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Hier ist doch das Wesentliche gesagt!
Aber ich weiß leider noch immer nicht, wie ein KL sich auf den Unterricht vorbereitet. Ich würde mich über das Füllen meiner Wissenslücke freuen.
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Hier ist doch das Wesentliche gesagt!
Wie ich schon mal hier schrieb: Ein Jazz-Pop-Rock-KL könnte sich mit so einer Einstellung einsargen lassen. Wir transkribieren, arrangieren, machen Übungszettel und Playalongs fertig, suchen Aufnahmen und Literatur raus, hören uns zugeschickte Aufnahmen von Schülern an etc. pp.
Unterrichtsvorbereitung ist NORMALER TEIL des Unterrichts.@hasenbein Wie viele Schüler hast du denn und wie lange bereitest du den Unterricht jedes Schülers vor? Sieht die Entlohnung dann auch entsprechend aus? Irgendwie muss man ja überleben.
Im Klassikbereich, wo die Pianisten alle keine Auftritte haben, mag das so sein.
Im Jazz-Pop-Rock-Bereich hingegen unterrichten ausübende Künstler![]()
Wie gesagt, kann man so machen (5 Tage unterrichten, keine Vorbereitung), aber dann isses halt Scheiße.
Entwaffnende Ehrlichkeit, Doc88.
Und sicher wird man sich auch immer wieder im Kopf Ideen zurechtlegen, was ein Schüler als nächstes lernen soll - nicht (nur) auf eine Einzelstunde ausgelegt, sondern vor allem auch auf die mittelfristige bis lange Sicht.
Wenn du wirklich nur meine Frage gelesen und beantwortet hättest, würdest du nicht so einen (für mich) merkwürdigen Quatsch schreiben. Aber das ist eine Fähigkeit, die viele Leute leider nie gelernt haben... Es schwingt fast immer automatisch eine Bewertung, Verurteilung oder ein Ratschlag mit. Selbiges kannst du mir gerne jeder Zeit ungefragt geben, aber bitte gekennzeichnet als ebensolche und getrennt von der Antwort, falls du denn eine geben möchtest. Du weißt ja gar nicht, warum ich das überhaupt gefragt habe, und ich finde deine Verquerung meiner Frage ziemlich dreist und unverschämt.Kein Anlass, rumzuquaken "Waaas, vorbereiten? Krieg ich denn auch dementsprechend Geld??" (Deine Frage lässt tief blicken, Stilblüte...)
Und das ist ein wesentlicher Grund, warum die Masse der KL schlecht ist. Natürlich gibt es die pädagogisch Unbegabten, die Sowieso-Schlecht-Spieler und Sowieso-keine-Ahnung-Haber und Nixmerker, die sozial Inkompetenten, keine Frage; aber man muss das Massenphänomen klar benennen, dass der junge KL irgendwie anfängt, irgendwie türklinkenmäßig und nicht/schlecht vorbereitet zu unterrichten, und sich auf diese Art durch sein ganzes KL-Leben wurschtelt.
Ihr sprecht dann noch die langjährig erfahrenen KL an, die z.B. sogar an einer Hochschule tätig sind. Auf Schüler oder auch auf so manche Kollegen mag es beeindruckend und als ein Zeichen ausgefuchster Kompetenz rüberkommen, wenn der Lehrer immer gleich für jede Unterrichtssituation gleich die passende Übung, die passende Vorgehensweise, das passende Stück parat hat - oft genug bedeutet es jedoch nichts anderes, als dass der betreffende Lehrer nicht mehr dazulernt und sich nicht mehr hinterfragt und die Situation auch nicht wirklich differenziert wahrnimmt, sondern in bequemen Standardroutinen und Standardrezepten erstarrt ist.
Schließlich gibt es noch die beliebte Ausrede: Jaaaa, aber ich habe einen Vollzeit-Vertrag an der Musikschule, ich könnte gar nicht auch noch alles ausführlich vorbereiten.
Dazu sage ich nur: Lieber Schüler, gehe niemals zu einem KL, der 4 oder 5 Tage in der Woche volle Pulle unterrichtet! Die Wahrscheinlichkeit, dass Du nur abgefertigt wirst und keine vernünftige Pädagogik stattfindet, ist riesig.
Ähnlich ist es mit Gründen wie: "Jaaa, ich habe außerdem noch 2 kleine Kinder". Ich sehe ein, liebe KL, dass das alles blöd und stressig ist für Dich, aber sieh der Tatsache ins Auge, dass Du Deinen Beruf nur unzureichend ausübst, wenn Du deshalb unvorbereiteten Routineunterricht gibst, und rede es Dir bitte nicht mit scheinbar guten Gründen schön.
