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Ähh ja, man ersetze bitte "Pianist" durch "Musiker". :DRK schrieb:aber was mir echt neu ist: hat der Kremer Gidon von der Violine zum Klavier gewechselt???
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Ähh ja, man ersetze bitte "Pianist" durch "Musiker". :DRK schrieb:aber was mir echt neu ist: hat der Kremer Gidon von der Violine zum Klavier gewechselt???
Gerade heute sagte meine Professorin noch: Unmusikalische Leute, die nicht so stark empfinden, haben viel weniger technische Probleme, gerade weil sie die musikalische Spannung nicht fühlen, sondern sich einfach um die richtigen Noten kümmern können. Musikalische Leute haben oft irgendwo die musikalische Spannung als Verspannung sitzen, anstatt sie direkt von innen nach außen über's Instrument zu leiten. Das muss man erst lernen und wenn man das kann, dann ist man wirklich frei und kann wirklich gestalten.
und davon abgesehen ist höchst zweifelhaft, ob begeisterungsfähiges "Massenpublikum" in Sachen interpretatorischer Qualität einen Rieu von einem Kremer überhaupt unterscheiden kann... :D:D:D:D
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nichts, absolut gar nichts spricht gegen eine "technisch" möglichst gekonnte Beherrschung, im Gegenteil, sie ist Voraussetzung -- und es ist eine gerade im deutschsprachigen Kulturraum absurde Vorstellung, die andernorts nicht geteilt wird, dass Virtuosität und musikalische Durchdringung Gegensätze seien
Unmusikalische Leute, die nicht so stark empfinden, haben viel weniger technische Probleme, gerade weil sie die musikalische Spannung nicht fühlen, sondern sich einfach um die richtigen Noten kümmern können. Musikalische Leute haben oft irgendwo die musikalische Spannung als Verspannung sitzen, anstatt sie direkt von innen nach außen über's Instrument zu leiten. Das muss man erst lernen und wenn man das kann, dann ist man wirklich frei und kann wirklich gestalten.
An oberster Stelle steht technische Perfektion, danach die Musik. Gerade heute abend war Klassenabend unserer Klasse - da hat eine ganz wunderbare Waldszenen von Schumann gespielt, wunderbar musikalisch und herrlich gestaltet - damit würde sie aber keinen Blumentopf gewinnen auf einem Wettbewerb, das wäre zu einfach, zu wenig effektvoll
Dem gegenüber haben wir ein Chopin Scherzo gehört, welches weitaus mehr her macht technisch, es war fehlerfrei gespielt, aber hat mich nicht annähernd so berührt, wie die wunderbar gespielten Waldszenen.
Umgekehrt habe ich CD-Aufnahmen von früher, wo teilweise richtig hörbar falsche Noten drauf sind, die Aufnahmen packen mich aber um Welten mehr als eine "geleckte" Aufnahme von heute, gerade weil der Pianist auf der älteren CD sich getraut hat, die musikalische Energie durchzuziehen
Diejenigen, die Weltkarriere machen wollen, müssen beides haben, sagte mal meine Prof. und sie hat da glaube ich sehr recht damit. Fakt ist aber, dass das "unglaublich hohe Niveau" vor allem erstmal ein technisches ist.
Aber dann auf der anderen Seite ist irgendwo im Hinterstübchen dann doch jeder total vorsichtig, wenn es z.b. an eine Mozartsonate geht - da kann man sich nämlich nicht verstecken, die muss musikalisch genauso sauber sein wie technisch. Da gibt es anscheinend unter Musikern dann doch noch das Bewusstsein, dass "Schwierigkeit" sich auch und vor allem auch auf Musikalität bezieht und wahres Können sich auch gerade an sowas zeigt.
Man muss sich nur anschauen, welche Kunst/Künstler ihre Zeitgenossen "überleben", d.h. in der Zeit überdauern. Es sind im wesentlichen diejenigen, die ihre jeweilige Epoche geprägt haben. Entweder dadurch, dass sie Neues erfunden bzw. weiterentwickelt haben, oder indem sie den Zeitgeist eingefangen haben und quasi in einer "Zeitkapsel" konserviert haben.
Ich denke, große Künstler, wie Kremer sie fordert, sind Pioniere, die Wege gehen, die noch keiner vor ihnen gegangen ist (...) Bleiben im durchkommerzialisierten Kunstbetrieb noch Nischen frei, in denen Neues überhaupt noch den Freiraum und die Zeit hat, sich zu entwickeln?
Gab es jemals eine Zeit, in der das nicht so war?An dieser Stelle setzt seine Kritik an: Kunst ist weitestgehend kommerzialisiert.
