Musizieren im Altenheim

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sweetchocolate

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13. Dez. 2010
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Liebe Musiker,

ich hatte bei meiner Tante im Altenheim ein E Piano vorgefunden und meiner Tante spontan etwas vorgespielt-und da meine Cousins auch da waren, haben wir noch gesungen (meine Tante hat sich ein paar Lieder gewünscht), und sie war zu Tränen gerührt ( ich glaube , wir alle).
Aus dieser Dankbarkeit heraus für diesen magischen Moment habe ich mich an ein Altenheim in meiner Nähe gewandt und mich ehrenamtlich beworben, um mit den Besuchern einer Tagespflege eine Stunden zu Singen.
Wie oft wir das machen werden weiß ich nocht nicht, aber ich freue mich sehr auf meinen Einsatz dort.
Allerdings ist die Vorbereitung doch etwas aufwändiger, ich bin ja doch perfektionistisch und habe mich erkundigt was sie mögen. Einige dieser Lieder habe ich mir extra angehört da ich sie nicht kannte, und auch eine App gekauft, mit der ich schnell die Texte mit Akkorden finde, die sich auch einfach sofort transponieren lassen. So habe ich dann alles griffbereit und handlich.

Natürlich ist es toll so etwas zu machen, und ich bin auch nicht auf zusätzliches Geld angewiesen, da ich jeden Tag unterrichte.
Aber ich habe mich nun schon gefragt, sollte das richtig gut klappen, ob ich das wirklich dauerhaft für "umme" machen soll.
Ich will den Markt nicht kaputt machen, und nur, weil ich ein großes Herz habe, heißt es ja nicht, dass meine Arbeit nichts Wert ist.

Deshalb meine Frage: Wie ist das normalerweise in Heimen? Gibt es hier Musiker die dort regelmäßig Musik machen?
Was bezahlen Heime dafür?
Oder kennt ihr auch Ehrenamtler die so etwas machen?

Ich fange gerade erst an mich mit dem Thema auseinander zu setzen, deshalb hoffe ich, etwas mehr zu erfahren über andere Pianisten.

Viele Grüße
 
Ehrenamt in Seniorenheimen ist grundsätzlich gut, gerne gesehen und deutschlandweit werden Ehrenamtler gesucht. Wenn das nicht gerade ein Goldesel-Elite-Heim ist, ist das eh finanziell am Limit, chronisch unterbesetzt und die Alten kommen generell zu kurz. Von daher würde ich nicht weiter über "Wettbewerbsverschiebung" nachdenken.
 
Ich bin Diplomsportlehrerin und gebe nebenher eine Sitzgymnastikstunde im Altersheim. Bei mir lief es so ab, dass sich letztes Jahr das Altersheim bei mir gemeldet hatte, weil Bewohnern dieses Heimes, die mich von einem großen Sportverein her kannten, das im Heim vorhandene "Fitnessprogramm" zu laienhaft vorkam. Nach einer Probestunde wurde ich gefragt, für welche Bezahlung ich bereit wäre, regelmäßig zu kommen.
Offensichtlich lag ich mit 30 Euro für 50 Minuten noch im unteren Bereich, denn der Betrag wurde sofort akzeptiert. Gleichzeitig kam die Rückfrage, ob ich nicht vielleicht doch häufiger kommen könne.

Ich denke, Du kannst schon etwas Geld verlangen, offensichtlich ist den Heimen ein zufriedenes Klientel, das dem Ruf des Heimes zugute kommt, durchaus wichtig. Zumindest dem hiesigen Heim. Musikangebote gibt es dort übrigens ebenfalls, sie haben u.a. einen Bewohnerchor und die Möglichkeit, Veeh-Harfe zu lernen. Im obersten Stockwerk gibt es schallgeschützt ein Klavier, auf dem die Bewohner spielen dürfen. Der Bechstein-Flügel im Speisesaal wird für Konzerte genutzt und die digitale Orgel im Andachtsraum für Gottesdienste mit viel Musik.

Zur Einordnung: Es handelt sich um ein gehobenes Altersheim, das sich in Ausstattung und Angebot aber insgesamt noch unterhalb der luxuriösen Residenzen befindet.
 
