Yann Tiersen Best Of

  • Ersteller des Themas Klaviersternchen
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Allerdings verliert man durch diesen Prozess auch eine ganze Menge (positiver) Naivität.

Positive Naivität würde ich mit Jungräulichkeit ersetzten.

Als ich das erste Mal Bruckners 6te hörte, bei welcher man über einen längeren Zeitraum eingelullt wird und dann kommen die Posaunen.

WOW, das war ein Erlebniss allerester Sahne wie ich es bei dieser SInfonie nie wieder erlebt habe.

Das Problem ist, dass das Denken vorauseilt, und alles im Griff haben will.

RUdl
 
Liebe Chiarina,

ich glaube, dass man Musik umso tiefer empfindet, je besser man sie versteht. Mir ist das in all den Jahren so gegangen. Habe ich früher als Jugendliche .... Musik gehört, hat die mich immer sehr angerührt. Doch jetzt ist das noch ein ganz anderes Empfinden, das viel tiefer geht. Denn mittlerweile verstehe ich die Strukturen viel besser und kann die Musik in ihrer Schönheit und Tiefe viel allumfassender wahrnehmen!!! Das eine bedingt das andere und man kann es nicht trennen!!! (Hilfe, warum versteht das denn keiner!)

keine Sorge, man versteht dich schon - ich weiß genau, wovon du hier sprichst. Mir geht es ganz genauso...

Ich verstehe allerdings auch die Sichtweise der Leute, die jetzt von diesem Unterschied schreiben - bzw. nein, ich verstehe nicht die Sichtweise, sondern wo sie herrührt - ich hätte es früher vermutlich ebenso gedacht. Ich denke nicht, dass Leute, die die Unterscheidung treffen, ignorant sind in dem Sinne, dass sie es nicht verstehen oder akzeptieren wollen. Ich denke, das Problem liegt eher darin, dass sie es einfach noch nicht an sich selbst erfahren haben und es daher auch nicht wissen können, dass dies in der Musikwahrnehmung eine solche Rolle spielt.

Das hat alles nichts damit zu tun, dass man die Empfindungen derjenigen als weniger wertvoll oder gerechtfertigt bezeichnet - sie sind auf ihrem Erfahrungshorizont eben das, was sich bei ihnen (vordergründig, direkt bewusst erfahrbar) einstellt beim Musikhören.

Interessant finde ich folgenden Gedanken:
Zwar gehe ich stark davon aus, dass die meisten Musikhörer sich des Einflusses der "musikalisch-gestalterischen Qualität" nicht bewusst sind beim Hören (das ist wohl das, woher diese Unterscheidung rührt), allerdings ist es trotzdem so, dass man diese Qualität unterbewusst sehr wohl wahrnimmt, auch all jene, die nun behaupten, da sei eine Trennung vorhanden! Insofern ist sie stets mit der direkt vordergründigen vielleicht rein emotionalen Wirkung des Stückes verknüpft.

Ein kleines Beispiel, das mir letztens in meinem Bekanntenkreis passiert ist:
Als ich eine Freundin besucht habe, die mit klassischer Musik absolut nichts zu tun hat (ihre CD-Sammlung besteht aus Pop und Rock), sind wir beim Spaziergang durch die Stadt an einem Musikzelt vorbeigekommen, in dem ein Klangfestival stattfand und 2 sehr experimentelle zeitgenössische Stücke mit Live-Elektronik und Instrumenten aufgeführt wurden. Sie sagte hinterher (ohne jede analytische Ahnung oder Erfahrung mit dieser Art von Musik zu haben), dass ihr das erste Stück total langweilig vorkam, während das zweite viel interessanter und richtig gut gewesen sei. Woran lag das? Das erste war wirklich schlecht komponiert (es hatte keine erkennbare Struktur, es gabe keine Ausgewogenheit zwischen den Teilen, alles war viel zu lang und breit hingezogen, bevor dann die nächste triviale Idee für 5 Minuten aneinander gereiht wurde - es war wirklich elend langweilig), das zweite war richtig gut geschrieben. Sie hatte das gespürt, konnte es aber nicht benennen.

liebe Grüße,
Partita
 
(...) Daher, lieber Dreiklang, bekomme ich bei deiner Trennung in musikalisch-gestalterische und musikalisch-emotionale Qualität graue Haare, erhebliches Magengrimmen und Falten, die mit einer verschrumpelten Apfelsine konkurrieren können.

