Warum bin ich so vergesslich?

Na, da bin ich ja froh, dass es mir nicht alleine so geht. Ich war schon echt am zweifeln.

@Stümperle. Beim Sax ist das ein bisschen einfacher. Da musst du nur einen Ton nach dem anderen spielen und nicht zig Töne. Da komme ich viel schneller wieder rein.

Ich habe aber auch beim Sax schon immer lieber auswendig oder nach Gehör gespielt. Da bin ich irgendwie näher am Stück.
 
Mein erster Gedanke zum Thema war, dass ich es relativ normal finde, Stücke wieder zu vergessen, wenn man sie längere Zeit liegen lässt. Aber Rolf hat dazu alles wirklich schön auf den Punkt gebracht.
 
Für mich ist das eher ungewöhnlich, dass ich Stücke, die ich auswendig konnte wieder vergesse. Das heißt, ich vergesse sie ja nicht komplett, nur einige Passagen. Manchmal nur einen Block von vielleicht 5-10 Noten, aber es überrascht mich.

Ich kann heute noch Stücke auf der Gitarre spielen, die ich als Kind gelernt habe und Jahrzehnte nicht gespielt habe. Deswegen bin ich baff, dass ich Stücke, die ich bis zur Weißglut geübt habe, nach 3 oder 4 Wochen nicht mehr durchspielen kann.

Ich sitzte ja in der Regel, recht lange an einem Stück, weil ich es nicht so schnell spielen kann. Es wird dann in logische Taktketten aufgebrochen und wenn die ersten Takte sitzten, kommen die nächsten dazu. Dieser Vorgang kann schon mal sehr lange dauern und dann, puff, sind ganze Passagen, nach relativ kurzer Zeit aus dem Gedächtnis.
 
Mein erster Gedanke zum Thema war, dass ich es relativ normal finde, Stücke wieder zu vergessen, wenn man sie längere Zeit liegen lässt. Aber Rolf hat dazu alles wirklich schön auf den Punkt gebracht.
Genau das habe ich auch zuerst gedacht.
Bei mir ist es auch sehr entscheidend WIE ich ein Stück mit welchem Ziel lerne.
Ich musste als Teenager alle Etüden auf der Geige auswendig lernen. Das waren pro Woche 2-4 Seiten Notentext. Diese hatte ich dann in der nächsten Woche schon wieder fast vergessen. Ein Geigenkonzert habe ich ganz anders auswendig gelernt. Hier war mir auch klar, dass ich das Konzert ja fürs Leben lerne, da man ja sein Repertoire ständig erweitern muss.
Beim Klavierspielen kann ich auch recht schnell auswendig lernen, vergesse aber auch fast genauso schnell wieder. Leider. Einzige Ausnahme war mal ein Programm vor 2,5 Jahren. Damals hatte ich mit einer Kollegin gewettet, dass ich es schaffe mit dem Klavier auf einem Meisterkurs zu spielen. Die Wette habe ich gewonnen und das Programm kann ich heute noch fast komplett auswendig spielen, ohne es bewusst m Repertoire zu lassen. Meine Übezeit, -intensität, -genauigkeit war in der Vorbereitungszeit eine ganz andere als beim "normalen" Üben. Mich wundert es also nicht. Leider schaffe ich es nicht immer so zu üben - muss ich aber auch nicht, da ich ja zum Spaß Klavier spiele.
 
Man sollte noch unterscheiden zwischen nicht mehr auswendig spielen können und nicht mehr spielen können. Bei Mos läuft es ja leider auf das gleiche hinaus aber ich habe die Feststellung gemach, daß ein Stück, daß ich mal halbwegs passabel spielen konnte, im nu wieder fit ist, und dann meisten um einiges besser. Ich konnte mich sogar nach 28-jähriger Klavierpause an die alten Fehler und Problemstellen erinnern.

Und noch was generell zum Erinnern: Dinge, die mit starken Emotionen verbunden sind, bleiben viel besser in Erinnerung.

Und noch etwas: Das Kapital des Klavierspielers ist nicht unbedingt eine Masse von Stüpcken, die er auswendig spielen kann sondern die ganzen Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse, die er im Laufe seiner Karriere macht, die geraten auch nicht in Vergessenheit, sie werden höchstens etwas spröde, wenn man sie nicht benutzt, aber das kann man schnell beheben, wie meine 28-jährige Klavierpause (hatte ich die schon erwähnt?) beweist.
 
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Beim Lesen fällt mir jetzt erst auf, dass das, was Chrissi sagt, irgendwie stimmen muss.
Die Stücke (für Klavier), die ich fast immer auch ohne aufwändiges Üben parat habe sind immer Stücke, die ich mal für ein Vorspiel vorbereitet habe. Das ist ein ganz anderes Üben! Du kennst das Stück wie Deine Westentasche, kannst kreuz und quer überall einsteigen, die Hände separat spielen usw. Da bleibt im Oberstübchen auch mehr hängen.

