Mein Gehör hat einen Quintenschaden

Ich könnte mir auch vorstellen, dass es sinnvoll ist, bei einem nicht erkannten Ton diesen noch mal öfter anzuhören, bis man den Grundton statt der Quinte deutlich hört, dann auf die Quinte als Oberton konzentrieren, wieder auf den Grundton und anschließend die Quinte tatsächlich mal anspielen, damit das Gehör die verschiedenen Schwingungen auch differenziert und kein intuitives Raten ohne Korrektur erfolgt.
 
Es wäre mal einen Versuch wert, Töne und Intervalle nicht vom Klavier, sondern von der Orgel aus anzugeben, auf der man die Obertonstruktur durch die Registrierung verändern kann... - gibt es dazu irgendwelche Erfahrungswerte?

LG von Rheinkultur

Ich kann mit der Orgel zusammen nur singen, wenn ich nur einen 8 Fuß drin hab. Von einer anders registrierten Orgel, selbst wenn ein 8 Fuß mit dabei habe, kann ich keinen Ton abnehmen.
Ein weiteres Problem liegt auch darin, dass die Orgeln meistens nicht genau gestimmt sind, sondern etwas tiefer liegen. Das wäre kein Problem, wenn es sich exakt um einen halbton handelt, ist es meist aber nicht! Ich habe damals auf einer in B gestimmten Flöte mit Musik angefangen. Mein Klavier ist aufgrund des Alters auch genau (darauf habe ich geachtet) einen Halbton zu tief. Damit komme ich im Normalfall klar, ich wandel den Ton im Kopf einfach um.
Ich brauch immer etwas Zeit, mich nach häufigem Üben auf den B-Instrumenten wieder an eine normale Stimmung zu gewöhnen. Ein F in den Noten ist bei mir dann erstmal häufig ein E, wenn ich vorher den Bezug in meinem Kopf nicht änder. Vorm Singen im Chor gebe ich mir einige gängige Tonleitern auf dem Digi um gleich zu wissen, dass ich die Töne nicht mehr gedanklich transponieren muss. Das geht recht gut, ab und an geht es mir dann allerdings immer noch wie @Henry.
Allerdings kann ich absolut schlecht ansingen wenn der Ton gegeben wurde. Ich kann den Ton super ansingen ohne Referenzton, ich weiß ja was für ein Ton da in den Noten steht. Aber diese Referenztöne... nene die sind fast nieee exakt und verwirren mich sehr! Wer hat wieso dieses blöde Ansingen eigentlich erfunden?
 
Hat einer der hier mitlesenden und mitschreibenden Kantoren/Kirchenmusiker entsprechende Beobachtungen gemacht?

Ich kann dazu nur aus der Erfahrung mit einer Laiensängerin berichten, die sich bei der Abnahme des Tons von der Orgel mit dem 8' Salicional unheimlich schwer tat, mit dem 8' Gedackt allerdings gar keine Probleme hatte, und wenn ich zum Salicional noch die 4' Flöte hinzugenommen habe, ging es auch.
Unser Chor singt meist aus dem Altarraum, weil oben auf der Empore nicht so viel Platz ist und bekommt die Töne bei den Stücken ohne Instrument halt vom jeweiligen Dirigenten vorgesungen.
Da habe ich allerdings festgestellt, dass einige unserer Sänger, vor allem die Bassisten, große Probleme haben, den Anfangston von mir abzunehmen, weil unser Hauptchorleiter selbst Bass ist und in deren Stimmlage vorsingt, wozu ich trotz recht großem Stimmumfang auch nach unten einfach nicht in der Lage bin. Das resultiert dann schon mal in Beschwerden wie "Du hast uns aber gar keinen Ton angegeben". ;)
Aber diejenigen, die regelmäßig zu mir zur Stimmbildung kommen, können das inzwischen. Die anderen müssen es halt noch üben.
Ich werde das mal weiter beobachten, das ist eine spannende Frage.
 
Ich kann dazu nur aus der Erfahrung mit einer Laiensängerin berichten, die sich bei der Abnahme des Tons von der Orgel mit dem 8' Salicional unheimlich schwer tat, mit dem 8' Gedackt allerdings gar keine Probleme hatte, und wenn ich zum Salicional noch die 4' Flöte hinzugenommen habe, ging es auch.
Nach meinen Erfahrungen funktioniert die Tonangabe von der Orgel aus am besten, wenn man sich bei der Registrierung daran orientiert, wie man Gemeindegesang begleitet: Nach Flöten oder "streichenden" Stimmen singt es sich einfach schlecht.