Liebe Grüße

chiarina

Liebe chiarina,

also zumindest das letztgenannte will ich natürlich nicht :D:D:D und so habe ich sehr vieles aus meinen letzten Posts entfernt, u.a. alles was diese angesprochene Trennung betraf.

Schönen Gruß ;)
Dreiklang

(alles wieder gut...??)
 
Ich denke, das Problem liegt eher darin, dass sie es einfach noch nicht an sich selbst erfahren haben und es daher auch nicht wissen können, dass dies in der Musikwahrnehmung eine solche Rolle spielt.

Hallo partita,

nur kurz am Rande: damit hast Du, was mich persönlich angeht, absolut und vollkommen unrecht. Und Du täuschst Dich, was mich angeht, da auch gewaltig ;)

Gruß ;)
Dreiklang
 
Lieber Dreiklang,

nur kurz am Rande: damit hast Du, was mich persönlich angeht, absolut und vollkommen unrecht. Und Du täuschst Dich, was mich angeht, da auch gewaltig ;)

gut, das mag sein, das kannst nur du alleine wissen :)
Meine Aussage war eine Mutmaßung diesbezüglich, da ich es mir vorstellen kann (aus eigener Erfahrung als ich noch viel jünger und musikalisch unerfahrener war), dass man diese Trennung als existent glaubt, weil man den einen Teil davon nur unterbewusst wahrnimmt, aber nicht bewusst.

Jetzt verstehe ich, was dich betrifft, allerdings überhaupt nichts mehr - auf der einen Seite betonst du immer wieder, dass von dem ganzen Analytischen nicht soviel Ahnung hast, auf der anderen Seite täusche ich mich jetzt aber gewaltig. In was genau täusche ich mich denn eigentlich? In der Annahme, dass das Problem im fehlenden Bewusstsein der "musikalisch-gestalterischen" Seite liege oder in der Annahme, dass diese deiner Meinung nach nicht direkt mit der emotionalen Wirkung verbunden sei? Vielleicht meinst du es so, dass du vielleicht alles nicht so analytisch betrachtest, dir aber trotzdem bewusst bist, dass dies eine große Rolle spielt in der Rezeption von Musik? Kann das sein?

Ich bin verwirrt.

Herzliche Grüße,
Partita
 
Lieber Dreiklang,

vielen Dank für Deine Antwort.

Schade, daß Du einige Beiträge der letzten Tage zum Teil komplett ediert hast,
um sie dem neueren Diskussionsstand anzupassen. Ich an Deiner Stelle täte das nicht.
Es ist doch auch reizvoll, das Mäandrieren eines solchen Gesprächs nachzuvollziehen,
was durch Deine Selbstzensur erschwert wird.

Kannst Du mir bitte alternativ einen Artikel, oder eine verbale Erklärung darüber geben,
wie die Musikwissenschaft die "Qualität von Musik" definiert? Nur durch den Anspruch
ihrer handwerklichen Gestaltung?

Ich weiß nicht, ob die Musikwissenschaft versucht, die Qualität von Musik zu definieren.
Es ist jedenfalls nicht ihre Aufgabe. Musikwissenschaft oder auch Kompositionslehre
versuchen, die handwerklichen Grundlagen kompositorischer Arbeit zu bestimmen
und hinken dabei der Praxis gewöhnlich um ein paar Jahrzehnte hinterher;
salopp gesagt: Die Verbote von heute sind die Regeln von morgen (und umgekehrt).
Die Diskrepanz zwischen analytischem Befund und musikalischer Wirkung
hat Pierre Boulez, Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker, sehr schön formuliert
(Pierre Boulez: Anhaltspunkte. Essays. Deutsch von Josef Häusler, Kassel 1979,
S.253):

Zitat von Pierre Boulez:
"Die Analysen können Sprache oder Technik zwar beweisen, aber niemals ganz erklären.
Man gibt sich Rechenschaft über den Materialaspekt einer Partitur, doch man ist
ohnmächtig gegenüber der Poetik, deren Schlüssel sie bildet."

Vielleicht kann auch ostentative Gleichgültigkeit eine Emotion sein.