Ich habe ja bis 15 auch Geige gespielt, die nach 7 Jahren Unterricht incl. 2 Jahre Sinfonieorchester in die Ecke gestellt (tja, die Pubertät)... Nach 20 (!) Jahren des Nichtspielens (hatte auch immer alles auswendig gespielt) Noten von meiner Mutter bekommen, wir könnten doch mal was zusammen spielen (sie begleitete mich früher immer auf dem Klavier). Ich hole den verstaubten Kasten, die Handgriffe sind noch da, Kasten öffnen, Geige rausholen, Schulterstütze anbringen, Bogen spannen und das Hantieren mit dem Kolophonium, Stimmen, alles automatisch!

Dann fangen wir gleich mit dem Stück an und meine Ma kriegt einen Lachanfall. Sagt: "Du spielst, als hättest Du nie aufgehört." - vom Blatt geht mit der Geige halt, beim Klavier sehe ich da auch kein Land- übe es explizit allerdings auch wenig, aber darum geht es ja hier nicht.

Dann versuchte ich mich an meinen "alten" Stücken (Vivaldi und so), und siehe da, sie sind ohne zu überlegen da, als wären nicht 20 Jahre vergangen!

Ich denke, dass erstens durch die Vielstimmigkeit am Klavier das Behalten schwieriger ist, zweitens es drauf ankommt, wann Du es auswendig gelernt hast (als junger Mensch hast Du gute Karten, es auf ewig mit Dir rumzutragen, bis Alzheimer euch scheidet).

Wie ich oben schon schrieb, ist es auch nicht unwesentlich, ob Du es einfach so vergisst, oder ob Du in der Zwischenzeit Neues dazugelernt hast. In ersterem Falle würde ich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen...:D Ansonsten, alles klaro und normal. Einfach wieder (entspannt!) auffrischen.

Weiter machen!

Klavirus

PS: @Guendola: Warum schreibst Du eigentlich "unbedingt" mit "m"???? Kam schon öfter vor, fällt mir nur auf, dass es dann wohl kein Tippfehler ist... ??
 
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@Guendola: Warum schreibst Du eigentlich "unbedingt" mit "m"???? Kam schon öfter vor, fällt mir nur auf, dass es dann wohl kein Tippfehler ist... ??

Das ist die übliche Aussprache in unseren nördlichen Breiten, Österreichern wird diese Aussprache auch zugeschrieben. In der Tat kann ich mich nicht erinnern, wann ich es das letzte Mal mit "n" gehört habe. Natürlich ist die Rechtsschreibung falsch, das ist mir nie aufgefallen ;) Seit der Rechtsschreibreform in Deutschland bin ich manchmal etwas unsicher mit Groß- und Kleinschreibung und zusammengesetzten Worten und für mich sind einige Neuerungen wie "Stängel" und "aufwändig" zuwider, aber ansonsten lege ich eigentlich viel Wert auf korrekte Rechtsschreibung. Danke für den Hinweis!
 
umbedingt und unbedingt off-topic und molto scherzando!

Das ist die übliche Aussprache in unseren nördlichen Breiten

:D

man denke an Thomas Manns Roman "Buddenbrooks", welcher ebenfalls im Norden angesiedelt ist: die kaufmännischen Honoratioren sagten an Böase, womit sie an der Börse meinten.

um- wie unbedingt ist mir auch schom, pardon: schon öfter aufgefallen :) und wie man sich auch dreht und wendet: unbedingt ist richtig :D -- allerdings war "der Norden" schon immer recht widerspenstig und eigen, siehe Geschichte der Christianisierung in diesen frostigeren Breiten :D

Gruß aus dem Süden, Rolf
 
Ich war übrigens auch sehr erstaunt und enttäuscht, als ich feststellen mußte, daß Punkt mit "nk" und nicht mit "mp" geschrieben wird. Das war allerdings vor 40 Jahren und hat eher mit Kinderaussprache zu tun.

Außerdem frage ich mich gerade, ob "umbedingt" vielleicht in Nordösterreich üblich ist :D
(gibt es dort eigentlich viele Bratschisten?)

"st" wird bei uns heutzutage übrigens meistens normal ausgesprochen ("scht").
 
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Ich bin Österreicherin und ich habe noch nie gesehen, dass bei uns umbedingt geschrieben oder von Erwachsenen so ausgesprochen wird. "Umbedingt" hört man allerdings manchmal von Kindern, die gerade sprechen lernen :D.

Diese Schreibweise von Guendola ist mir auch schon aufgefallen. Ist ja lustig, wenn das jemand so konsequent durchzieht ;).
 
Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen ... :-)

Es muss, wie schon geschildert, tatsächlich etwas mit der Zeit und der Vertrautheit des Instrumentes zu tun haben. Ich nehme auch mal gelegentlich den Bass aus der Ecke, und es ist alles noch da. Selbst Akkordsätze, die Finger machen es ganz automatisch. Im Gegenteil, sogar mehr, weil durch das Klavier die Koordination besser geworden ist.

Ansonsten habe ich das gleiche Problem (mit 50 angefangen), das ich im Moment zu lösen versuche, indem ich mein Repertoire in einem Ordner konzentriere. So kann ich immer wieder mal ganz nach vorne blättern und wiederholen.

Der andere, schon angesprochene Punkt, ist die Motivation. Stücke, die ich besonders mag bleiben besser "hängen", Pflichtstücke verdünnisieren sich schnellstens wieder.

Rainer
 

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