Wieviele Schüler habt ihr?

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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Ein sehr interessantes Thema zu dem ich Folgendes ergänzen möchte.

Ich denke die Besonderheit eines Klavierunterrichts im Sinne einer "Dienstleistung" ist das persönliche Verhältnis von Lehrern und Schülern untereinander. Es gehören immer zwei dazu und wenn eine Seite sich unwohl fühlt, egal warum, dann hat diese Seite das Recht den Unterricht anzupassen oder zu beenden.
Ich möchte daher eine Lanze brechen für evlt. auch einfach schon ältere Menschen (Verzeihung), die eben merken, dass manche Schüler nach und nach anstrengender zu unterrichten sind als andere. Das kann man nun im Forum schnell als Faulheit, Arroganz oder Ähnliches auffassen, aber ist realisitisch einfach nunmal ein zeitlich bedingter Fakt in einer langen Zeit von (bei aller Vielfalt des Gebiets) doch gleichbleibenden Tätigkeiten innerhalb der individuellen Erfahrungswelt.
Ein privater (!) Klavierlehrer muss zu diesem Zeitpunkt (vertraglich) keine Rechenschaft darüber ablegen, ob oder warum ein Unterrichtsverhältnis beendet wird. Natürlich geht es aber auch um die Gefühle des Gegenüber und durch diese intime Arbeit ist ein anständiger Umgang mit solchen Situationen doch ein Zeichen von Professionalität und Anstand. Nicht zuletzt wird der Lehrer im Sinne der mündlichen Empfehlung danach bemessen und natürlich fragt man sich als Schüler, warum man nicht weiter unterrichtet wird. Aber ich finde es hierbei bedenklich, dass uns als Lehrern nicht zustehen soll wenn wir einfach sagen: "Mit dir möchte ich nicht mehr arbeiten!". Ob es dafür nun Gründe gibt oder nicht. Hier nach Schuld zu suchen ist unangebracht. Es geht nicht darum, dass die Lehrer nicht demütig genug sind oder darum das die Schüler nicht richtig vorwärtskommen. Die gemeinsame Arbeit zweier Personen wird von der einen schlicht als zu anstrengend empfunden. In jedem Handwerksbetrieb wird der alte Meister sicherlich nicht mehr so hart schuften wir der junge Geselle. Das, was man als Leistung bringen kann, ändert sich im Laufe der Zeit. Warum diesen Unterricht also nicht beenden, wenn man andere Ziele verfolgen will?

Ich finde es auch aus Schülersicht sehr bedenklich: Warum ist in unserer Gesellschaft die Vorstellungen so tief verankert, dass der eine Lehrer immer der Richtige ist? Ich habe schon zuviele Gespräche geführt, in denen Schüler wegen EINES Lehrers aufgehört haben oder prägende Meinungen entwickelt haben. Ich finde es muss mehr Flexibilät in die Köpfe und ich kann selbst nur bestätigen, dass häufige Lehrerwechsel auch etwas sehr vorteilhaftes haben. Warum denken Schüler, dass sie unbegabt oder unerwünscht sind, nur weil EINER von wievielen Lehrern entsprechende Aussagen getätigt hat? Selbst WENN ein Lehrer die Schwelle überschreitet und den Schülern Unangebrachtes an den Kopf wirft, muss man doch in der Lage sein einem neuen Lehrer unvoreingenommen entgegenzutreten um in eigener Sache weiterzukommen? Aber das ist eine andere Diskussion.