Damit hast Du ein Wesensmerkmal der "Neuen Sachlichkeit" beschrieben:
der frühen Musik Paul Hindemiths oder des Strawinskys der 20er Jahre.
Der Verzicht auf die permanente drastische Kundgabe der eigenen Befindlichkeit,
(wie er zu Zeiten der Spätromantik Brauch war) kann ebenfalls anrühren,
natürlich auch deshalb, weil er nie vollständig gelingt.

Wenn 100 Personen zusammen Papier zerreißen, dann würde für mich rein
der entstehende Klang keine Musik sein. Wenn ein langer Güterzug an einem
Bahnübergang vorbeidonnert, gibt es die verschiedensten komplexen Schallereignisse -
alles das kann sogar einige Minuten lang anhalten, es ist aber keine Musik.
Ebenso wohl nicht die Geräuschkulisse an einem Flughafen.

Aber für andere ist es Musik. Der neueren Musik ist die Idee, Alltagslärm,
Arbeits- oder Maschinengeräusche musikalisch abzubilden, nicht fremd
(Honegger: Pacifik 231, Mossolow: Die Eisengießerei ), und hat seine Anfänge
in der frühen Moderne, die die Erfahrung des großstädtischen Menschen,
mehreren akustischen Quellen gleichzeitig ausgesetzt zu sein, in Musik umsetzt:
bei Mahler, Debussy und Ives als Polyphonie mehrerer Klangblöcke, die sich nicht
nur satztechnisch, sondern auch rhythmisch und tonartlich voneinander abheben.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die von den Futuristen erträumte Idee einer
Geräuschmusik verwirklicht, bei den Franzosen mit der "Musique concrète" ,
deren Erzeugnisse heute etwas dürftig anmuten, bei John Cage, in dessen erweitertem
Musikbegriff jede Art von Frequenz willkommen war, bis hin zu Steve Reich und
ungezählten Soundbastlern, deren Musik von gesampleten Geräuschen strukturiert wird.

WP (für Dich die Quelle allen Übels, ich weiß) sagt nichts darüber aus,
daß für die Musik zentral sei, daß sie Emotionen auslösen kann.

Ich fürchte, Du mußt damit Deinen Frieden machen. Musik wirkt viel mehr
als nur emotional. Sie wirkt auf die Seele, und das Seelenleben eines Menschen
ist nicht nur von Emotionalität, sondern auch von Rationalität geprägt.

Menschen urteilen emotional - wenn sie die Wahl dazu haben,
und die Entscheidung keine schwerwiegenden Konsequenzen hat.

Manche Menschen urteilen auch dann emotional, wenn die Entscheidung schwerwiegende
Konsequenzen hat (Ausbildung, Lebenspartner, Arbeitsplatz). Andere urteilen rational,
und noch andere versuchen, Gefühl und Vernunft unter einen Hut zu bekommen.

Ich halte es für einen Fehler - um nach diesem überlangen Exkurs aufs Thema
zurückzukommen -, wenn man sich der Musik rein emotional zu nähern versucht.
Bei jedem Menschen spricht Musik das Gefühl an; auch bei mir. Ich trage meine Gefühle
allerdings nicht in die Öffentlichkeit. Intimität und Öffentlichkeit schließen sich aus.
Jedenfalls spricht Musik auch den Intellekt an, und es wundert mich immer,
warum das von so vielen Menschen als Zumutung zurückgewiesen wird.

Herzliche Grüße,

Gomez

.
 
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Jedenfalls spricht Musik auch den Intellekt an, und es wundert mich immer,
warum das von so vielen Menschen als Zumutung zurückgewiesen wird.
Diese Aussage ist eine intellektuelle Anspielung auf einen alten Feministinnen-Witz über den Sitz des männlichen Gehirns.

Die Aussage ist aber richtig: GENAU diese Region ist das Zielgebiet GUTER Musik. I love Tiersen! (Kenne aber nur ein Stück). Der schafft das bei volljährigen und vollmundigen Frauen.

Außerdem sollte man einen Musikgeschmack haben, der nicht unglücklich macht, also nicht zu kopflastig daherkommt.

Ergänzung:
BIN eben noch auf Youtube und höre mir das Stück an. ÜBER 5 Mio Views, fast 21000 Likes bei 120 Gegenstimmen. Das Stück ist absolut super! Jede Kritik daran ist intellektuelle ..... (Ich darf das Wort nicht aussprechen!). Perfekt komponiert, wunderbar gespielt, wunderschön anzuhören, zum Eintauchen, zum Verlieben. Ich bin von dem Song begeistert. Hätte ich AUCH als Filmmusik für diesen tollen Film genommen. Kann jeden verstehen, der das spielen möchte.
 
