Hammerköpfe erneuern

Update: Das Angebot für die Lösung mit Neubefilzung war nicht wesentlich unter dem für neue Köpfe, Stiele und Kapseln. Ich habe mich daher für letztere entschieden; ...
Wenn der Kostenunterschied keine so große Rolle spielt, könnte dann auch die Überlegung eine Rolle spielen, daß man ja ggfls auch vergleichsweise die alten kompletten Hämmer noch hat?
Werden die kompletten Hämmer nach den alten Mustern gemacht, oder kann man auch nur angeben für welches Instrument die passen sollen?(vermutlich ein naive Frage).

Gruß
Manfred
 
Werden die kompletten Hämmer nach den alten Mustern gemacht, oder kann man auch nur angeben für welches Instrument die passen sollen?(vermutlich ein naive Frage).
Ich habe Hämmer für einen Grotrian-Flügel (erster, letzter und die Spreizenübergänge) an Abel geschickt. Es wurde dann genau diese Bauart und Größe geliefert.
Toni
 
Danke, dann werden die wohl eine Datenbank haben, die vielleicht nicht nur aktuelle Hersteller enthält, sondern auch noch nicht mehr produzierende wie Ibach usw.

Nun, bei mir wurde kein spezieller Ehrbar-Hammersatz geliefert, sondern einer, dier in vergleichbaren Instrumenten zum Einsatz kommt, im konkreten Fall ein Hammersatz, wie er bei Bösendorfern dieser Größe verwendet werden kann. Das Gleiche gilt für die Stiele und Kapseln.

Meine alten Hämmer und Stiele als Vorbild zu nehmen, wäre insofern nicht sinnvoll gewesen, als diese, wie sich gezeigt hat, ganz sicher keine Originalteile waren. Der Flügel wurde einmal einer größeren Überholung unterzogen und dabei wurden günstigere Materialien verwendet, als es einer Überholung nach Ehrbar-Standards üblich gewesen wäre. Die Mechanik stellte Ehrbar nicht selbst her, sondern kaufte sie von Schwander zu. Auch die Hämmer hat Ehrbar wohl nicht selbst hergestellt.

Ich gehe davon aus, dass man sich, auch wenn man bei Abel neu befilzen lässt, für bestimmte Hammertypen mit vorgegebenen Dimensionen entscheiden muss, die dann als äquivalent zu Hämmern, wie sie in bestimmten Marken und Modellen verwendet wurden, angesehen werden.

Wäre interessant, da mehr darüber zu erfahren: Hat jedes Klaviermodell sein eigenes Hammersatzmodell?

Liebe Grüße
Gernot
 
So, seit Donnerstag habe ich wieder ein funktioniertendes Instrument :-)

Ums ganz kurz zu machen: Ich bin wirklich sehr zufrieden. Die Überarbeitung brachte wirklich enorm viel, sowohl in klanglicher wie auch in spieltechnischer Hinsicht.

Die neuen Hammerköpfe bringen einen klareren, tragenderen Klang bei größerer dynamischer Bandbreite. Im Diskant wird wahrscheinlich noch etwas Intonationsarbeit nötig werden, ich habe mich aber dafür entschieden, damit noch bis zur nächsten Stimmung zu warten, um zu sehen, wie sich das Klangbild entwickelt, wenn die Hämmer etwas eingespielt sind.

Wen es interessiert, hier zwei Klangproben: Diverses, Aufnahme einer aktuellen Baustelle.

Die Hammerköpfe sind etwas größer und damit auch schwerer als die alten. Das spürt man auch. Das ist mir aber ohnehin recht, weil die Klaviatur schon sehr leichtgängig war. Ich bin auch wirklich froh darüber, auch die Tastengarnierungen gemacht haben zu lassen. Es ist jetzt alles spürbar stabiler und gleichmäßiger.

Es ist, als hätte ich einen neuen Flügel :-) Bin daher ziemlich beflügelt ;-) Einziger Wehrmutstropfen: ich werde in den kommenden Tagen wenig Zeit haben, weil ich mich auf einen Kongress vorbereiten muss...

Danke nochmal allen hier für die Infos zum Thema!

Liebe Grüße
Gernot
 
Ich trage mich auch mit dem Gedanken die Hammerköpfe meines Ibach Flügels neu zu befilzen zu lassen.
Kann man bei neuen Hammerkopffilzen das dann höhere Niederdruckgewicht statt Blei in den Tastenvorderlängen auch durch Ausbohren von Holz in den Tastenhinterlängen, Hammerkernen, oder sonstwo ausgleichen, also Masse wegnehmen? Perforierte Bauteile sind ja mechanisch nicht unbedingt wesentlich schwächer.

