Pianomotion - Datenbrille zum Klavierspielen lernen

Ein Filmchen gibts auch ... allerdings sieht man da auch nicht mehr als auf der Website :denken:



Zitat: "Wenn ich am Klavier sitze ... möchte ich mein Lieblingslied sofort perfekt spielen können"
Tja, das möchten wir wohl alle gerne – doch Wunder dauern etwas länger :-D :angst:


Lg, Nessie
 
Es ist in dem Video davon die Rede, dass bei diesem Projekt ein "sauberes didaktisches Konzept" erarbeitet werden soll, damit "besonders Menschen, die Probleme mit der Hand-Auge-Koordination haben", Klavier spielen lernen können.

Darin liegt der große Denkfehler, dass Klavier spielen vor allem etwas mit der Hand-Auge-Koordination zu tun hätte. Nein, es ist vor allem die Hand-Ohr-Koordination, die entscheidend ist beim Klavierspielen. Und um die richtig entwickeln zu können, braucht es ein bereits geschultes Ohr auf Lehrerseite als "Entwicklungshilfe". Klavier spielen lernen mit Fokus auf der Hand-Auge-Koordination führt nur zu mechanischem Geklimper, unter Ausklammerung von Musikalität. Aber was soll Musik ohne Musikalität? Was soll Klavier spielen ohne zu musizieren?

Leider verstehen Menschen, die mit solchen Ideen kommen, nichts von Musik bzw. halten Musik vermutlich für die bloße Abfolge von aneinandergehängten Einzeltönen in der richtigen zeitlichen Einteilung. Solche Konzepte umzusetzen und anzubieten, bedeutet nichts anderes als der geistigen Verarmung Vorschub zu leisten, die uns heutzutage so offensichtlich umgibt. Es ist ja schön und gut, aktiv zu sein und Neues zu entwickeln, aber warum muss der große Murks immer noch größer gemacht werden? Warum muss die Faszination für das technisch Machbare immer in Bereiche hineinpfuschen, die auf hohem Niveau bereits entwickelt sind und durch technische Eingriffe und Bequemlichkeitsphantasien nur gestört werden?

Echtes Lernen und echter geistiger Fortschritt sind nicht bequem und ohne Aufwand erreichbar. Bitte versteht das mal da draußen, ihr Entwickler neuer Ideen. Und versteht auch, was für eine enorme Zufriedenheit und Freude es bedeutet, nach einer Zeit der echten Bemühung und Hingabe eine neue Stufe der Wahrnehmung zu erreichen. Zum Beispiel, indem man ein musikalisches Werk schöner zum Klingen bringen kann, weil man es besser zu hören gelernt hat. Was soll dabei eine Datenbrille nützen?

Grüße von
Fips
 
Vielleicht sollte man die Entwicklerenergie ein wenig mehr in das Digitalpiano stecken.

Es gibt inzwischen Pads extra groß für Noten, und sofern man ein mechanisches Instrument spielt, hat man eine Fußtaste zum Umblättern. Beim integriertem Pad in einem Digi könnte doch softwaremäßig dieses Problem viel eleganter gelöst werden, indem das Programm ja durch die Tastatureingabe genau weiß , wo man gerade ist - außerdem könnte man entsprechend den Readern ein viel besseres "papiermäßiges" Auftreten des Bildschirms entwickeln, auf dem man mit Stift auch gleich noch Notizen eintragen kann - gibt es ja alles im Prinzip schon.

Auch tutorialmäßig könnten zumindest relative Tempofehler, Verspieler usw. aufgedeckt werden, vielleicht bei entsprechend bearbeiteten Noten sogar Varianten von Fingersätzen abgerufen werden und last but not least sogar ein Programm selbstständig Fingersätze aus Datensätzen ableiten und vorschlagen.