Ich stimme denjenigen zu, die behaupten, dass auch eine Arbeit auf musikalisch niedrigem Niveau besonders erfüllend sein kann. Aber hier gibt es nunmal einen Knackpunkt. Man MUSS als Klavierlehrer nicht auf diese Weise arbeiten, wenn man es nicht will. Und man hat jedes Recht dazu, den Unterricht zu beenden wie man es für richtig hält. Und wenn, wie in diesem Fall, der Unterricht angefragt ist, hat man auch jedes Recht für sich zu entscheiden, in welchem Bereich oder eben auch mit welcher Art von Schüler man seine Zeit füllen möchte. Keiner muss sich an dieser Stelle dazu verpflichtet fühlen einen Prozentsatz von Erwachsenen, oder unterschiedlichen Niveaus zu erfüllen. Das ist nunmal einer der positven Punkte wenn wir hier von einer selbstständigen/freiberuflichen Tätigkeit sprechen.
Wenn die "Nehmerseite" uns das als negatives Feedback ankreiden will, muss man schlichtweg Kante zeigen und zu seiner Meinung auch stehen. Denn man ist letztlich eben KEIN blosser Dienstleister.

Viel bedenklicher finde ich vor diesem Hintergrund deine Angst vor der privaten Gruppe. Nur weil die sich kennen, darf das deinen Unterricht, liebe @sweetchocolate mit dem Individuum nicht beeinflussen. Das sind 3 unterschiedliche Erwachsene Menschen. Wenn man mit einem davon nicht so recht in Fahrt kommt, ist das ein Fakt zu dem man stehen muss und mit dem man offen umgehen muss. Man stelle sich vor die Gruppe als solche profitiere evlt. sogar durch den Austausch eines anderen Unterrichtes? Aber nur weil es bei 2 Leuten klappt ist das zu keiner Zeit ein Kriterium dafür, dass das auch beim dritten klappen muss.

Und man muss auch sagen dürfen, dass man einen Unterricht mit einem Schüler (!Nicht den Schüler selbst) zu anstrengend findet. Vielleicht ist das genau der Punkt auf dem es hinauslaufen muss: die Trennung von Schüler und Unterricht.
Nicht der Schüler ist Schuld, nicht die Person, aber die Zusammenarbeit. Weil die Gefahr so groß ist, dass dies missverstanden wird muss man das vllt ausgiebig betonen.
"JA! den Unterricht MIT DIR finde ICH! zu anstrengend. Aber das bedeutet NICHT, dass du hier etwas falsch machst, oder nicht gut genug bist! Aber ich fühle mich so und konzentriere mich deshalb auf Schüler mit denen der Unterricht flüssiger klappt. Wir gucken, dass du einen Lehrer findest, bei dem das ebenfall der Fall sein wird und du vllt sogar noch besser Lernen kannst, als bei mir!"

Kündige genau die Schüler, bei denen du das Gefühl hast, dass es dir am meißten bringt mit genau dieser Begründung.
Ich weiß, dass diese Lösung lange nicht die Wahre ist und das die Thematik immer noch sehr heikle ist und wahrscheinlich auch nie perfekt und vor allem nicht in jeder Situation gleichermaßen gut funktionieren wird. Aber Sie ist eben ehrlich und, ich wiederhole mich, vor allem unser gutes Recht! Und beides sollte Akzeptanz finden! Wenn ein Mensch diese nicht aufbringen kann, ist dies nicht deine Schuld und daran wirst du auch nichts ändern können, das wäre in anderen Kündigunsfällen dann wohl auch nicht anders. Aber dann geht es DIR zumindest gut! Und davon werden alle Anderen profitieren.

Mein 2. Beitrag nach 12 Jahren und schon schreib ich wieder Romane :D
Ich hoffe ich konnte was Wertvolles beitragen ;)
LG, Kopf hoch und Glückwünsch zu deiner dennoch sehr beneidenswerten Situation ;P.
 
es gibt da ein paar Erwachsene/Rentner (Spätanfänger) die einfach nicht weiter kommen und die auch kaum üben oder eine ganz langsame Auffassungsgabe haben.

Meine erwachsenen Schüler kennen sich untereinander, da wird es schwer jemanden raus zu schmeißen
da kommen dann die Geschwisterkinder und die Nachbarskinder-und das ist alles Werbung für mich und ich will diese Kinder dann auch gerne nehmen,

Genau deshalb: Die zwei oberen Zitate und das unten. Daraus las ich ab: die Erwachsenen raus, die Kinder (weil sie andere Kinder nach sich ziehen = feste Kundschaft) sind erwünscht. Das habe ich heute früh als Altersdiskriminierung empfunden. Gendern ist mir egal, aber da bin ich tatsächlich empfindlich. Du schreibst ja jetzt, daß es auch jüngere Schüler sind, die Dich anstrengen. Thema erledigt.

