V
Violina
- Registriert
- 16.09.2022
- Beiträge
- 13
- Reaktionen
- 26
Zum Üben braucht man Disziplin. Und was, wenn man diese nicht hat? Frage an die Klavierlehrer unter euch (oder andere Instrumental- oder Gesangslehrer falls es die hier gibt): Ist Disziplinlosigkeit ein weit verbreitetes Problem und wie helft ihr euren Schülern, diese zu überwinden?
Ich möchte mal meine eigenen Erfahrungen als Schülerin schildern:
Ich habe jahrelang unter der Situation gelitten, dass ich üben wollte, aber mangels Disziplin nicht konnte. Ich saß zwar jeden Tag mit meinem Instrument da, aber es kam nichts Produktives dabei raus. Manches Mal habe ich gedacht, dass man die Übung vielleicht mehrere Male hintereinander wiederholen müsse, um einen Fortschritt zu erzielen, hatte diesen Gedanken aber stets wieder verworfen, weil ich es für zu anstrengend hielt. Mein Lehrer hatte bemerkt, dass es mir an Disziplin mangelte, wusste aber nicht, wie er mir helfen kann.
Der nächste Lehrer hatte dann aber doch einen Plan. Ich fand seine Methode ziemlich brachial und mich würde es wahnsinnig interessieren, wie andere Lehrer das mit ihren Schülern machen.
Nun komme ich dazu, was besagter Lehrer mit mir gemacht hat, um mir Disziplin beizubringen:
Es gab eine Übung, die ich richtig doof fand und daher auch nicht geübt hatte. Zwar war ich höflich und habe nicht gesagt, dass ich diese Übung schwachsinnig finde, aber der Lehrer hatte meine Abneigung schon bemerkt. Daher hatte er entschieden, dass ich das im Unterricht üben musste. Er hat mich auch nicht beim Üben angeleitet, sondern saß einfach nur da und hat aufgepasst, dass ich nicht aufhöre zu üben. 60 Minuten lang! Natürlich habe ich Widerstand geleistet und zwischendurch gejammert und gestöhnt, aber er blieb hart.
Nach dieser Stunde war ich ziemlich sauer, weil ich zu dieser Zeit meinen Unterricht schon selbst bezahlen musste und ich das als Geldverschwendung empfand. Zudem wurde mir klar, dass die nächste Stunde vermutlich genauso laufen würde, wenn ich die Übung nicht zu Hause machte. Daher brauchte ich einen Plan: Ich musste es irgendwie schaffen, diesen Lehrer davon zu überzeugen, dass ich das gar nicht können kann und dass daher Üben auch nichts bringt. Aber wie sollte ich ihn davon überzeugen? Mir ist nur eine Sache eingefallen: Ich musste es wohl doch eine gewisse Zeit üben und wenn ich es dann trotzdem nicht kann, war das der Beweis, dass ich es auch nicht lernen kann. So wollte ich es machen. Wieviel sollte ich üben, um ihn zu überzeugen? Ich war mir sicher, dass es ihn gar nicht überzeugen würde, wenn ich z.B. gesagt hätte, dass ich 3 mal 10 Sekunden geübt habe. Ich entschied, dass ich diese Übung mindestens jeden Tag 5 Minuten machen müsste, um einigermaßen überzeugend zu sein. Das Problem war aber, dass ich nicht die notwendige Disziplin hatte, um 5 Minuten zu üben. Bei jedem Versuch bin ich spätestens nach 15 Sekunden völlig erschöpft zusammen gebrochen. Anderseits fand ich die Aussicht eine weitere Unterrichtsstunde sinnlos zu verschwenden und nochmals 60 Minuten gepeinigt zu werden so schlimm, dass ich mir irgendwas überlegen musste. Und ich hatte mir etwas überlegt: Ich musste es einfach üben, diese 5 Minuten auszuhalten. Dazu nahm ich eine Eieruhr zu Hilfe und versuchte es anfangs erst mal nur mir 30 Sekunden. Dann steigerte ich die Zeit bis ich es tatsächlich 5 Minuten durchgehalten habe. Eigentlich wollte ich mit dieser Aktion ja nur beweisen, dass ich es nicht lernen kann, aber nach einer Woche hatte ich es gelernt! Und nicht nur das, auf diese Weise habe ich eine bemerkenswerte Disziplin entwickelt, die ich nun bei jeder Übung anwenden kann. Wenn es auch in der Situation echt unangenehm war, bin ich diesem Lehrer im Nachhinein schon sehr dankbar, weil ich seitdem nicht nur diszipliniert, sondern auch mit deutlich mehr Freude übe, wodurch ich nun schnelle Fortschritte erziele.
In obiger Frage habe ich mich zwar an die Lehrer gewandt, aber mich interessiert natürlich auch die Erfahrung anderer Schüler. Musstet ihr Disziplin auch erst lernen, wenn ja, wie? Ich vermute, dass in vielen Fällen Eltern, die mit ihren Kindern üben, dazu beitragen, dass die Kinder Disziplin entwickeln, aber ich hatte solche Eltern nicht.
