Stücke Eignungsprüfung

Mir wurde letztens berichtet, dass ein Interessent für den Quereinstieg ins Lehramt für das Fach Musik abschlägig beschieden wurde. Mathe gern, Technik und Computer auch, aber Musik sei kein Mangelfach. :007:
 
Manche Bundesländer führen inzwischen für die Jahrgänge 8-10 Informatik als Pflichtfach ein. Dadurch wird Musik nicht erst in Jahrgang 9 oder später, sondern bereits in Jahrgang 8 zum Wahlpflichtfach (neben Kunst und Theater). Dies entspannt den Markt natürlich etwas.
 
In meinem Bundesland wird Musik am Gym (G8) ab Klassenstufe 8 epochal unterrichtet, d. h. ein Halbjahr Kunst, im anderen Halbjahr Musik. Dann aber immerhin jeweils zwei Wochenstunden.

Bundesweit belegen in letzten beiden Jahren der gymnasialen Oberstufe nur noch ein gutes Viertel (26%) der Schülerschaft Musik. Wobei hier an den allgemeinbildenden Gymnasien immerhin noch zwischen Kunst und Musik gewählt werden kann. Selbst an musikaffinen Gymnasien ist das Wahlverhalten oft 2:1 zugunsten von Kunst. Am berufsbildenden Gym, an dem mittlerweile ein erheblicher Teil der Abiture erworben wird, besteht diese Wahl oftmals gar nicht. Musik wird dort schlicht nicht angeboten.

Die absoluten Exoten sind die SchülerInnen im Leistungskurs / erhöhten Anforderungsniveau: nur etwas mehr als 1%.

 
Musik wird von der Schülerschaft in der Regel im Vergleich zu Kunst als schwerer empfunden und ist es vermutlich auch. Musik fordert den ganzen Körper, den Geist und drei Sinnesorgane gleichzeitig. Hinzu kommt noch die Interaktion mit anderen. Diese Komplexität hat das Fach Kunst bei weitem nicht.
 
Diese Komplexität hat das Fach Kunst bei weitem nicht.
Bei mir in der Schule war es damals hauptsächlich malen / zeichnen und ein bisschen Kunstgeschichte. Das ist ein recht enger Begriff von Kunst (und schließt Musik aus?!?).
Wenn es um Performance / Aktionismus ginge, wären da auch Interaktion und mehrere Sinne involviert. Aber das ist im schulischen Umfeld wohl nicht sehr realistisch.
 
Musik wird von der Schülerschaft in der Regel im Vergleich zu Kunst als schwerer empfunden und ist es vermutlich auch. Musik fordert den ganzen Körper, den Geist und drei Sinnesorgane gleichzeitig. Hinzu kommt noch die Interaktion mit anderen. Diese Komplexität hat das Fach Kunst bei weitem nicht.
Wenn nur Deutschrap und Taylor Swift und so ein Krempel in Musik drankämen, würden die Schüler den Musikunterricht sehr wohl gut finden.
Der wahre Grund ist, dass die die Musik, die sinnvollerweise durchgenommen wird, scheiße bzw. langweilig bzw. unverständlich finden.
Und die meisten Musiklehrer sind nicht in der Lage, den Normie-Schülern zu vermitteln, was an guter Musik gut ist. (Ich wäre auch nicht dazu in der Lage. Nur sehr wenige können das.)
 
Der wahre Grund ist, dass die die Musik, die sinnvollerweise durchgenommen wird, scheiße bzw. langweilig bzw. unverständlich finden.
Mit dieser Argumentation kannst Du auch den Mathematikunterricht aushebeln. Schule, vor allem Gymnasium ist keine „Wohlfühl“-Veranstaltung. Und Bildung hat nichts mit Nützlichkeitserwägungen zu tun. Peng! Aus!
 
Ich habe mich vermutlich missverständlich ausgedrückt. Ich habe lediglich die von Demian angeführten Gründe in Zweifel gezogen (bzw. deren Gewichtung im Vergleich zum, meiner Meinung nach, Hauptgrund).

Ich bin natürlich überhaupt nicht dafür, einen "anbiedernden" Musikunterricht anzubieten oder gar den Musikunterricht rauszukürzen.
 
Vor kurzem sagte mir ein Schüler einer achten Klasse, der fürs neunte Schuljahr Kunst statt Musik gewählt hat: „Musik ist so schwer!“ Damit meinte er u.a. den Grundkurs an der Gitarre, den ich in dem Halbjahr gegeben habe. Und bei dieser Aussage wurde mir klar, dass das, was ich von den Schülern gefordert habe, nämlich Akkordbegleitung an der Gitarre zum eigenen Gesang mit Übertragung von Akkordsymbolschrift und Grifftabelle auf motorische Abläufe der linken Hand bei zusätzlichem rhythmisch unabhängigem Spiel der rechten Hand plus Gesang, deutlich anspruchsvoller ist als das, was gleichzeitig in Kunst unterrichtet wurde, nämlich Rastervergrößerung. Wobei es natürlich im Kunstunterricht auch Anspruchsvolleres gibt.
 

Eine Freundin, die Musiklehrerin an einem Gymnasium ist, hat mich schon mehrfach aus dem Unterricht heraus angerufen. Sie nahm da gerade Steve Reich "Piano Phase" als Minimal Music durch, und da ich das mal ein bisschen geprobt habe, wollte sie eine "richtige Pianistin" nach ihrer Erfahrung befragen. Ich vermute, das fanden die Schüler eindrucksvoll. Ich finde, es ist eine coole und einfache Idee, etwas in Erinnerung zu bringen und memorabel darzustellen.
 

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