Von Ungeduld und mangelnder Kreativität war nie die Rede! Wie kommst Du da drauf? Nur schreibst Du oft
Nochmal zum Unterricht der mich so ermüdet
wie sehr Dich der Unterricht/ das Unterrichten anstrengt. Deshalb möchtest Du ja die Unterrichtszeit kürzen.

Es liegt mir fern, Unterricht zu bekritteln, schon mal gar nicht, wenn ich fachfremd bin und weder Schüler noch Lehrer kenne und erlebt habe. Das wäre übergriffig und anmaßend. Da kennst nun wiederum Du mich nicht. Es geht mir immer um die Sache, hier, wie aus den Zitaten ersichtlich siehe oben, erwachsene Schüler vs Kinder. Das Thema verdient eigentlich einen eigenen Faden, falls es den noch nicht gibt.

Das “ich bzw meine Eltern zahlen ja, also hast Du Höchstleistungen zu liefern, ich brauch nichts zu tun“ kenne ich übrigens eher von stinkfaulen Kindern gut betuchter Eltern. Wir haben da wohl einen völlig unterschiedlichen Erfahrungshintergrund.
Alle Erwachsenen Spät- oder Wiedereinsteiger in meinem Umfeld, wissen dagegen worum es geht.
Ich denke, damit ist nun alles gesagt. :bye:
 
Liebe @sweetchocolate,

Ich habe den Eindruck, du fühlst dich in einem Dilemma und hast ein bisschen "Chaos" diesbezüglich im Kopf. Wenn mir oder meinen Gespächspartnern sowas passiert, versuche ich immer, die verknoteten Fäden voneinander zu trennen.
Du möchtest grundsätzlich weniger Unterrichten - die Begründung dafür spielt (erstmal) keine Rolle. Was ich weiterhin aus deinen Nachrichten herauslese, ist Folgendes:

  1. Du hast die Sorge, irgendwann zu wenig Geld zum Überleben zu haben
  2. Du hast Sorge, deine Reputation zu schädigen ("Nachbarskinder gerne unterrichten" - sprich - wenn du das nicht tust, reißt der Strom irgendwann ab, weil die Leute denken, du seist blöd)
  3. Du möchtest niemanden vor den Kopf stoßen oder verletzen
  4. Du überlegst, welches Verhalten deinerseits gerecht, fair und angebracht ist
  5. Es gibt Schüler, die dich mehr Kraft kosten als andere, und du fragst dich, welche Schlüsse du hieraus ziehen sollst
Vielleicht gibt es noch mehr Faktoren, die hier eine Rolle spielen. Versuche die alle zu finden und einzeln zu durchdenken. Dabei kann es natürlich auch helfen, wenn andere sich dazu äußern, und das will ich mal tun:

Zu 1.: Es könnte hilfreich sein, dies konkret durchzurechnen. Wie viel verdienst du, wie viel sparst du (legst du an?), wie viel Rente hast du zu erwarten, bist du auch ansonsten abgesichert? Sind höhere Ausgaben für die Wohnung zu erwarten? Usw. usf. Außerdem solltest du bedenken, dass du durchaus wieder neue Schüler annehmen kannst, wenn du mal mehr Geld brauchst. Selbst wenn sie dann nicht mehr schlangestehen ist davon auszugehen, dass du binnen einiger Monate oder eines Jahres wieder neue Schüler aufnehmen kannst.

Zu 2.: Ich denke, es ist völlig gewöhnlich, keinen Platz zur Verfügung zu haben. Wenn du grundsätzlich guten Unterricht machst, wird sich das mehr herumsprechen als die Tatsache, dass du keinen Platz hast - bzw. das begrenzte Angebot, die Warteliste usw. sind eher noch eine Bestätigung desselben. Du kannst ja freundlich auf Kollegen verweisen.

