Steinway wird eh verkauft - vielleicht...

Aus der Ferne betrachtet gibt es für mich nur 2 Möglichkeiten, warum ein Finanzinvestor so eine Summe bereit ist zu zahlen für ein Unternehmen, dass noch nicht mal 3 % Gewinn (womöglich noch vor Steuern) macht: Der Boss ist ein Klavierverrückter oder das Unternehmen soll filetiert werden mit entsprechenden Gewinnen durch Grundstücksverkäufe, Spartenverlagerungen und -verkäufen und einhergehender Mitarbeiterreduzierung. Zu befürchten ist wohl letzteres.

Auf dem amerikanischen Forum hat jemand aus der Investitions-"Philosophie" des Investors zitiert:

Implementation of Operational Improvement Plan

Upon completion of the investment, the first phase of a new strategic plan is implemented. Typically, this phase focuses on excess cost reduction, implementing of best practices techniques to increase centralization of processes and improve efficiency. In Kohlberg’s Industrial Manufacturing and Consumer investments, this cost reduction phase is regularly accompanied by substantial cash flow improvements from working capital reduction.
Additional liquidity is also regularly achieved in this phase through divesting non-core
assets, which can be a driver of attractive deleveraging, business simplification and
further cost improvement.

Targeted Growth and Business Repositioning

The last phase of Kohlberg’s ownership is a renewed focus on sales growth. In each new
investment, a growth plan is implemented, frequently calling for savings generated through cost reduction to be reinvested back into the businesses in the form of product
development, new market expansion or capacity improvement. In addition, in over half of its investments, Kohlberg will pursue and complete add-on acquisitions that afford an
opportunity to complement existing products and distribution, while also creating impetus for further synergy and cost reduction.

Hört sich gut an, man kann aber mühelos auch Deinen Befürchtung hineinlesen.
 
Klavierverrückt bezweifle ich, kann auch ein ganz andere Grund sein. Stichwort: " zusammenhalten , Tradition " auf den Rest müsster selber kommen.:rolleyes::D:D
 
Ich bin ja gerne ein Träumer und würde mir wünschen, dass alles recht gut weiter geht bzw. nicht schlimmer wird, auch wenn ich davon keinen persönlichen Nutzen hätte. Von mir aus könnte solch ein Unternehmen auch unter Beteiligung von Kunstkennern, Pianisten und/oder Konzertveranstaltern, also Menschen welche ein Interesse an guten Musikinstrumenten hätten getragen werden. Dieser Traum scheint mir nun angesichts dieser Neuigkeit kaum umzusetzen zu sein.

Die Zeit, in der Klavierhersteller mit Komponisten und Pianisten stets recht guten Kontakt pflegten und den gemeinsamen Weg suchten, Interesse an den Ideen des jeweiligen Gegenübers hatten, ist eh längst vorbei - daher tut sich nicht viel am Sektor der Innovation, wie anderswo schon bemerkt wurde.

Somit hat der Niedergang schon vor sehr langer Zeit langsam begonnen. Heutige Inhaber großer Firmen sind kaum in Kontakt mit Musikern und setzen im günstigsten Fall nur soviel ein, wie daraus unmittelbar mehr Kapital geschlagen werden kann. Es geht schon längst nicht mehr um die Musik ab dem mittleren Management und das ist schade.

:(

LG
Michael
 
Samick hat nur Interesse an der Klaviersparte. Der Rest muss weg, z.B. an einen Investor.

"Our agreement with Kohlberg represents an exceptional valuation for our shareholders, while also representing an important next step in the growth of Steinway,” said Michael Sweeney, Chairman and interim CEO of the Company. “
Kohlberg has long been one of America's premier private investment firms. We are delight ed that they recognize the bright future for Steinway as well as value our great heritage.
We look forward to this partnership as we continue our mission of making the world's finest
musical instruments without compromise."


"next step in the growth of Steinway,”
sagt Michael Sweeney

Wer ist Michael Sweeney?
Laut Internet "Sales Manager at Samick Music Corp"
 
Es geht schon längst nicht mehr um die Musik ab dem mittleren Management und das ist schade.

:(
... "so ist die Welt und war auch so" (Mörike) ... das ist ja ebenso etwas wie der Unternehmer mit seiner Unternehmensphilosophie innerhalb der freien Marktwirtschaft, wovor man stramm stehen muss, was man anbeten muss und was viel heiliger als der olle Inri ist (jener schwärmerische Spinner, der die Händler aus dem Tempel gajagt haben soll - vgl. Heine Wintermärchen) ;);) ... das fing schon tief im 19. Jh. an, sehr schön veranschaulicht an den Kaufmannsfamilien Buddenbrook und Hagenström...
 
Interessante Entwickung… Absolut sicher steht dahinter ein Finkelmanöver der Wallstreet-Goldjungs. Dana Messina und Kyle Kirkland wissen, wie man aus Unternehmensbesitz Geld rauszieht. Sie hätten die Chance gehabt, das Musikinstrumente-Konglomerat zu zerlegen. Sie haben es nicht gemacht. Ganz gewiss mit Grund. Erstmal gibt das ein Riesen-Bohei in den gesamten Vereinigten Staaten, weil, Steinway, National-Heiligtum. Das Ganze wird einmal gründlich auf den Kopf gestellt, alles durchgeschüttelt, jedes Sandkorn in den Nähten wird darauf untersucht, ob es ein goldiges Nugget sei, und wem man das uU für viele Talers andrehen könne.

Und ganz bestimmt schielt man da auch auf die finanziellen Möglichkeiten der Koreaner.

