Zum Nachdenken

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bleibt die preisfrage: macht es einen unterschied, ob er wollte oder nicht? : - D

Du bist echt ein Scherzkeks :) - nein es macht keinen Unterschied. Schönberg ist ein bedeutender Vertreter der Moderne. Ein Künstler definiert sich dahingehend durch seine Leistungen und die Wirkungen seines Schaffens, und die Fachwelt ist sich diesbetreffend einig.

Ich zitiere einfach mal Wiki:

Schönberg war einer der einflussreichsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts und eine zentrale Figur in der Entwicklung hin zur Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität, die bei ihm zwischen 1906 und 1909 erfolgte. Er begründete parallel zum weniger bekannten Josef Matthias Hauer die Zwölftontechnik, eine Kompositionstechnik, die später zur Seriellen Musik weiterentwickelt wurde und von zahlreichen Komponisten der Neuen Musik aufgegriffen wurde.

Ich sag's gerne nochmal: diese Leute wollten neue Arten von Musik machen. Andernfalls hätte Schönberg ja auch Metzger, Friseur oder Jurist werden können. Und wären diese Leute damals nicht diesen Weg, der ja in gewisser Weise nur konsequent ist, gegangen, dann kämen eben heute Musiker auf die Idee, den zu gehen.
 
Vielleicht hat es Neue Musik heute auf eine Art schwerer als früher - früher musste man ins Konzert gehen, um Musik zu hören und da hat man dann also das gehört, was eben kam, ob man wollte oder nicht ;) Heute kann man einfach Musik aus seinem Schrank oder aus YT nehmen und anmachen und sich auch jeder neuer Entwicklung verschließen.

Naja - aber man kann sich eben auch genauso leicht neueste Entwicklungen (resp. Unbekanntes) schnell und unkompliziert anschauen ;) das ist ein Vorteil.

Warum es vielleicht so anstrengend ist, "Neue Musik" zu hören (damit meine ich nicht nur unsere Neue Musik, sondern die zu jeweiligen Zeit neue Musik, also z.B. für Goethe den Mendelssohn) (...)

Du sprichst von den sog. "Hör-Gewohnheiten". Über die kann man sich oft nur schwer hinwegsetzen. Eine der Haupt-Barrieren meiner Meinung nach, wieso viele Leute sich gar nicht erst anspruchsvollerer Musik wie der Klassik oder dem Jazz zuwenden.

Die Musik der Moderne muß bzw. sollte man mit anderen Ohren hören. Es fehlen manche gewohnte Elemente und Gestaltungstechniken von Musik - aber andere sind ja schließlich noch da (!) Also gilt es, sich auf die Verbliebenen zu konzentrieren, und eben zu erforschen, wie diese bei einem konkreten Musikstück angewendet und eingesetzt wurden.

Solange etwas vom Menschen bewußt und mit einem gewissen Ziel und Plan gestaltet wurde, muß man es auch Musik nennen. Ich sag' immer: ein Gewitter, ein vorbeiratternder Güterzug, oder die Geräuschkulisse eines Flughafens sind eben keine Musik. Es fehlt die bewußte Gestaltung durch den Menschen.
 
Huhu Dreiklang,

Naja - aber man kann sich eben auch genauso leicht neueste Entwicklungen (resp. Unbekanntes) schnell und unkompliziert anschauen ;) das ist ein Vorteil.


Du sprichst von den sog. "Hör-Gewohnheiten". Über die kann man sich oft nur schwer hinwegsetzen. Eine der Haupt-Barrieren meiner Meinung nach, wieso viele Leute sich gar nicht erst anspruchsvollerer Musik wie der Klassik oder dem Jazz zuwenden.

Die Musik der Moderne muß bzw. sollte man mit anderen Ohren hören. Es fehlen manche gewohnte Elemente und Gestaltungstechniken von Musik - aber andere sind ja schließlich noch da (!) Also gilt es, sich auf die Verbliebenen zu konzentrieren, und eben zu erforschen, wie diese bei einem konkreten Musikstück angewendet und eingesetzt wurden.

Solange etwas vom Menschen bewußt und mit einem gewissen Ziel und Plan gestaltet wurde, muß man es auch Musik nennen. Ich sag' immer: ein Gewitter, ein vorbeiratternder Güterzug, oder die Geräuschkulisse eines Flughafens sind eben keine Musik. Es fehlt die bewußte Gestaltung durch den Menschen.

zu ersterem: In jedem Fall und das ist auch ein echter Vorteil, das stimmt!

zu dem danach: Ja eben - du sprichst von anderen Ohren, ich spreche von anderen "Schubladen" im Hinterstübchen; man kann sie eben nicht einfach nehmen und mit denselben Kategorien hören und denken etc. Du sagst, es gilt sich auf das Verbliebene zu konzentrieren - aber es gilt eben auch, sich der neuen Gestaltungstechniken bewusst zu werden.