Zu 3.: Richtig, absolut richtig. Allerdings solltest du auch dich selbst zu diesem Personenkreis hinzuzählen. Und manchmal geht es eben nicht ganz "schadlos" - entweder musst du selbst zurückstecken, oder eine andere Person (in Form von Kündigung). Wenn es keine Alternative dazu gibt, ist das einfach so. Lange hast du im Interesse deiner Schüler gehandelt. Jetzt bist du dran. Man kann eine Kündigung sehr respektvoll und freundlich äußern. Du bist weder die erste noch die letzte Instrumentallehrerin, von der sich heiß und innig liebende Schüler verabschieden mussten. Und dir steht ja frei, bei jedem Schüler individuell zu überlegen, ob du ihm das jetzt "zumuten" kannst, oder nicht.

Zu 4.: Die Antwort hierauf ist quasi dieselbe wie bei 3. Gute, freundliche Kommunikation bei Achtung aller vorhandenen Interessen, über deren Wahrung aber letztendlich du entscheidest.

Zu 5.: Ich weiß exakt wovon du sprichst, denn auch ich habe / hatte solche Schüler. Bei vielen hat sich die Zusammenarbeit irgendwann von selbst erledigt. Erstaunlicherweise waren es weder nur Erwachsene (geschweige denn nur "Senioren"), noch nur unbegabte Schüler, noch nur faule Schüler. Und es waren teilweise Schüler, die ich persönlich mochte, teilweise welche, mit denen mich privat kein Umgang interessiert hätte. Manchmal hängt es gar mit dem Charakter zusammen, mit dem aber auch überhaupt nichts verkehrt sein muss.
Wenn jemand anstrengend, faul und unbegabt ist, hätte ich wenig Skrupel, den Unterricht zu beenden. Wenn jemand aber begeistert und freundlich ist, sich halt sehr schwer tut und auch noch aus familiären Gründen wenig zum Üben kommt, sieht die Sache ganz anders aus, da wäre ich kulanter.

Am Ende steht dennoch die Tatsache, dass du Schüler abgeben möchtest und das dann auch solltest. Ich habe selten Schüler verabschiedet, aber dennoch mal einen nach Ankündigung rausgeworfen (wegen Unzuverlässigkeit) eine andere weitervermittelt (aus Zeitmangel) und bei wieder anderen Stunden drastisch reduziert (aus Zeitmangel). Einer hat sich auch mal selbst rausgeworfen, indem er gekündigt hat mit der Absicht, etwas später wieder anzufangen. Der war nett, unbegabt und faul. Kein großer Verlust, wenn andere warten.
 
... aber du kannst mit ihnen selbst reden und ihr Verhalten spiegeln, so dass sie hoffentlich selbst zu der Erkenntnis kommen, dass der Unterricht so nichts bringt bzw. es ihnen zu anstrengend wird.

Mal ein paar Vorschläge:
  • Wenn du immer wieder dasselbe erklären musst: Machen sich dieses Schüler Notizen? Gggfs. hilft es, wenn du ein Aufgabenheft einführst? Das mag erstmal etwas kindisch klingen, hilft aber, die Themen zu strukturieren und daheim nachvollziehbar zu haben. Dann kannst du da ansetzen.
  • Lass sie ein Übetagebuch führen. Wann wurde was geübt und wie lange.
  • Dann: Üben sie richtig?
Tja, Aufschreiben nützt leider bei dieser Art Schüler oft nichts.

Das Aufschreiben führt nämlich bei dieser Klientel nicht zu Verstehen und auch nicht zum Sich-Merken.

Spricht man das betreffende Thema an, heißt es allerhöchstens "Moment, ich glaube, dazu hatte ich mir mal was aufgeschrieben", das wird dann gesucht, und dann liest derjenige die Notiz ohne Verständnis des Inhalts vor. Lehrer denkt daraufhin: "Na klasse, mal wieder alles umsonst durchgenommen und umsonst aufgeschrieben."

