Wie lehrt man Disziplin?

Gab es einen Grund dafür, dass Du die Übung doof und schwachsinnig fandest? War sie sehr schwierig? War Dir klar, worauf es ankommt und was es bringt? Das sind für mich ganz entscheidende Fragen.

Das ist ja schon extrem - woran lag das? Also: worin bestand die Übung?
Es war eine wirklich unangenehme Übung: Ich sollte die Bogen-Krabbel-Übung machen. Die besteht darin, dass man erst mal den Bogen so hält, wie man es gelernt hat, dann aber muss man Finger für Finger vorsetzen und so mit der Hand an die Bogenspitze krabbeln und dann zurück. Die Schwierigkeit dabei ist, dass der Bogen sich die ganze Zeit nicht bewegen darf, was er natürlich tut, sobald man einen Finger umsetzt. Um den Bogen beim Umsetzen eines Fingers ruhig zu halten, müssen die verbleibenden Finger die Aufgabe übernehmen, die der Finger hatte, den man gerade weggenommen hat.
Ich kann den Sinn dieser Übung schon sehen: Man soll ein Gefühl für den Bogen entwickeln und dafür, wie man ihn mit den Fingern steuern kann. Als der Lehrer mir das erklärt hatte, wollte ich es aber nicht wissen. Mein Widerstand war so groß, dass ich an einen Nutzen dieser Übung absolut nicht glauben wollte. Für mich war das ungefähr so als hätte der Lehrer gesagt, er könne mit den Ohren wackeln und ich müsse das nun auch lernen.
 
Ich denke, ich hatte einfach nicht verstanden, was diszipliniertes Üben überhaupt ist.
Ds ist dann aber ein Versagen des KVL.
Es muss essentieller Bestandteil des Unterrichts sein üben zu üben!
Niemand kann von einem Anfänger erwarten, dass er die vielfältigen Methoden effizient und mit Freude (nicht Spaß, Freude!) zu üben aus sich selbst heraus entwickelt.
Wenn das einzige Mittel "nochmal! bisschen langsamer!" ist, ist üben ja auch tatsächlich langweilig!
 
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Es war eine wirklich unangenehme Übung: Ich sollte die Bogen-Krabbel-Übung machen. Die besteht darin, dass man erst mal den Bogen so hält, wie man es gelernt hat, dann aber muss man Finger für Finger vorsetzen und so mit der Hand an die Bogenspitze krabbeln und dann zurück. Die Schwierigkeit dabei ist, dass der Bogen sich die ganze Zeit nicht bewegen darf, was er natürlich tut, sobald man einen Finger umsetzt. Um den Bogen beim Umsetzen eines Fingers ruhig zu halten, müssen die verbleibenden Finger die Aufgabe übernehmen, die der Finger hatte, den man gerade weggenommen hat.
Ich kann den Sinn dieser Übung schon sehen: Man soll ein Gefühl für den Bogen entwickeln und dafür, wie man ihn mit den Fingern steuern kann. Als der Lehrer mir das erklärt hatte, wollte ich es aber nicht wissen. Mein Widerstand war so groß, dass ich an einen Nutzen dieser Übung absolut nicht glauben wollte. Für mich war das ungefähr so als hätte der Lehrer gesagt, er könne mit den Ohren wackeln und ich müsse das nun auch lernen.
Ich spiele selbst kein Streichinstrument, aber so wie Du es schilderst, ist es ja tatsächlich eine komplizierte Übung. Da scheint mir ein Üben in der Stunde, unter Aufsicht, sogar äußert sinnvoll zu sein - nur nicht 60 Minuten, sondern eher mehrmals vielleicht 5-15 Minuten.
 
Nicht ganz zufällig hat es sich in den allgemeinbildenden Schulen in den letzten 25-30 Jahren durchgesetzt, dass man Lernstrategien vermittelt bekommt, was partiell auch in Lehrbüchern verankert ist.
Hahahaha. Frag mal einen x-beliebigen Normalo-Schüler. Der wird Dir keine Lernstrategien nennen können außer vielleicht so was wie "per Internet mogeln" oder "ordentlich Red Bull reinhauen und dann noch die Nacht durchpauken".
 
Es war eine wirklich unangenehme Übung: Ich sollte die Bogen-Krabbel-Übung machen. Die besteht darin, dass man erst mal den Bogen so hält, wie man es gelernt hat, dann aber muss man Finger für Finger vorsetzen und so mit der Hand an die Bogenspitze krabbeln und dann zurück. Die Schwierigkeit dabei ist, dass der Bogen sich die ganze Zeit nicht bewegen darf, was er natürlich tut, sobald man einen Finger umsetzt. Um den Bogen beim Umsetzen eines Fingers ruhig zu halten, müssen die verbleibenden Finger die Aufgabe übernehmen, die der Finger hatte, den man gerade weggenommen hat.
Ich kann den Sinn dieser Übung schon sehen: Man soll ein Gefühl für den Bogen entwickeln und dafür, wie man ihn mit den Fingern steuern kann. Als der Lehrer mir das erklärt hatte, wollte ich es aber nicht wissen. Mein Widerstand war so groß, dass ich an einen Nutzen dieser Übung absolut nicht glauben wollte. Für mich war das ungefähr so als hätte der Lehrer gesagt, er könne mit den Ohren wackeln und ich müsse das nun auch lernen.
Da verstehe ich jeden, der das nicht üben mag. Denn es ist ja eine Übung, die mit Musik zunächst mal nichts zu tun hat.