Derzeit liegt das Niederdruckgewicht in der Mittellage bei 47 bis 48 g mit abgehobenen Dämpfern. 50 g wären sicher noch akzeptabel und wohl sowieso ein Normalwert.

Ich habe wegen meiner verschlissenen Fingergelenke Bedenken gegen höhere Spielgewichte.

Meinen Klavier-Simulator CA65 würde ich auch gerne pimpen. Die 58 g Niederdruckgewicht spüre ich schmerzhaft in 2 Fingergelenken (1 und 5 rH).

Gruß
Manfred
 
Danke Toni für die Info. Da die Unterschiede je nach Zustand der Hammerköpfe je unterschiedliche sind, liest man wohl kaum etwas über konkrete Angaben. Aber mich würden ja doch Zahlen interessieren, also wieviel macht 1 Gramm zusätzlich im Hammerkopf im Niederdruckgewicht aus, oder auch wieviel schwerer ist ein neuer Filz gegenüber einem alten abgespielten Filz typischerweise?

Gruß
Manfred
 
Auch ich überlege, meinem Feurich-Flügel neue Hammerköpfe und Saiten zu spendieren. Die aktuellen sind mittlerweile fast 40 Jahre alt. Ich gehe davon aus, dass ich mit der Wahl der Materialien das Ergebnis stark beeinflussen kann. Ein wesentliches Ziel ist es, eine grosse Modulierbarkeit zu erreichen. Der Ton soll dabei zwar klar sein, darf aber nicht "beissen", oder nur im fortissimo.
Die Frage an die Experten ist jetzt, welche Materialien sich anbieten und was für Auswahl ich habe. An Parametern, die eine Rolle spielen, habe ich bisher identifiziert:

- Saitenstärke + Material (Bass: Form)
- Hammerköpfe: weich/hart, Form (angespitzt), Material, Gewicht

Für die meisten Parameter werden durch die vorhandene Geometrie schon mehr oder weniger enge Grenzen gesetzt sein. Was davon kann ich sinnvoll beeinflussen?
Ich höre immer, dass Basssaiten von Heller sein müssen. Gibt es im Diskant auch Unterschiede?
Gibt es bei Hammerköpfen in Bezug auf Modulierbarkeit Unterschiede? Ist z.B. mit weichen Köpfen der Ton immer stärker modulierbar?

Fragen über Fragen... für die eine oder andere Anregung wäre ich dankbar :)
 
Schon wieder eine bange Frage meinerseits, die hoffentlich nicht zu doof ist und von der bitte niemand der gelernten Klavierbauer sich unangenehm berührt fühlen möge:

Nehmen wir mal an, man ist Laie. ;-)
Daher gibt man den Auftrag der Neubefilzung an einen Klavierbauer mit eigener Werkstatt. Gehe ich recht in der Annahme, dass derjenige weiß, was zu tun ist? Oder bedarf es besonderer Hinweise? Man kann ja offenbar zwischen einigen Varianten wählen - woher weiß man, welche man haben möchte?

Meine Hauptsorge ist, dass der Flügel schwergängiger wird und einen anderen Klangcharakter bekommt. Michael kannte mich lange genug, um genau zu wissen, wie ich es haben möchte. :cry2: Wie soll ich das einem Außenstehenden erklären? Ich habe erhebliche Sorge, dass es mir an fachspezifisch präziser Ausdrucksweise fehlt, um meine Vorstellung verständlich zu machen. :schweigen:
 

Hallo Barratt,

am besten, du redest mit deinem Klavierbauer genau darüber. Beschreiben kannst du sicher, was du möchtest und was dir gefällt. Ob das genau die gleiche Sprache ist, wie es der Klavierbauer beschreiben würde?... wahrscheinlich nicht. Aber das ist ja das interessante. Jeder hört, empfindet und beschreibt Klang anders.

Du musst mit deinem Klavierbauer eine gemeinsame Sprache finden und so lange mit ihm das besprechen, dass er weiß, was du möchtest.

Man kann mit der Wahl des Filzes beim Befilzen schon einmal den Grundcharakter der Hammerköpfe und somit des zukünftigen Klangs sehr stark bestimmen. Der Rest liegt in der Intonationskunst des Klavierbauers.

Liebe Grüße
Martin
 
Ich habe vor meine Hammerköpfe neu befilzen zu lassen, falls es nicht sinnvoller wäre auch den Hammerkopf komplett mit Stiel liefern zu lassen. Ich kann mich erinnern, daß Micha mal demonstriert hat, wie er die Achsen kontrolliert hat, weiß aber nicht mehr welche.
Ich habe mal die Nummern 1, 87, 88 ausgebaut und ein kleines Video gemacht. Nach dem Ausbau könnte ich dann alle so testen, wenn ich denn irgendeine Erkenntnis daraus entnehmen könnte.
3 Hammerachsen im Video

Die sind also unterschiedlich. Geht vielleicht eine zu leicht, vielleicht ausgeschlagen, geht eine zu schwer, eine richtig? Wahrscheinlich werde ich ja auch welche finden, wo die sich gar nicht bewegen?