Auch ein Klassiker: Schüler machen sich zwar Notizen, aber so, dass sie selber nicht mehr checken, was mit der Notiz genau gemeint war.
 
Hier mal ein unwilliger Lehrer zum Thema anstrengende Schüler und eigenes Musizieren:
 
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Reaktionen: Leb
Schon sehr langem denke ich darüber nach, einen Tag weniger zu unterrichten.
Ich habe einige Konzerte im Jahr, habe ein Duo gegründet für das ich viel übe und schreibe seit kurzem selbst Stücke. Das macht mir unglaublich viel Spaß und ich konnte in den Ferien so wunderbar kreativ sein.
Kaum fängt das Unterrichten wieder an, saugt es mir all meine Energie weg.

Ich weiß, ich habe ein "Luxusproblem", aber es ist für mich tatsächlich gerade nicht lösbar-die Existenzangst immer im Nacken, habe ich ein großes Bedürfnis nach mehr kreativer Entfaltung und besserem Energie-Management. Ich möchte mich nicht so "leergesaugt" fühlen nach einer Klavierstunde.
Liebe sweetchocolate,

ich kann gut verstehen, dass du deinem Leben eine andere Richtung geben möchtest. Man wird älter, die Lebenssituation, Umstände, Bedürfnisse ändern sich oder werden deutlicher. Du möchtest mehr für dich tun, mehr das tun, was dir Energie gibt und nicht nimmt.

Das ist dein gutes Recht und eigentlich kein Problem - dein Problem liegt darin, dass du dir Sorgen machst, die Kündigung einiger Schüler bzw. deren Auswahl könnte Unfrieden stiften und langfristig deinem Ruf und zukünftiger Nachfrage schaden.

Darum brauchst du dir aber m.E. keine Sorgen zu machen. Ich denke auch, dass deine Existenzangst, die dir immer im Nacken sitzt, nichts mit der Realität zu tun hat - du bist doch ganz gut abgesichert!

Es wird natürlich Differenzen geben. Aber sicher nicht welche, die flächendeckenden jahrelangen Unfrieden zur Folge haben.

Die größte Schwierigkeit sehe ich darin, dass du Schülern überhaupt kündigen musst. Ich würde sehr sorgfältig auswählen, welchen Schülern du dies zumuten kannst. Und da würde ich bei diesen anfangen:
Und es herrscht die Einstellung : Ich zahle ja, also kann ich mich hier auch bedienen lassen. So jedenfalls kommt es mir vor.
Wir fangen jede Stunde gefühlt wieder von vorne an.
Solchen Schülern ist das Fortkommen, das Musizieren, der Unterricht speziell bei dir vermutlich nicht so wichtig und eine Kündigung verschmerzbar. Es gibt auch andere Klavierlehrer.

Wenn du dann niemanden mehr auf deine Warteliste aufnimmst, wenn du deine Eingangspreise evtl. noch einmal erhöhst, dann müsste sich der Tag freischaufeln lassen, meine ich.

Was ich keinesfalls machen würde: die Kündigung abhängig von der Begabung u.ä. machen! Ich verstehe die entsprechenden Beiträge hier im Faden sehr gut - jemandem zu kündigen, der glücklich und begeistert Klavier spielt und übt, der sich sehr viel Mühe gibt und versucht, das Beste zu geben, der sich aber schwer tut und das höchstwahrscheinlich auch weiß, kann eine schallende Ohrfeige sein, die alles kaputt macht und den Weg zum Musizieren endgültig verschließt. Das ist für mich ein No-Go.

Du beschreibst den Unterricht bei dieser einen Schülerin als erschöpfend und energieraubend. Und hier wäre der zweite Punkt neben dem Ziel eines freien Tages, an dem ich ansetzen würde zur Verbesserung meiner Lebensqualität:

Was genau ist am Unterrichten dieser Schülerin, aber auch insgesamt am Unterrichten erschöpfend, was strengt an, worin werden die eigenen Bedürfnisse nicht befriedigt?