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Lieber Neronick,

das ist ja schön, dass du nun ein Stück gefunden hast, von dem du so begeistert bist. :D

Allerdings frage ich mich, was ich als Frau nun machen soll :shock:

Diese Aussage ist eine intellektuelle Anspielung auf einen alten Feministinnen-Witz über den Sitz des männlichen Gehirns.

Die Aussage ist aber richtig: GENAU diese Region ist das Zielgebiet GUTER Musik. I love Tiersen! (Kenne aber nur ein Stück). Der schafft das bei volljährigen und vollmundigen Frauen.

Ich hab' die Teile nicht, von denen du sprichst. Was soll ich tun??? Bin ich nun ausgeschlossen von GUTER Musik? :(

Nun ja, kleiner Scherz beiseite. :p Ich bin mir sicher, dass Gomez dieses Zitat nicht so gemeint hat, wie du es ausgelegt hast.


Außerdem sollte man einen Musikgeschmack haben, der nicht unglücklich macht, also nicht zu kopflastig daherkommt.
.........................................................
Jede Kritik daran ist intellektuelle ..... (Ich darf das Wort nicht aussprechen!)

Ich verstehe ehrlich nicht, wieso das jetzt hier noch auf diese Weise gesagt wird, nachdem so einige, auch ich, uns wirklich sehr bemüht haben, unsere Art der Musikrezeption darzustellen, die wirklich nichts mit mangelnder Emotionalität zu tun hat!

Dir sei deine Freude über deine Entdeckung unbenommen, aber es gibt auch andere Standpunkte.

Liebe Grüße

chiarina
 
ÜBER 5 Mio Views, fast 21000 Likes bei 120 Gegenstimmen. Das Stück ist absolut super! Jede Kritik daran ist intellektuelle ..... (Ich darf das Wort nicht aussprechen!).

...hm... weltweit wird weitaus mehr Klopapier verkauft als etwa Diamantdiademe - - orientiert man sich einfach an platter Erfolgsanbetung, dann müsste man der Angebeteten zum Christfest unterm Kerzenbaum eine Rolle Scheißhauspapier schön verpackt bereitstellen... "welch ein Jubel" das geben mag, mögen scharfsinnige Denker sich gerne selber ausmalen :D:D:D:D
 

Lieber Gomez,

Schade, daß Du einige Beiträge der letzten Tage zum Teil komplett ediert hast, um sie dem neueren Diskussionsstand anzupassen. Ich an Deiner Stelle täte das nicht. Es ist doch auch reizvoll, das Mäandrieren eines solchen Gesprächs nachzuvollziehen, was durch Deine Selbstzensur erschwert wird.

Ich tue so etwas sonst auch nicht gerne, und lasse wenn nur irgend möglich alles stehen. Nur in diesem Fall war es etwas zu viel - zu komplexe Dinge, die gar nicht mehr richtig verstanden wurden, das habe ich gemerkt, und wirklich andere Leute verwirrt haben. Das darf nicht sein und soll nicht sein, daher in diesem Ausnahmefall: Löschung. Sonst wenn es irgend geht, vermeide ich es. Außerdem, habe ich diese ganzen Sachen sowieso gar nicht gebraucht - das merkte ich aber erst später. Also dann besser: die berühmte "Ablage, rund" ;)

Ich weiß nicht, ob die Musikwissenschaft versucht, die Qualität von Musik zu definieren. Es ist jedenfalls nicht ihre Aufgabe.

Wie definiert dann ihr sie, wie definierst Du sie, als Experte? Auch auf die Möglichkeit hin, das in den letzten 25 Seiten vielleicht nachlesen zu können, würde ich mich über eine Antwort dazu freuen. Der Begriff "Qualität" wurde stark und immer wieder strapaziert in unserer Diskussion hier. Nur was ist denn "Qualität" einer Komposition? Ab wann hat eine Komposition Qualität? Ab den Komponisten, die Du mit YT-Beispiel der Comptine gegenübergestellt hast?

Damit hast Du ein Wesensmerkmal der "Neuen Sachlichkeit" beschrieben: der frühen Musik Paul Hindemiths oder des Strawinskys der 20er Jahre.

