Schlechte Angewohnheiten

Ich behaupte mal, dass ich JEDEN KL zu mir nach Hause bringen kann! Ist nur ne Preisfrage. Und wer sich dann noch weigert, der ist so dumm und stur/borniert, dass ich ihn eh nicht als KL haben möchte.
 
Tja, lieber fisherman, NUR eine Frage des Preises also ... bei einem hochqualifierten KL wird es dann aber satt dreistellig.
 
Ja und? Das ist es beim Rechtsanwalt längst. Und was die Daimler-Vertragswerkstatt abzockt, ist - auf Stunden umgelegt - auch nicht weniger.

Ein professioneller Klavierlehrer mit entsprechender Qualifikation kommt niemals ins Haus. Punkt!
Darum gings. Und das ist eben Quatsch. Wer so denkt, hat das Wort Dienstleistung nicht begriffen und sollte besser zurück ins Kaiserreich. Wenn ein Klavierlehrer seine Vorbereitungs- und Fahrtzeit als Unterrichtszeit abrechnen kann und dennoch nicht bereit ist, zuhause zu unterriochten - dann geht es ihm halt (zu) gut.
 
Falsch, Schmickus.

Man kann gar nicht so pauschal sagen: "Ein Klavierlehrer ist..."

Viele begreifen sich als Dienstleister.

Andere (z.B. Du) nicht. Jeder ist ja frei, das so für sich zu definieren wie er will.

Man kann höchstens darüber diskutieren, ob ein Selbstverständnis als Dienstleister der Sache guttut oder nicht.
 
Einverstanden, Hasenbein.
Also: Ich kann keinem Klavierlehrer empfehlen, sich als Dienstleister zu sehen. Ich halte es für ausgesprochen schädlich für Musik und beruflichen Erfolg.
 
Sagt, mal, habt Ihr sie noch alle? Was soll ein KL denn anderes sein als ein Dienstleister???

Wenn Maler Klecksel ein großer Künstler ist UND dann Malunterricht gibt, dann ist er in diesem "Zustand" Dienstleister. Dienstleister heißt doch noch lange nicht, dass man sich auf der nase rumtanzen lassen soll. Aber hier zeigt sich - sorry to say - das urdeutsche Dilemma. Wir dienen nicht! Höchstens dem Kaiser, dem Führer oder sonstwem. "Dienen" ist hierzulande negativ besetzt - dabei ist es die Tugend der Könige!

Bin jetzt ehrlich gespannt, als was Du Dich siehst, Schmickus?
 
[...]

Man kann höchstens darüber diskutieren, ob ein Selbstverständnis als Dienstleister der Sache guttut oder nicht.

@fisherman: Eine Sache der Aspekte, finde ich.. . Ob er es nun tatsächlich IST oder nicht: Das Selbstverständnis kann ( und sollte da ) m.E. abweichen. Denn:

@hasenbein: Ich glaube, nicht. Damit würden sich die essentiellen Aspekte und die Besonderheit des Stoffes "Klavier lehren" auf einen normal-rationalen Projektionsraum abbilden, in den etwa auch Handwerker, andere Dienstleister, usw. eingebunden sind.

Das Hehre, "Überirdische", Extravagante der zu vermittelnden klavierrelevanten Dinge wäre somit nicht ausreichend gewürdigt. Und kommerzielles Denken ist zwar auch wichtig, darf aber nicht über den Essenzen des Wissens stehen, so meine ich. Dies ist ein wichtiger Selbstverständnispunkt, meines Erachtens, der WEIT über dem Begriff des Dienstleisters angesiedelt wäre..

LG, Olli
 
Falsch, Schmickus.

Man kann gar nicht so pauschal sagen: "Ein Klavierlehrer ist..."

Viele begreifen sich als Dienstleister.

Andere (z.B. Du) nicht. Jeder ist ja frei, das so für sich zu definieren wie er will.

Man kann höchstens darüber diskutieren, ob ein Selbstverständnis als Dienstleister der Sache guttut oder nicht.
Da es sich nicht um einen Beruf des produzierenden Gewerbes handelt, muss die Tätigkeit eines Klavierlehrers ja das sein, was sie nach amtlicher Auffassung auch ist, nämlich eine freiberuflich ausgeübte Dienstleistung, sofern die Lehrkraft nicht im Angestelltenverhältnis an einer (Musik-)Schule tätig ist. Da freiberufliche Tätigkeiten nicht an Weisungen eines Arbeitgebers gebunden sind, sind die Modalitäten fallweise auszuhandeln. Dazu gehört auch die Frage nach dem Unterrichtsort, auf den sich Auftraggeber und Auftragnehmer nun mal einigen müssen. Wenn keine Einigkeit erzielt wird, ist das eben so - dann kommt das Unterrichtsverhältnis eben nicht zustande. Solche Aspekte sind immer Verhandlungssache; derartige Entscheidungen liegen immer im jeweiligen eigenen Ermessen, und das ist auch völlig in Ordnung. Man könnte sich dann zwar über die Unflexibilität der einen oder anderen Seite seine Gedanken machen - aber diese tun nichts zur Sache.