Eine Datenbrille halte ich für ungeeignet und erst recht die Beleuchtung der zu drückenden Tasten - das ist höchsten als Kinderspielzeug meinetwegen auch Erwachsenen spielzeug zu gebrauchen,aber es seriös als Lehrmittel verkaufen zu wollen ist wohl eher nicht realistisch. Denn jeder Unterricht fängt eben nicht mit Komplexität an, sondern baut mit einfachen Schritten auf, da entfällt dann lästiges Gesuche - Gesuche bedeutet schon immer, das Stück ist außerhalb des Spielniveaus. Denn selbst wenn man dann die Taste findet,muss sie ja im Zusammenhang gespielt werden, und gerade die Zusammenhänge werden didaktisch in einem längerem Prozess erarbeitet, wobei das Notenlesen automatisch ohne extra Anstrengung als Nebenprodukt abfällt.

Im Übrigen halte ich das Klavier für eines der geeignetensten Instrumente um autodidaktisch zu lernen - für mündige Erwachsene- und mehr gut gebildete Menschen haben inzwischen viel mehr Eigenschaften in ihrer Bildungskarriere erworben, die eben auch Anwendung im Selbstlernen finden kann. Ein teurer exklusiver Unterricht für eine Person wird immer für eine breite Masse purer Luxus sein, und wenn auf digitalem Wege mehr Menschen sich geistig mit dem Erlernen von Musikselbermachen beschäftigen ist es doch super! Was noch in den letzten Jahrzehnten die Gitarre war, wird in Zukunft das Digitalpiano oder das einfache keyboard sein. Und für Pianisten ist die Horizonterweiterung der breiten Masse immer gut, denn das Interesse an ihren Konzerten wird steigen.
 
Moin!

Uns schon haben wir die größten Probleme angeschnitten;

- Erlebnisgeschwindigkeit vor Erlebnistiefe, einhergehend mangelnde Frustrationstoleranz ... ich will sofort! (Wenn ich ein lecker Mädschen sehe, möchte ich sie auch sofort *) ... welche Brille hilft da?); althergebrachter Unterricht dauert Jahre, viel zu lang für unsere schnelllebige Zeit!

- Hören ist bei Musik wichig, wichitg, wichtig. Viel wichtiger als sehen. Aber unsere Gesellschaft ist ja vom Auge geprägt, siehe vorherigen Punkt ('... Mädschen sehe...'). Die irrige Annahme ist, dass man über diesen Kanal auch Musik vermittlet. Falsch. Das Auge kommt frühestens auf Platz drei, noch nach Gefühl. Wenn man den Puls in der Musik nicht fühlt, dann hilft auch kein optisches Signal. Ich subsummiere mal der Einfachheit halber unter Gefühl auch Timing und Mikrotiming.

- Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch sinnvoll (Toaster, der den Wetterbericht toastet z.B.: http://www.technikneuheiten.com/jamy-toaster-rostet-die-wettervorhersage-auf-den-fruhstucks-toast/)

Grüße
Häretiker

*)
zum Eis einladen und über Epistemologie philosophieren
 
Hi,

bei aller Kritik und ich teile sie auch, sollte man trotzdem diesem Versuch eine Chance geben.

Die Datenbrille ist ein neues technisches Informationsgerät, das die sichtbare Realität mit anderen Dingen überlagern kann und wir kennen die Möglichkeiten und Anwendungen, die daraus entstehen können noch gar nicht. Deswegen ist es mMn gut, wenn damit neue Dinge ausprobiert werden. Nur dann wird man daraus lernen können und es entstehen erst dadurch ganz neue Lern- und Einsatzmöglichkeiten.