Unser Chor singt meist aus dem Altarraum, weil oben auf der Empore nicht so viel Platz ist und bekommt die Töne bei den Stücken ohne Instrument halt vom jeweiligen Dirigenten vorgesungen.
Bei À-Cappella-Literatur kann man nur dringend dazu raten, die Tonangabe (plus etwaige Folgetöne in der jeweiligen Stimme) möglichst durch sauberes Vorsingen vorzunehmen. Vor dem Einstieg in die Aufführung eines Chorwerks passiert nämlich weitaus mehr als nur die Vorgabe der Tonhöhe. Der Einstieg in den ersten Spannungsbogen, die Atemführung als Grundlage für das sofortige Einsteigen in einem stabilen Tempo, die richtige Innenspannung für das Zusammenklingen der Stimmen in der ersten harmonischen Verbindung (gerade wenn nicht nur eine Stimme einsetzt) - und noch wichtiger, das Prinzip der Tonerzeugung: Töne werden mit der Stimme nun mal nicht wie auf einem Klavier angeschlagen. Wenn da Sachen grundlegend falsch laufen, dauert es im günstigsten Falle eben, bis "der Chor im Stück ist". Und im ungünstigsten Falle verändert sich die Qualität des Chorklangs zum Negativen, da perkussive Elemente des Spiels am Tasteninstrument und intonatorische Härten dauerhaft mit der Stimme abgebildet werden und Spuren hinterlassen. Eine bühnenreife Solistenstimme muss ein Chorleiter nicht haben, aber ein intonatorisch sauberes Vorgeben mit der Stimme ist Voraussetzung - auch wenn die Töne außerhalb der gewohnten Stimmlage nicht immer schön klingen.

Da habe ich allerdings festgestellt, dass einige unserer Sänger, vor allem die Bassisten, große Probleme haben, den Anfangston von mir abzunehmen, weil unser Hauptchorleiter selbst Bass ist und in deren Stimmlage vorsingt, wozu ich trotz recht großem Stimmumfang auch nach unten einfach nicht in der Lage bin.
Das musst Du aber auch gar nicht sein. Es ist üblich, dass Chorleiterinnen die Frauenstimmen in Originalhöhe und die Männerstimmen nach oben oktaviert angeben - Chorleiter tun dasselbe jeweils in umgekehrter Weise. Und zwar auch dann, wenn man in der Lage wäre, die Töne in Originalhöhe zu markieren. Beginnt ein vierstimmiger Choralsatz mit den Tönen a' (Sopran), cis' (Alt), e (Tenor) und A (Bass), gibt eine Frau a'-cis'-e'-a vor und ein Mann a-cis-e-A. Ich selbst singe Bass (im Männerchor Bass II), komme allerdings im entsprechenden Register mit der Stimme auch extrem hoch. Selbst unerfahrene Laiensänger deuten problemlos die Vorgabe in die gewohnte Oktavlage um. Irgendwann habe ich mal zum Spaß bei der Probe (im Wissen, was passiert) alle Töne in originaler Höhe angegeben. Was dann passiert? Der Sopran versteht die Vorgabe daraufhin als eine Oktave zu hoch und plötzlich versuchen die Sängerinnen zur Erheiterung aller aus dem Stand ein a'' zu schreien. Sollte eine Dirigentin dasselbe mit den männlichen Chormitgliedern anstellen, versuchen die Bässe eben ein Kontra-A zu grunzen, das allerdings nur nach heißer Luft und nicht nach Don-Kosaken-Chor klingt... .

LG von Rheinkultur
 
Es ist üblich, dass Chorleiterinnen die Frauenstimmen in Originalhöhe und die Männerstimmen nach oben oktaviert angeben - Chorleiter tun dasselbe jeweils in umgekehrter Weise.

Danke, das weiß ich und mache ich auch seit Jahren so. ;-)
:coolguy:


Selbst unerfahrene Laiensänger deuten problemlos die Vorgabe in die gewohnte Oktavlage um.

Bei uns nicht :-D
:lol::musik:
 
Danke, das weiß ich und mache ich auch seit Jahren so. ;-)
:coolguy:




Bei uns nicht :-D
:lol::musik:
Hallo, liegt vielleicht eine Störung der Kommunikation vor? Ich kenne das so, das der Chorleiter die Stimmen bei den einzelnen Tönen der Anfangstöne anschaut und gleichzeitig hörend kontrolliert, ob der Ton übernommen wurde; darum ist es zu meiner Zeit im Chor nie vorgekommen, dass behauptet wurde oder werden konnte, einer Stimme sei kein Ton gegeben worden.
LG
BP
 
