Wann ist ein Stück zu schwer?

pawa

pawa

Dabei seit
9. Feb. 2018
Beiträge
91
Reaktionen
30
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit einem Thema: Wann ist ein Klavierstück zu schwer, wann liegt es über seinem Niveau? Ich selbst kann nahezu jedes Klavierstück einüben, das die unterschiedlichsten Musik-Epochen hervor gebracht haben. Es ist nur eine Frage des Aufwandes. Dass ich schwierige Stücke nicht fehlerfrei spielen kann und niemals öffentlichen auftreten kann, ist mir als Hobby-Pianist klar. Aber ich frage mich, ob es denn noch vernünftig ist, ein Stück wochenlang oder gar monatelang zu üben? Gibt es eine Art Faustregel, wie lange man pro Seite brauchen darf? Wenn man für ein 10-seitiges Stück von 7 Minuten Dauer 2 Monate lang 1-2 Stunden am Tag übt, ist es dann zu schwer für einen oder liegt das im Rahmen? Wie machen das Konzertpianisten üben die so ein Stück in ein paar Tagen ein, weil sie so gut sind? Ich bin gespannt auf Eure Antworten. Gruß Patrick
 
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit einem Thema: Wann ist ein Klavierstück zu schwer, wann liegt es über seinem Niveau? Ich selbst kann nahezu jedes Klavierstück einüben, das die unterschiedlichsten Musik-Epochen hervor gebracht haben. Es ist nur eine Frage des Aufwandes. Dass ich schwierige Stücke nicht fehlerfrei spielen kann und niemals öffentlichen auftreten kann, ist mir als Hobby-Pianist klar. Aber ich frage mich, ob es denn noch vernünftig ist, ein Stück wochenlang oder gar monatelang zu üben? Gibt es eine Art Faustregel, wie lange man pro Seite brauchen darf? Wenn man für ein 10-seitiges Stück von 7 Minuten Dauer 2 Monate lang 1-2 Stunden am Tag übt, ist es dann zu schwer für einen oder liegt das im Rahmen? Wie machen das Konzertpianisten üben die so ein Stück in ein paar Tagen ein, weil sie so gut sind? Ich bin gespannt auf Eure Antworten. Gruß Patrick


Erst mal ist es ein Unterschied ob man Klavierspiel als bloßes Steckenpferd betreibt oder es beruflich ausführt. Grundsätzlich sind auch für Hobbypianisten oder Tanz und Unterhaltungsmusiker wie meinereiner, welche eine gewisse Ausbildung haben alle Stücke machbar, der Arbeitsaufwand ist hier allerdings wesentlich höher als bei Berufspianisten, welche gewohnt sind Stücke sofort vom Blatt abzulesen und zu spielen.

LG
Henry
 
Ich denke, zu schwierig ist ein Stück, wenn man aufgibt, weil man es nicht mehr erträgt. Solange man strebt, ist es ideal, um Neues zu lernen und (hoffentlich) besser zu werden.
 
Henry, meinst du wirklich, dass ein Berufspianist schwere Stücke von Chopin oder Liszt vom Blatt spielt? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich denke, die müssen genauso üben wie wir, sind aber halt deutlich schneller. Gruß Patrick
 
Henry, meinst du wirklich, dass ein Berufspianist schwere Stücke von Chopin oder Liszt vom Blatt spielt? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich denke, die müssen genauso üben wie wir, sind aber halt deutlich schneller. Gruß Patrick

Freilich werden die solche Stücke erst einmal vom Blatt spielen müssen, nur da sie berufsbedingt ohnehin meist Blatt spielen müssen, haben diese natürlich einen erheblich zeitlichen Vorteil sich solche Stücke einzuüben. Wer hingegen lange an den Noten kauert, verliert und verbraucht mehr Zeit zum üben.

LG
Henry
 
Wer hingegen lange an den Noten kauert, verliert und verbraucht mehr Zeit zum üben.
Das halte ich für ein Gerücht.:konfus: Natürlich ist man auswendig freier im Üben und kann schneller damit loslegen. Es kommt aber auf den (persönlich empfundenen) Schwierigkeitsgrad an. Auswendig gelernt ist immer noch nicht geübt. Soll auch heißen: wenn ich es im Kopf habe, muss ich es immer noch üben, um an die erforderliche Technik zu kommen.
 
Hallo Rolf, ich meine gerade nicht, dass so alles in Butter ist. Ich habe mal ein halbes Jahr mit Balakirevs Islamey gekämpft. Am Ende konnte ich sie fließend (natürlich nicht fehlerfrei) und schnell spielen, aber angesichts der langen Zeitdauer (ein halbes Jahr lang jeden Tag eine Stunde lang daran üben) kamen mir doch Zweifel, ob das dann nicht eine Nummer zu groß war. Daher frage ich mich, gibt es irgendeinen Anhaltspunkt, irgendeine Faustregel, wie lange man für ein Stück brauchen sollte, das seinem Niveau entspricht? Gruß Patrick
 
Zuletzt bearbeitet:

Ja klar: fließend, nicht fehlerfrei, aber fehlerfrei. Eine Stunde... Du willst uns aber hier nicht auf dem Arm nehmen?
 