Für mich selbst habe ich eine klare Antwort darauf: mich strengt an, wenn ich meine Bedürfnisse als Lehrerin nicht vertrete und artikuliere, mich strengt an, wenn es im Unterricht unausgesprochene Konflikte gibt, die die gemeinsame Arbeit, die Freude am Musizieren stören.

Also mache ich so was auch nicht! :004: Klarheit in jeder Beziehung ist für mich essentiell wichtig für einen gelungenen Unterricht und deshalb spreche ich die Dinge an!
Bei erwachsenen Schülern ist es eben schwieriger, sie "loszuwerden" oder Besserung zu erzielen, weil ich ja nicht mit ihren Eltern reden kann :-))
Aber doch mit ihnen selbst!!!

Ich glaube, dass energieraubender Unterricht sehr viel mit der eigenen Persönlichkeit zu tun hat und dass man eine Menge tun kann, um daraus einen energiespendenden Unterricht zu machen.

Es gibt natürlich Schüler, die einfach kein Interesse mehr am Unterricht haben und aufhören wollen. Um die geht es hier aber nicht und die hätten mit einer Kündigung sicher kein Problem.

Steh also zu deinen Bedürfnissen und dazu, dass du jetzt mal "Nein" sagen musst, habe aber auch deine Schüler im Blick und kündige nur denen, bei denen du dies für sie akzeptabel und tolerabel hältst.

Liebe Grüße

chiarina
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde das Thema mit den "energieraubenden" Schülern sehr spannend. Das Wort klingt so negativ, aber ich habe es dennoch mal übernommen.
Wenn ich an Schüler denke, die mir in obigem Sinne Energie geraubt haben, hatte das in keinem Fall mit persönlichen Differenzen, unausgesprochenen Problemen o.ä. zu tun, sondern war rein fachlicher oder charakterlicher Natur. Ich versuche mal ein paar Punkte zu nennen, die dazu führen können:

  • Wenn es mir nicht gelingt, dem Schüler durch meine Vermittlungsstrategien verständlich zu machen, was ich meine oder von ihm möchte. Wenn ich es erst vorspiele, dann erkläre, dann zeige, dann nochmal vorspiele, nochmal anders erkläre, kleinere Schritte, langsamer, nochmal - und der Schüler begreift es nicht. Oder er versteht es rational, es gelingt ihm aber die Umsetzung nicht. Hier gilt zu differenzieren: Genaues Erklären und kleinschrittiges Arbeiten sind Momente, die mir im Unterricht besonders viel Spaß machen! Wenn man aber über längere Zeit, dauerhaft oder wiederholt auf keinen Grünen Zweig kommt, ist das anstrengend.
  • Wenn der Schüler kaum kommuniziert, nur stumm dasitzt, Blackbox. Dann kommt es mir manchmal vor, als würde ich ein Fass ohne Boden befüllen wollen, müsste jemandem alles aus der Nase ziehen.
  • Wenn der Schüler nicht richtig zuhört. Mich oft nicht ansieht, wenn ich etwas sage, spielt, während ich spreche, oder schon vor Ende einer Erklärung meint, er wüsste, was er zu tun hat und es tut (und selten tut er, was ich wollte...). Oder schlichtweg nicht richtig zuhört oder beachtet, was ich gesagt oder gespielt habe. Was rede ich mir den Mund fusselig mit "spiele bis genau dahin" - und Schüler spielt einfach weiter...
  • Manchmal habe ich das Gefühl, der Schüler weiß selbst, was er tun soll, braucht einfach nur noch mehr Übezeit und ist auf einem guten Weg. Dann bin ich manchmal etwas ratlos, was ich mit ihm in der Stunde anfangen kann. Häufig üben wir dann beispielhaft zusammen, schauen uns Einzelaspekte sehr genau an etc. Aber wenn ich stetig überlegen muss, was ich nun als nächstes mit dem Schüler machen kann, weil er mich gerade vermeintlich gar nicht braucht, ist das auch anstrengend. Das erlebe ich am ehesten bei Schülern, die sehr guten Klangsinn, musikalisches Verständnis, gute Kantabilität etc. haben, aber nur halbfertig geübte Stücke mitbringen. Ich weiß, dass sie wissen, wie es klingen soll.
  • Natürlich strengt es mich auch an, wenn jemand nicht übt und es wahnsinnig zäh vorangeht, das ist ja klar. Der Fall kommt zum Glück bei mir nicht so häufig vor. Bzw. inzwischen übe ich dann nicht (mehr) nur mit den Schülern, sondern mache auch andere Dinge. Über Musik sprechen, Improvisieren, etwas vorspielen usw.
  • Online-Unterricht kostet mich deutlich mehr Energie, ich denke, das geht allen so.
Und obwohl alle obige Fälle sicher nachvollziehbar sind, gibt es Schüler, bei denen mir das weniger ausmacht und welche, bei denen es mich stärker Energie kostet. Vielleicht ist das die berühmte "Wellenlänge" ?
 
