Genervt von Stücken die man gerade übt ? Wie motiviert bleiben ?

Es gibt ja Stücke, wo ich versuche die 100% zu erreichen, wenn ich mich aber zwingen würde, jedes einzelne Stück monatelang zu üben, obwohl mir das widerstrebt - das wird eher dazu führen, dass ich in diesen heissen Monaten erstmals Pause mache und die Zeit lieber im Freien verbringe, als am Klavier an einem Stück, was ich nicht mehr hören will. Solfeggietto von CPE Bach übe ich schon länger und auch wenn ich sie jetzt z.B. 4 von 5 Mal nacheinander ohne grosse Verspieler schaffen kann, weiss ich noch, wo ich mich verbessern muss und noch lange weiter üben kann und mich das auch weiter bringt. Aber ich muss mich dazu nicht zwingen, sondern das Stück liegt mir einfach.

Es gibt auch Momente, wo man nicht wirklich weiterkommt, dann lege ich das Stück zur Seite und hole das später wieder raus, um dann den gewünschten Fortschritt schnell zu erreichen. Hätte ich das Stück die ganze Zeit ununterbrochen geübt, da bin ich mir nicht sicher, ob das zielführender wäre.

Ich habe das übrigens in einem Buch auch so gelesen - es ist wichtig sehr viele unterschiedliche Stücke zu lernen. Aber es müssen nicht alle perfektioniert werden.

Ich halte das für eine gute Einstellung, frische Luft hat noch niemandem geschadet. 😉

Du musst dich vor niemandem rechtfertigen, wie du übst. Das ist das Schöne am Hobby. Du musst zufrieden mit dir und deiner Leistung sein, Ende, aus. Es ist schön, dass du deine Erfahrungen und Vorgehensweise hier schilderst.

Ich habe das übrigens auch gelesen mit den vielen unterschiedlichen Stücken, von denen nicht alle perfektioniert werden müssen. Und auch ich lege Stücke immer mal wieder weg, um sie Monate später wieder auszukramen. Die Stücke reifen ja weiter in der Zeit. Das wirkt oft Wunder!
 
Du musst dich vor niemandem rechtfertigen, wie du übst.
Das nicht. Es kann nur sein, dass die Art zu üben (mit Abstand) nicht die effizienteste ist.
"Möglichst weit kommen" und "mehr Spaß am Weg" sind zwei unterschiedliche Zielsetzungen, die nicht gleichzeitig maximiert werden können. Die Entscheidung für eine der beiden (oder etwas dazwischen) sollte aber bewusst getroffen werden.

@Granados Gibt es denn keine Stücke, die dir mehr Spaß machen und das gleiche Übeziel erreichen?
 
Es kann nur sein, dass die Art zu üben (mit Abstand) nicht die effizienteste ist.
Wenn man nur als Hobby Klavier spielt, finde ich es nicht sonderlich schlimm, wenn man nicht den effizientesten Weg nimmt.
Da geht es ja eher selten darum, ein bestimmtes Stück zu einer Deadline vorführreif spielen zu können oder möglichst schnell ein riesiges Repertoire aufzubauen ... es geht um Spass.

Hobbypianisten sind frei, auch mal etwas länger zu brauchen ... dem Spass tut das allerdings keinen Abbruch ... und nur um den geht es doch letztlich.
Es gibt genug Pianisten, die verkniffen irgendwas erreichen wollen .. das mag zu effizientem Üben führen, aber viel Platz für Spass ist da dann nicht mehr.

Ab und zu mal Pause, öfter mal ein neues Stück anfangen, und immer wieder an Problemzonen in verschiedenen Stücken arbeiten, erhält für mich den Spass ... und der ist mir persönlich wichtiger, als effizientes Üben auf ein bestimmtes Ziel zu.
 
