Klavierspielen lernen im Alter - Eine neue Lebenserfahrung

Lieber ag2410 , aber man muss doch viel denken ,oder besser bedenken . ZB. welcher Fingersatz , welche Note , muss ich jetzt Pedal benutzen , wo muss ich laut wo leise spielen ,ach man muss so viel denken , wenn man Anfänger ist . Die Profis brauchen ja das nicht mehr . Wenn ich mir das so überlege , mach ich da was falsch ?
Liebe Grüsse Monique
 
Lieber ag2410 , aber man muss doch viel denken ,oder besser bedenken . ZB. welcher Fingersatz , welche Note , muss ich jetzt Pedal benutzen , wo muss ich laut wo leise spielen ,ach man muss so viel denken , wenn man Anfänger ist . Die Profis brauchen ja das nicht mehr . Wenn ich mir das so überlege , mach ich da was falsch ?
Liebe Grüsse Monique

Sicher muß man denken, auch als Fortgeschrittener oder Profi!
Aber Fingersätze, oder bestimmte Dynamik, prägen sich doch relativ schnell ein.
Wenn man beim Üben verschiedener Stücke dauerhaft (!) über Fingersatz, Dynamik, Pedal, etc. nachdenken (!) muß, und sich das nicht einprägt, ist vielleicht das Stück zu anspruchsvoll.
Ich wähle deswegen erst mehrere Stücke, in denen Pedal (und nur das) geübt wird - also Übungen zum Hören, wie das Pedal wirkt. Wenn Pedal einigermaßen sitzt, kann man Stücke spielen, in denen Dynamik und Pedal geübt werden, weil es wieder eine andere Sache ist, auf Dynamik UND Pedal zu achten. Und dann eben immer mehr steigern, langsam aber sicher.


LG Antje :-)
 
Ob es bei mir zum Beispiel ein "bewusstes NACHdenken" über Dynamik ist, weiß ich nicht, aber sicher ist es so, dass ich versuche, mir zuzuhören. Was ohnehin nicht immer gut gelingt. Und wenn, geht dann oft einfach das, wie ich mir den Klang vorstelle, und der Klang, den ich tatsächlich erzeuge, recht weit auseinander. Ich denke nicht, dass das zwangsläufig an der Schwierigkeit der Stücke liegt - den Anschlag zu differenzieren, das Spektrum von pianissimo bis fortissimo erzeugen und einsetzen zu lernen, die Begleitung in der linken Hand leiser als die rechte, eine Melodiestimme oder einzelne Töne hervorzuheben usw. sind doch Dinge, um die es immer gehen wird, auch wenn ich mich technisch weiterentwickele. Dann auch noch zu verstehen, wo ich was an welcher Stelle im Stück einsetze und warum (warum es beispielsweise an manchen Stellen einfach laut oder leise sein sollte und keine Alternative "musikalisch möglich")... all das macht es spannend, aber eben auch verdammt schwer. Dass man dabei manchmal als Schüler leicht angespannt ist - ich kann's verstehen.... :-D
 
@ChristineK und @Monique.

Christines Beitrag hört sich wesentlich "undramatischer" an, als Deine Schilderung, aber Du das auch so meinst, wie Christine das schildert, dann schließe ich mich Klavirus Aussage an: Das wird schon, je mehr Zeit vergeht, je mehr Erfahrung Ihr sammelt!
LG Antje
 
Huhu
Ich habe ohne jegliche Vorkenntnisse mit 32 angefangen und ich dachte auch Klavierspielen ist doch viel zu schwer das schaffst du nie. Aber es geht erstaunlich gut.:-D
Ich denke das was Kinder an Lockerheit und Einfachheit haben das gleicht sich zu den Erwachsenen aus weil die Zielstrebiger sind. Ich wüsste nur gern ob erwachsene auch noch die möglichkeit haben so flinke Finger die früh übenden kinder zu bekommen.:lol:
 
