Wie schwer sollten die Stücke sein, die man übt?

Positiv daran; es ist für mich ein gutes Training um mir selber zuzuhören was ich da spiele, plus das Auswendig lernen also dann nach Gehör das später wiederzugeben, da ich ja eine absolute Notenkleberin bin.
Nach Noten im Moment mal wieder weiter an dem Stück „Doctor Gradus ad Parnassum.“
 
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Interessanter als die Anzahl der Wochen, die man „an dem Stück sitzt“, sind die Stunden, die man sich intensiv mit dem Stück auseinandersetzt. Zunächst einmal gilt es, den Notentext - mit sämtlichen (!) Spielanweisungen - zu verinnerlichen. Aus dieser Auseinandersetzung entwickelt sich die eigene Haltung, der Interpretationsansatz. Und auch dieser will in alle Richtungen ausgelotet sein. Wenn all dies innerhalb ein oder zwei Wochen in Gänze “erledigt“ ist, sollte man sich eher die Frage stellen, ob das Stück zu leicht oder zu banal war - oder ob man nicht Entscheidendes übersehen hat.
Die Aussage verdeutlicht, wie weit du von den Realitäten eines Klavieranfängers entfernt bist. Das ist ein typisches Problem, dass Klavierspieler wie auch -Lehrer, welche meist schon vor Jahrzehnten und in ihrer Kindheit angefangen haben, überhaupt nicht mehr wissen, wie schwer nur schon die Grundlagen sind und wie man die am besten erlernt.

Den "Notentext verinnerlichen" und eigenen "Interpretationsansatz" entwickeln, ist gut gemeint, aber letztlich völlig abgehoben, da es an Jahren der Basis dafür fehlt. Auf meinem Niveau geht es mehr darum, die gängisten Akkorde und rhythmischen Muster zu erkennen und auf Anhieb einigermassen spielen zu können - und sonst mit vertretbarem Aufwand nachzuüben. Spielen auch möglichst, ohne nur auf die Hände zu schauen, sondern ein Gefühl für die Positionierung der Hände und die Intervalle zu entwickeln. Von der technischen Umsetzung ("immer schön locker bleiben") und Entwicklung eines auch nur mal rudimentären Musikgehörs ganz zu schweigen.

Dies alles haben die meisten hier schon in der Kindheit erarbeitet - mit einfachen Stücken. Das Hauptproblem ist, das Erwachsene keinen Kinderkram spielen möchten und dann immer zu schnell nach oben greifen.

Meine Kernaussage ist, dass für das Erarbeiten dieser Grundlagen zu schwierige Stücke, an denen man Monate sitzt, nichts bringen, weil man dabei in Reinpauken durch rohe Repetition driftet. Dabei lernt man nicht wirklich Klavier spielen, so wie ich das inzwischen verstehe. Man lernt letztlich so gut wie nix, kann nichts vom Blatt spielen, hat kein wirkliches Repertoire und muss bei jedem Stück sich wieder für Monate reinbeissen, bevor man es dann doch nicht wirklich gut kann, da musikalisch und technisch letztlich zu schwierig. Frust vorprogrammiert... schau mal, wie viele erwachsene Anfänger hier ein Jahr posten und dann nach spätestens fünf Jahren nie mehr aktiv werden.
 
Positiv daran; es ist für mich ein gutes Training um mir selber zuzuhören was ich da spiele, plus das Auswendig lernen also dann nach Gehör das später wiederzugeben, da ich ja eine absolute Notenkleberin bin.
Nach Noten im Moment mal wieder weiter an dem Stück „Doctor Gradus ad Parnassum.“
Aber vom Blatt spielen können ist doch viel besser, als sich das memorieren zu müssen?
Wenn man ein Stück oft genug übt, hängt es ja eh im Kopf, aber besser wäre es doch, sich nicht auf muscle memory und Auswendigspielen stützen zu müssen, sondern die Fähigkeiten beim Vom-Blatt-Spiel trainiert?
Ich freue mich zumindest, dass ich mittlerweile einfachere Sachen auch langsam vom Blatt spielen kann (wie schön das dabei dann klingt, lassen wir dabei mal unbeachtet 🫣 aber ich würde mich schon freuen, wenn ich mit den Jahren das Vom-Blatt-Spiel besser hinbekäme)
 
@Sabrina-von-der-Ostsee
Blattspielen kann ich schon ziemlich gut.
Warum nicht den Horizont erweitern mit „Neuen Herausforderungen“ ???
 
