Gehörbildung: Quarte vs Quinte

Redo

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Hallo Zämä

Beim Bestimmen von Intervallen kann ich oft die reine Quarte nicht von der reinen Quinte unterscheiden.
Dies passiert mir vor allem, wenn die Töne zusammen erklingen (harmonic interval), bei tiefen Tönen aber auch wenn sie nacheinander erklingen (melodic interval).

Meine Vorgehensweise war anfangs so, dass ich einfach versucht habe, vom Startton aus eine chromatische Tonleiter zu konstruieren und mitzuzählen. Später habe ich mir dann gängige Stücke/Melodien für die jeweiligen Intervalle eingeprägt (Quarte = Franz. Nationalhymne, Martinshorn - Quinte = Star Wars Song).

Klappt auch ganz gut, wenn ich die Töne nacheinander höre.

Bei den harmonischen Intervallen (wenn dies der korrekte Deutsche Ausdruck ist für zusammen erklingende Töne) orientiere ich mich eher an der "Reibung" welche die Töne erzeugen. Schwierig zu erklären, aber ihr wisst glaub ich schon was ich damit meine.
Klappt auch nicht schlecht, nur eben bei der Quarte und der Quinte ist es oft einfach ein Raten für mich, da keine der beiden für mich eine eindeutige "Reibung" erzeugt welche ich zuordnen kann.

Habt ihr Tipps wie man das lernen kann? Oder einfach bloss üben, üben, üben?

Merci & Gruess

Reto
 
Also mir hat folgendes viel gebracht:
- Intervalle anhören und explizit aufschreiben "wie" sie für mich klingen (z.B. kleine Sexte: Magisch, Reine Qunite: Beknackt, Quarte: "rasselnd", ...)
- Beim Klavierspielen während des Spiels nach dem Gehör die Intervalle bestimmen die man gerade spielt (ist bei "kontrapunktisch gesetzter" Musik sinnvoller als bei mit "Funktionsharmonik beschreibbarer" Musik. Mach das mal mit Bach!). Dabei verknüpft man gut auch akustische und haptischen Eindruck.
- Mehrstimmige Diktate, Stücke nach Gehör aufschreiben...wenn man das jeden Tag diszipliniert macht trainiert man sein Gehör sehr effektiv und beginnt die kleinen Unterschiede zwischen manchen Intervallen viel besser zu erkennen.
- Und das alles je nach Talent Jahrelang...Jahrzehntelang...machen :D
 
Ich hör bei einer Quarte stets die Auflösung in die Terz mit, daher ist sie für mich einfach zu erkennen :-)
 
Ich hör bei einer Quarte stets die Auflösung in die Terz mit...
wohl kaum:

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hören
 
Zwei Fragen, dich ich überhaupt nicht verstehe. :blöd:
 
ist doch nicht schwer: wenn ich z.B. Quarten üben will, dann soll das doch einen Sinn haben, oder? Geht mir jedenfalls so. Und da frag ich mich doch, welchen Bezug hat die Quarte zu meinem Leben, meiner Musik. Will ich sie z.B. in der Musik wiedererkennen? Wenn sie aber in der Musik nicht isoliert auftaucht, werde ich sie auch nicht - wie in obigem Beispiel - innerhalb der Musik wiedererkennen, sofern ich sie nur isoliert geübt habe und sie nur anhand von Hilfskrücken wie "Auflösung zur Terz" oder "Marseillaise" (*) erkenne. Und da stellt sich die zweite Frage: wo bleibt der Sinn, isolierte Intervalle zu üben?

Natürlich steht es jedermann und jederfrau frei, Intervalle als Sport zu trainieren. Aber, da dieser Sport weder das Herz stärkt, noch den Cholesterinspiegel senkt, käme er für mich persönlich jetzt nicht infrage.

*)
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Will ich sie z.B. in der Musik wiedererkennen? Wenn sie aber in der Musik nicht isoliert auftaucht, werde ich sie auch nicht - wie in obigem Beispiel - innerhalb der Musik wiedererkennen, sofern ich sie nur isoliert geübt habe und sie nur anhand von Hilfskrücken wie "Auflösung zur Terz" oder "Marseillaise" (*) erkenne. Und da stellt sich die zweite Frage: wo bleibt der Sinn, isolierte Intervalle zu üben?

Mir geht es in erster Linie darum, irgendwie zu lernen, Stücke auch nach Gehör spielen zu können. Heute geht das bei mir nur sehr mühsam über "Trial & Error".

Ich habe mir erhofft, durch das Üben von Intervallerkennung, die Fähigkeit, Stücke nach Gehör zu spielen, zu verbessern.

Falscher Ansatz?

Gruess und schon mal Danke für die Antworten!
 