Ich meinte fließend und schnell, aber nicht fehlerfrei. Ein halbes Jahr lang jeden Tag eine Stunde macht ca. 180 Stunden. Das wären 4,5 Wochen Vollzeitarbeit...
 
Hallo Rolf, ich meine gerade nicht, dass so alles in Butter ist. Ich habe mal ein halbes Jahr mit Balakirevs Islamey gekämpft. Am Ende konnte ich sie fließend (natürlich nicht fehlerfrei) und fehlerfrei spielen
...da hat Balakirev eine Tempovorschrift mit Metronom fixiert: schaffst du das alles in diesem Tempo? (und klingt das auch einigermaßen durchsichtig?) - - übrigens ist Islamey nicht schwieriger als etwa Liszts Mephistowalzer (und der wird oft gespielt), sondern tatsächlich angenehmer zu spielen (!!) - ich habe aber nicht grundlos den Strawinski erwähnt ;-)
Was das sinnlose (sorry) fragen nach Übungszeiträumen betrifft: Horowitz brauchte über 6 Monate, bis er Skrjabins 5.Sonate konnte; Michelangeli war erst nach 10 Jahren üben mit op.111 zufrieden, obwohl er diese Sonate technisch problemlos nach paar Tagen konnte (so einem stellen sich da kaum technische Fragen) - und was nützt das?
genz allgemein 3-6 Monate für einen Brecher ist ok, es gibt wüste Sachen, da muss man viel Übungszeit investieren
 
Klar, zufrieden zu sein ist natürlich eine sehr individuelle Sache. Ich habe im letzten Jahr das Klavierkonzert von Grieg eingeübt und war sehr zufrieden und höchst glücklich, als ich es ganz zusammen mit einem Orchester von CD zusammen spielen konnte. Wohlgleich wissend, dass noch Welten zwischen meiner Darbietung und der eines Konzertpianisten bestehen, und nochmals Welten zwischen einem solchen und einem Horowitz. Auch dieses Projekt hat bei mir über ein halbes Jahr gedauert. Daher freut es mich, von dir zu hören, dass 3-6 Monate für einen Brecher ok sind. Aber wenn ein Pianist alle paar Wochen ein Konzert gibt, kann er nicht Monate für ein Stück investieren, das macht wohl den großen Unterschied...
 
@rolf, noch zu deinem Stravinsky-Tipp: Petrouchka halte ich für ein Stück, das technisch extrem schwierig ist. Schnelle weite Sprünge und schnelle Akkord-Folgen halte ich für viel schwieriger als schnelle Läufe. Das würde ich mir nicht zutrauen. Der Übe-Aufwand wäre wohl extrem. Gruß Patrick
 
@pawa Es gibt keine objektive oder allgemeingültige Regel. Die Regel stellst du selber auf. Warum willst du dich selbst von außen beschränken lassen durch nichtssagende und zudem schwachsinnige Regeln wie "wenn du jeden Tag x Stunden übst, darfst du für y Seiten nur z Tage brauchen".
Auch unter Berufspianisten ist sehr unterschiedlich, wie viel Zeit sie für Stücke brauchen. Auch unter den Großen gibt es welche, die nur mit wenig Repertoire auftreten (ob das nun an deren Übeaufwand liegt, sei allerdings dahingestellt).

Wenn du dich herausfordern willst, teste dich unter extremen Bedingungen. Nimm dir ein anspruchsvolles Stück vor, z.B. eine der Chopin-Balladen, und nimm dir eine Woche frei. Üb jeden Tag 5-6 Stunden daran. Kannst du sie nach einer Woche spielen? Die meisten Profis kämen nach einer Woche Üben mit einem schön anzuhörenden Ergebnis bis zum Ende durch.

Mit der Zeit solltest du ein Gefühl dafür bekommen, in welchem Verhältnis bei dir Üben und Ergebnis stehen. Ohne dass ich mir dessen absolut bewusst bin, gibt es bei mir eine Schwelle. Wenn ich die überschreite, halte ich inne und fange an zu überlegen, was nicht stimmt - der Fingersatz, die Bewegung, die Vorstellung der Stelle usw., denn ich kann inzwischen gut einschätzen, in welcher Zeit ich was hinkriege und ergo, dass was nicht stimmt, wenn ich es eben nicht hinkriege.
 
Genau, man sollte genau hinschauen, wo die "bottlenecks" sind und gezielt dagegen arbeiten. Bei mir war es zu Beginn das Lesen der Bassnoten, zur Zeit muss ich genauer hinschauen, wenn ständig ähnliche aber doch verschiedene komplexe Akkordfolgen in der rechten Hand zu spielen sind, wie man es beim Jazz häufig findet. Da hilft nur inne halten, mental auseinander nehmen und sich einfachere Muster einprägen. Die schwierigen Stellen kann man selten einfach so vom Blatt spielen, also muss man mit ihnen kämpfen und sie besiegen.
 

Zurück
Top Bottom