LG von Rheinkultur
 
Fisherman, Schmickus meint doch nur Folgendes:

Es ist ein Unterschied, ob ich mich in dem Sinne als Dienstleister begreife, dass ich primär "Kundenwünschen" nachgebe, also das Motto herrscht "ich bezahle, also bestimme ich auch, was passiert" - oder ob man gegenüber dem Schüler auftritt mit "Das und das ist nun mal wichtig fürs vernünftige Klavierlernen, und das und das biete ich an (anderes aber nicht), und Sie bezahlen dafür, dass Sie genau das geboten bekommen." Also dass beiderseitig anerkannt wird, dass der Lehrer der Kompetente ist und (wie es ja auch sonst in Unterrichts- und Kurssituationen üblich ist) das Sagen hat, während der Schüler eine seinem noch geringen Kenntnisstand angemessene Zurückhaltung walten lässt.

In der Tat (diese Diskussion hatten wir im übrigen schon öfter) ist Nach-Hause-Kommen des Lehrers ein schlechtes Signal, da (so sind die Menschen nun mal) die "Machtbalance" in Richtung Schüler verschoben wird.
 
Psychologisch ist es sicher immer besser, der Schüler geht zum Lehrer als umgekehrt.
Aber umgekehrt ist immer noch besser als gar kein Lehrer, und selbst ein "Skype-Lehrer" ist besser als keiner.

Im Fall des TE: Lieber einen Skypelehrer online suchen, der wenigstens durch die Kamera die Technik, Haltung usw. zeigen, kontrollieren und korrigieren kann als gar kein Lehrer.
 

Wenn ein Klavierlehrer seine Vorbereitungs- und Fahrtzeit als Unterrichtszeit abrechnen kann und dennoch nicht bereit ist, zuhause zu unterrichten - dann geht es ihm halt (zu) gut.
Wenn er gut gefüllte Auftragsbücher hat und keine Zeit für die Anfahrt zum Hausbesuch bei Schülern aufwenden kann, weil es sie schlicht und ergreifend nicht gibt, wird er entsprechende Angebote eben ablehnen können und müssen. In jedem Fall wird die Lehrkraft beim Hausbesuch im eigenen Interesse auf für den Privatunterricht geeignete Bedingungen achten, zumal sie sonst eine ordnungsgemäße Ausführung ihrer Unterrichtstätigkeit nicht gewährleisten kann: Intaktes Instrumentarium, auf Abruf vorliegende Unterrichtsmaterialien und ungestörte Arbeitsmöglichkeiten am Unterrichtsort. Das entspricht den Standards, die Lehrkräfte ihrerseits gewährleisten sollten, wenn der Unterricht bei ihnen zuhause oder in von ihr belegten Unterrichtsräumen stattfindet.

LG von Rheinkultur
 
In der Tat (diese Diskussion hatten wir im übrigen schon öfter) ist Nach-Hause-Kommen des Lehrers ein schlechtes Signal, da (so sind die Menschen nun mal) die "Machtbalance" in Richtung Schüler verschoben wird.
Wenn man ein "Hausrecht" als Machtbasis definiert, könnte man diese Konstellation als nicht unproblematisch ansehen. Allerdings wollen sich wohl die meisten Schüler nicht mit Machtspielchen beschäftigen, weil sie einfach nur einen guten Klavierunterricht haben wollen. Für Machtspielchen eignet sich der private Sektor eher, da man Geschäftsbeziehungen zeitnah beenden kann - private Bindungen hingegen nicht so ohne weiteres. Aber wozu?
 
Dienstleister ist nicht gleich Sklave, nicht gleich Untergebener. Dienstleister erbringen immaterielle Leistungen.

Ja, Hasenbein - die Machtbalance ist schon ein Thema. Ich kenne das zu gut! Da muss man sich halt trauen, auch mal außerhalb der eigenen stützenden vier Wände auf den Tisch zu hauen. Sonst wird man schnell vom unabhängigen Auftragnehmer zum weisungsgebundenen Abarbeiter.
 
Ich agiere außerhalb so, wie ich innerhalb der 4 Wände agiere. Ich habe für mich eine Altersgrenze gesetzt, unterhalb dieser mache ich keine Hausbesuche. Hausbesuche mache ich hier im Ort, deswegen verlange ich keinen Aufschlag, da ich meist mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Natürlich ist es wichtig, vor Ort zu überprüfen, ob alles paßt (instrumentarisch, räumlich, Elternverhalten, Schülerverhalten).
Diese 4 Schüler unterrichte ich seit Jahren, und habe bisher nie den Eindruck gehabt, dass sie bossig oder mit Essen verschmiert sind. Sie sind sofort präsent, gehen mit mir gleich ans Klavier. Aber ich habe von Anfang an auch keine größeren Mätzchen erlaubt. Trotzdem sehe ich mich - im sehr positiven Sinne - als Dienstleister.
 