Es wird Dich vielleicht freuen: die Diskussion über die Moderne hat mich jetzt so neugierig gemacht, daß ich gerade ein Stück von Strawinsky höre...! ;)
und: schön, was ich bisher höre! ;)

Der neueren Musik ist die Idee, Alltagslärm, Arbeits- oder Maschinengeräusche musikalisch abzubilden, nicht fremd (Honegger: Pacifik 231, Mossolow: Die Eisengießerei ), und hat seine Anfänge in der frühen Moderne, die die Erfahrung des großstädtischen Menschen, mehreren akustischen Quellen gleichzeitig ausgesetzt zu sein, in Musik umsetzt

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die von Futuristen erträumte Idee einer
Geräuschmusik verwirklicht
... John Cage ... Musik von gesampleten Geräuschen strukturiert....

Lieber Gomez, Du glaubst ja gar nicht, wie wahnsinnig interessant und faszinierend Deine Ausführungen für mich sind! Und ebenso diese Musikstücke!

Andere urteilen rational, und noch andere versuchen, Gefühl und Vernunft unter einen Hut zu bekommen.

Ich habe mal einen Artikel über "Bauchentscheidungen" gelesen, und was passiert, wenn der Mensch nun doch noch länger rational vorher nachdenken soll. Ich glaube, sie haben gesagt, daß die "Bauchentscheidung" überraschend "gut" abgeschnitten hat. Genau weiß ich es nicht mehr.

Ich halte es für einen Fehler (...) wenn man sich der Musik rein emotional zu nähern versucht. Jedenfalls spricht Musik auch den Intellekt an, und es wundert mich immer,warum das von so vielen Menschen als Zumutung zurückgewiesen wird.

Ich sehe es ganz genauso: Emotion und Intellekt gehören beide zum Musikgenuß dazu. Ohne Intellekt, oder vielleicht besser: ohne zumindest "intuitiven Intellekt" (d.h. eine Art "intiutives" Erkennen musikalischer Strukturen und Zusammenhänge) geht bei gestalterisch anspruchsvolleren Stücken wie etwa Orchesterwerken eine grundlegende Basis für den echten Musikgenuß verloren. Vielen Dank, Gomez, das war wieder ein hochinteressanter Beitrag Deinerseits.

Viele Grüße,
Dreiklang
 
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Juchuuuuuu! Es leben die Gummibären!

I am your Gummibär, in 8 Sprachen übersetzt, der Rest der Welt ist sicher schon in Bearbeitung, über 167 Mio. Views allein für die englische Version, über 200 Mio. in den anderen Sprachen. Dann noch Nuki, Nuki...

Die besten Songs der Welt und dazu noch aus deutschen Landen!!! :D:D:D

Ich Bin Dein Gummibär - Full German Version - The Gummy Bear Song - YouTube

LG, PP
 
Ich hab' die Teile nicht, von denen du sprichst. Was soll ich tun???
Da gibt es auch einen passenden Witz zu:
Sagt die Tochter zur Mutter: "Ich will auch so ein Teil haben...".
Sagt die Mutter: "Geduld, mein Kind, Geduld"!

Scherz beiseite! Ich habe auch mal darüber nachgedacht, weil klar, die Argumente mit den Milliarden Fliegen, die sich nicht irren können....DAS ist aber AUGENWISCHEREI, zudem ohne Substanz.

Ich kann das aber nur in Form eines Gleichnisses sagen: Nehmen wir an, Gallio hätte ein Fernglas gebaut, dadurch geschaut und wäre zu dem Schluss gekommen, die Sonne dreht sich um die Erde.

Das Fernrohr ist ein Werkzeug für einen Erkenntnis-PROZESS. Am Ende eines solchen Prozesses steht ein Erkenntnis-ERGEBNIS. Wenn das ERGEBNIS eines Gedankenprozesses also OFFENSICHTLICH zu unsinnigen Ergebnissen kommt, dann ist der Prozess falsch gelaufen.

Eine musiktheoretische Kritik, deren Ergebnis ist, dass die Ästhetik dieser Komposition, die Millionen Menschen, darunter tausende ERSTKLASSIGE Pianisten begeistert, als "unwürdig" erkannt wird, ist: in meinen einfachen Worten "nur blöde". Sie ist in jedem Fall intellektuell absolut unbefriedigend. Die entsprechenden Diskussionen sind aber in Youtube hinreichend geführt, die Mehrheitsverhältnisse sind ebenfalls hinreichend ausgezählt. Ich muss den Song nicht verteidigen. Er ist zeitlos schön.