Wenn der Schüler nicht richtig zuhört. Mich oft nicht ansieht, wenn ich etwas sage (...)

Vielleicht sollte man etwas in Erwägung ziehen: Es gibt Menschen, die ihren Gesprächspartner während eines "normalen" Gesprächs anschauen aber nicht, wenn das Gegenüber etwas erklärt. Der Grund dafür ist nicht Unhöflichkeit, sondern diese Menschen wollen und können sich nur dann wirklich auf das Gesagte konzentrieren, wenn sie sich (bestenfalls schließen sie die Augen) nicht ablenken lassen (z.B. von der Mimik, Frisur oder was auch immer des Gegenübers).

Das Aufschreiben führt nämlich bei dieser Klientel nicht zu Verstehen und auch nicht zum Sich-Merken.

Weil sie es schon vor dem Aufschreiben nicht verstanden haben und daher nicht zielführend notieren können.

Dummerweise treffen sich meine erwachsenen Schüler öfter um sich gegenseitig vorzuspielen

Wie kann das sein? Gibt es eine WhatsApp-Gruppe?

Während meines Unterrichts habe ich selten andere Schüler gesehen und wenn dies der Fall war, hätte ich keine Gelegenheit gehabt mit ihnen mehr als einen Gruß auszutauschen.
 

Wenn der Schüler nicht richtig zuhört. Mich oft nicht ansieht, wenn ich etwas sage,

darüber bin ich auch gestolpert.

Ich schaue andere Menschen in der Regel schon an, wenn sie etwas erklären. Allerdings meinen Lehrer deutlich seltener.

Ein Grund ist, dass mir (immer noch) die Tastatur vor mir hilft, zu verstehen.
Oft spielt er ja auch zur Erläuterung (es soll so klingen, nicht so) und dann schaue ich auf seine Finger. Also mein Klavierlehrer ist ein Mensch, dem ich erstaunlich selten ins Gesicht sehe, obwohl wir uns wöchentlich treffen und intensiv kommunizieren.
Weil sie es schon vor dem Aufschreiben nicht verstanden haben und daher nicht zielführend notieren können.

Stimmt. Wenn ich etwas aufschreibe, schaut er mit und sorgt dafür, dass das stimmt. (und auch nächste Woche noch verständlich ist). Ich habe den Unterschied auch deutlich gemerkt. Im Distanzunterricht waren dann eben manche Akkordbezeichnungen "sehr individuell", während er jetzt eben drauf achtet, dass das, was auf Papier steht. richtig ist. Und wenn man dann noch bedenkt, dass Klavierschüler oft noch kein Studium absolviert haben (wo man das ja lernt) und der Lehrer ja sieht, was der Schüler schreibt, dann lässt sich das Problem doch mit etwas Sorgfalt lösen.

