Zum Nachdenken

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@Dreiklang: Das hat nichts mit mögen zu tun, ich mag z.B. auch keine Opern von Wagner, weiß aber sehr wohl und kann auch nachvollziehen, dass das große Kunst ist. Bei z.B. Meese habe ich so meine Zweifel. Wenn er 2016 in Bayreuth den Parsifal inszeniert wäre das also für mich persönlich die Höchststrafe an Kunstgenuss:D.
 
mit dieser Voreinstellung kannst du jegliches Fach ablehnen :):) ersetz doch einfach mal "Kunstgeschichte" in deinem Satz durch "Physik" oder "skifahren" :):)

Da magst du Recht haben. Allerdings würde ich schon zwischen den Disziplinen unterscheiden. Oder vielmehr zwischen den jeweiligen Methoden unterscheiden. Die Gilde der Naturwissenschaftler macht aus ihren Methoden keinen Hehl. Und hier wirkt die Objektivität der Betrachtung wenigstens etwas glaubwürdiger. Aber die sogenannten Geisteswissenschaften tun sich da schon schwerer. Welches sind denn die Methoden der "Kunstbetrachtung"? Wie kommen die zu ihren Aussagen? Welche Heuristik herrscht hier vor? Und aus Perspektive der Historiker kann ich dir sagen, dass es ein sehr, sehr fauler Kompromiss ist, Methoden der Naturwissenschaften zur Anwendung zu bringen. Das ist in der scientific community durchaus bekannt. Aber nicht gerne ausgesprochen. Das ist der Dolchstoß im Legitimierungskampf. Vor allem an den Fakultäten.

Und selbst wenn man dieses alles akzeptiert und der Kultur vielleicht sogar damit geholfen ist -- selber denken hat noch nie geschadet. Und ehe ein Künstler auf die Bühne stolziert, erwarte ich das auch als zahlender Gast. Zur Vorführung von KunststückCHEN gehe ich lieber in den Zirkus. Oder gucke mir die perfekt ausgemalten Bilder meiner Nichte an, die aktuell Malen nach Zahlen für sich entdeckt hat. Ob sie das -frei nach Chruschtschow- mit dem Kuhschwanz tut oder nicht, bleibt dabei unerheblich.

LG, Sesam
 
@Christian: ich kann Dir nur sagen: über Dinge, die mir nicht gefallen, rede und diskutiere ich auch sehr ungern. Wozu auch - für mich selbst sind sie quasi schon "abgehakt". Wenn wir aber mal über Dali-Bilder, oder manche anderen, reden wollen: da bin ich dabei ;)
 
Dreiklang, kann ich nachvollziehen. Außerdem wären meine Unverschämtheiten ja auch viel besser im Thema "Mögt ihr Malerei" aufgehoben:-).
 
Ach, ich weiß nicht, keine der vorgestellten Überlegungen zur Kunst überzeugt mich! Ich versuchs selber:

Kunst verleiht unserer Alltagswelt eine andere Sprache, als die, die wir selbst ständig hören und sprechen. Kunst ist als solche eben überhaupt nicht abgehoben oder irgendwie etwas ganz Tolles, Einzigartiges oder in irgendeiner Weise schön, angenehm, beschaulich. Kunst ist Alltag in anderem Licht. Und darin steckt für mich das Besondere: ein Künstler ist imstande und willens dieses Alltagserleben auszuleuchten und ganz, ganz tief zu erleben und zu erkunden. Darin unterscheidet er sich vielleicht von den Nachbarn links und rechts. Und das, was ihm dabei begegnet drückt er aus. Auf Papier, mit seinem Instrument, auf der Theaterbühne etc., etc..

Und natürlich gibt es für mich hier einen Maßstab: Wie bitte schön soll denn ein junger Mensch zur Auseinandersetzung mit sich und der Welt da draussen kommen, dazu motiviert werden, wenn es genügt den Katechismus der Kunst Akademien runterzuleiern? Schlimmer noch, wenn gar keine Zeit fürs Denken und Erleben bleibt, weil alle Zeit in die technische Beherrschung und Bühnenpräsenz fließen muss. Kann daraus etwas künstlerisch Eindrucksvolles werden? Wenn im Vorfeld das Studium einzig den Noten und nicht dem Leben/Erleben gewidmet war?
Da wird dann geheuchelte Kunst draus. Lang Lang ist für mich der Inbegriff dessen. Er kann super super super toll Klavierspielen, aber als Künstler, der in seinen Interpretationen das Leben ausleuchtet, Perspektiven neu schöpft, kann ich ihn nicht wahrnehmen. Ist ja auch nicht schlimm.
Nur fürchte ich, dass geheuchelte Kunst medial attraktiver inszeniert werden kann. Schon allein, weil sie berechenbarer ist und sich dauernd wiederholt. Im Klassikzirkus könnte man manchmal den Eindruck bekommen, es gäbe hier das gemütliche Schunkeln für Bildungsbürger :D