Wenn ein Stück wirklich schon nervt (ist bei mir einmal vorgekommen), besteht die Gefahr, daß es bei mir für immer in der Tonne landet. Diese Spannung geht nie wieder raus.
Deshalb lege ich Stücke, bei denen das droht, lieber rechtzeitig weg. So erhalte ich mir die Freude, es später nochmal anzugehen und zu erkennen, daß da inzwischen viel mehr möglich ist.
Eigentlich habe ich jetzt immer Freude, entweder an den Stücken selber oder an den erkennbaren Fortschritten an den Tasten. Es muß nur immer entspannt bleiben und darf nicht in verbissenem „das muß ich doch jetzt allmählich schaffen“ enden. Ich brauche sehr lange für meine Stücke, sicher viel länger als andere. Das anzunehmen ist nicht immer einfach, wenn man das Gefühl hat, daß andere mit 7Meilenstiefeln vorbeirauschen. Aber Vergleiche sind kontraproduktiv. Perfekt ist es nie. Im Gegenteil: Je mehr ich „perfekt“ sein will, desto weiter ist das Ergebnis davon entfernt. Musik will fließen. Je besser ich das zulassen kann, desto schöner wird es.
Fazit: rechtzeitig weglegen und zu gegebener Zeit wieder hervorholen.
 
Die Siebenmeilenstiefel sehen nur so aus.

Meine Elementarerfahrung: Die meisten Franzosen sprechen gar nicht so schnell. Das hört sich nur so an. Wenn man die Sprache selbst spricht, merkt man das auch.
 
Die Siebenmeilenstiefel sehen nur so aus.

Meine Elementarerfahrung: Die meisten Franzosen sprechen gar nicht so schnell. Das hört sich nur so an. Wenn man die Sprache selbst spricht, merkt man das auch.
:-)))
Mein Erstkontakt mit dem Süden (Montpellier) war extrem. Damals kam ich sogar mit Paris schon gut zurecht. Leider werde ich nie wirklich so „Klavier“ sprechen können, wie ich Sprachen lerne. Sniff.
 
In der Gegend habe ich haufenweise Franzosen mit schlechtem Englisch beleidigt. :-D
 
@rolf
Kommentar, den ich mal bekam: Deine Vorgängerin hatte so einen tollen südfranzösischen Akzent. Da wußte ich, was von ihrem Frz zu halten war….Stichwort deutsche Aussprache von Nasallauten. Das versteht man automatisch. ;-)
Patois ist (frankreichweit) eine andere Hausnummer.
 
Wenn man nur als Hobby Klavier spielt, finde ich es nicht sonderlich schlimm, wenn man nicht den effizientesten Weg nimmt.
Da geht es ja eher selten darum, ein bestimmtes Stück zu einer Deadline vorführreif spielen zu können oder möglichst schnell ein riesiges Repertoire aufzubauen ... es geht um Spass.
Diese Aussage ist viel zu pauschal. Und „Spaß“ ist so ein nichtssagendes Wort. Du meinst vermutlich Freude, und die stellt sich in der Regel nicht durch ineffizientes Gedaddel ein. Du magst Recht haben, wenn jemand den ganzen Tag das ganze Jahr über Freizeit hat. Die meisten Menschen müssen jedoch ihre Übezeit mühsam im Alltag neben Beruf, Familie und „Nichtstun“ unterbringen, die können es sich nicht leisten, so vorzugehen, wie du es geschildert hast. Denn mit dieser Einstellung kann ganz schnell das Gegenteil von „Spaß“ entstehen: Frust.

Und ein Ziel ist wohl für jeden wichtig, der ein Instrument erlernt. Es müssen keine von außen gesetzten Deadlines sein, aber die meisten möchten doch mal mit etwas „fertig“ werden, also ein Stadium erreichen, mit dem sie zufrieden sein können.
 

Und ein Ziel ist wohl für jeden wichtig, der ein Instrument erlernt. Es müssen keine von außen gesetzten Deadlines sein, aber die meisten möchten doch mal mit etwas „fertig“ werden, also ein Stadium erreichen, mit dem sie zufrieden sein können.
Das geht mir ganz genau so.
Mir ist nur einfach egal, ob ich dieses Ziel in 2 Wochen oder in 20 Jahren erreiche. So verbissen bin ich vielleicht einfach nicht.
"Fertig" ist mMn kein Zustand, den ich irgendwann für erreicht halte ... gerade bei Musik.
Da ist immer noch Luft nach oben.
 
Mir würde die Motivation verloren gehen, wenn ich mein Ziel erst in 20 Jahren erreichen könnte.
Aber ich bin auch ein sehr zielorientierter Mensch. Für mich ist Freude, mein Ziel zu erreichen und mir dann wieder neue Ziele zu stecken. Für andere ist eben der Weg das Ziel, dann sind vermeintliche Umwege Entdeckungsreisen.
Beides hat einen Preis: (zu) hohe Erwartungen an mich selbst vs langsameres Vorankommen.
Am Ende muss jeder für sich entscheiden was der beste persönliche Weg ist.
 