Gruß
Manfred
 
Ich würde fast sagen, alle gehen zu schwer. Als Micha meine Achsen gemacht hatte, pendelten die danach.
 
Mit einer Federwaage kann man den Widerstand genau messen. Je nachdem, wen man fragt, soll er ca. 2-3 g sein oder ca. 4-5 g. Neue Hammerstiele haben eher weniger Widerstand. Die aktuelle Philosophie von Renner ist: Widerstand fast eliminieren und dafür mehr Masse im Hammerkopf. Die PTD Anhänger wollen dagegen mehr Widerstand

Ohne Waage gibt es zwei Tests.

1. Schwingtest
Halte die Kapsel senkrecht nach unten. Lasse den Hammerkopf hin- und her schwingen. Je nach gewünschtem Widerstand soll der Hammer 3-5 Auslenkungen machen und dann stehen bleiben.

2. Tippen
Halte den Hammerstiel und die Kapsel waagerecht in einer Linie. Die Kapsel sollte von selbst in waagerechter Position bleiben. Tippe von oben auf den Hammerstiel auf der Höhe des Röllchens. Die Kapsel soll sich nach oben bewegen. Tippe von unten auf das Röllchen. Die Kapsel soll sich nach unten bewegen.

Ist dies der Fall, dann hat die Kapsel ca. 3-4 g Widerstand. Bei erheblich mehr Widerstand bewegt sie sich nicht so wie gewollt und bei weniger fällt sie von selbst aus der waagerechten Position nach unten.

Viele Grüße
Martin
 
Danke Peter und Martin,

die Beschreibung zum Pendeln verstehe ich, die Tipmethode aber nicht.
Pendeln können alle 3 Hämmer. Der leichteste die Nr 88 etwa 3 Mal, die Nummer 87 und 1 (also der schwerste) pendeln 5 bis 7 Mal. Ich hätte nicht erwartet, daß 87 genauso pendelt wie 1.
Eigentlich ist das ja eine unfaire Methode, schließlich hat die Masse einen Einfluss. Wenn der nicht der Fall ist, müßte der Reibungswiderstand gegen 0 gehen und nur der Luftwiderstand bremst den Hammer 1 mehr und kompensiert die Masse.
Mir ist die Renner Philosophie mit Widerstandminimierung sympatischer. Mehr Masse bekomme ich mit neuen Filzen sowieso.
 
Michael zeigte mir mal, daß sich die Kapsel mit eingesteckter Schraube durch die Schwerkraft langsam aber sicher nach unten bewegen soll.
Toni
 
Hallo Manfred,

ich habe mal ein Video dazu aufgenommen.

Die erste Kapsel hat eine Reibung von 2 g. Die Kapsel fällt schon ohne Schraube nach unten. Beim Schwingtest hat der Hammer 9-10 Auslenkungen.

Die zweite Kapsel hat eine Reibung von 5 g. Man kann den Tipptest machen. Beim Schwingtest hat der Hammer 5 Auslenkungen.

Ich habe neue Renner-Hammerstiele auf Lager. Die abgekehlten, also die für den Diskant, haben 2 g. Die nicht abgekehlten, haben 4 g. Bei 4 g funktioniert der Tipptest auch.

Die Achsreibung dient als Dämpfung im System. Hammer mit mehr Masse vertragen mehr Dämpfung als Hammer mit weniger Masse. Deshalb darf im Bass die Reibung höher sein. Der Schwingtest sollte aber etwa das gleiche Ergebnis zeigen über den gesamten Bereich.

Viele Grüße,
Martin
 
Dem schließe ich mich an!
 
Danke Martin, jetzt habe ich auch den Tiptest verstanden. Der geht bei meinen 3 ausgebauten Hämmern aus nun verständlichen Gründen nicht. Aber was bedeutet "ohne Schraube"? Im Video ist die Schraube doch drin und begünstigt das Absenken der Kapsel.
Bei mir sind dann 2 der Hämmer mit etwa 10 Auslenkungen ziemlich gleich Deinem Beispielhammer. Ich hatte vorher von 5 Schwingungen geschrieben, also 10 Auslenkungen. Das wäre dann ein Wert, der so ok ist. Da verständlicherweise mehr Masse mehr Reibung toleriert, kann der Schwingtest ja auch überall gleich sein, oder? Der Tiptest berücksichtigt aber die Masse nicht.
 

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