Ich kann mir nicht so recht vorstellen, was für Fertigkeiten in Bezug aufs Klavierspielen man bei diesen Videos lernen kann?
 
Um so oller um so doller :021::trinken321:
 
weil ich das Spielen nach herunterfallenden Balken wirklich nicht verstehe. Aber gut. Cheers.
Was ist daran nicht zu verstehen? Man drückt die Taste so lange wie der Balken über der Taste ist.

Aber wie man das macht, also rechtzeitig und passend lang, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Das ist wohl eine Aufgabe für die Videospielgeneration. Die sind darin geübt auf plötzlich auftauchende Objekte zu schießen.
 
@Cheval blanc du klammerst den lästigen "manuell-sportlichen" Aspekt aus. Es gibt genügend leicht verständliche Literatur, die man in kurzer Zeit kapieren/verstehen und für die man ein schlüssiges "Interpretationskonzept" überlegen kann (z.B. Regers Donauwalzer-Improvisation, Tschaikowski-Siloti-Ballettarrangemets, Dutzende von Konzertetüden) - aber man kann zweistellig monatelang an der jeweiligen technischen Hürde herumlaborieren...
Du hast natürlich vollkommen recht. Aber ich wollte den Sachverhalt nicht allzu sehr verkomplizieren.
Den "Notentext verinnerlichen" und eigenen "Interpretationsansatz" entwickeln, ist gut gemeint, aber letztlich völlig abgehoben, da es an Jahren der Basis dafür fehlt. Auf meinem Niveau geht es mehr darum, die gängisten Akkorde und rhythmischen Muster zu erkennen und auf Anhieb einigermassen spielen zu können - und sonst mit vertretbarem Aufwand nachzuüben. […]
Meine Vermutung: Deine Arbeitsstrategie stimmt nicht, die Stückauswahl paßt nicht, oder Dein Klavierlehrer vermittelt Dir nicht, wo musikalische Gestaltung ansetzt.
Meine Kernaussage ist, dass für das Erarbeiten dieser Grundlagen zu schwierige Stücke, an denen man Monate sitzt, nichts bringen, weil man dabei in Reinpauken durch rohe Repetition driftet. Dabei lernt man nicht wirklich Klavier spielen […]
Wenn das Deine Erfahrung am Klavier ist, dann stimmt die Auswahl der Stücke nicht. Es gibt auch in der „Anfänger-Literatur“ unendlich viele Stücke, die gestaltet, interpretiert werden wollen. Wer sich allerdings damit zufrieden gibt, die richtigen Töne zu treffen, wird sich musikalisch nicht weiterentwickeln. Es geht nicht um „Reinpauken“ und „rohe Repetition“ (was in manchen [!] Fällen durchaus auch sinnvoll sein kann), sondern um Eindringen in die Materie und Vertiefen. Dies braucht Zeit - und zugegebenermaßen GEDULD.
 

@Sabrina-von-der-Ostsee
Fotomanni war schneller mit der Antwort.
Und genau das zu können, wie die "Jugend von heute " ist die Kunst. Probiere das mal ernsthaft aus. Echt tricky für mich.
 
du hättest in derselben Zeit ein paar leichtere Sachen gelernt und wärst damit nicht einen einzigen Millimeter an "schwierigere" Sachen herangerückt.
Einspruch, Euer Ehren!
Ich habe das Glück, auch Anfängerin sein zu dürfen. Nachdem ich seit 250 Jahren Klavier spiele, ist das Cello mein Anfängerinstrument und ich kenne die Bedürfnisse des erwachsenen Anfängers recht gut. Lange Zeit habe ich auf dem Streichinstrument vor mich hingedümpelt und wollte natürlich mein Ohr mit Sachen erfreuen, die ich aus meiner Hörerfahrung schon lange kenne. So schabte ich also fröhlich an den Bachsuiten herum, ohne, dass ich wirklich einen Fortschritt erkennen konnte.
Nun habe ich seit einiger Zeit qualifizierten Unterricht und in dem ging es um viel einfachere Stücke, an denen ich aber Intonation, Bogentechnik und auch Tonqualität von Herzen üben konnte. Das habe ich auch gemacht. Meine Übebegeisterung wuchs, der Zugang zum Instrument wurde zusehends in Minischritten besser, die Treffsicherheit hat sich unmerklich in Richtung: "Stimmt so" entwickelt. Wenn ich mich jetzt an die Suiten begebe, merke ich, dass mir Vieles viel leichter fällt, dass Dinge selbstverständlich geworden sind, auf die ich vorher sehr achten musste und die mir einen musikantischen Umgang mit dem Werk erschwert hatten.
Will also sagen: Das Üben einfacher Werke hilft enorm beim Üben der komplizierten.
Überhaupt mag es sinnvoll sein, sich mit einem vertrackten Werk zu beschäftigen, es dann ein paar Monate ruhen zu lassen und dann wieder hervorzukramen. Da man in der Zwischenzeit einiges Anderes gelernt hat, betrachtet man das schwierige Stück plötzlich aus einer anderen Perpektive und es mag viel besser gelingen (wobei es eine hinterlistige Eigenschaft von schonmal gelernten Stücken ist, dass sie erst so tun, als hätte man sie nie gespielt! Aber nach wenigen Tagen hat man den Felsen erklommen und kann sich die Landschaft neu anschauen und überlegen, was man jetzt beackern möchte).
 
