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TiNte
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- 29. Dez. 2008
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Liebes Forum,
vielleicht kann der ein oder andere mir - mit kritischen Gedanken - aus meiner organistischen Krise weiterhelfen!
Mein Professor forderte jüngst von mir, meine Stücke auswendig vortragen zu können. Ich war der Meinung, dass ich die Stücke gut studiert hatte und sie technisch und musikalisch beherrsche. Trotzdem konnte ich es nicht perfekt auswendig vortragen. Ich war überrascht und enttäuscht, dass ich das nicht kann - obwohl ich vergleichsweise lange Zeit an den Stücken studiert habe. Am Klavier fällt es mir leichter, Werke auswendig vorzutragen - auch ohne dies explizit Üben zu müssen.
Ich machte mir viele Gedanken und letztlich stehe ich kurz davor das Orgelspielen aufzugeben. Denn ich stellte schlagartig und gegen Ende meines Bachelor Kirchenmusikstudiums fest, dass ich in meinem ganzen Leben völlig falsch oder unmusikalisch Orgel gespielt habe.
Wenn ich befreundete Pianisten höre, kann ich unterscheiden wer spielt. Ich meine: Auch wenn nur ein einziger Ton gespielt wird, weiß ich wer ihn erzeugt (bei sehr guten Freunden zumindest ;)). Ein Sänger, auch Streicher - sie alle eint, dass sie selbst mit Ihrem Körper den Klang, die Musik machen! Ich glaube oft, dass das was ich interpretiere austauschbar ist. Das ist ein schlechtes Gefühl. Ich habe eine klare Vorstellung wie meine Stücke klingen sollen - aber auch eine große Domorgel wird meinen Klangvorstellungen nicht gerecht. Man ist so abhängig!
Na klar, wir dienen alle dem Kunstwerk, das braucht keiner zu sagen. Aber ich denke, wir wollen auch als Künstler und Persönlichkeit die Musik gestalten. Organisten machen sich lieber Gedanken um Registrierungen, beten einem Dispositionen und Geschichte von allen Orgeln des Abendlandes herunter oder versteifen sich in Quellenkunde, um daraus ihre Historische Aufführungspraxis zu begründen!
Ich finde es schön, wenn Organisten so für diese Bereiche brennen, ich halte es aber nur für einen Ersatz für das eigentliche Problem: Es ist schwierig eine persönliche Beziehung zum Instrument Orgel während des Spielens aufzubauen. Man ist nie vollkommen im Klang, in der Musik. Ich denke, daher hat sich die Orgel auch so überragend in der Kirche als Instrument durchgesetzt: Alles persönliche, vielleicht gar alle Emotionen sind außen vor - passt doch gut ins System Kirche!
Ich bin auf der Suche! Ich wollte immer ein Musiker werden, der Orgel spielt. Ich spüre aber, dass ich das nicht schaffe sondern immer nur ein Organist bin, der technisch und verkopft ("Registrierungen", "Aufführungspraxis") spielt. Vielleicht kann ja jemand meinen Gedanken widersprechen oder recht geben - das würde mir sicherlich helfen!
Es war aber mein Wunsch, euch diese Gedanken zu schreiben. Noch vor Beginn meines Studiums habe ich euch hier um Rat gefragt, sodass ich meine eigene Entwicklung mit diesem Beitrag gegen Ende meines Studiums noch einmal dokumentieren will. ;) Ich habe nun vor, Dirigieren zu studieren. Ich habe die Hoffnung, dass ich damit glücklicher werde und ich freue mich sehr, dann wieder viel Klavier zu üben!
Liebe Grüße
TiNte
vielleicht kann der ein oder andere mir - mit kritischen Gedanken - aus meiner organistischen Krise weiterhelfen!
Mein Professor forderte jüngst von mir, meine Stücke auswendig vortragen zu können. Ich war der Meinung, dass ich die Stücke gut studiert hatte und sie technisch und musikalisch beherrsche. Trotzdem konnte ich es nicht perfekt auswendig vortragen. Ich war überrascht und enttäuscht, dass ich das nicht kann - obwohl ich vergleichsweise lange Zeit an den Stücken studiert habe. Am Klavier fällt es mir leichter, Werke auswendig vorzutragen - auch ohne dies explizit Üben zu müssen.
Ich machte mir viele Gedanken und letztlich stehe ich kurz davor das Orgelspielen aufzugeben. Denn ich stellte schlagartig und gegen Ende meines Bachelor Kirchenmusikstudiums fest, dass ich in meinem ganzen Leben völlig falsch oder unmusikalisch Orgel gespielt habe.
- Auf der Orgel einen eigenen, persönlichen Klang erzeugen kann ich nicht!
Wenn ich befreundete Pianisten höre, kann ich unterscheiden wer spielt. Ich meine: Auch wenn nur ein einziger Ton gespielt wird, weiß ich wer ihn erzeugt (bei sehr guten Freunden zumindest ;)). Ein Sänger, auch Streicher - sie alle eint, dass sie selbst mit Ihrem Körper den Klang, die Musik machen! Ich glaube oft, dass das was ich interpretiere austauschbar ist. Das ist ein schlechtes Gefühl. Ich habe eine klare Vorstellung wie meine Stücke klingen sollen - aber auch eine große Domorgel wird meinen Klangvorstellungen nicht gerecht. Man ist so abhängig!
- Die Orgel ist unpersönlich!
Na klar, wir dienen alle dem Kunstwerk, das braucht keiner zu sagen. Aber ich denke, wir wollen auch als Künstler und Persönlichkeit die Musik gestalten. Organisten machen sich lieber Gedanken um Registrierungen, beten einem Dispositionen und Geschichte von allen Orgeln des Abendlandes herunter oder versteifen sich in Quellenkunde, um daraus ihre Historische Aufführungspraxis zu begründen!
Ich finde es schön, wenn Organisten so für diese Bereiche brennen, ich halte es aber nur für einen Ersatz für das eigentliche Problem: Es ist schwierig eine persönliche Beziehung zum Instrument Orgel während des Spielens aufzubauen. Man ist nie vollkommen im Klang, in der Musik. Ich denke, daher hat sich die Orgel auch so überragend in der Kirche als Instrument durchgesetzt: Alles persönliche, vielleicht gar alle Emotionen sind außen vor - passt doch gut ins System Kirche!
- "Bitte, werd Musiker und kein Organist!"
- Es gibt so viele schlechte Organisten!
Ich bin auf der Suche! Ich wollte immer ein Musiker werden, der Orgel spielt. Ich spüre aber, dass ich das nicht schaffe sondern immer nur ein Organist bin, der technisch und verkopft ("Registrierungen", "Aufführungspraxis") spielt. Vielleicht kann ja jemand meinen Gedanken widersprechen oder recht geben - das würde mir sicherlich helfen!
Es war aber mein Wunsch, euch diese Gedanken zu schreiben. Noch vor Beginn meines Studiums habe ich euch hier um Rat gefragt, sodass ich meine eigene Entwicklung mit diesem Beitrag gegen Ende meines Studiums noch einmal dokumentieren will. ;) Ich habe nun vor, Dirigieren zu studieren. Ich habe die Hoffnung, dass ich damit glücklicher werde und ich freue mich sehr, dann wieder viel Klavier zu üben!
Liebe Grüße
TiNte