L
Hasenbein
Wie ich schon mal hier schrieb: Ein Jazz-Pop-Rock-KL könnte sich mit so einer Einstellung einsargen lassen. Wir transkribieren, arrangieren, machen Übungszettel und Playalongs fertig, suchen Aufnahmen und Literatur raus, hören uns zugeschickte Aufnahmen von Schülern an etc. pp.
Gut möglich, dass der sogenannte Hobby-Bereich mal wirklich so "den Bach runtergehen" könnte. Ähnliche Wahrnehmungen kenne ich aus dem (Laien-)Chorwesen - warum soll es beim instrumentalen Musizieren anders sein? Ich habe den Eindruck, dass das Musizieren keineswegs komplett aussterben dürfte - wohl aber, dass die Distanz zwischen Aktivität und Passivität immer größer wird: Immer mehr professionales Engagement bei den Interessierten, die nichts weniger wollen als zumindest damit Geld zu verdienen einerseits und totales Desinteresse andererseits beim kompletten Rest der Gesellschaft, der zu keinerlei Aktivität auf künstlerischem Gebiet zu bewegen ist. Wenn jegliches Interesse gänzlich fehlt, kann man sich als Lehrkraft Gedanken machen, so viel man will: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. In vergleichbaren Bereichen beispielsweise des Breitensports gibt es sehr oft ähnlich große Personalprobleme. Vermutlich gibt es unzählige Motive, die eine solche passive Einstellung fördern: Allgemeine Übersättigung durch ein groß dimensioniertes Unterhaltungsangebot, raumgreifende Präsenz unerreichbarer Vorbilder bei geringer Motivation, diesen nachzueifern, fehlender Wille zur Entwicklung des persönlichen Fortkommens, da das wirtschaftliche Auskommen anderweitig sichergestellt ist, ungenügende Medienkompetenz... . Jedenfalls sind viele Angebote für den Amateursektor exakt in dem Zwischenbereich zwischen Höchstleistung und Nichtleistung angesiedelt und entsprechend in ihrer Akzeptanz bedroht. Einerseits könnte zunehmende materielle Not den Stellenwert künstlerischer Aktivitäten wieder erhöhen, andererseits könnte der Verdrängungswettbewerb an Härte zunehmen, sobald die Ängste um die wirtschaftliche Existenz immer größer werden. Ich hoffe jedenfalls auf ersteres.Ich kann angesichts dieser Bestandaufnahme nicht umhin, einen Blick in die düstere Zukunft zu werfen. Wir steuern auf die absolute Bildungskatastrophe im Bereich des Klavierunterrichts zu.
Spätestens im Jahre 2030 liegt der gesamte Klavier-Unterricht in Deutschland darnieder; mit den ganzen Konsequenzen für den Musikalienhandel, die Klavierhäuser, die Notenindustrie ...
Des weiteren sollte man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Der "Klassiker" arbeitet auf der Grundlage meist detailliert ausnotierter Notenmaterialien, die der in Musikgattungen mit improvisatorischen Anteilen arbeitende Jazz-Rock-Pop-Kollege mitunter erst in eine zur Vermittlung taugliche Gestalt bringen muss. Wenn vollständig ausgeschriebene Notenmaterialien vorliegen, muss man verständlicherweise weniger selbst festhalten und arrangieren. Das Arbeitspensum der mir bekannten guten Kollegen aller Genres ist unabhängig von der jeweiligen Spezialisierung generell mehr oder weniger groß. Wer dann spontan ist und auf eine bestimmte musikalische Problematik eine hilfreiche Antwort parat hat, ist ganz sicher nicht unvorbereitet - eher im Gegenteil. Es trifft freilich zu, dass man sich im Dialog mit seinen Fachkollegen lieber an die Engagierten und Kompetenten als an die Faulen und Dummen hält. Dann kann man es eigentlich recht gut wegstecken, wenn man es mit letzteren zu tun bekommt - selbst wenn diese (subjektiv) in der Mehrzahl sein sollten. In anderen Berufen soll es nicht anders zugehen - die guten Ärzte, Rechtsanwälte, Handwerker etc. muss man manchmal auch erst suchen...!Freilich muß der KL auch Unterrichtsmaterial vorbereiten, und auch der Klavierstimmer muß sich vorbereiten - wie kommt er pünktlich beim Kunden an, ohne sich drei mal zu verfahren, ist das EC Kartengerät aufgeladen, hat er für den Notfall die notwendigen Materialien einstecken, oder müssen sie noch beschafft werden....und so weiter. Aber des bringen doch die Berufe mit sich, und man macht des mal so ganz nebenher noch bevor man mit der eigendlichen Arbeit begonnen hat.![]()
Allgemeine Übersättigung durch ein groß dimensioniertes Unterhaltungsangebot, raumgreifende Präsenz unerreichbarer Vorbilder bei geringer Motivation, diesen nachzueifern, fehlender Wille zur Entwicklung des persönlichen Fortkommens, da das wirtschaftliche Auskommen anderweitig sichergestellt ist, ungenügende Medienkompetenz... . Jedenfalls sind viele Angebote für den Amateursektor exakt in dem Zwischenbereich zwischen Höchstleistung und Nichtleistung angesiedelt und entsprechend in ihrer Akzeptanz bedroht.