Liebe Musiker,

ich hatte bei meiner Tante im Altenheim ein E Piano vorgefunden und meiner Tante spontan etwas vorgespielt-und da meine Cousins auch da waren, haben wir noch gesungen (meine Tante hat sich ein paar Lieder gewünscht), und sie war zu Tränen gerührt ( ich glaube , wir alle).
Aus dieser Dankbarkeit heraus für diesen magischen Moment habe ich mich an ein Altenheim in meiner Nähe gewandt und mich ehrenamtlich beworben, um mit den Besuchern einer Tagespflege eine Stunden zu Singen.
Wie oft wir das machen werden weiß ich nocht nicht, aber ich freue mich sehr auf meinen Einsatz dort.
Allerdings ist die Vorbereitung doch etwas aufwändiger, ich bin ja doch perfektionistisch und habe mich erkundigt was sie mögen. Einige dieser Lieder habe ich mir extra angehört da ich sie nicht kannte, und auch eine App gekauft, mit der ich schnell die Texte mit Akkorden finde, die sich auch einfach sofort transponieren lassen. So habe ich dann alles griffbereit und handlich.

Natürlich ist es toll so etwas zu machen, und ich bin auch nicht auf zusätzliches Geld angewiesen, da ich jeden Tag unterrichte.
Aber ich habe mich nun schon gefragt, sollte das richtig gut klappen, ob ich das wirklich dauerhaft für "umme" machen soll.
Ich will den Markt nicht kaputt machen, und nur, weil ich ein großes Herz habe, heißt es ja nicht, dass meine Arbeit nichts Wert ist.

Deshalb meine Frage: Wie ist das normalerweise in Heimen? Gibt es hier Musiker die dort regelmäßig Musik machen?
Was bezahlen Heime dafür?
Oder kennt ihr auch Ehrenamtler die so etwas machen?

Ich fange gerade erst an mich mit dem Thema auseinander zu setzen, deshalb hoffe ich, etwas mehr zu erfahren über andere Pianisten.

Viele Grüße

Seniorenheime können in der Regel nix groß bezahlen, dafür ist ihr Kulturbudget zu gering.

Entweder man macht es ehrenamtlich und erfreut sich eines Trinkgeldes, oder man läßt es bleiben - Gage ist hier so gut wie ausgeschlossen.

Aber ich denke, wenn man den alten Leuten eine Freude machen kann, ist des doch auch was - was haben denn die Senioren in den Altenheimen noch groß?
 
Ich habe in Seniorenheimen schon "richtige" Konzerte gespielt für eine (zugegebenermaßen ziemlich niedrige) Gage, und auch schon ehrenamtlich musiziert. Beides kann möglich und passend sein. Den Inhalt "Lieder gemeinsam singen" würde ich eher in der ehrenamtliche Ecke sehen. Wenn es ganz regelmäßig geschieht, fände ich eine Bezahlung aber auch angemessen, es sei denn, man möchte sich dezidiert dort ausführlich ehrenamtlich engagieren.
 
Deshalb meine Frage: Wie ist das normalerweise in Heimen?
Was bezahlen Heime dafür?
Wichtig wäre eine Anfrage an den Träger des Heims.
Ehrenamt wird oft mit einer sogenannten "Aufwandsentschädigung" entlohnt, die natürlich eher im (sehr) niedrigen Bereich zu sehen ist.
(Zitat eines Bekannten, dessen Frau im Turnverein aktiv war: "Das reicht gerade für eine neue Gymnastikhose pro Halbjahr.")
Die Frage wäre dann noch, inwiefern Du Kosten (Noten, Apps, Fahrten ...) steuerlich absetzen kannst, sofern Du offiziell ehrenamtlich tätig bist.
 
Es gibt auch, soweit ich weiß, eine Ehrenamtspauschale, d.h. man kann x Euro pro Jahr über Ehrenamt verdienen, ohne das versteuern zu müssen. Ich meine, das war irgendwas im niedrigen vierstelligen Bereich. Lustigerweise zählen auch Lehraufträge an Musikhochschulen darunter... (!!!) :004:
 
Und es gibt eine Übungsleiterpauschale. Begleitung zum Singen und damit einhergehend Singanleitung müssten auch darunter fallen (Quelle:https://www.bmi.bund.de):

„Die Übungsleiterpauschale stellt Einnahmen bis zur Höhe von insgesamt 3.000 Euro im Jahr aus bestimmten begünstigten nebenberuflichen Tätigkeiten steuerfrei. Sie erfasst somit nicht nur Aufwandsentschädigungen, sondern alle Einnahmen wie Zahlungen für Verdienstausfall und Zeitverlust.

Voraussetzung für die Steuerbefreiung ist also zunächst, dass die Tätigkeit nicht hauptberuflich, sondern nebenberuflich ausgeübt wird. Dies ist der Fall, wenn der zeitliche Umfang nicht mehr als ein Drittel eines vergleichbaren Vollzeiterwerbs ausmachen darf.