In seltenen Einzelfällen kann etwas Derartiges mal sinnvoll sein, wenn anders ein unzweckmäßiges Bewegungsverhalten des Schülers nicht änderbar ist.
Aber ansonsten sollten ALLE Übungen so gestaltet sein, dass der konkrete Klang (und dessen Veränderung, wenn ich etwas auf andere Weise tue) im Focus der Wahrnehmung des Schülers steht (mit Klang ist alles gemeint, also auch Rhythmus, Artikulation, Ausdruck etc.).
 
Zum Üben braucht man Disziplin. Und was, wenn man diese nicht hat?
Disziplin ist so eine allgemeine Sache, die man eigentlich nur erreichen kann, wenn man ein festes Ziel hat welches man unbedingt erreichen will.

Mal ganz einfaches Beispiel:

Wenn ich ne Bergwanderung mache, mag ich am liebsten auch schon wieder nach einen km umkehren oder mich besser die ganze Zeit auf der nächsten Bank ausruhen.

Aber 7 km weiter nach oben, hätt ich n schönes kühles Weißbier und ne schöne Aussicht.

Und um den km den man bereits ging, wärs ja dann auch schad.

Wenn man dann erst einmal droben auf der Alm sitzt, war es ja dann doch ned so arg anstrengend....aber der Weg dahin, ließ sich nunmal nicht vermeiden.
 
Richtig, man braucht ein Ziel. Ein Weizen ist ein gutes Ziel :trink191: .

Ich hatte am WE das Pech das das Ziel schon nach 3km erreicht war.
 
Aber 7 km weiter nach oben, hätt ich n schönes kühles Weißbier und ne schöne Aussicht.
Schöne Aussicht sicherlich, aber auf den für diese Höhe erforderlichen Himalyagipfeln dürfte Dir eher weniger nach Weißbier, sondern mehr nach einem Sauerstoffgerät zumute sein.
 
Zum Üben braucht man Disziplin.

Oh, Diziplin und Motivation, mein Spezialgebiet ;-) (vom Triathlon(*), ich bin aber auch am Instrument ein gerne und regelmäßig Über )

Ich finde das hier schon erwähnte Ziel für die Motivation auch sehr wichtig. Und Motivation für Disziplin. Vielleicht hilft dir ein Motivationstrick, den ich benutze wenn es mal schwierig wird. Formuliere dein Ziel. Möglichst konkret. Eventuell ein Stück welches du besonders magst und gerne begleiten möchtest. Oder eine Situation in der du sehr gerne spielen möchtest. Schreib dir das ruhig auf und leg es dir hin!
Und wenn du mal nicht so richtig Lust hast, dann stellst du dir diese Situation vor. Mit allen Sinnen. Wie klingt es? Wie fühlt es sich an? Wie sieht die Situation aus? Begib dich ganz da rein. Der Geruch des Klaviers, der Klang der Stimmen.... Wenn du das wirklich willst, findest du den Weg es zu tun, auch wenn du mal keine Lust hast.

Aber: das gilt/galt (verletzungsbedingt ist es wohl vorbei damit, bleibt mehr Zeit fürs Klavier) für mich beim Triathlon-Trainig. Klavierspielen(**) ist für mich eigentlich auch beim üben schön, da brauche ich keine Tricks :026: Daws ist bei mir viel weniger auf ein spezielles Ziel ausgerichtet, mehr so die Freude der Tat.

Was in der knappen Zeit zu erreichen ist, das wissen die hier schon zu Wort gekommenen Klavierlehrer viel besser! Und ob es überhaupt sinnvoll ist bei dem Zeitbudget ist auch ne Frage, zumal du ja Disziplin brauchst und es kein Selbstläufer ist.



(*) Ironman, wer das nicht gefinished hat, hat eine falsche Vorstellung davon. Das Finish ist hoch emotional, klar. Da stehen auch schon mal gestandene Männer und Frauen einfach da und weinen. Aber die 364 anderen Tage im Jahr, über mehrere Jahre, die sind der eigentliche Spass! 12° - Regen und Wind? Ab in Diemelsee du Faultier. Hitzewarnung im Radio? Fahrtwind kühlt, also nicht zu langsam. Und so was halt.

(**) ich finde Klavierspielen viel anspruchsvoller. Da kommen viel mehr Komponenten zusammen. Beim Ironman muss man nur lange genug dranbleiben. Und am RaceDay etwa dreimal etwas denken: Morgens um sieben: "jetzt aber los, ist alles da?". Stunde später: "wo ist mein Fahrrad?". Paar Stunden später: "Schuhe zubinden, wie?" Beim Klavier ist sooo viel mehr. Aber die Sache mit der Disziplin, da lernt man viel im Triathlon.
 

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