Ein Meisterwerk, steht für mich in einer Reihe mit Mondscheinsonate, Elise und - na, wie das Teil nochmal... :-)
 
Neronick, Du BADEST richtig genussvoll in Deiner Ahnungslosigkeit.

Hat was. Hoffe nur, daß das möglichst wenige auch noch ernstnehmen, was Du schreibst.

LG,
Hasenbein
 
Liebe partita,

zunächst einmal, entschuldige bitte, daß ich so harsch in zwei Zeilen reagiert habe! ;) Wenn ich das jetzt so lese, kommt es mir schon etwas flapsig vor.

Nun, Schwamm drüber. Ich kann versuchen, etwas Klarheit reinzubringen. Aber natürlich ist alles nur eine subjektive Herangehensweise und Sichtweise von mir speziell. Sollte es jemandem nicht behagen, von allzuviel persönlichem meinerseits zu lesen, dann bitte einfach überspringen.

Zunächst zur (anspruchsvollen) Gestaltung eines Stückes, nehmen wir ein dreisätziges Orchesterstück. Bei mir ist es tatsächlich so, daß ich Grobstruktur und manche Feinstrukturen wohl hauptsächlich unterbewußt, nein sagen wir besser: intuitiv, wahrnehme. Ich kenne z.B. den Begriff "Seitenthema" vom Forum hier, könnte aber nicht benennen, ob die zweite Melodie, die da nun "eingeführt" wird, ein "Seitenthema" ist. Eigentlich will ich das aber auch gar nicht wissen. Ich denke ähnlich wie Monte: sobald ich zuviel rational weiß (z.B. ups - jetzt kommt gleich die zweite Variation des Hauptthemas, aufpassen!) geht der uneingeschränkte Genuß - zumindest bei mir - ein wenig den Bach runter. Der Komponist wollte mir sagen: schau mal Dreiklang, jetzt bin ich mit der ersten Melodie fertig, ich habe eine tolle Idee: ich schenke Dir jetzt gleich eine zweite!
Und hier kommt sie... später kommt sie wieder... sie wandert vom Flügel ins Orchester, beide tauschen die Rollen, mal führt der eine, dann begleitet der andere. Dann darf der eine mal ganz alleine zeigen was er kann, und so richtig doll. Dann wieder der andere. All das kann ich intuitiv verstehen, was da gemacht wird, was der Komponist mir zeigen wollte. Er wollte sagen:"Mensch, kuck mal, Dreiklang, was man alles so machen kann! Und ich mache das auch! Ich schenke Dir eine Schönheit nach der anderen! Willst Du sie? Verstehst Du sie?" Und ich antworte: ja ich höre es, was schöne Orchestermusik alles tun kann.

Das ist die Ebene, auf der ich gestalterische Struktur hauptsächlich wahrnehme. Natürlich die Harmonik, deren Wanderungen, Auflösungen. Der Wechsel in eine andere Tonart, zwischen Dur und Moll und so fort.

Was bei mir ein bißchen gedauert hat, das war, die Erzeugung von extrem lang anhaltender Spannung zu verstehen. Es ist glaube ich eine hohe kompositorische Leistung, eine echte, schöne, und lange lange andauernde Spannung zu erzeugen, die irgendwann dann, aber dafür umso mächtiger, aufgelöst wird z.B. durch ein Akkordgewitter in der Grundtonart, die man nun endlich einmal erreicht hat.

Als ich diesen Spannungsbogen zunächst nur halb-intuitiv begriff, war es, nun ja, sehr schön. Als ich es aber mal rational begriff, wielange der Spannungsbogen tatsächlich geführt wird, welche melodischen Mittel eingesetzt werden, wo er beginnt, und daß er erst an einer bestimmten Stelle endet, da wurde ich zutiefst bewegt, wie ein Komponist eine solche Schönheit erschaffen konnte.

Es ist wohl ebenfalls eine Leistung, als Interpret diesen Spannungsbogen dann auch schön herauszuarbeiten, bis hin und einschließlich einer überzeugenden Auflösung der Spannung.