Das nicht. Es kann nur sein, dass die Art zu üben (mit Abstand) nicht die effizienteste ist.
"Möglichst weit kommen" und "mehr Spaß am Weg" sind zwei unterschiedliche Zielsetzungen, die nicht gleichzeitig maximiert werden können. Die Entscheidung für eine der beiden (oder etwas dazwischen) sollte aber bewusst getroffen werden.

@Granados Gibt es denn keine Stücke, die dir mehr Spaß machen und das gleiche Übeziel erreichen?
Ich habe viel Klassik gehört, noch lange bevor ich mit dem Klavier spielen angefangen habe und habe seitdem eine Liste von Stücken, die ich gerne spielen würde. Dabei geht es gar nicht darum, professionell spielen zu können, das wäre schön, ist aber nicht realistisch, sondern eher darum, ein Stück musikalisch kennenzulernen und möglichst gut spielen zu können.
Das sind meistens Sachen, die man einem Amateuer in der Regel teilweise zutrauen kann - z.B. Bach's WTK, Debussy's und Chopin's Präludien, Brahms's Intermezzi.

Und z.B. ein möglicher Weg zum WTK bedeutet wahrscheinlich möglichst viel an Inventionen und kleinen Präludien zu lernen. Bei Inventionen habe ich eine intensiv geübt, zwei weniger intensiv und die vierte noch weniger. Bei kleinen Präludien - da habe ich nur 2-3 intensiv geübt und mehr als 5 oder weniger intensiv. Ich habe sie aber alle auswendig gelernt und könnte wahrscheinlich jeden Abschnitt daraus nach ein Paar Anläufen im Tempo spielen, aber nicht von Anfang bis Ende und konsistent ohne Fehler und Erinnerungslücken - das konnte ich nur bei den Stücken, die ich mehr als ein Monat oder so geübt habe.

Ich habe mittlerweile 3 (einfachsteI) Chopin's Präludien hinter mir und die Noten habe ich schnell (1 langes Wochende, maximal 2 Wochen) gelernt, aber musikalisch bin ich da überhaupt nicht zufrieden, weil das auch eigentlich sehr schwere Musik ist. Ich habe vor, möglichst viel an Präludien zu lernen und werde natürlich die gelernten Stücke wiederholen und hoffentlich besser werden. Aber wenn ich sie ununterbrochen übe, ist das wie mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen :001: - ich werde nicht besser, aber verliere wahrscheinlich jegliche Beziehung zu der Musik.
 
bei den Stücken, die ich mehr als ein Monat oder so geübt habe
Es kommt mir so vor, als ob Du Dir und den Stücken nicht genug Zeit zum Wachsen gibst. Ein Monat ist nichts! Wenn ich mich mit etwas weniger als einen Monat beschäftigt hätte, würde ich wahrscheinlich gar nicht von üben sprechen. Kurz angefangen und dann wieder weggelegt? Ich fange wahrscheinlich schon alle paar Wochen was Neues an (für Spannung/Frische), aber dann laufen die Stücke versetzt parallel und es dauert lange, bis ich etwas endgültig weglege. Für den langfristigen Lernerfolg: Erarbeiten, so gut wie möglich spielen können, mit der KL offiziell beenden, dann langsam loslassen/ausschleichen und dann erst weglegen.
 
Ich habe mittlerweile 3 (einfachsteI) Chopin's Präludien hinter mir und die Noten habe ich schnell (1 langes Wochende, maximal 2 Wochen) gelernt, aber musikalisch bin ich da überhaupt nicht zufrieden, weil das auch eigentlich sehr schwere Musik ist.
Mit Deinem Anspruch an Dich selbst käme ich nicht klar. Nachdem Du ein ganzes (langes) WE geübt hast, mit dem Ergebnis musikalisch unzufrieden?
Ich bin da eher bei @Wiedereinsteigerin38:
Wenn ein neuer Sonatensatz nach drei bis vier Monaten musikalisch nicht für mich (!) anhörbar wird (und nochmal; ich rede ganz sicher nicht von vorspielbar, fehlerfrei oder ähnlichem), war/ ist er mich noch zu schwer. Bei Miniaturen würde ich vielleicht etwas früher zu dem Schluss kommen.
Wenn ich nur ein Stück zur gleichen Zeit übte, verlöre ich sicher früher die Geduld, Aber das wäre mir eh zu langweilig.
LG
Andus
 
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