Die Idee der bewussten Gestaltung durch den Menschen finde ich übrigens sehr sinnvoll. Übrigens hast du da deine Züge und Gewitter auch - schau mal nach "musique concrète"... :)

Liebe Grüße,
Partita
 
Hallo Partita,

zu dem danach: Ja eben - du sprichst von anderen Ohren, ich spreche von anderen "Schubladen" im Hinterstübchen; man kann sie eben nicht einfach nehmen und mit denselben Kategorien hören und denken etc. Du sagst, es gilt sich auf das Verbliebene zu konzentrieren - aber es gilt eben auch, sich der neuen Gestaltungstechniken bewusst zu werden.

Welche "neuen Gestaltungstechniken" für Musik meinst Du? Ich kenne nur die folgenden: Melodik, Rhythmik und Harmonik (inkl. Tonalität) (*). Die wurden in der Geschichte der Musik aufgebaut, immer weiter entwickelt, miteinander verschieden kombiniert, und schließlich in der Musik der Moderne wieder bewußt abgebaut.

Du meinst, glaube ich, eher "Gestaltungsarten" ;)

Neue Gestatungstechniken würde ich z.B. das Kombinieren mit Lichtbilder-Spielen u.ä. nennen. Aber dann ist es prinzipiell keine echte Musik mehr, weil Musik nur über das Ohr geht.

Schönen Gruß zurück
Dreiklang

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erg.: (*) "und Instrumentation"
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Huhu Dreiklang,

Welche "neuen Gestaltungstechniken" für Musik meinst Du? Ich kenne nur die folgenden: Melodik, Rhythmik und Harmonik (inkl. Tonalität) (*). Die wurden in der Geschichte der Musik aufgebaut, immer weiter entwickelt, miteinander verschieden kombiniert, und schließlich in der Musik der Moderne wieder bewußt abgebaut.

Du meinst, glaube ich, eher "Gestaltungsarten" ;)


nenn es, wie du möchtest ;)

Was du anführst ("Melodik, Rhythmik, Harmonik") würde ich eher als Parameter bezeichnen. Dynamik, Klangfarbe (was du wohl mit "Instrumentation" meintest), Artikulation gehören für mich übrigens auch dazu. Auch da kommen im 20. Jhd. sicherlich ein paar dazu, die teilweise zwar nicht neu sind, aber in der Art, wie sie benutzt werden, dann doch neu sind: z.B. der Raum (in der elektronischen Musik ist er ein wesentliches Merkmal der Komposition! - auch wenn es sicherlich schon viel, viel früher Arbeit mit Raum gab, z.B. wenn man zwei Trompeten von rechts und zwei von links und zwei von hinten blasen ließ, aber hier geht es nochmal darüber hinaus), das Zeitkonzept (das nicht selten über bloße Rhythmik hinausgeht), die Klangdichte etc...

An Techniken kommen auch ein paar hinzu - z.B. die schon angesprochene 12-Ton-Technik, der Serialismus, die Aleatorik, Phasenverschiebung, Mikropolyphonie, uvm.....

Übrigens, ein Gedanke, der es wert ist, mal durchdacht zu werden:
Hast du schonmal drüber nachgedacht, warum Schönberg und co oder auch Debussy wieder zurück zu einer Musik gegangen sind, deren Melodik und Harmonik sich aus "Material" zusammensetzt (auf zweifelsohne sehr verschiedene Art)? Warum gerade nach der Spätromantik, insbesondere Wagner?
Hast du mal überlegt, welch ein Übergang von Barock zu Klassik stattgefunden hat? Oder auch von Ars Nova und Ars Subtilior zur Renaissance? Und was das alles nun wiederum mit dem Übergang von Spätromantik ins frühe 20. Jhd. zu tun hat?
:)

Liebe Grüße,
Partita
 
Hallo Partita,

Was du anführst ("Melodik, Rhythmik, Harmonik") würde ich eher als Parameter bezeichnen. (...)

Diese drei sind die Basis, das Fundament, von "Musik". Die "Instrumentation" braucht man, um auszudrücken, welche "Instrumente" (im weitesten Sinne) man einsetzt. Die menschliche Stimme etwa, Fagotte, Geräuscheffekte verschiedener Art, Synthesizer, usw.

Die Phrasierung haucht dem auf dieser Basis Geschaffenen Leben ein. Sie bringt die "Dynamik" mit ins Spiel, sowie die konkrete, musikalische Gestaltung eines Stückes im Detail, wenn man es spielt.

Hast du schonmal drüber nachgedacht, warum Schönberg und co oder auch Debussy wieder zurück zu einer Musik gegangen sind, deren Melodik und Harmonik sich aus "Material" zusammensetzt (...)

Musikgeschichte interessiert mich persönlich weniger, Musik (als Schallerlebnis) viel mehr, und ich habe und höre Musik aus vielen Epochen. Aber ich sprach ja schon mal von einer bewußten "Demontage" der Musik (nicht im negativen Sinne). Ich schrieb' im Forum auch mal "Die Musik ist zuende". Damit meinte ich: alles, was so in Sachen Musik prinzipiell denkbar ist, wurde heute bereits mal gemacht. Große Überraschungen wird es da nicht mehr geben. Aber sicher immer neue Musikstücke.

Schönen Gruß
Chris
 

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