Es ist nicht so, dass alle unsere männlichen Sänger das Problem haben, und sicher kommt bei dem ein oder anderen halt die altersbedingte Harthörigkeit sowie eine gewisse Sturheit dazu, aber ich sehe es insgesamt als etwas an, was man durch Üben und regelmäßiges Tun lösen kann. Da ich "nur" die Stellvertreterin bin und den Chor dann dirigiere, wenn unser Chorleiter verhindert ist, ist diese Regelmäßigkeit auch überschaubar.
Bevor ich meinen jetzigen Chor kannte, konnte ich mir auch nicht so recht vorstellen, dass es Menschen gibt, die auch nach mehr als 30 Jahren Chorsingerei kein Interesse am Notenlesen haben und es immer noch nicht können. Aber die Welt ist halt bunt, und würden wir alle aussortieren, die sich schwer tun, hätten wir nur noch ein Quartett. ;-)
 
Habe mir zum Spaß eine Gehörbildungsappp runtergeladen und bei ein wenig rumprobieren (am Klavier angeschlagenen Ton benennen etc.) habe ich tatsächlcih noch einen kurzen aber komischen Nachtrag. Mir ist aufgefallen, dass ich einige Töne habe, die ich bevorzugt sofort richtig erkenne. Bei den meisten muss ich kurz überlegen, wegen den oben angesprochenen verschiebung um Halbtöne durch die B-Instrumente und der "Eichung", treffe aber doch sofort den richtigen Ton. Selten ist er um jenen Halbton daneben, da war die Konzentration dann wohl weg.
Aber es gibt eine Ausnahme, die ich erstaunlich oft nicht treffe: das c. Es ist relativ egal in welcher Lage es ist, ein c ist bei mir immer irgendwie ein d. Das d wiederrum erkenne ich immer sicher als solches. Wie kann denn das sein, dass ich 2 unterschiedliche Töne fürs d im Kopf hab?
 
Ich höre "fast absolut", bzw. scheinbar in einem anderen Tonsystem: Für mich hören sich Töne welche sich um eine Quinte unterscheiden nahezu gleich an.

Das Frequenzverhältnis zweier Töne die im Quintabstand stehen ist ein sehr einfaches - und zwar 3:2.
Vergleicht man die Klangspektren dieser beiden Töne so stellt man fest dass jeder zweite Teilton des oberen Tons in der gleichen Frequenz schwingt wie jeder dritte Teilton des unteren Tons.

upload_2017-1-1_18-15-22.png

Somit besteht eine gewisse klangliche "Ähnlichkeit" zwischen beiden Tönen.
Dass Du das Phänomen allerdings nur beim Hören der Intervalle f# - c# und eb - bb empfindest erklärt das auch nicht.

PS
Trainiere das viel wichtigere relative Hören.
 

Bevor ich meinen jetzigen Chor kannte, konnte ich mir auch nicht so recht vorstellen, dass es Menschen gibt, die auch nach mehr als 30 Jahren Chorsingerei kein Interesse am Notenlesen haben und es immer noch nicht können. Aber die Welt ist halt bunt, und würden wir alle aussortieren, die sich schwer tun, hätten wir nur noch ein Quartett. ;-)
À propos Chor und Quartett: Es gibt gar nicht selten Chöre (in der Regel Männerchöre), die als Solo- oder Doppelquartett begonnen und den Namen "Quartettverein" auch dann noch beibehalten haben, als die Mitgliederzahlen zunahmen. Eine andere Variante ist die Fusion ursprünglich selbständiger Chorvereine, von denen einer ursprünglich diese Bezeichnung trug. Nicht selten werden dann die jeweiligen Namen und/oder Gründungsjahre bei der neuen Namensgebung zusammengeführt - wenn schon mindestens einer der Vereine nominell sterben muss, soll wenigstens der Name weiterleben, damit der meist ursächliche Mitgliederschwund nicht durch die meist nicht von allen gewollte Vereinigung ein weiteres Mal zunimmt. Oft wird erwartet, dass beispielsweise beim Zusammenschluss zweier kaum mehr einzeln leistungsfähiger Vereine von jeweils zwanzig Mitgliedern ein wieder stattlicher Verbund von vierzig Mitgliedern entsteht. In der Praxis werden allerdings meist nicht mehr als dreißig Mitglieder einen solchen Neuanfang wagen - die übrigen sehen in solchen Veränderungen eine willkommene Gelegenheit zum Ausstieg... .

LG von Rheinkultur
 
Mir gehts wie Bassplayer. Ich kann meist, wenn ich etwas darüber nachdenken kann, einen Ton auch ohne Referenzton exakt benennen, wenn´s hoch kommt, mit einer großen Sekunde Abweichung.

Dabei orientiere ich mich aber an meiner Gesangsstimme. Oder an Liedern, die ich sehr gut kenne, die spielen bei mir im Kopf auch meist in der Originaltonart.

Ein Absoluthörer bin ich aber nicht, dafür brauche ich zu lange, um einen Ton zu benennen.
 

Zurück
Top Bottom