Die Aussage verdeutlicht, wie weit du von den Realitäten eines Klavieranfängers entfernt bist. Das ist ein typisches Problem, das Klavierspieler wie auch -Lehrer, welche meist schon vor Jahrzehnten und in ihrer Kindheit angefangen haben, überhaupt nicht mehr wissen, wie schwer nur schon die Grundlagen sind und wie man die am besten erlernt.

Exakt dasselbe habe ich beim Lesen der Aussage von Cheval Blanc auch gedacht. Sie wirkt gerade so wie viele Aussagen unserer Politiker, deren Bezug zur Basis gar nicht mehr vorhanden ist. Und das

Will also sagen: Das Üben einfacher Werke hilft enorm beim Üben der komplizierten.
Überhaupt mag es sinnvoll sein, sich mit einem vertrackten Werk zu beschäftigen, es dann ein paar Monate ruhen zu lassen und dann wieder hervorzukramen. Da man in der Zwischenzeit einiges Anderes gelernt hat, betrachtet man das schwierige Stück plötzlich aus einer anderen Perpektive und es mag viel besser gelingen.

... kann ich nur komplett unterschreiben!
 
Wenn das Deine Erfahrung am Klavier ist, dann stimmt die Auswahl der Stücke nicht. Es gibt auch in der „Anfänger-Literatur“ unendlich viele Stücke, die gestaltet, interpretiert werden wollen. Wer sich allerdings damit zufrieden gibt, die richtigen Töne zu treffen, wird sich musikalisch nicht weiterentwickeln. Es geht nicht um „Reinpauken“ und „rohe Repetition“ (was in manchen [!] Fällen durchaus auch sinnvoll sein kann), sondern um Eindringen in die Materie und Vertiefen. Dies braucht Zeit - und zugegebenermaßen GEDULD.

Du solltest, genau wie Tastatula, beginnen, ein dir völlig unbekanntes Instrument zu erlernen.
 
Nun habe ich seit einiger Zeit qualifizierten Unterricht und in dem ging es um viel einfachere Stücke, an denen ich aber Intonation, Bogentechnik und auch Tonqualität von Herzen üben konnte. Das habe ich auch gemacht.
...nenn´ das, was du da beschreibst, doch beim Namen: du hast dich völlig richtig damit befasst, instrumentspezifische Grundlagen, "basics" zu erlernen. Das geschieht in aller Regel nicht vermittels fortgeschrittener Literatur (hier war von Beethoven op.10 die Rede), denn für letztere benötigt man erstere ;-)

Mal sehen ob von dir erneut "Einspruch" kommt, wenn ich es so formuliere:
- (bezogen auf Klavierspiel) ohne das beherrschen von Grundlagen hat man wenig Erfolgserlebnisse beim Versuch, sehr fortgeschrittene Literatur zu erarbeiten ;-)
- (aus Jux arg verallgemeinert) durch Stagnation kommt man nur selten voran :-D und das auch dann, wenn man einige Grundlagen erworben hat
- (populistisch formuliert) durch viel Fix und Foxi lesen rückt der Zugang zu Finnegans Wake nicht einen Millimeter näher; ohne lesen (Grundlage) zu können ist allerdings die Freude an Fix und Foxi auch eher reduziert... ;-):-D
 
