Die größeren Gemeinden mit A- und B-Stellen können sich also noch weiterhin ihre Bewerber aussuchen, nun nicht mehr aus 40, sondern aus 14. Für 1 Orgelbank.
Man muss also nach wie vor "wissen", ob man Kirchenmusik studiert.
Das stimmst so nicht.
Seit Jahren schon haben in der evangelischen Kirche auch Gemeinden mit hauptamtlichen Stellen Probleme ihre Stellen zu besetzen. Nur bei sehr herausgehobenen Stellen gibt es noch einigermaßen viele Bewerber. Einige Landeskirchen haben daher schon die Besoldungsgruppen deutlich angehoben.
Zur Zeit gibt es in ganz Deutschland ca. 40 Absolventinnen und Absolventen der Evangelischen Kirchenmusik im Jahr, denen aber durch die starken Pensionsjahrgänge meist über 50 Ruhestandsversetzungen (Tendenz steigend) gegenüber stehen. Und von den 40 Absolventen gehen keineswegs alle in den Beruf, einige kommen aus dem Ausland und gehen dahin zurück, andere studieren weiter, usw,. so dass im Jahr deutlich unter 40 Absolventen dem Markt zur Verfügung stehen. Mit vielen Stellenstreichungen ist nicht zu rechnen, es wurden in den letzten Jahren schon viele Stellen gestrichen.
An den aktuellen Studentenzahlen an den Ausbildungsstätten lässt sich ablesen, dass sich die Situation in absehbarer Zeit keineswegs verändern wird. Einige Ausbildungsstätten sind auch schon geschlossen worden (Essen, Berlin-Spandau), andere kämpfen um ihr Überleben, wie etwa Bremen, wo es zeitweise nur noch etwa 10 Studierende der Kirchenmusik (in allen Semestern zusammen) gab, also bei einer Studiendauer von 12 Semestern bis zum Master rechnerisch 0,83 Studierende pro Semester.
Die Chancen eine Stelle zu bekommen, sind also in der evangelischen Kirche weiterhin sehr gut, die Bezahlung in den meisten Landeskirchen inzwischen auch (zumindest im Westdeutschland, zumeist zwischen E 11 bis E 14 auf großen bedeutenden Stellen).
Die Frage ist eher, ob man mit dem sich verändernden Berufsbild und den Erwartungen, sich mit meist nicht ganz so - vorsichtig formuliert - erstrangiger (Sakro-) Popmusik zu beschäftigen, zurecht kommt.