Ich weiß, es ist ein alter Faden, aber ich wollte keinen neuen Thread eröffnen für den Zeitungsartikel, den ich eben gefunden habe. Im Altersheim gibt eine 94 Jahre alte ehemalige KL einer 101 Jahre alten Mitbewohnerin und Wiedereinsteigerin Klavierunterricht und erhält im Gegenzug Französischunterricht. Die 101-Jährige hatte zuletzt 1927 für ein Jahr Klavierunterricht erhalten. Hier der ausführliche Bericht:

http://www.allgemeine-zeitung.de/lo...-der-mundus-residenz-gegenseitig_18034665.htm
 
wunderbar, zum Klavierspielen bzw. zu Lernen einer Fremdsprache ist man nie zu alt!!!:super:
Leider steht es aber nur in der Zeitung, weil das so extrem selten zu sein scheint. Besser es wäre so unspektakulär, daß es uninteressant wäre.
Aber man freut sich über solche Nachrichten und wünscht allen so steinalt werdenen Menschen soviel Lebensaktivität und Freude.
 
Leider steht es aber nur in der Zeitung, weil das so extrem selten zu sein scheint. Besser es wäre so unspektakulär, daß es uninteressant wäre.

Na ja, dafür werden ganz einfach nicht genug Leute über 100 Jahre alt, von denen sicherlich auch nur eine Minderheit mal Klavier gespielt hat und die auch noch in diesem biblischen Alter körperlich und geistig dazu oder dem Erlernen einer Fremdsprache in der Lage sind:idee:;-).
 

Es ist nie zu spät!

In einem Interview sagte mal Jeanne Calment mit einem verschmitzten Lächeln, sie hätte sich mit 116 das Rauchen abgewöhnt. :-)

Grüße
Häretiker
 
...nicht genug Leute über 100 Jahre alt, von denen sicherlich auch nur eine Minderheit mal Klavier gespielt hat ....
Bei den Frauen vermute ich eher, daß eine große Anzahl als Mädchen Klavierunterricht hatte. Es war damal einfach schick und gehörte ab der Mittelschicht dazu. So hatte auch meine Mutter Unterricht und ein geerbtes Klavier. Nur hat sie später nie mehr darauf gespielt. Bei vielen Freunden meiner Eltern stand ein Klavier, und wenn es Töchter waren, hatte die auch wenigstens für einige Zeit Untericht. Da ich keine Tocher war, kamen meine Eltern auch erst sehr spät auf den Gedanken, daß Söhne sowas auch lernen könnten.;-) Im Ernst es war ja kurz nach der Währungsreform, und da war nicht viel Geld im Haus, aber das Klavier war schon da, mit Bombensplittern im Gehäuse.

Ist aber toll, wenn man alt wird, noch klar genug im Kopf ist...und keine Arthrose hat.
 
Na ja, dafür werden ganz einfach nicht genug Leute über 100 Jahre alt, von denen sicherlich auch nur eine Minderheit mal Klavier gespielt hat und die auch noch in diesem biblischen Alter körperlich und geistig dazu oder dem Erlernen einer Fremdsprache in der Lage sind:idee:;-).
Ein entscheidendes Selektionskriterium ist neben der individuell verschiedenen Leistungsbereitschaft auch das jeweilige Leistungsvermögen. Je höher das Lebensalter, desto größer der Prozentsatz derer, bei denen das Krankheitsbild der Demenz diagnostizierbar ist. In diesem Falle geht es nicht einfach nur um gelegentliches Vergessen und ein langsameres Lerntempo, sondern um die Tatsache, dass das Erlernen gänzlich neuer Tätigkeiten praktisch nicht mehr möglich ist. Geistige Anregungen von Demenzpatienten dienen eher dem Zweck, im Langzeitgedächtnis verankerte Kenntnisse möglichst lange verfügbar zu halten. Wer in einer Senioreneinrichtung einen Singkreis leitet, wird daher bei der Wahl des Liedguts und der Art und Weise, wie gesungen wird, an jene Lebensabschnitte anknüpfen, in denen gesungen wurde - und das ist in der Regel die Schulzeit. Volkslieder, traditionelle Kirchenlieder, aber auch Populäres aus früheren Jahrzehnten kommen bei diesem Personenkreis gut an. Gleichstimmigkeit oder gar einfache Mehrstimmigkeit ist eher etwas für einen Seniorenchor, in dem sich erfahrene Chorsänger mit einschlägiger Erfahrung und/oder entsprechenden Fertigkeiten zusammenfinden.

