Sind sehr gute Organisten auch virtose Klavierspieler?

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Gauf,

unsere Gemeinde kennt keine Kosten für die Pflege der Orgel. Seit 1986, da war der Neubau der Eule-Orgel (23 klingende Register), pflegt das Instrument ein altermann auf seine Kosten. Zufall ist, dass altermann der Organist der Gemeinde und auch Orgelbauer ist. Das kann mal zu einem Problem werden, wenn altermann das Zeitliche gesegnet hat. Ich versuche seit vielen Jahren einen Orgelfond für anstehende Reparaturen, Überholungen zu istallieren und finde leider keinerlei Gehör. Nach mir die Sintflut zu denken fällt mir noch schwer. Es ist aber eine Tatsache.


Das Glück hatte ich auch mal, den Orgelbauer in der Gemeinde. Der war immer Samstags in der Messe. Nachher stand er auf der Empore "Das cis in der Vox humana, kann man so nicht lassen. Ich mach dir das schnell.".
 
Ja, da würde ich altermann zustimmen. ... Zungen stimme ich selbst, Labiale nur ungern wenn es sein muss. Bei mechanischen Orgeln schaue ich gerne mal nach einem hängenden Ton. Dann ist aber Schluss. Orgelbau lernt man halt nicht mal so flott nebenbei.

Bei den Labialen hatte ich das Problem mit Rohrflöte 4', wo die Hütchen zu locker waren und deshalb aufgrund der Schwerkraft hinunterrutschten. Manche Töne waren deshalb ca. 1/2-Ton zu hoch. Laut Tipp es eines Orgelbauers: Papierstreifen unter das Hütchen einlegen, damit es wieder fester sitzt und nicht mehr runterrutschen kann.

Johannes
 
Bei den Labialen hatte ich das Problem mit Rohrflöte 4', wo die Hütchen zu locker waren und deshalb aufgrund der Schwerkraft hinunterrutschten. Manche Töne waren deshalb ca. 1/2-Ton zu hoch. Laut Tipp es eines Orgelbauers: Papierstreifen unter das Hütchen einlegen, damit es wieder fester sitzt und nicht mehr runterrutschen kann.

Johannes
..oder die Orgel auf der ISS aufbauen, da rutschen keine Hütchen mehr...;-)
 
Im Weltall gibt es keine Töne, nur bei Star Wars.
 
Dass aber jemand gleichermaßen als Konzertorganist und - pianist auftritt, ist glaube ich durchaus eher selten.

Aber immerhin spielte Daniel Chorzempa, der Organist, eine der besten Aufnahmen (WDR?) der Bach Variationen von Reger h-Moll op. 81 ein. Und das ist ein pianistischen Brocken. Und in vielen Variationen auch gar nicht orgelmäßig.
Übrigens auf einem herausragenden Flügel mit super Bässen. Ich hatte die Aufnahme auf einer Kassette. Inzwischen verschollen!
 
Aber wenn es keine technischen Probleme gibt, verzeiht die Orgel im Gegensatz zum Klavier tatsächlich, wenn man z.B. keine Anschlagsdifferenzierung der einzelnen Finger hinkriegt.
Versäume keine Gelegenheit, dich auf der Orgel zu üben; es giebt kein Instrument, das am Unreinen und Unsauberen im Tonsatz wie im Spiel alsogleich Rache nähme als die Orgel.“ (Robert Schumann)

Um auf die Anfangsfrage Bezug zu nehmen, möchte ich auf Michael Schöch hinweisen.
 
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Leider finde ich kein Youtube-Video/Audio, aber die Rhapsody in Blue für Kinoorgel und Klavier, gespielt von Guy Bovet hat schon was.
 

@playitagain , ich merke es daran, daß diese Schüler keine Klavierchoreographie kennen, überwiegend aus den Fingern spielen.

Sehr schön. Ich fühle mich erkannt :)

Mein Klavierlehrer war ein Realschullehrer für Musik, der selber Klavierspiel von einem Organisten gelernt hatte und seine ganzen Tricks auf mich anwandte. Z.B. eine Münze auf dem Handrücken und dann ein paar Tonleitern ohne dass das Teil runterfällt. Spielen mit dem ganzen Arm oder einem beweglichen Handgelenk musste man sofort unterbinden - meinte er. Damit kämpfe ich noch heute (oder besser: heute, anderthalb Jahre nach meinem Wiedereinstieg nach 20jähriger Pause erneut).

Und Pedal durfte ich praktisch nie verwenden. Egal was es war, auch ein Schubert Impromptu musste ohne Pedal irgendwie gehen. PEdal sah er als Hilfsmittel wenn der Abstand zwischen zwei Tasten andernfalls ein Legatospiel verhindert hätte, ansonsten war er schlicht dagegen, es sei denn, es stand ausnahmsweise mal in den Noten.

Warum versuchen viele Organisten eigentlich mehr mit den Fingern und weniger mit dem Arm zu machen? Welchen Vorteil könnte das an einer Orgel bieten?
 
Du kannst an der Orgel den Klang und die Lautstärke nicht durch die Art des Tastenanschlags verändern.
Ob du nun aus den Fingern oder dem ganzen Arm spielst, ist den meisten Orgeln wurscht. Und wenn man die Klangunterschiede durch Finger oder Armnutzung nicht hörbar machen kann, ist es auch irgendwie schwierig zu vermitteln, warum man das tun sollte.
Klang erreichen wir bei der Orgel durch entsprechende Registrierung und ansonsten ist die Artikulation wichtig.
Es mag durchaus Organisten geben, die nicht nur aus den Fingern spielen, aber das lässt sich durchs Zuhören nicht wirklich feststellen.
 