Ich entschuldige mich für den langen Text und hoffe, dass der Inhalt die Länge rechtfertigt.
Ich möchte mal meine eigenen Erfahrungen als Schülerin schildern:
Ich habe jahrelang unter der Situation gelitten, dass ich üben wollte, aber mangels Disziplin nicht konnte. Ich saß zwar jeden Tag mit meinem Instrument da, aber es kam nichts Produktives dabei raus. Manches Mal habe ich gedacht, dass man die Übung vielleicht mehrere Male hintereinander wiederholen müsse, um einen Fortschritt zu erzielen, hatte diesen Gedanken aber stets wieder verworfen, weil ich es für zu anstrengend hielt. Mein Lehrer hatte bemerkt, dass es mir an Disziplin mangelte, wusste aber nicht, wie er mir helfen kann.
Der nächste Lehrer hatte dann aber doch einen Plan. Ich fand seine Methode ziemlich brachial und mich würde es wahnsinnig interessieren, wie andere Lehrer das mit ihren Schülern machen.
Nun komme ich dazu, was besagter Lehrer mit mir gemacht hat, um mir Disziplin beizubringen:
Es gab eine Übung, die ich richtig doof fand und daher auch nicht geübt hatte. Zwar war ich höflich und habe nicht gesagt, dass ich diese Übung schwachsinnig finde, aber der Lehrer hatte meine Abneigung schon bemerkt. Daher hatte er entschieden, dass ich das im Unterricht üben musste. Er hat mich auch nicht beim Üben angeleitet, sondern saß einfach nur da und hat aufgepasst, dass ich nicht aufhöre zu üben. 60 Minuten lang! Natürlich habe ich Widerstand geleistet und zwischendurch gejammert und gestöhnt, aber er blieb hart.
Nach dieser Stunde war ich ziemlich sauer, weil ich zu dieser Zeit meinen Unterricht schon selbst bezahlen musste und ich das als Geldverschwendung empfand. Zudem wurde mir klar, dass die nächste Stunde vermutlich genauso laufen würde, wenn ich die Übung nicht zu Hause machte. Daher brauchte ich einen Plan: Ich musste es irgendwie schaffen, diesen Lehrer davon zu überzeugen, dass ich das gar nicht können kann und dass daher Üben auch nichts bringt. Aber wie sollte ich ihn davon überzeugen? Mir ist nur eine Sache eingefallen: Ich musste es wohl doch eine gewisse Zeit üben und wenn ich es dann trotzdem nicht kann, war das der Beweis, dass ich es auch nicht lernen kann. So wollte ich es machen. Wieviel sollte ich üben, um ihn zu überzeugen? Ich war mir sicher, dass es ihn gar nicht überzeugen würde, wenn ich z.B. gesagt hätte, dass ich 3 mal 10 Sekunden geübt habe. Ich entschied, dass ich diese Übung mindestens jeden Tag 5 Minuten machen müsste, um einigermaßen überzeugend zu sein. Das Problem war aber, dass ich nicht die notwendige Disziplin hatte, um 5 Minuten zu üben. Bei jedem Versuch bin ich spätestens nach 15 Sekunden völlig erschöpft zusammen gebrochen. Anderseits fand ich die Aussicht eine weitere Unterrichtsstunde sinnlos zu verschwenden und nochmals 60 Minuten gepeinigt zu werden so schlimm, dass ich mir irgendwas überlegen musste. Und ich hatte mir etwas überlegt: Ich musste es einfach üben, diese 5 Minuten auszuhalten. Dazu nahm ich eine Eieruhr zu Hilfe und versuchte es anfangs erst mal nur mir 30 Sekunden. Dann steigerte ich die Zeit bis ich es tatsächlich 5 Minuten durchgehalten habe. Eigentlich wollte ich mit dieser Aktion ja nur beweisen, dass ich es nicht lernen kann, aber nach einer Woche hatte ich es gelernt! Und nicht nur das, auf diese Weise habe ich eine bemerkenswerte Disziplin entwickelt, die ich nun bei jeder Übung anwenden kann. Wenn es auch in der Situation echt unangenehm war, bin ich diesem Lehrer im Nachhinein schon sehr dankbar, weil ich seitdem nicht nur diszipliniert, sondern auch mit deutlich mehr Freude übe, wodurch ich nun schnelle Fortschritte erziele.
In obiger Frage habe ich mich zwar an die Lehrer gewandt, aber mich interessiert natürlich auch die Erfahrung anderer Schüler. Musstet ihr Disziplin auch erst lernen, wenn ja, wie? Ich vermute, dass in vielen Fällen Eltern, die mit ihren Kindern üben, dazu beitragen, dass die Kinder Disziplin entwickeln, aber ich hatte solche Eltern nicht.
Ich entschuldige mich für den langen Text und hoffe, dass der Inhalt die Länge rechtfertigt.