That's it. Ich stimme Dir vollkommen zu, daß man die gestalterische Schönheit wahrzunehmen, selbst nur intuitiv wahrzunehmen, lernen muß. Man muß wohl hinhören lernen.

Und natürlich: von der Melodie her ein Orchesterstück zu kennen, das ist sehr schön. Ich glaube, ich könnte alle meine Lieblingswerke mitpfeifen. Es ist wunderbar zu wissen, wie sich die Melodie weiter entwickelt. Darauf zu warten, daß sie es während des Hörens wieder so tut, wie man es weiß. Ja, und noch etwas gibt es: ein Orchesterwerk in seiner Rhythmik irgendwann auswendig zu kennen. Man weiß, wo das Tempo angezogen wird, wielange ein Pause an einer Stelle eingelegt wird. Eine Tonaufnahme ändert sich ja schließlich nicht. Und, was vielleicht etwas kindisch klingen mag: es kommt bei mir schon, selten, mal vor, daß ich ein Stück "dirigiere" ;) freihandmäßig phantasiemäßig, ich weiß ja, welches Tempo an welcher Stelle des Stückes gemacht wird, welche Pausen, und dann wird dirigiert, als ob das Orchester auf meine Armbewegungen genau reagieren müßte. Spaß macht das, ab und zu! Das heißt, so genau kenne ich meine Lieblingswerke tatsächlich. Genauer, als es mir eigentlich selbst bewußt war ;)

Ich stimme Dir vollkommen zu, daß man gestalterische Strukturen zuerst nur unbewußt wahrnimmt. Vielleicht, partita, ich mutmaße nur, äußert sich eine gute gestalterische Struktur eines Orchesterstückes dann zunächst nur darin, daß man nichts als "störend" empfindet. Aber so richtig toll findet man dann den Knalleffekt am Anfang, das "Rumms!" des Flügels, wo man ja nur staunen kann, was dieses Instrument so hergibt. Die Feinheit, musikalischen Ideen und die musikalische Feinschmecker-Kost, die danach kommt, gehen in einem Rauschen unter. "Boah - nochmal zurückspulen an den Anfang, nochmal den bombastischen Anfang anhören ;)" das will man dann, wenn man musikalische Feinheiten eines Stückes noch nicht zu erhören, zu memorieren und zu genießen gelernt hat.

Je feiner man lernt zu hören, desto mehr versteht man, zu genießen. Phrasen muß man, zumindest intuitiv, einmal erkennen und auch erkennen lernen (aha - da fängt eine neue an, es werden bestimmte Harmoniewechsel durchlaufen, so, jetzt sind wir am Ende, und es beginnt wieder eine neue).

Lernen, Verstehen und der letztendlich entstehende Genuß, sind ein wechselseitiger Prozeß, der sich dann immer weiter hochschaukelt. Ich denke, so könnte man es ausdrücken.

Viele Grüße!
Dreiklang

P.S. und zum Löschen sage ich etwas in der Antwort an Gomez.

Klare Gedanken erfordern meist nur wenige, klare Worte. In der Kürze läge die Würze.

Sei mal was "härter". Du bist doch kein Gummibär.
 
BIN eben noch auf Youtube und höre mir das Stück an. ÜBER 5 Mio Views, fast 21000 Likes bei 120 Gegenstimmen. Das Stück ist absolut super! Jede Kritik daran ist intellektuelle ..... (Ich darf das Wort nicht aussprechen!). Perfekt komponiert, wunderbar gespielt, wunderschön anzuhören, zum Eintauchen, zum Verlieben. Ich bin von dem Song begeistert. Hätte ich AUCH als Filmmusik für diesen tollen Film genommen. Kann jeden verstehen, der das spielen möchte.

Hallo Neronick! Habe eben zurückgeblättert, um zu schauen, welches Stück du meinst. Habe es leider nicht rausgefunden. Wie heißt denn dieses Stück, dass du so toll findest?


Der Threaderstellerin kann ich noch folgenden Tipp geben: Versuchs mal mit Anne Terzibaschitsch! Ist vom Level her nicht ganz so schwer wie Yann T., aber dennoch sehr schön anzuhören. Ich selbst habe ein paar Bücher von Ihr.

Bonjour tristesse Bonjour tristesse by Anne terzibaschitsch - YouTube

und Valse Nostalgique 19. Juliane Neeb-Crippen - YouTube

sind ganz gut!

Viel Spass!
 

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