Allerdings muß man schon feststellen, daß es ausser der SW Entwicklungs-Krise auch eine Krise des SW unterstützten Lernens gibt, da mMn bisher keines dieser Konzepte eine höhere Effektivität gegenüber herkömmlichen Methoden gezeigt hat.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach, lasst sie doch entwickeln, forschen und bauen. :idee:

Warum regt ihr euch (einige) immer gleich so auf? :angst:
Den Klavierlehrer werden sie schon nicht so schnell ersetzen. :super:

Lasst doch einfach mal Milde walten, oder wurde schon einer von euch gebissen?:teufel::lol:
 
Es ist offensichtlich, dass das Teil ausschließlich für jüngere Leute gedacht ist, wenn man den Anfangsbeitrag und die "Umfrage" und Antwortmöglichkeiten betrachtet.
Das Video ist uninformativ, aber echt voll locker gemacht, passend zur Zielgruppe.
Ich finde es dubios, eine Internetseite anzubieten, aber man nur Infos bekommt, wenn man seine E-Mail angibt.
Und ich finde es eine betriebswirtschaftlich clevere Sache. Man produziert eine Brille und digital aufbereitete Klavierstücke. Und macht die Kunden abhängig von dem System (Kauf weiterer Stücke). Eigentlich genial!
Nur wird hier beim Kunden die Enttäuschung über die überflüssige (und vermutlich teure) Ausgabe vorprogrammiert sein. Klavierspielen ist eben mehr, als nur auf die Klaviatur gucken (was man eigentlich tunlichst vermeiden sollte) und Tasten drücken. Auch wenn das im Video so suggeriert wird.
Es ist ja wie beim Lesen, man sieht irgendwann nicht mehr nur eine Note nach der anderen, sondern die Takte/Akkorde als Einheit, und erkennt die Noten automatisch. Wie dies mit der Software funktionieren soll, frage ich mich.
Mich würde interessieren, mit welchen Klavierschulen und Lehrern zusammengearbeitet wird.
Hilfreich bei Hand-Augenkoordinationsproblemen? Das hätte ich doch gerne von einer Studie bestätigt. Behaupten kann man viel. Denn ich bezweifle, dass "Alte, ääähhh, ältere Menschen (prust)" das - gerade, was Hand-Augen-Koordiantion angeht - so gut verarbeiten können.

Meiner Meinung nach ein weiteres Gadget, dass den Menschen das Denken abnehmen soll. Die Menschheit wird nicht wegen Kriegen oder Umweltverschmutzung reduziert werden, sondern weil irgendwann ein Stromausfall kommt, und die Leute ohne die elektronische Meldung vom Kühlschrank, was man kaufen soll, verhungern.
:-)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Wenn derartig unausgegorene Resultate wie die Idee einer "Pianomotionbrille" das Ergebnis eines BWL-Studiums sind, muß man sich doch fragen, ob ...

1. ... diese Studiengänge nicht nur heiße Luft sind,
2. ... nicht zu viele Menschen studieren, obwohl sie nicht über die nötigen intellektuellen Ressourcen verfügen.

Gnade uns Gott, wenn solche Studenten auf real existierende Betriebe losgelassen werden!
 
Wenn derartig unausgegorene Resultate wie die Idee einer "Pianomotionbrille" das Ergebnis eines BWL-Studiums sind, muß man sich doch fragen, ob ...

1. ... diese Studiengänge nicht nur heiße Luft sind,
2. ... nicht zu viele Menschen studieren, obwohl sie nicht über die nötigen intellektuellen Ressourcen verfügen.

Gnade uns Gott, wenn solche Studenten auf real existierende Betriebe losgelassen werden!

Wobei es sowieso diverse Fachrichtungen gibt, wo ich mich grundsätzlich frage, warum diesen in Form eines Studiums angeboten werden. BWL kann sicher auch im Rahmen einer Lehre vermittelt werden.
Ich kann mich noch gut aus meiner Mathe-Studium-Zeit erinnern...da war man als Mathe-Diplom-Student als Tutor für andere Studienrichtungen gefragt und die BWL-Übungsstunden nebst der dort angetroffenen Studenten-Qualität war unter uns berühmt/berüchtigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mich noch gut aus meiner Mathe-Studium-Zeit erinnern...da war man als Mathe-Diplom-Student als Tutor für andere Studienrichtungen gefragt und die BWL-Übungsstunden nebst der dort angetroffenen Studenten-Qualität war unter uns berühmt/berüchtigt.