Jedenfalls sind viele Angebote für den Amateursektor exakt in dem Zwischenbereich zwischen Höchstleistung und Nichtleistung angesiedelt und entsprechend in ihrer Akzeptanz bedroht.
Das trifft wahrscheinlich auch einen wichtigen Aspekt: Es ist nicht nur Passivitaet oder "Unwillen" und "Unlust", sondern der allgemeine "Perfektionswahn": Wenn es nicht "perfekt" wird, lassen wir es lieber gleich. Alles musz immer professionell sein, moeglichst effizient, auf jeden Fall in irgendeiner Weise "optimiert". Das ist traurig und bringt uns zu einer eigentlich langweiligen Spezialisierung. Nicht einmal in unserer Freizeit trauen wir uns dann. etwas zu tun, das wir nicht perfekt koennen?Schade, dass wir mit Weltklasseleistungen verwöhnten den Amateur und seine (im Vergleich bescheidenen) Leistungen kaum mehr schätzen können.
Das erkennt man am Wandel der Bedeutung, die man mit dem Begriff des "Dilettanten" verbindet. Eigentlich geht die Bezeichnung auf das lateinische "delectare" ("sich erfreuen") zurück - man betätigt sich also aus Freude an der Sache, in diesem Falle musizierend, woran zunächst nichts auszusetzen ist. Inzwischen wird diese Bezeichnung eigentlich nur noch für unzulängliches Agieren verwendet nach dem Motto: Bemüht, aber nicht so recht gekonnt. Dem Wikipedia-Artikel ist zwar zu entnehmen, dass andere Begriffe wie "Laie", "Liebhaber" oder "Amateur" an die Stelle der genannten Bezeichnung getreten seien - aber auch diese sind in abwertendem Kontext im Gebrauch, um Distanz zu Begriffen wie "Fachmann", "Experte" oder "Profi" herzustellen, wobei letzterer im Gegensatz zum "Amateur" mit seiner Tätigkeit seinen Lebensunterhalt verdient. Dabei ist dieser Status kein Qualitätsbegriff: Ein gut vorbereiteter "Nebenamtlicher" kann durchaus mehr überzeugen als ein lieblos und unvorbereiteter "Hauptamtlicher", der sich ausschließlich auf "Routine" verlässt und "Dienst nach Vorschrift" macht. Diese Spezies stellt @hasenbein mit seinem Bild vom "meist schlechten Klassiklehrer" an den Pranger - in zutreffenden Fällen ist es sinnvoll, das Kind beim Namen zu nennen, gerade auch im Interesse derer, die keine Standardprogramme abspulen, sondern wirklich das Metier beherrschen. Auch diese gibt es nämlich - und ich bin froh, solche Persönlichkeiten als Lehrer gehabt zu haben.Schade, dass wir mit Weltklasseleistungen verwöhnten den Amateur und seine (im Vergleich bescheidenen) Leistungen kaum mehr schätzen können.
Das erkennt man am Wandel der Bedeutung, die man mit dem Begriff des "Dilettanten" verbindet. Eigentlich geht die Bezeichnung auf das lateinische "delectare" ("sich erfreuen") zurück - man betätigt sich also aus Freude an der Sache, in diesem Falle musizierend, woran zunächst nichts auszusetzen ist. Inzwischen wird diese Bezeichnung eigentlich nur noch für unzulängliches Agieren verwendet nach dem Motto: Bemüht, aber nicht so recht gekonnt.