Dienstleister ist nicht gleich Sklave, nicht gleich Untergebener. Dienstleister erbringen immaterielle Leistungen.
Ein weiterer Aspekt ist von Interesse: Manche Mitschreibende hier sehen Hausbesuche beim Schüler als problematisch, beispielsweise aufgrund des Wechsels der Lehrkraft auf fremdes Terrain, auf dem andere das Sagen haben - sofern die Schülerseite an diesem relativen Machtzuwachs besonders interessiert sein sollte. Andere deuten diesen Aspekt sogar als Zeichen von Schwäche und geringem "Marktwert" der Lehrkraft: Diese muss ihre offensichtlich kaum gefragte Dienstleistung einer wenig interessierten Kundschaft hinterhertragen, der schon der Weg zum Unterrichtsort zu anstrengend ist. Oder der Dienstleister ist so wirtschaftlich schlecht gestellt, dass er nicht einmal zur Existenzgründung (Unterrichtsraum, gutes Instrument, angemessene Ausstattung) imstande ist.

Das kann so sein, muss aber nicht. In meinem Bekanntenkreis befinden sich beispielsweise wirtschaftlich außerordentlich erfolgreiche Unternehmer, die in ihrem geräumigen Hause einen exzellent gewarteten Steinway D oder Bösendorfer Imperial stehen haben und sich gerne einen guten Klavierunterricht leisten möchten, wobei ich allerdings andere künstlerische Schwerpunkte habe und diese an entsprechend spezialisierte Fachkollegen weiter verweise. Wollte ich diese selbst unterrichten, hätte ich kein Problem, unter noch besseren Bedingungen als bei mir zu Hause auswärts Unterricht zu erteilen.

Das Ausgangszitat möchte ich mit dem Stichwort "Marktwert" verknüpfen: Eine immaterielle Leistung ist und bleibt eine immaterielle Leistung, auch beispielsweise im "Krisenfall" (etwa bei finanziellen Engpässen). Ein Existenzgründer etwa muss sich nun mal erst sein Auskommen erschließen, indem er nach und nach seinen Schülerkreis auf- und ausbaut. Auch wenn er mit den ersten wenigen Schülern noch keine großen wirtschaftlichen Sprünge machen kann - ist deshalb seine immaterielle Leistung minderwertig? Sicher nicht. Es liegt also an Inhalt und Präsentation gleichermaßen, ob die Lehrkraft eher als durchsetzungsschwach oder als professionell und überzeugend im Auftreten bei der Gegenseite ankommt. Die Wahl des Unterrichtsorts ist also ein Kriterium unter vielen und unterscheidet ganz sicher nicht in jedem Fall über Wert oder Unwert von Klavierunterricht.

LG von Rheinkultur
 
Natürlich ist Klavierunterricht eine Dienstleistung. Und man kann in sein Leistungspaket natürlich auch einen Fahr- und Pizzabringdienst integrieren. Nur: ist das sinnvoll?

Es bleibt also die Frage, warum überhaupt jemand so großen Wert darauf legt, daß der Unterricht bei ihm Zuhause stattfindet. Nicht jedes spiegeleigelbverschmierte Balg hat Zuhaus einen Steinway oder Bösendorfer stehen, der vielleicht die bessere Unterrichtshardware darstellen würde. Die intrinsische Motivation des Wechselbalgs zur Arschbewegungsverweigerung würde ich als Lehrer dringend auf Chefallüren hin abklopfen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mannomann, seid Ihr KL arrogant! Braucht sich keiner zu wundern, wenns vorne und hinten nicht langt. Ich habe so langsam das Gefühl, dass Selbstbewußtsein hier dünn gesät ist - wenn man jeden Wunsch nach individueller Dienstleistung auf Chefallüren hin abklopfen muss/will.

Natürlich wollen meine Kunden ihren Heimvortel ausspielen, wenn sie nicht zu mir kommen. Na und? Man kann (wenn man kann!) überall klar machen, wer Profi und wer Dödel ist.
 
Trotzdem: stell die Frage doch mal andersrum. Warum hat ein Schüler so eine Sonderbehandlung nötig? Geht es da noch um den Klavierunterricht? Ich habe noch keinen Lehrer zu mir nach Hause zitiert und nie Probleme damit als Schüler gehabt. Sowas habe ich nicht nötig - und genauso habe ich es nicht nötig, als Lehrer die meiste Zeit mit umherfahren zu verbringen. Das finde ich nicht arrogant.

Es bleibt also die ganz siimple Frage: wo ist das Problem, einmal die Woche zum Unterricht zu fahren, wo man doch jeden Tag zur Schule/Arbeit fährt?
 

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