Gesungen haben wesentlich mehr Menschen in ihrem Leben als Klavier gespielt, deshalb ist die "Minderheit" beim Singen nicht ganz so klein wie etwa beim Instrumentalmusizieren. Vor diesem Hintergrund ist eine diagnostizierte Demenz beim Patienten nicht gleichbedeutend mit dem Umstand, ab sofort nie mehr ein Klavier anrühren zu können. Bereits erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten bleiben im Langzeitgedächtnis lange Zeit durchaus erhalten. Training durch das Spielen dient vorrangig dem Ziel, deren Verlust möglichst lange Zeit nach hinten zu verschieben. Das Erlernen neuer Spieltechniken und neuer Literatur ist das erste, was nicht mehr gelingt.

Das hängt auch von der individuellen Persönlichkeit des alten Menschen ab. Kann er sich mit seinen eigenen Grenzen arrangieren, kann er Fehlversuche, Misserfolge und (mehrfaches) Scheitern akzeptieren, um es daraufhin nochmals zu versuchen? Frustrationstoleranz braucht beim Klavierspielen auch ein hirnorganisch gesunder Mensch jede Menge.

Beim gemeinsamen Singen geht so manche Fehlleistung und so manches Unvermögen in der Masse unter, deshalb kann man in so manchem Laienchor mit hohem Altersdurchschnitt durchaus Mitglieder mit stark nachlassendem Leistungsvermögen integrieren, zumal dem Chorsingen auch soziale Faktoren eigen sind. Die Diagnose einer (noch nicht allzu stark ausgeprägten) Demenz ist kein generelles Kriterium, jemanden von der Anwesenheit auszuschließen. Macht sich diese allerdings bemerkbar, indem das Chormitglied unruhig oder sogar aggressiv wird, hat die Integrationsfähigkeit einer Chorgemeinschaft allerdings natürlich Grenzen. Geräuschvolles Herumhantieren in der verkehrt gehaltenen Notenmappe, permanentes Herumzappeln auf dem Platz, lautstarkes Mitbrummen an der falschen Stelle und wütendes Losschimpfen bis hin zu körperlichen Angriffen gegen Mitsänger und Chorleiter lassen sich irgendwann nicht mehr abmildern, indem man den Betreffenden in die hintere(n) Reihe(n) versetzt. Übrigens gilt so etwas nicht nur für Sänger, sondern auch für Pianisten: Bei freien Musiktheatervereinigungen habe ich einige Male den Korrepetitor- oder Kapellmeisterjob von sehr erfahrenen Kollegen höheren Alters übernommen, die einst an großen Häusern erfolgreich tätig waren und dort Vorbildliches geleistet haben. Dass die Kollegen sich nicht einfach im Rentner- und Pensionärsalter untätig zur Ruhe setzen, sondern ihre jahrzehntelange Berufserfahrung in den Dienst vergleichbarer Projekte stellen wollten, kam zunächst der Sache sehr zugute. Im Laufe der Zeit stellten sich aber unterschiedlich ausgeprägte Komplikationen ein: Stark nachlassende technische und musikalische Fertigkeiten, zunehmende Desorientiertheit auch auf dem Notenblatt und im Zusammenspiel, Schwerhörigkeit und kommunikative Probleme mit Leitung und Ensemblemitgliedern waren irgendwann nicht mehr tragbar. Auch die Profis werden nun mal älter - und man kann nur in begrenztem Umfang den altersbedingten Auswirkungen entgegentreten, umkehren oder gar wegzaubern funktioniert eben nicht.

Sich am Machbaren orientieren und dazu Ja sagen ist wohl die beste Strategie. Einerseits könnte man sagen, je mehr man sich an Kenntnissen und Fertigkeiten in gesunden und vitalen Zeiten angeeignet hat, desto mehr kann auch wieder verloren gehen. Andererseits kann man behaupten, desto mehr bleibt möglicherweise in den letzten Lebensphasen an Potenzial und damit Lebensqualität immer noch erhalten. Und das ist doch was wert, oder nicht?