@Vanessa : wenn ich angeblich „leichte“ Anfängerstücke schwierig finde, dann sind sie es für mich auch. Es mag vielleicht einfach sein, die richtigen Töne zu treffen, aber Musik daraus zu machen, kann auch bei diesen Stücken durchaus eine Herausforderung darstellen. Und diese Herausforderung gilt es zu meistern. Natürlich ist es bequem, innerhalb der eigenen Komfortzone vor sich hin zu klimpern. Wer damit zufrieden ist - bitte schön! Aber er darf nicht erwarten, auf diese Weise Fortschritte zu erzielen. Die einzig wichtige Frage in diesem Kontext ist doch nur: Wann ist „schwierig“ zu schwierig? Es ist doch wie im Sport: Wenn ich beim Laufen nach zehn Metern Seitenstiche bekomme, ist der Marathon mehr als eine Nummer zu groß für mich. Ich bin jedenfalls froh, daß mein Lehrer mich immer wieder aus meiner technischen und „musikalischen“ Komfortzone verjagt.

(NB - zur „musikalischen“ Komfortzone: Es gibt Stücke, die ich zunächst einmal nicht mag, oder die mir nichts sagen, denen ich mich freiwillig nicht unbedingt aussetzen würde. Der Zwang, sich trotzdem damit zu beschäftigen, zeitigt häufig überraschende Resultate, und sei es nur, daß sich mein Horizont erweitert.)
 
@Cheval blanc
Bist du eigentlich Klavierschüler oder Klavierlehrer? Ich tippe auf Letzteres.
 
@Vanessa : wenn ich angeblich „leichte“ Anfängerstücke schwierig finde, dann sind sie es für mich auch. Es mag vielleicht einfach sein, die richtigen Töne zu treffen, aber Musik daraus zu machen, kann auch bei diesen Stücken durchaus eine Herausforderung darstellen. Und diese Herausforderung gilt es zu meistern. Natürlich ist es bequem, innerhalb der eigenen Komfortzone vor sich hin zu klimpern. Wer damit zufrieden ist - bitte schön! Aber er darf nicht erwarten, auf diese Weise Fortschritte zu erzielen. Die einzig wichtige Frage in diesem Kontext ist doch nur: Wann ist „schwierig“ zu schwierig? Es ist doch wie im Sport: Wenn ich beim Laufen nach zehn Metern Seitenstiche bekomme, ist der Marathon mehr als eine Nummer zu groß für mich. Ich bin jedenfalls froh, daß mein Lehrer mich immer wieder aus meiner technischen und „musikalischen“ Komfortzone verjagt.

(NB - zur „musikalischen“ Komfortzone: Es gibt Stücke, die ich zunächst einmal nicht mag, oder die mir nichts sagen, denen ich mich freiwillig nicht unbedingt aussetzen würde. Der Zwang, sich trotzdem damit zu beschäftigen, zeitigt häufig überraschende Resultate, und sei es nur, daß sich mein Horizont erweitert.)

Damit, dass Klavierspielen sich nicht nur im Treffen der richtigen Töne erschöpft, hast du natürlich genauso recht wie mit dem, was du über die Komfortzone schreibst. Und dass der Zwang, sich auch einmal auf Stücke einzulassen, die man sich selbst nicht herausgesucht hätte und die einem im ersten Moment auch nicht gefallen, oft zu überraschenden Resultaten führen kann, weiß ich als Chorsängerin nur zu gut. 🙂

Ich habe Tonsee keineswegs so verstanden, dass er/sie (?) sich mit Klimpern innerhalb der eigenen Komfortzone begnügt, sondern so, dass aus den einfachen Stücken schon Musik wird, also kein Klimpern. Ich stimme ihm/ihr in der Kernaussage, dass zu schwierige Stücke für das Erarbeiten von Grundlagen kontraproduktiv sind, durchaus zu. Für das Festigen der Grundlagen aber sicher.

Ich spiele auch gerne 2 bis 3 Level unter meinem Spielniveau. Allerdings sehe ich auch den Sinn in Stücken, die ein paar Monate dauern. Und in der Mitte, genauso wie es im Ausgangspost dieses Fadens steht:

Ich würde dafür die Stücke einfach mal in 3 Schwierigkeiten einteilen.

Einfach: Paar Tage
Mittel: Paar Wochen maximal 4
Schwer: Paar Monate

Für mich gilt eindeutig: "Die Mischung macht's!" (Die Frage wäre wie beim Fadenersteller mehr, welches Verhältnis das gewinnbringendste ist). Ich krame auch sehr gerne einmal abgelegte Stücke wieder raus.
 

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