Wie kann das sein? Gibt es eine WhatsApp-Gruppe?
Im Sommer wird unser Lehrer ein Vorspielen organisieren (falls die Pandemie es erlaubt). Da werden wir uns kennen lernen. Wenn sich dann die Schüler gut verstehen, kann das schon passieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss wohl präzisieren: Es geht mir weniger um das mich-Ansehen, wenn ich nur spreche und auch verstanden werde. Was mich etwas wundert ist, wenn ich anfange über Bewegung oder Technik zu sprechen und etwas demonstriere, und man mich trotzdem noch nicht ansieht bzw. meinen Spielapparat.
 
Ich muss wohl präzisieren: Es geht mir weniger um das mich-Ansehen, wenn ich nur spreche und auch verstanden werde. Was mich etwas wundert ist, wenn ich anfange über Bewegung oder Technik zu sprechen und etwas demonstriere, und man mich trotzdem noch nicht ansieht bzw. meinen Spielapparat.

Das ist mir als Schülerin auch schon passiert. Dank Corona sitze ich im Unterricht am Klavier und meine KL seitlich von mir am Keyboard. Meine Klavierlehrerin hat mir etwas erklärt und ich habe dabei auf die Kklavierklaviatur geschaut, um die Erklärung besser zu verstehen. Dabei bemerkte ich nicht, dass sie mir auf der Keyboardklaviatur etwas zeigen wollte. Da brauchte ich auch den Hinweis, du schau mal hier her.....
 
Weißt du, warum der Teufel seine Großmutter erschlug?



Sie hatte keine Ausrede mehr....
 
Einfach klar kommunizieren. Z.B. so:

Ich habe keinen Ehrgeiz und bin grundsätzlich zu faul zum Unterrichten. Da der Geldfluss meiner Klavierschüler gerade recht üppig ist, kann ich es mir auch leisten, diejenigen zu kündigen, die etwas mehr Anstrengung kosten. In diesem Sinne, hier deine Kündigung.
 
Meine Meinung:

Prio1:
- Ich würde den Schülern, die Dir Energie abziehen, asap fristgerecht kündigen. Und NEIN,
keinerlei „Mitleid“. Dafür bleibst Du frischer den Anderen erhalten und wirst nicht krank vor Ärger!
- ein Tag der Woche nach Deiner (!) Wahl ist zukünftig schülerfrei.

Prio2;
Cool, wenn Du teurer geworden bist , und das keinen Deiner Schüler kratzt, dann bist Du klar immer noch zu billig. Also: erhöhe nochmal die Preise so, dass nur noch die wirklich Interessierten übrig bleiben, sichtbar ! ZB um 20%.
Wenn Du mit versch. Schülern weiterhin zusammen arbeiten willst , und die sich das (wirklich!) nicht leisten können, kannst Du ja denen einen Rabatt geben.
Wenn Du Bedenken hast, dann: alle aktuellen Schüler bekommen die neue , ab 1.7.2022 gültige Preisliste und bis Jahresende einen Rabatt, jeder neue Schüler zahlt gleich die 20% Aufschlag. Die Preise werden künftig zumindest jährlich zum 1.1. mit 3 Monaten Vorlauf um die Inflationsrate angepasst.

Mir ist es eh schleierhaft, wieso ich meinem KL monatlich bei wöchentlicher Stunde nur 105 Euro überweisen soll und mein Golflehrer „nur“ 70 Euro pro Stunde (jeweils 45 min.) statt 80 Euro fordert, weil wir uns schon länger kennen. Mein KL will übrigens (immer noch) nicht mehr Geld.

Bei uns (nördliches München) hat quasi jeder KL ne Warteliste. Aber keiner (!) erhöht seine Preise. „Das kann man doch nicht machen“. DOCH, kann man schon.
Ich verlange für die IT Fachkräfte in der Firma 185 Euro netto pro Stunde. Ein Rechtsanwalt in München erhält 300 Euro / h. Nachweislich Erfolgreiche (geführt in Rankinglisten) nehmen 450 Euro.

Frohes (!) Unterrichten !
 

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