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Ob du nun aus den Fingern oder dem ganzen Arm spielst, ist den meisten Orgeln wurscht. Und wenn man die Klangunterschiede durch Finger oder Armnutzung nicht hörbar machen kann, ist es auch irgendwie schwierig zu vermitteln, warum man das tun sollte.
Den Orgeln schon, aber dem eigenen Körper nicht. Es sprechen gewichtige physiologische Gründe dafür, Hände und Arme nicht voneinander getrennt zu betrachten.
 
Es spricht ja nichts dagegen, entsprechende Techniken an der Orgel einzusetzen.
Gefragt wurde aber nach Gründen, warum das nicht gemacht wird und (m)ein Erklärungsversuch ist, dass es dafür häufig keine (gefühlte und gehörte) Notwendigkeit gibt. Wenn eine Orgel so leichtgängig ist, dass sie mit wenig Krafteinsatz (aus Fingern, aus Fuß...) spielbar ist, dann denkt man halt nicht unbedingt darüber nach, ob man auch anders als aus den Fingern spielen könnte.
Wer diese Techniken vom Klavier her kennt und damit gute Erfahrungen gemacht hat, kann sie ja an der Orgel einsetzen. Klanglich ergibt das dennoch wenig Unterschied - meiner Meinung nach.
 
Nee, das ist jetzt definitiv eine Einstellung aus einer Zeit, als vorwiegend elektropneumatische oder elektrische Orgeln gebaut wurden, die nur "an" oder "aus" kannten, der Ton klingt oder er klingt nicht. Der Elektromagnet zieht dann das Ventil immer gleich auf.

An einer guten mechanischen Orgel lässt sich An- und Absprache der Pfeife hervorragend beeinflussen. Das macht keinen Lautstärkeunterschied aus wie beim Klavier, aber es ist deutlich zu hören und auch messbar. Vor 20 Jahren habe ich mal eine Arbeit für Jugend forscht darüber geschrieben, man könnte auch Daten des Fraunhoferinstituts anführen: https://www.ibp.fraunhofer.de/de/ko...he-und-photoakustik/musikalische-akustik.html

Es gibt kaum etwas schrecklicheres als einen Pianisten, der sich wie ein Berserker mit seiner Klaviertechnik auf eine arme Orgel stürzt, die dann klingt, als wolle sie am liebsten weglaufen. Wenn ich mit einem brutalen Schwung aus dem Unterarm auf eine solches Instrument eindresche, werden sich verschiedene Probleme einstellen: die Traktur kann klappern und auf Dauer Schaden nehmen, das Ventil kann aus der Führung springen, die Pfeife wird bei dem plötzlichen Überangebot an Wind husten, spucken und kratzen.

Abgesehen davon macht eine solche Technik das Orgelspiel nicht unbedingt sicherer. Jeder kleinste Streifer erzeugt halt eine vollen Ton. Man kann erwägen, das bei entsprechender Literatur, die sehr pianistisch geprägt ist, anders zu machen, z.B. bei Liszt. Aber auch hier muss man abwägen. Liszts eigene Fingersätze für BACH sind eher pianistisch gedacht. Ich mache das bei diesem Stück an vielen Stellen anders, weil es eleganter und sicherer geht.
 
Natürlich muss man sein Spiel aufs entsprechende Instrument "mappen" und schauen, wie es reagiert. Das ist an der Orgel nicht anders als am Klavier.
Im Grunde sehe ich es ähnlich wie @Axel, scheine aber nicht in der Lage zu sein, es so schön und verständlich zu formulieren. ;-)
 
An einer guten mechanischen Orgel lässt sich An- und Absprache der Pfeife hervorragend beeinflussen.
Das funktioniert aber wirklich nur, wenn die Trakturwege kurz sind (z. B. Brustwerk oder Positiv mit Stechermechanik).

Es gibt kaum etwas schrecklicheres als einen Pianisten, der sich wie ein Berserker mit seiner Klaviertechnik auf eine arme Orgel stürzt, die dann klingt, als wolle sie am liebsten weglaufen. Wenn ich mit einem brutalen Schwung aus dem Unterarm auf eine solches Instrument eindresche, werden sich verschiedene Probleme einstellen: die Traktur kann klappern und auf Dauer Schaden nehmen, das Ventil kann aus der Führung springen, die Pfeife wird bei dem plötzlichen Überangebot an Wind husten, spucken und kratzen. Abgesehen davon macht eine solche Technik das Orgelspiel nicht unbedingt sicherer. Jeder kleinste Streifer erzeugt halt eine vollen Ton. Man kann erwägen, das bei entsprechender Literatur, die sehr pianistisch geprägt ist, anders zu machen, z.B. bei Liszt. Aber auch hier muss man abwägen. Liszts eigene Fingersätze für BACH sind eher pianistisch gedacht. Ich mache das bei diesem Stück an vielen Stellen anders, weil es eleganter und sicherer geht.
Im Merseburger Dom etwa sind kräftig zupackende Hände gefragt, nicht nur bei Liszt. Da braucht man allen Schwung, den man zur Verfügung hat.
 

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