LG von Rheinkultur
 
Wobei diese nach der pianistischen Ausbildung beim Liszt-Schüler Conrad Ansorge ebenfalls in die Profi-Kategorie gehörte. Entgegen der Vorgabe durch das Fadenthema hat sie das Klavierspielen nicht erst im höheren Alter erlernt. Vielmehr muss sie in den Zwischenkriegsjahren und auch in späteren Jahrzehnten eine ausgezeichnete Pianistin gewesen sein - äußerst bedauerlich, dass es aus diesen vielen Berufsjahren offensichtlich keine offiziell erhältlichen Studioproduktionen oder Livemitschnitte am Tonträgermarkt gibt. Oder irre ich mich da? In diesem Falle würde mich das sehr freuen.

LG von Rheinkultur
 
Wobei diese nach der pianistischen Ausbildung beim Liszt-Schüler Conrad Ansorge ebenfalls in die Profi-Kategorie gehörte. Entgegen der Vorgabe durch das Fadenthema hat sie das Klavierspielen nicht erst im höheren Alter erlernt. Vielmehr muss sie in den Zwischenkriegsjahren und auch in späteren Jahrzehnten eine ausgezeichnete Pianistin gewesen sein - äußerst bedauerlich, dass es aus diesen vielen Berufsjahren offensichtlich keine offiziell erhältlichen Studioproduktionen oder Livemitschnitte am Tonträgermarkt gibt. Oder irre ich mich da? In diesem Falle würde mich das sehr freuen.

LG von Rheinkultur

Hi Rheinkultur, ja, das kann man wohl sagen, sie war ein Profi, ABER auch Profis können im Alter lernen: Ich entnahm den Texten, dass sie mit 90 noch neue Stücke von Debussy, Ravel, Poulenc einstudiert hat. :super:...
Aufnahmen von ihr? hmm...:denken:

LG, -Rev.-
 
@Rheinkultur:

Auf YT gibts wohl ein paar kurze Ausschnitte, wo sie im hohen Alter spielt, und wohl eine Doku mit 1 Std. 55, hab ich aber noch nichts von angesehen, nur mal sie als Suchbegriff eingegeben.

Es gibt diese Doppel-Cd "We Want the Light", ich dachte erst, da wäre vielleicht eine Aufnahme von ihr am Klavier dabei, aber das sieht wohl mau aus ( wenngleich im Gesamtpaket sicherlich hochinteressante und spannende Dinge zu finden wären ), denn sie wird da wohl "nur" Interviewpartnerin sein:

This 2-DVD set is divided into three parts. Part one is a one hour film, We want the light, the title taken from a poem written by 12-year-old Eva Pickova, interned in the Theresienstadt concentration camp. It is about the complex relationship between Jews and German music, and about survival and the place of music in the concentration camps of Nazi Germany. The second part of the DVD continues with nearly all the music from the film, not as background music as in the film, but in vision, shot in such a way so as to make it a reflection of the themes touched upon in the film, but this time without words. The third section includes interviews with musicians and three Holocaust survivors followed by Evgeniĭ Kisin's rendition of the slow movement of Brahm's F minor piano sonata.


Inhalt:


Disc 1: Introduction by Christopher Nupen (7:20). We want the light (60:20). Visual presentation of the music in the film (26:01). Interviews with Evgeniĭ Kisin, Vladimir Ashkenazy, Zubin Mehta, Itzhak Perlman, Pinchas Zukerman (44:82)--
Disc 2: Interviews with Toby Perlman, Michael Haas, Elyaḳim Haètsni, Norman Lebrecht, Margaret Brearley, Paul Lawrence Rose, Leon Botstein, Daniel Barenboim, Yirmiahu Yovel, Uri Toeplitz, Anita Lasker-Wallfisch, Jacques Stroumsa, Alice Sommer Herz (175:18). Evgeniĭ Kisin plays Andante espressivo from the F minor piano sonata, op. 5 by Johannes Brahms (12:32).

LG, -Rev.-
 

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