Zur Zeit lese ich ein sehr aufschlussreiches Buch; „Die Nabisco-Story“. Darin wird erzählt, wie mittels eines MBO (Management-Buyouts) sich etliche Leute an so einem Deal eines der größten Lebensmittel-Produzenten der USA schon in den 1980ern die Taschen vollstopften. Darin spielt Henry Kravis von KKR (Kohlberg, Kravis, Roberts) eine führende Rolle. Der Mann ist geeignet, mittels der Bancster buchstäblich –zig Milliarden Geld zusammenzutrommeln, um nahezu beliebig große Deals zu stemmen.

Für den wäre Steinway ein winziger Fisch. Aber KKR ist nicht involviert..

Dennoch soll der leckere Fisch wohl nun im Netz zappeln, und beim Zappeln auch für Kohlberg (und für die Eigner) kräftig „Strom“ liefern..

Dem alten Finanzmann Kohlberg war sein Juniorpartner Kravis damals zu aggressiv. Er trat 1986 aus der Bande KKR aus, um weiter nur seine "freundlichen" Übernahmedinge zu tun - im Einvernehmen mit dem Management, nicht als Raider, feindlicher Firmenübernehmer. Das Ganze scheint mir darauf angelegt, um am Markt der Unternehmensanteile einen fairen Preis zu finden, den wohl Mr. Kim würde zahlen müssen, um sich seinen Traum der Steinway-Eignerschaft zu erfüllen.

Wer Näherers über Kravis und Kohlberg wissen will, lese "Die Nabicso-Story", sie liegt - per dickem Zufall - gerade auf meinem Nachttisch. Darin wird beschrieben, wie einer der größten Lebensmittel- und Tabakkonzerne der USA in den 1980ern mittels eines MBO (Management Buyout) zerlegt und zu Gold gemacht wird - für wenige Täter.

Und Dana Messina und Kyle Kirkland werden daran verdienen.

Und Kohlberg, und eine Menge Bancer.

Hinterher sind die Grundstücke, „Assets“, Firmenrechte, Namensrechte usw. In alle Winde verstreut, und der Mr. Kim kann sich seine Bude „Steinway“ aus den Trümmern, kostenpflichtig angekauft, wieder zusammenleimen..

Keine schöne Zeit.

Die Fratze des angelsächsischen Finanzkapitalismus. Geld verdient eigentlich kein Geld, geht gar nicht. Wenn Finanzhaie Milliarden machen, gibt es IMMER „Kollateralschäden“. Menschen, die verarmen, und oder Unternehmer, die trickreich entreichert werden.

All das hat mit Musik nichts zu tun, es sei denn, man sei wie die Neocons - dass alles, alles in der Welt und im Leben nur noch in Geld bewertet wird und nach Nützlichkeit sortiert. Das Klimpern von Gold - Musik in den Ohren der Wallstreet-Haie.

Manchmal denke ich, dass die Legende vom Goldenen Kalb eigens erschaffen wurde, damit diese Leute allein sind beim Geldverdienen. Damit meinereiner sich mit Schaudern wende. Damit nur die feist, fett und mega reich werden, die sich nicht zu fein sind, die Finger dreckig zu machen, indem man andere Menschen abschlaubergert und entreichert.

Fehlt Dir Geld?

Geld ist nie weg.

Es ist dann stets nur woanders... Bei den Schlaueren, bei den weniger ehrpusseligen, bei den Gierigeren, bei den Schnelleren. Bei den Haien.

Mr Kim wird sich strecken, strecken.. müssen.

Abwarten, wie das ausgeht.
 
Eines ist mir an der Geschichte nicht klar: es heißt doch immer, Samick halte einen Anteil von rund ein Drittel der Steinway-Aktien (http://pianoinforum.blogspot.de/2012/03/samick-verstarkt-seinen-einflu-bei.html). Entsteht da nach amerikan. Aktienrecht keine Sperrminorität? Und könnte ein Finanzinvestor im Boot in Samicks Sinne sein?

Ein Drittel Anteil kann nach US-Gesellschaftsrecht nicht sperren.

Das Board of Directors muss Maßnahmen wie dieser per Beschlussfassung mehrheitlich zustimmen - zusammen mit Finanzleuten einen MBO einzufädeln.

Möglicherweise wurden die Samick-Leute überstimmt, oder aber sie machen mit, weil sie nur so den Konzern zerlegt bekommen: damit sie den Klavier-Anteil allein, eben die alte Fa. Steinway, separieren und dann selber führen können.

Die Samick-Leute werden an Herstellern von Blechblasinstrumenten, Gitarren, Flöten und Orgeln nicht interessiert sein. Werden für das Gesamte die Finanzierung vielleicht nicht aufbringen können - oder wollen.
 
Hallo Destanay,
um das zu lesen, muss man erst mal ein Abo beim Hamburger Abendblatt abschließen :(
 
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hier stand mal was, weg isses nu,
damit wir haben rechtliche Ruh´ :shock:
Gruß Mod
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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

...Dankeschön! !!
:)
 
Ich lasse es mal bis heute Abend stehen, aber dann muss es gelöscht werden.
 
" Lang Lang waren und sind mit ihrer Musik die wichtigsten Werbebotschafter für Steinway."

ich bin wirklich platt! wusste gar nicht das dieser so ein hoch anspruchsvolles Publikum hat :D:D:D
 
Ich wollte es Clavio nicht vorenthalten:

Auf PianoWorld ist mittlerweile der schöne Name "Kohlendorfer und Söhne" zustande gekommen.
 
In den USA wird schon spekuliert ob sich nicht doch noch BMW für Steinway interessiert. Steinway neben Rolls Royce, Donnerwetter ! Sehr bedauern würde ich es, wenn Steinways auch mit BMW Motoren ausstaffiert werden. Lang Lang wird sich da sicher sehr freuen,:rolleyes::D:D
 

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