Hallo liebe Kollegen,
endlich mal wieder eine schöne Diskussion mit verschiedenen aber durchaus nachvollziehbaren Argumenten beider Seiten!
Es ist wie immer:
Zwei Klavierbauer, drei Meinungen.
Die große Gefahr bei den Methoden wie CA, PinTide, etc. ist, dass dem Kunden eine Applikation für teures Geld als fachgerechte Reparatur verkauft wird oder viele Instrumente von den "Gebrauchtklavier-Discountern" als generalüberholt verkauft werden, wo nur der Stimmstock getränkt wurde, um eine halbwegs vertretbare Stimmhaltung zu erzielen.
Beide Fälle sind nicht zu rechtfertigen.
Das Handwerk neigt dazu, nach Lösungen zu suchen, wie man mit wenig Zeitaufwand hohe Margen erzielen kann.
Die Gefahr ist, dass die eigentlichen offiziellen Reparaturmöglichekiten, die oft auch gar nicht so aufwändig sind (Ausdübeln) oder eine fachgerechte Generalüberholung außer acht gelassen oder die Fähigkeiten dazu verlernt werden.
Es ist alles eine Frage, wie man die Reparatur dem Kunden verkauft:
Wenn es sich um eines der Instrumente handelt, die vermutlich nie wieder zum richtigen Leben erweckt werden oder es nur um eine Übergangslösung geht, halte ich CA-Anwendungen für durchaus legitim, wenn der Kunde darauf hingewiesen wird ("zeitwertgerechte Reparaturlösung") und die Kosten dafür einen Anstandsbetrag darstellen.
Die Problematik ist doch die gleiche wie z.B. beim Tiefersetzen der Wirbel, was einigen Kunden nach getaner Arbeit in Abwesenheit auch für teures Geld als fachgerechte Überholung verkauft wurde oder das Drehen der Vorderstife bei einer schon ziemlich ausgelutschten Klaviatur:
Dem Kunden dafür Geld abzunehmen, halte ich für verwerflich.
Wenn ich ihm bei einem Instrument, dass vermutlich in spätestens 10 Jahren ohnehin der Verwertung zugeführt wird im Rahmen einer Stimmung kostenlos als Service in der Mittellage die schlimmsten Vorderstifte etwas drehe, einige Wirbel tiefer setze oder mit CA appliziere, freue ich mich als Handwerker im Außendienst, dass ich diese Möglichkeiten habe, die mich kaum Zeit kosten, dem Kunden aber in diesem Falle nur Vorteile bringe. Natürlich wäre auch die Berechnung einer halben Arbeitsstunde noch vertretbar.
Merke ich, dass ich einen einsichtigen und auch entsprechend solventen Kunden sowie ein Instrument mit entsprechend Potential vor mir haben, werde ich selbstverständlich versuchen, den Kunden von einer fachgerechten Generalüberholung mit neuem Stimmstock, etc. zu überzeugen.
Ich sehe die größte Gefahr wirklich Handel, wo dem Kunden ein Instrument mit von hinten gespanten Reso-Boden, CA-applizierten Wirbeln und gedrehten Vorderstiften nach Auffrischung durch einen Auto-Lackierer als generalüberholt für teures Geld verkauft wurde.
Was wir gemeinsam versuchen sollten ist, den Kunden aufzuklären, dass manche Angebote nicht fachlich seriös sein können.
Kein Klavierbauer kann kein generalüberholtes Instrument für 1500,- Euro verkaufen.
Wir sollten die Kunden sensibilisieren und von der Qualität und der werthaltigkeit eine fachgerechten Überarbeitung überzeugen.
@Michael:
Hast Du ein Bild dieser Intoniermaschine? Das würde mich mal sehr interessieren.
Ich finde eine gewisse Anonymität eigentlich sehr interessant.
Wer ist Jensen1? Ein Freund von mir?
Oder mein größter Mitbewerber?
Ich weiß es nicht und kann damit seine in meinen Augen sogar sehr interessanten Ansätze sicherlich sogar objektiver beurteilen.