LG, Sesam

grossartig formuliert :p

Cordialement

Destenay
 
Da magst du Recht haben. Allerdings würde ich schon zwischen den Disziplinen unterscheiden. Oder vielmehr zwischen den jeweiligen Methoden unterscheiden. Die Gilde der Naturwissenschaftler macht aus ihren Methoden keinen Hehl. Und hier wirkt die Objektivität der Betrachtung wenigstens etwas glaubwürdiger. Aber die sogenannten Geisteswissenschaften tun sich da schon schwerer. Welches sind denn die Methoden der "Kunstbetrachtung"? Wie kommen die zu ihren Aussagen? Welche Heuristik herrscht hier vor?
kommentieren werde ich das nicht ;) sondern stelle fest, dass dir offenbar unbekannt ist, was Erst- und Zweitsemester in den "sogenannten Geisteswissenschaften" zu lernen haben: die Methoden der jeweiligen Fachdisziplin :) (und wenn sie das nicht tun, dann werden sie bei den ersten Benotungen ihrer Seminararbeiten bitterlich Buhuhu machen) ---- und da du die Perspektive des Historikers (was ja ooch nur so ne Geisteswiss. is :D) mahnend erwähnst, will ich dich vorsichtig daran erinnern, dass es da eine so genannte Quellenkritik in der Historik gibt (und die wiederum, also die Quellenkritik, ist was? und kommt woher?)

...man hört es oft, das Vorurteil, die Kultur- und Geisteswissenschaften seien gar keine richtigen Wissenschaften wie Biologie oder Physik - ein oft wiederholtes Vor- bzw. Fehlurteil wird allerdings nicht richtiger, egal wie oft man es wiederholt :)

(übrigens mach ich mir, bevor danach gefragt wird, nicht die nutzlose Mühe, germanistische, kunsthistorische oder musikologische Grundstudiumsthemen und -anforderungen auszubreiten: das findet sich alles unschwer, wenn man sich dafür interessiert; ist dann zwar etwas zeitraubend, das alles zu lesen und zu schnallen, aber da geht kein Weg dran vorbei)
 
@ Sesam / @ Methoden und Kunstgeschichte:

Es ist ja auch so: So ein Historiker oder Paläontologe oder Ägyptologe ist ja auch froh, wenn ihm Naturwissenschaftler z.B. durch Radiokarbonmethode das ungefähre Alter von Objekten bestimmen können ( interdisziplinär ist es doch bestimmt so, dass sich die Fachrichtungen / Wissenschaften gegenseitig helfen können ). Zum Beispiel: Hatte ja mal erwähnt, dass es diese 3-stufige Methode von Erwin Panofsky gibt, wie man Kunstwerke ( also auch Bilder ) zumindest grob deuten / einordnen kann.

Siehe hier, unter "Die drei Untersuchungsphasen":

Erwin Panofsky

Panofsky WAR studierter Kunstgeschichtler, und somit hätten wir schonmal mal EINE kunstgeschichtlich relevante Methode dingfest gemacht.

Was interessant ist - wie ich damals schon sagte: Auch hier gilt interdisziplinarität: Wir mussten das beim Bibliothekswesen-Studium lernen. Also helfen hier die Kunstgeschichtler den Bibliotheks-Freaks, genau wie physiker oder Geologen oder Chemiker den Ägyptologen oder ähnlichen helfen. ;)

LG, Olli !
 
kommentieren werde ich das nicht ;) sondern stelle fest, dass dir offenbar unbekannt ist, was Erst- und Zweitsemester in den "sogenannten Geisteswissenschaften" zu lernen haben: die Methoden der jeweiligen Fachdisziplin :) (und wenn sie das nicht tun, dann werden sie bei den ersten Benotungen ihrer Seminararbeiten bitterlich Buhuhu machen) ---- und da du die Perspektive des Historikers (was ja ooch nur so ne Geisteswiss. is :D) mahnend erwähnst, will ich dich vorsichtig daran erinnern, dass es da eine so genannte Quellenkritik in der Historik gibt (und die wiederum, also die Quellenkritik, ist was? und kommt woher?)

Eben! Das sag' ich ja, wir sind ganz einer Meinung! Es gibt sie die Methoden. Ich habe sie kennengelernt und zwar auf genau dem von dir beschriebenem Wege, als Erst- und Zweitsemester und noch ein bißl mehr. Deshalb darf ich ja auch anmerken, dass Methoden Methoden sind, und Kunst Kunst ist. Das sollte man nicht durcheinanderbringen. Von wegen Kunst sei Methode, oder so. Aber vermutlich hast du das auch nicht sagen wollen.

