Warum nur sind uns Rhythmusübungen so peinlich?

So wird sich auch der Begriff ders "Kack-KL" relativieren, wenn er mit verstockten Schülern zu tun hat. In wieviel Prozent der Fälle mag das so sein?
 
Erwachsene während oder vor dem Klaviereinstieg Übungen zur Körperwahrnehmung machen zu lassen (keine Ahnung, welche...). Ob das was nützt?...

Das wäre sinnvoll. Im Anbetracht der Komplexität des Vorhabens ist das ein sehr langer Prozeß und erfordert Kontinuität.
Warum? Die Leute haben ihre Bewegungscharaktere jahrzehntelang konditioniert. Es ist ein langer Weg dies zu ändern weil die Reihenfolge

  • Erkenntnis
  • Hinterfragung
  • Willensbildung zur Umstrukturierung
  • Suche nach der sinnvollen Alternative
  • Änderung der Gewohnheiten
  • Kontinuität
  • erste spür- und sichtbare Erfolge
viel Zeit in Anspruch nimmt. Bis das ins Unbewußte eingepflanzt wird können Jahre vergehen. Du musst wissen dass deinen viertelstündlichen Informationen hierüber pro wöchentlichen Klavierunterrichts 167,75 Stunden wöchentliche Gewohnheit gegenüberstehen.
 
"hasenbein" hat völlig recht bezüglich Rhythmusübungen. Man kann diese an vielen Stellen kombiniert einbauen (auch bei den langweiligen Hanon-Übungen, z.B. kurz-lang und lang-kurz usw.).
Man sollte auch im Stehen üben und mehr als nur die Hände gegeneinander klatschen. Vormachen/nachmachen ist hilfreich. Stimme, Hände (gegen Körper), Füße alles einsetzen.
Ich habe bei YT mal reingeschaut, hier zwei Beispiele für Körpereinsatz:


View: https://www.youtube.com/watch?v=0RglgOvcqJI


View: https://www.youtube.com/watch?v=9cnWXNq32FI

Beim Aussprechen von Silben finde ich "ba" gut, weil man von Verschlusslaut auf Vokal wechselt, also Spannung/Entspannung.

Ich halte es für wichtig, dass man als Referenz einen gleichbleibenden Puls schafft, also Hand auf Bein oder mit dem Fuß stampfen o.ä. Dazu dann komplexe Muster wie triolische Achtel oder als Alternative 1/16, 1/16, 1/8, eingebettet in Viertel. Also ruhiger Start: Klatschen von Vierteln (Hände auf Beine), dazu im Takt sprechen/singen: ba-ba-... Dann Wechsel zu ba - bababa - ba - ba (mit Wiederholungen, bis es sitzt), dann 1/16, 1/16, 1/8 usw. nach Belieben.

Das Körperklatschen von 1 bis 4 passt gut zu:


View: https://www.youtube.com/watch?v=KtYj2pmvbvY


@hasenbein: Lass doch auch mal ein paar deiner didaktisch wertvollen Rhythmusübungen raus. :coolguy:


Gerade wenn man Jazz-Stücke spielen/improvisieren/komponieren will, ist der Rhythmus elementar.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Tat habe ich schon darüber nachgedacht ob es Sinn ergeben könnte, Erwachsene während oder vor dem Klaviereinstieg Übungen zur Körperwahrnehmung machen zu lassen (keine Ahnung, welche...). Ob das was nützt?...
Ich würde eher abraten. Als ich früher im Chor gesungen habe, fing ein neuer Chorleiter damit an, die Einsingeübungen immer sportlicher zu gestalten mit blödem Rumgehüpfe und so. Das war's für mich dann ...
 
Ich würde eher abraten. Als ich früher im Chor gesungen habe, fing ein neuer Chorleiter damit an, die Einsingeübungen immer sportlicher zu gestalten mit blödem Rumgehüpfe und so. Das war's für mich dann ...
Ja, solche zwanghaften Massenveranstaltungen sind kritisch. Man sollte zuerst Spaß und Selbstbewusstsein haben und es auch selbst wollen. Zwischen KL und Schüler geht das in gegenseitiger Absprache. Kontinuität ist wichtig.
 
Solche übungen kann man auch wunderbar in den alltag einbauen. Ich finde soetwas super wenn man nicht gerade am klavier sitzt. Statt handy aufm klo wird im rhytmuss gepresst. XD

Einfache rhytmen kann man ja sich auch selber vorstellen seis mit nem noten abbild im kopf oder anderswie.

Bin auch hin und wieder rhytmussprache singend durch nen supermarkt gelaufen und hab den grundschlag bewusst mit meinem gang gemacht (Was besonders lustig ist wenn man sein eigenes Perkussion instrument an den schuhen trägt.) und mit verschiedene rhytmen experimentiert.
 
Man sollte zuerst Spaß und Selbstbewusstsein haben und es auch selbst wollen. Zwischen KL und Schüler geht das in gegenseitiger Absprache. Kontinuität ist wichtig.

Dann sind wir wieder am Anfang. Denn viele wollen so etwas nicht machen, wegen albern fühlen, Sinn nicht verstehen usw.
Man sollte dem Lehrer erstmal auch schon einen Vertrauensvorschuss geben, dass der kompetent ist und weiß warum er etwas fordert.
Ob er das Vertrauen dann verdient ist nochmal eine andere Frage. Ich erkläre ziemlich viel im Unterricht warum jetzt diese und jene Übung grade angebracht ist, aber manchmal ist das Ergebnis der Übungen nicht kurzfristig zu hören/erleben, sondern zeigt sich erst längerfristig und da will ich mich nicht immer erklären müssen.
 