Die von der Übungsleiterpauschale erfassten begünstigten Tätigkeiten sind:

  • Übungsleiter, Ausbilder, Erzieher, Betreuer oder vergleichbare Tätigkeiten
  • künstlerische Tätigkeiten
  • Pflege alter, kranker oder behinderter Menschen.
Beispiele: Chorleiter, Sporttrainer, Jugendgruppenleiter, Lehrtätigkeit an einer Fachhochschule und Kirchenmusiker“
 
Ich habe in Seniorenheimen schon "richtige" Konzerte gespielt für eine (zugegebenermaßen ziemlich niedrige) Gage, und auch schon ehrenamtlich musiziert. Beides kann möglich und passend sein.
Diese Honorare beschränken sich auf den niedrigeren dreistelligen Bereich. Mit einem Shantychor bin ich des öfteren in Senioreneinrichtungen willkommen, allerdings gelten wir vielerorts schon als zu teuer. Hilft aber nichts: aufgrund diverser zumindest semiprofessionell tätiger Akteure müssen wir in der Regel ein gewisses Preis-Leistungs-Verhältnis gewährleisten.

Den Inhalt "Lieder gemeinsam singen" würde ich eher in der ehrenamtliche Ecke sehen. Wenn es ganz regelmäßig geschieht, fände ich eine Bezahlung aber auch angemessen, es sei denn, man möchte sich dezidiert dort ausführlich ehrenamtlich engagieren.
Da stellt sich allerdings die Frage, ob auch hier professionelle Spielfertigkeiten zweckmäßig sind: fantasievolles Harmonisieren in allen Tonarten, stilistische Vielfalt, gute Improvisationsfähigkeiten und Flexibilität sind hier sinnvoll ("schulpraktisches Klavierspiel"). Gerne werden seniorengerechte Liedersammlungen benutzt, aber Spiel auf Zuruf kann es auch geben. Das Finden der richtigen Liednummer kann etwas dauern, da ist auch schon mal ein längeres Vorspiel zu Beginn vonnöten. Rituale sind sinnvoll wie ein einheitliches Eröffnungs- und Schlusslied.

Das Singen mit Senioren könnte künftig attraktiver, aber auch anspruchsvoller werden, da die Bewohner dieser Einrichtungen zunehmend auch mit Popularmusik sozialisiert wurden - da kann man sich nicht nur auf deutsche Volkslieder beschränken...!

LG von Rheinkultur
 
Besonders gut kommen in Seniorenheimen Lieder von Georg Kreisler wie "die Wanderniere" oder "der Tod des muß ein Wiener sein" :-D
 

Wenn das nicht gerade ein Goldesel-Elite-Heim ist

Das ist ein wichtiger Hinweis. Es gibt "Seniorenresidenzen" wie die, die den Namen eines Kirchenvaters usurpiert haben, wo die Regel gilt "was nichts kostet, kann nichts taugen" (so eins kenne ich zufällig), und dann gibt es die Heime der Arbeiterwohlfahrt, caritas etc., wo die Regel gilt, "was etwas kostet, können wir uns nicht leisten". Es ist also wichtig, die Klientel vorab richtig einzuschätzen.
 
Vielen Dank für die vielen interessanten Beiträge zu meinem Thema.

Voraussetzung für die Steuerbefreiung ist also zunächst, dass die Tätigkeit nicht hauptberuflich, sondern nebenberuflich ausgeübt wird. Dies ist der Fall, wenn der zeitliche Umfang nicht mehr als ein Drittel eines vergleichbaren Vollzeiterwerbs ausmachen darf.

Beispiele: Chorleiter, Sporttrainer, Jugendgruppenleiter, Lehrtätigkeit an einer Fachhochschule und Kirchenmusike

Da ich ja Dipl. Musikpädagogin bin, frage ich mich, ob das Singen mit Senioren für mich als nebenberufliche Tätigkeit zählt?
Weiß das jemand?

Morgen gehtb es los-ich bin schon sehr gespannt. Gewünscht haben sie sich Schlager und Karnevalslieder (Oh weia)
Ich hab mir einige ihrer Wünsche zurechtgelegt und bin wirklich extrem gespannt. Die kölschen Lieder haben einiges an Überwindung gekostet, da hab ich immerhin zwei vorbereitet und lerne jetzt Kölsch, hehe, aber Udo Jürgens, ich muss es peinlicherweise zugeben, macht sogar Spaß :))
Ich hoffe sie singen auch ein paar schöne traditionelle Lieder mit mir.
 