"Kunst ist weitestgehend kommerzialisiert."
Aber:
Gab es jemals eine Zeit, in der das nicht so war?
Ich verstehe nur eines immer noch nicht: was ist daran so verdammenswert? (falls das überhaupt so zutrifft?) Wenn ich Musik suche, hör' ich mir eben das an, was zeitgenössische oder sonstige Künstler so gemacht haben, und entscheide für mich.Die Durchkommerzialisierung ist heute größer als früher
Das war doch aber schon bei Mozart so. Natürlich haben sich die Möglichkeiten der Vermarktung geändert (auch und insbesondere die Zielgruppen), aber die Vermarktung der Kunst selbst ist geblieben, wie sie immer war....glaube ich.Die Kunstindustrie entwickelt Stars, (...) weil sich Stars am gewinnbringensten vermarkten lassen.
Und heute mutiert der Künstler eben mehr zur Milchkuh, die tüchtig gemolken werden soll
...hat irgendwer irgendwo die Lisztsche h-Moll Sonate technisch astrein bei einer Aufnahmeprüfung, also der Beginn des Studiums, gespielt???? ...mon dieu, es ist ein Segen der Götter, wenn man die am Ende des Studiums technisch astrein hinkriegt...
nichts, absolut gar nichts spricht gegen eine "technisch" möglichst gekonnte Beherrschung, im Gegenteil, sie ist Voraussetzung -- und es ist eine gerade im deutschsprachigen Kulturraum absurde Vorstellung, die andernorts nicht geteilt wird, dass Virtuosität und musikalische Durchdringung Gegensätze seien (und zu diesem altbackenen Thema gibt es auch genügend Literatur mittlerweile)
. . . .ist allerdings hundertprozentig hirnrissig und zeugt von der sehr unangenehmen Kombination Ahnungslosigkeit & Großkotzigkeit.Ich sage nicht, dass der Kram immer schlecht ist. Aber Popmusik ist was anderes als Musik.
. . .
Kremer erzählt vom Interview mit einer berühmten Kollegin – „auf die Frage, wie sie zu ihren Interpretationen komme, antwortete sie ungerührt, sie höre sich sämtliche CDs an und nehme das Beste daraus“
Die Technik muß so hoch entwickelt sein (für ein Stück) daß man sich ihrer völlig ungehindert bei der musikalischen Gestaltung bedienen kann. Dann "jibbet" es auch keine Probleme.
Verspielfehler müssen einfach nicht sein. Nicht in den Musikaufnahmen in meiner Sammlung. Mein Kommentar dazu: da hat jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht.
Nee, aber wenn mich nicht Alles täuscht, der Vater des Künstlers, der seine Kids wohl überall vorgeführt hatte. Ich sehe da jedenfalls viele Parallelen zu Garrett, LangLang & Co.Cembalist schrieb:Eins wollte der Mäzen jedoch nicht: Mit seinem Künstler Geld verdienen.
Tausche die Fürsten gegen Plattenverlage, Presse und Medien aus und Du hast heute genau das Gleiche.Forte schrieb:Mozart wurde im wesentlichen von Fürsten ausgehalten (weitere Einnahmen durch Konzerte waren ihm bei seiner zweiten Anstellung in Salzburg z.B. verboten!)
Da ihm das nicht passte, machte er sich als Komponist selbstständig, war die meiste Zeit in Geldnot und starb verarmt.
...
Das wäre heute etwas anders...
du solltest das, was dich völlig zurecht begeistert, allerdings genauer beschreiben: die völlig unerheblichen Fehler dort - bei Horowitz - resultieren nicht aus einem Mangel an technischer Beherrschung, sie sind zufällig (sowas passiert)Ich sprach z.B. von einer hervorragenden und absolut inspirierenden CD von Horowitz: Horowitz in Moskau. Da gibt es eine Aufnahme von Scrjabins "Patetico"-Etüde. Da versemmelt er an einer Stelle den Sprung in der lH und haut im fff falsche Noten ins Klavier, aber es ist sowas von egal und es ist sowas von VIEL besser, dass er an dieser Stelle nicht aufgepasst hat, ob er auch ja alle Noten trifft, sondern dass er die musikalische Spannung und Energie durchgezogen hat. Hör dir diese Aufnahme an, das ist ein wahres Feuerwerk, wie er diese Steigerung da hochzieht und um keinen Preis hätte ich dort lieber richtige Noten, aber die Vorsicht walten lassen wollen... Vorsichtig und sauber hört man die Etüde überall. Aber nirgends vorher und nachher habe ich diesen Vulkan gehört...