Der Begriff "Auflösung zur Terz" betrachtet das Intervall ja gerade nicht isoliert sondern im Kontext (ich habe so eine "Hilfskrücke" z.B. bei der Septime: "Auflösung zur Terz" wenn es um das Erkennen eines sus4-Akkordes geht).
Wenn man das Erkennen eines Intervalles/Akkordes isoliert üben will, nimmt man sich halt solche "Krücken" aus hörgewohntem Kontext zu Hilfe. Und diese Hörgewohnheiten sind bei jedem sicherlich unterschiedlich und lösen unterschiedliche Dinge aus (Bilder, Farben, Gefühle...).

Und den Sinn dahinter hat Redo bereits geschrieben.
 
Geht´s um Melodie oder um Harmonie? Wenn letzteres sind die Intervalle doch nicht so ausschlaggebend, sondern eher die Funktionen. Ich merke mir das so, dass sich Dominante nach oben, und Subdominante nach unten auflöst. Das hat wohl mit der Stimmführung am Klavier zu tun. Es ist auch etwas kontraintuitiv, weil man ja vom Quintfall spricht (aber gehört löst es sich nach oben auf).
 
Hallo Reda, dass Du Quarten und Quinten gern verwechselst, liegt sicher daran, dass es sich um sog. "vollkommene Konsonanzen" handelt, wie auch die Oktave: da reibt sich nichts, und gibt auch nicht den Terz/Sext-Wohlklang. Übrigens: nicht immer hat man Terzen und Sexten als Konsonanzen gefühlt, wie wir heute, sondern sie als "unvollkommene Konsonanzen" bezeichnet. Gleichwie: Eine Hilfe ist für die Quart natürlich das Martinshorn in Deutschland, es ist eine reine Quarte. Warum ausgerechnet die Quarte?( In Italien ist es z.B. die große Sexte): Weil die aufsteigende Quart etwas "feierliches, Achtsamkeit Hervorrufendes hat. Denk an die Ouvertüre zum Te Deum von Charpentier, bekannt als "Eurovisionsmelodie".
Ich würde nicht innerlich die chromatische Tonleiter heraufdudeln, um dann beim 5. Schritt auf der Quarte zu landen, etc..es ist viel zu kompliziert und langwierig.
Ebenso können Liedanfänge bei der Quinte sehr hilfreich sein, als auch die innerliche Ergänzung durch große oder kleine Terz zu einem Dur-oder Moll-Dreiklang. Jeder muss da seinen Weg finden, mit der Zeit werden diese Hilfsmittel immer weniger nötig, das Gehör bildet sich.
 
Der Begriff "Auflösung zur Terz" betrachtet das Intervall ja gerade nicht isoliert sondern im Kontext
genau gesagt: in einem Kontext, nämlich dem, daß die Quarte als Vorhalt auftaucht oder zumindest einer sein könnte, wie beim sus4. Ich habe aber nun schon zwei Beispiele gepostet, in denen die genannten Krücken absolut nutlos sind, weil eben dieser Kontext nicht existiert. Das muss man zumindest wissen.

Eine Hilfe ist für die Quart natürlich das Martinshorn in Deutschland, es ist eine reine Quarte...
...manchmal. Von der kleinen Terz bis zum Tritonus ist mir da schon alles untergekommen. Mal ganz abgesehen vom Dopplereffekt...

jo!
 
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Ist ja richtig. Üblicherweise braucht man Krücken ja auch nur am Anfang des "Hören-Übens". Später erkennt man die Intervalle sicher auch ohne die Eselsbrücken.
 
Das schöne am Rastamann/Solmisator/ThumbsUp ist ja dass er eigentlich gute Beiträge liefern könnte, die aber durch seine furchtbar aggressive Art kaputt macht :konfus:

Naja: Jede vernünftige Gehörbildung fängt klein an und trainiert Intervalle isoliert - dabei geht es nicht zwangsläufig darum, das Intervall richtig zu bennnen, sondern ein Gefühl für den Raum zwischen den tönen zu entwickeln. Gleichzeitig lernt man so auch typische Wendungen kennen (zu denen der Quartvorhalt seit Jahrhunderten gehört).

Beim funktionalen und mehrstimmigen hören ist es nämlich von großer Bedeutung, in Strukturen und nicht linearen Tonverläufen zu hören. Sonst hat man keine Chance, ein Melodiediktat zu überstehen.

Das sind zumindest meine Erfahrungen:super:
 
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Bin ich froh, dass ich Absoluthörer bin :blöd::blöd::blöd:
 
Jede vernünftige Gehörbildung ... trainiert Intervall isoliert
Meine Vorbereitungsschüler haben das große Glück, daß ich keine "vernünftige" Gehörbildung betreibe. Deswegen bestehen sie auch immer die Aufnahmeprüfungen. Obwohl da nur ganz vernünftig Intervalle und so Zeugs abgefragt werden.

Manche kommen übrigens, nachdem sie lange "vernünftig" geübt haben und sich wundern, daß sie nach wie vor die einfachsten Aufgaben nicht aufschreiben können.
 
Was genau wäre denn Dein Ratschlag @Solmisator ?
 

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