Monet und einem Aquarell aus einem VHS-Malkurs ist :D:D und anders ist es bei Literatur und Musik auch nicht.

natürlich muss dir das nicht einleuchten! z.B. ich halte Hubschrauber immer noch für ein schlimmes Teufelswerk und Zauberei, setze mich in keinen rein, und wenn mir irgendwer einen vorkaut von wegen Luftwiderstand, Rotoren Blabla, na da schalt ich die Ohren auf Durchzug :D
 

es gibt u.a. solche Disziplinen wie "Kunstgeschichte", das kann man studieren (buhu, ist nicht so leicht wie radfahren), und dann (wer hätt´s gedacht) kann man recht deutlich erklären, was der Unterschied zwischen einem Aquarell von Monet und einem Aquarell aus einem VHS-Malkurs ist :D:D und anders ist es bei Literatur und Musik auch nicht.

Lieber Rolf,

ich möchte ergänzen: Kunstgeschichte kann man studieren und dort lernen, was andere denken, was der Unterschied zwischen .... ist. Damit ist aber noch gar nichts erklärt. Oder siehst du das anders? Dann erklärs mir bitte.

LG, Sesam
 
Lang Lang ist für mich der Inbegriff dessen. Er kann super super super toll Klavierspielen, aber als Künstler, der in seinen Interpretationen das Leben ausleuchtet, Perspektiven neu schöpft, kann ich ihn nicht wahrnehmen. Ist ja auch nicht schlimm.

In manch' anderen Pianisten kann ich teilweise noch viel weniger (Kunst) wahrnehmen ;) Das Wahrnehmen künstlerischer Gestaltung ist nichts besonders leichtes - und auch nichts, das einem - heureka - nach ein paar Jahren plötzlich in den Schoß fällt.
 
es gibt u.a. solche Disziplinen wie "Kunstgeschichte", das kann man studieren (buhu, ist nicht so leicht wie radfahren), und dann (wer hätt´s gedacht) kann man recht deutlich erklären, was der Unterschied zwischen einem Aquarell von Monet und einem Aquarell aus einem VHS-Malkurs ist
Alles richtig, nur willst Du jetzt etwa hier die Trennlinie ansetzen? Studiert=Künstler, alles andere ist Quatsch?
Und, gut verdeutlicht durch das Bild von LMG, was war zuerst da? Henne oder Ei?

Oops, Überschneidung...weiter geht´s. :)

Zitat von Rolf:
mit dieser Voreinstellung kannst du jegliches Fach ablehnen
Hier liegen glaube ich die völlig unterschiedlichen Blickwinkel. Für mich ist Kunst kein Fach. Sesam hat es für mich ganz gut beschrieben.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Rolf,

ich möchte ergänzen: Kunstgeschichte kann man studieren und dort lernen, was andere denken, was der Unterschied zwischen .... ist. Damit ist aber noch gar nichts erklärt. Oder siehst du das anders? Dann erklärs mir bitte.

Ein möglicher Ansatz dazu: Kunst, und auch hohe Kunst, ist letztlich das Ergebnis eines langandauernden Entwicklungsprozesses. Von den ersten Höhlenmalereien bis hin zu etwa Salvador Dalí war es ein langer Weg. Und wie wurde der gegangen? Einfach: indem die Menschen peu à peu festgestellt haben: wenn ich jetzt das so und so mache (meist: anspruchsvoller, komplexer, komplizierter), dann wird das Ergebnis: "besser".

Treibe diese stete Verbesserung immer weiter, und am Ende landest Du bei der Kunst, bzw. Kunstformen, Vertretern derselben, und Kunstgattungen.

Kunst ist immer auf irgendeine Weise "besser" als nicht-Kunst.
 
Auch wenn jetzt eine große Lawine des Aufschreis abgehen wird: Für mich ist in unserer heutigen Medienwelt Kunst, was zu Kunst erklärt wird. Aber eventuell bin ich ja auch zu unsensibel und unwissend um zu verstehen, warum z.B. ein Jonathan Meese so ein Star der Szene ist und für seine Werke Spitzenpreise erzielt.
 
Hallo,

ich möchte euch zur Auffrischung einen Link schicken, denn mir heute ein euch auch sehr bekannter Pianist, ein wirklich grosser Künstler geschickt hat.:D:D:D
Künstler sind eben auch nur normale Menschen

https://vimeo.com/67948670

Cordialement

Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Christian: man muß nicht alles mögen, was in der Welt so gemacht wird und wurde.
 

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