Da frage ich dann z.B. oft: "Also, raus mit der Sprache: Was willst Du? Was ist Dein Ziel? Das und das gut spielen können? Dann musst Du das und das (z.B. eine rhythmische Fähigkeit) können. Und dazu übt man nun mal zweckmäßigerweise das und das. 'Wasch mich, aber mach mich nicht nass' gibt's hier nicht. So, und jetzt singen (klatschen, whatever) wir einfach mal, ok? 1, 2, 3..."

Das meiste lernt man nun mal, wenn man sich aus der Komfortzone hinausbegibt.

Viele wollen heutzutage leider immer nur gerade so viel lernen, dass sie auch ja in ihrer Komfortzone drinnen bleiben. Eine Zeitkrankheit.
 
Was bedeutet das denn in Wirklichkeit, wenn hier von "hartnäckigen Fällen" geredet wird?

Als Hartnäckig würde ich die bezeichnen denen nicht peinlich ist. In der U-Bahn läßt sich super klatschen üben, wenn man es auf den Schenkeln macht ist es auch nicht ganz so laut. Man kommt auch prima mit den Menschen ins Gespräch. Daheim klatschen statt üben, finde ich auch Zeitverschwendung.
 
Das meiste lernt man nun mal, wenn man sich aus der Komfortzone hinausbegibt.
Ich denke, man kann Folgendes machen:
1) Schwieriges Stück mit vielen Raffinessen, damit man sieht, wo es Probleme gibt, wie man diese überwindet und wie man erkennt, was der Komponist/Arrangeur eigentlich will.

2) Einfaches Stück, an dem man Fingersätze, Akzente, Lautstärke und Rhythmus exakt übt.

3) Ein gefühlvolles Stück, bei dem man die Emotionen raus lassen kann, also von innen heraus spielt und vielleicht auch dazu improvisiert.

Beispiele:
1) Jazz
2) Big Ben o.ä. (https://de.wikipedia.org/wiki/Westminsterschlag)
3) Summertime (Gershwin) o.ä. (möglichst einfache Version zu Beginn, gibt es z.B. bei music2me)

Zusätzlich Rhythmusübungen, Hanon, Vierstimmiger Satz, was auch immer ...
 
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Daheim klatschen ist üben...
aber @hasenbein nun erzähl doch mal, was genau deinen Unterricht besser macht als den vieler Klassik-Wabbler, damit wir alle von dir lernen können. Was machst du für Rhythmusübungen?
 
Viele wollen heutzutage leider immer nur gerade so viel lernen, dass sie auch ja in ihrer Komfortzone drinnen bleiben. Eine Zeitkrankheit.
Schwieriges Thema. Ich finde, man sollte in einzelnen Feldern schon step-by-step vorgehen und dies auch bewusst als klare praktische Lernziele definieren, aber immer so, dass der Lernende/Übende auch eine Chance hat das Ziel zu erreichen. Irgendwo ist natürlich auch Ende im Gelände, bedingt durch musikalische Fähigkeiten oder körperliche Schranken. Da sollte man aber schon ran gehen.
 
Falls man gerne so absurde Dinge wie Joggen unternimmt, kann man auch zwischen Atmung und Laufschritt einen Rhythus herstellen (habe ich seit eh und je gemacht, falls ich mal seltenst in diese Situation kam). z.B. zwei gegen drei lässt sich wunderbar atmen... :lol:
Und für die Schüchternen kann man auch nur eine Hand benutztn: Drei gegen vier zwischen Zeigefinger und Ringfinger der linken Hand. Wer das kann, hat's begriffen.
 
Falls man gerne so absurde Dinge wie Joggen unternimmt, kann man auch zwischen Atmung und Laufschritt einen Rhythus herstellen (habe ich seit eh und je gemacht, falls ich mal seltenst in diese Situation kam). z.B. zwei gegen drei lässt sich wunderbar atmen... :lol:
Und für die Schüchternen kann man auch nur eine Hand benutztn: Drei gegen vier zwischen Zeigefinger und Ringfinger der linken Hand. Wer das kann, hat's begriffen.
Ich mache das gerne beim Rennradfahren. Gleichmäßig strampeln, bei 18 Gängen sind ja verschiedenste Strampelgeschwindigkeiten möglich. Dazu oder dagegen Kreuzrhythmen sprechen, brüllen (" be- bop, aus dem Weg, du Depp.... be-bop "etc.), denken. Die Möglichkeiten sind unendlich.
 
Was ich in bezug auf Rhythmik im Unterricht mache, habe ich schon wiederholt hier geschrieben (z. B. Fußklopfen in richtiger Weise nutzen, "Rhythmus-Legobausteine" lernen und internalisieren etc.). Natürlich spielt auch die Art, wie sich Schüler bewegen, wie gehemmt oder verkrampft sie sind, eine Rolle.

Das letztlich Entscheidende hier ist jedoch: Wie konsequent ist man in bezug auf Erarbeitung und Verinnerlichung des Rhythmischen? Wie viel Anteil am Unterricht und am Üben hat das Rhythmische? Wie viel erlaubt der Lehrer bzw. der Schüler sich selber, rhythmisch irgendwie so herumzumanschen? Ist der Unterricht ein "Note folgt auf Note" - Unterricht, wie es leider oft im schlechten Klassikunterricht der Fall ist, oder ist der Puls und Takt als Bezugspunkt immer eine zentrale Angelegenheit und werden dem Schüler die Übemethoden gezeigt, durch die er möglichst immer "in time" sowie möglichst nah am Endtempo üben kann (das geht zwangsläufig einher mit einer zweckmäßigen Technik)?

Daran hapert es doch bei Euch schon meistens.
 

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