LG, Sesam
 
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@ Sesam / @ Methoden und Kunstgeschichte:

Es ist ja auch so: So ein Historiker oder Paläontologe oder Ägyptologe ist ja auch froh, wenn ihm Naturwissenschaftler z.B. durch Radiokarbonmethode das ungefähre Alter von Objekten bestimmen können ( interdisziplinär ist es doch bestimmt so, dass sich die Fachrichtungen / Wissenschaften gegenseitig helfen können ). Zum Beispiel: Hatte ja mal erwähnt, dass es diese 3-stufige Methode von Erwin Panofsky gibt, wie man Kunstwerke ( also auch Bilder ) zumindest grob deuten / einordnen kann.

Siehe hier, unter "Die drei Untersuchungsphasen":

Erwin Panofsky

Panofsky WAR studierter Kunstgeschichtler, und somit hätten wir schonmal mal EINE kunstgeschichtlich relevante Methode dingfest gemacht.

Was interessant ist - wie ich damals schon sagte: Auch hier gilt interdisziplinarität: Wir mussten das beim Bibliothekswesen-Studium lernen. Also helfen hier die Kunstgeschichtler den Bibliotheks-Freaks, genau wie physiker oder Geologen oder Chemiker den Ägyptologen oder ähnlichen helfen. ;)

LG, Olli !

Ich bin ganz bei dir! Nur eben bitte nicht die gewonnene Erkentnis als absolut verkaufen. Eben in der Weise: Studiere (die) Kunstgeschichte und du wirst Kunst verstehen. Dazu mein Hinweis: Kunstgeschichte halte ich eher für einen Spiegel jeweiliger Methoden und als solche ist sie gleichermaßen eine Methodengeschichte.

LG, Sesam
 
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Ich bin ganz bei dir! Nur eben bitte nicht die gewonnene Erkentnis als absolut verkaufen.
LG, Sesam

Rehi Sesam ;)

Die gewonnene Erkenntnis muss aber in jedem Fall ausreichend sein, um z.B. einem Bibliotheksbesucher ein paar Fragen zu einem Bild oder Kunstwerk, das meinetwegen in einem Buch aus einem Regal zu sehen ist, zu beantworten. Und die Erkenntnis wird natürlich in dem Maße GENAUER, in dem man geballtes Wissen UND Allgemeinwissen speziell in Punkt DREI der 3 Stufen einbringen kann. Für Leute ohne Wissen und Interesse an der Welt ist die Methode ZU GEFÄHRLICH....das als Warnung... ;)

Könnte nämlich sein, dass man sonst Müll erzählt, und bei uns kam das auch erst im 3. Semester dran.

LG, Olli !
 
Freu mich, Dich zu sehn, Stephan ;)

...hab ich doch neulich 9 texte gelesen... ;)

LG, Olli !
 
Eben! Das sag' ich ja, wir sind ganz einer Meinung!
wirklich?

na immerhin!

Ich habe sie kennengelernt und zwar auf genau dem von dir beschriebenem Wege, als Erst- und Zweitsemester und noch ein bißl mehr. Deshalb darf ich ja auch anmerken, dass Methoden Methoden sind, und Kunst Kunst ist.
...das müssen sehr bummelante und lockere Erst-, Zweit- und Mehrsemester gewesen sein, sofern der unterstrichene Satz das Ergebnis summarisch zusammenfasst :)

Deshalb darf ich ja auch anmerken, dass Methoden Methoden sind, und Kunst Kunst ist.
ich muss diesen Satz einfach noch mal zitieren, weil er mir so gefällt :D

Das sollte man nicht durcheinanderbringen. Von wegen Kunst sei Methode, oder so. Aber vermutlich hast du das auch nicht sagen wollen.
in der Tat: den unterstrichenen Kurzsatz hab ich weder geschrieben noch sagen wollen :)

...aber nach so vielen erkenntnisreichen Semestern wäre doch schön, du würdest verraten, dass diese oder jene Methode für irgendwas nützlich ist *) ;) (oder plagen die bösen Unis die lieben Studentlein damit, nutzlose Methoden zu erlernen? das wäre ja furchtbar!)

__________________
*) nur keine Bange, es ist nicht davon die Rede, Grundstudiumswissen auszubreiten (ich mach das ja auch nicht) - nur das winzige Zugeständnis, dass so manche Methode(n) eine Berechtigung haben (ja ja, auch in den Geisteswissenschaften), wäre angebracht
 

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