Naja, MINT ist ja auch nicht deren Kernkompetenz. Keine Ahnung, wie meine Studienkollegen der Physik mit Geld umgehen können, aber soziale Interaktion war mitunter eine Herausforderung.

Wenn wir alle gleich wären, wär's langeweilig. :-)

Grüße
Häretiker
 
Zitat: "Wenn ich am Klavier sitze ... möchte ich mein Lieblingslied sofort perfekt spielen können"
verdammt...
an mir geht das wieder vorbei BUHUHU
denn: mein Lieblingslied heißt Träume, ich spiele das, mir egal ob dazu jemand singt ober ob ich Klavierpart und Gesangslinie simultan spiele oder ob ich die Transkription von Stradal spiele, und geübt hab ich mein Lieblingslied nie, sondern gleich gespielt -- BUHUHU ohne die Dingsdabrilla, und das finde ich voll fies, ich tät nämlich gerne von der Dingsdabrille profitieren

wie auch immer: Pharmazeuten sind nun gefragt. Voll supi wären Tschaikoski-b-Moll-Zäpfchen oder auch Rachmaninov-d-moll-Inhalate etc:-D:-D:-D
 
Haha, @Häretiker
Da hast Du aber die falsche Person zitiert! Bevor ich Mathe studiere, lernen Schweine das Fliegen! Und zwar das Fliegen einer Boeing 747!!
:lol:

(Besonders amüsant für mich, da ich ab der 5. Klasse Gym auch mit Nachhilfe nur 4er und 5er in Mathe geschafft habe)
LG Antje
 
@ag2410

Wie isn das passiert? Hab' nur irgendwo auf 'zitieren' geklickt und weggeschnitten (will ja kein 'Vollquottel' sein), was mehr als flüssig ist, dabei habe ich wohl das falsche weggeschnitten. Ich bitte um Verzeihung.

Grüße
Häretiker
 
Es ist in dem Video davon die Rede, dass bei diesem Projekt ein "sauberes didaktisches Konzept" erarbeitet werden soll, damit "besonders Menschen, die Probleme mit der Hand-Auge-Koordination haben", Klavier spielen lernen können.
Mit anderen Worten: Das "saubere didaktische Konzept" existiert noch gar nicht und diese Unfertigkeit soll honoriert werden, indem man für das Medium Datenbrille Geld ausgibt und abwartet, was passiert. Vor allem fällt es mir schwer zu glauben, dass die Anbieter verwertbaren Rat durch Experten ("Zusammenarbeit mit Musikschulen") offensichtlich nicht in die Produktentwicklung einfließen lassen konnten. Denn Experten mit pianistischen und klavierdidaktischen Fachkenntnissen würden nicht das Gehör und dessen Entwicklung ("Gehörbildung") weitgehend außen vor lassen und sich praktisch nur auf die visuelle Informationsvermittlung konzentrieren: Auf die vorgegebenen Markierungen schauen, auf die Tastatur schauen und auf die Finger schauen, um die Bewegungsabläufe zu kontrollieren, sofern diese in entsprechender Begleit-Software irgendwann einmal erläutert werden sollten. Aus dem bislang vorgelegten Konzept ist lediglich die Vorgabe zu ermitteln, zu welcher Zeit welche Taste betätigt werden soll.

Wenn man sich über solche extremen Mängel und Unzulänglichkeiten kritisch äußert, hat das nichts mit beleidigendem Auftreten und/oder Technik- bzw. Innovationsfeindlichkeit zu tun. Es geht vorrangig um die Frage, ob ein Konzept etwas taugt und in der Praxis funktioniert. Wenn das nicht der Fall ist, sind ablehnende Reaktionen nicht nur legitim, sondern sogar notwendig, damit der wirklich interessierte und lernwillige Nachwuchsmusiker die Möglichkeit hat, geeignete Methoden zur Realisierung seines Anliegens zu wählen, das Musizieren in fundierter Weise zu erlernen.

LG von Rheinkultur
 

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