Morgen gehtb es los-ich bin schon sehr gespannt. Gewünscht haben sie sich Schlager und Karnevalslieder (Oh weia)
Ich hab mir einige ihrer Wünsche zurechtgelegt und bin wirklich extrem gespannt. Die kölschen Lieder haben einiges an Überwindung gekostet, da hab ich immerhin zwei vorbereitet und lerne jetzt Kölsch, hehe, aber Udo Jürgens, ich muss es peinlicherweise zugeben, macht sogar Spaß :))
Ich hoffe sie singen auch ein paar schöne traditionelle Lieder mit mir.

Ich hab immer so Sachen wie "O Donna Clara" oder "Bummelpetrus" gespielt, des kannten die noch aus ihrer Jugend.

Aber inzwischen sind die Senioren auch moderner Musik wie Beatels, ABBA und eben auch Udo Jürgens aufgeschlossener.

In sofern wäre es auch nicht verwunderlich, wenn auch Georg Kreisler nicht mehr für das übliche Entsetzen sorgt.
 
Mir ist übrigens kein E-Piano bekannt, das nicht transponieren kann.
So habe ich mich Jahre durch eine Singgruppe geschummelt - die andere musste halt notiert singen.em😁
Der Singkreis in der Seniorenresidenz, den ich allwöchentlich betreue, trifft sich in einem Saal, in dem es kein E-Piano, dafür ein noch ziemlich neues Yamaha-Klavier gibt. Das nimmt einem das Transponieren nicht ab. Beliebt sind im Hause klassische Soloprogramme und auch Kammermusik. Allerdings muss ich dort am nächsten Samstag einen katholischen Gottesdienst außerplanmäßig begleiten. Nun gut, man tut, was man kann.
 
Kreisler im Altenheim ist hart. Je nach Song natürlich.
Sowas wie "Tauben vergiften im Park" kommt bestimmt mal gut an.

Im Altenheim ist Musik immer eine gute Sache ... ich habe aus meinem Zivi vor allem den sogenannten "blauen Montag" in Erinnerung. Da wurde gemeinsam gesungen, manchmal ein bisschen getanzt (auch sitzend). Das war immer schön. Da stand auch ein Klavier herum, und es hat sich eigentlich nie jemand beschwert, wenn ich in meinen Pausen ein bisschen gespielt habe.

Ich würde mich an den Sozialdienst eines Heimes wenden, wenn ich Musik mit den Alten anbieten wollte. Die haben ein eingeplantes Zeitbudget, und organisieren Feste und regelmäßige "Events" mit (ich hab im Zivi 40% im Sozialdienst gearbeitet).
Da wird auch mal Musik gebraucht und daher hatten die Sozialarbeiter auch viele Songbooks in ihrem Büro stehen ... ne Gitarre stand da auch rum.
Singen tun die Alten eigentlich fast alle gerne (zumindest die Frauen).

Geld ist da allerdings aus den bereits genannten Gründen nicht wirkllich zu holen. Ehrenamt oder einfach freiwilliges Engagement wird aber oft dankend angenommen - gerade weil das Geld und das Personal knapp ist.
 
So, das war wirklich schön heute!
Tatsächlich kamen die Volkslieder am besten an.
Schon bei „Love me tender“ sind sie ausgestiegen 😂
Andere deutsche Volkslieder konnten manche bis zur letzten Strophe mitsingen.
Es waren 12 Leute da. Ein kleiner Kreis.
Habe alle nach ihrem Beruf gefragt-viele ehemalige Lehrer, ein Ingenieur, eine Apothekerin… sehr schöne und schicke Tagespflege!! Alles ganz neu(neu eröffnet).
Es steckt einiges an Geld in dieser Tagespflege.
Aber ich war einfach froh, das zu machen, ohne an Geld zu denken.
Ein schönes Gefühl.

Ich werde mein Ehrenamt auf jeden Fall weiter machen.
Alle die auf so etwas Lust haben kann ich nur motivieren.
Hier spürt man Musik als Notwendigkeit.
Im Unterricht, gebe ich zu, spüre ich das oft nicht so stark, wobei ich immer noch denke, ich habe den schönsten Beruf den es gibt-gerade jetzt vor Schülerkonzerten, wenn alle üben und motiviert sind.

Vielleicht werde ich die „Bühne“ in der Tagespflege hin und wieder auch nutzen um für mich eine Generalprobe zu machen für ein Stück, was ich irgendwo live spielen muss. Win win sozusagen.

In zwei Woche spiele ich Weihnachtslieder-auch eine Möglichkeit, die Texte zu üben 😅

Wie sind eure Erfahrungen? Würdet ihr das auch ehrenamtlich machen?

Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wo man doch denkt, dass eine kleine Vergütung in solch einem gehobenen Heim angemessen wäre.
Aber jetzt sammel ich erst mal Erfahrung dort.

Wünsche allen einen schönen musikalischen Tag!
 
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