Schubert: Impromptu op. 90/1

P

pianovirus

Guest
Das erste der vier Impromptus op. 90, gerade aufgenommen. Wenn ich aus den vier wunderbaren Stücken ein Lieblingsstück wählen müsste, dann wäre es dieses hier.

Ich hatte die Stücke früher gar nie richtig geübt, sondern nur durchgespielt, deshalb ist es jetzt mehr Arbeit als bei den Moments Musicaux, vor allem auch das Auswendiglernen.

Wir immer, wenn ihr ehrlich sagt, was Euch so durch den Kopf geht ist das herzlich willkommen!

Einen schönen Sonntagabend wünscht
pianovirus

 
Auch hier hast Du eine sehr zupackende, persönliche Art des Musizierens, die mir sehr gefällt und sich auch bei diesem Impromptu bestens bewährt. Vielleicht muss der Anfangsakkord nicht so lang sein? Ich verstehe die Absicht, halte es aber für des Guten zu viel :-) Auch sonst höre ich dies und das, aber es sind Kleinigkeiten, die hier viel zu wichtig rüberkommen würden. Entscheiden ist, dass Dein Schubert singt und wirklich nach Schubert klingt!

Beste Grüsse

Felix
 
Wir immer, wenn ihr ehrlich sagt, was Euch so durch den Kopf geht ist das herzlich willkommen!
"Unglaublich, welche Spannung Du mit nur einem Akkord aufbauen kannst." Dieser Gedanke schoss mir als erstes durch den Kopf, wobei hier das Auge ganz klar mithört. Wenn man Dich dabei sieht, ist man unheimlich gespannt drauf, was folgen wird (würde ich es nur hören, wäre wohl auch mir der Akkord zu lang).
...persönliche Art des Musizierens, die mir sehr gefällt...
Dem kann ich nur zustimmen.
 
Dieses Stück mag ich auch am meisten von den Impromptus, sogar von allen acht. Wahrscheinlich, weil es so viel von dem hat, was Schubert so gut macht!

Am Anfang dachte ich aber auch: "Wenn er das Stück noch in 9:38 noch schaffen will, muss er aber langsam mal losspielen." :D Mich stört es in diesem Fall nicht, auch, wenn ich es nicht nötig finde, so lange auszuharren. Vielleicht macht man die Länge der Fermate auch davon abhängig, ob man nur das einzelne Stück spielt oder den ganzen Zyklus?

Ansonsten wüsste ich nichts zu sagen, außer, dass es toll klingt (wie immer). Die Verspieler (oder war es nur ein einziger?) sind wirklich minimal fallen nicht ins Gewicht.

Ach ja, und die Kadenz am Ende des Themas erinnert mich immer an Schuberts Lied "Der Kreuzzug" - was aber wohl deutlich weniger bekannt ist als dieses Stück.
 
wunderschön,...
hast Du auch op.90 Nr. 4 im Repertoire? Das ist mein Liebling unter den 8 Impromptus......

Gruß Ute
 
Hallo PV,

ich hab' es mir auch angehört ;) Ich mag das Stück sehr gerne, und Deine Einspielung hat mich daran erinnert, daß ich es auch schon lange im "Repertoire" hatte, aber völlig vergessen hatte. Ich werde es demnächst auch mal wieder durchspielen!

Viele Grüße
Dreiklang
 
Danke Euch allen fürs Anhören und für die ermutigenden Kommentare!

Also was den Anfangsakkord angeht, herrscht wohl weitestgehende Einigkeit; solches Feedback sollte man nicht ignorieren! :)

Es ist die Frage, wie man diesen Akkord auffasst. Ein Ruf, der ins Leere verhallt? Und dem Hörer gleichzeitig die Ohren öffnet, auch leise Töne zu hören? Das kann ja durch ein langes Nachhören des Klangs bis ins Verstummen am besten erreicht werden. Aber es stimmt schon -- vielleicht fehlt dann ein organischer Zusammenhang zum Rest, oder es wirkt zu dick aufgetragen.

Ich werde damit nochmal herumexperimentieren. Es gibt, wie Felix und Chaotica angedeutet haben, einiges, was noch nicht so ganz passt, z.B. die Stringenz des punktierten Rhythmus zu Beginn des Stücks usw...

Jetzt aber erst mal weiter mit Nr. 2! Ute, Nr. 4 wäre dann als überübernächstes dran, wenn ich nicht vom Plan abkomme :)

Liebe Grüße,
pianovirus
 
Ich möchte auch noch zum Eröffnungsklang meinen Senf dazugeben:

Ganz egal, ob man es genauso lang halten würde, finde ich es bemerkenswert, welche Wirkung diese Eröffnung auf den Hörer hat. Da passiert etwas außergewöhnliches am Anfang und es verändert die Hörhaltung. Ich bin aufmerksamer und gespannter geworden. Mir ging es jedenfalls so und ich finde das super.

Ich freu mich auch schon auf die weiteren Impromptus.

lg marcus
 

Der Anfangsakkord bedeutet für mich soviel wie:

"Liebe Zuhörer! Ich bitte um ihre werte Aufmerksamkeit! Es geht los! Jetzt kommt etwas gutes (und schönes)!"

Und Schubert verspricht m.E. auch nicht zuviel damit. Und so in etwa spiele ich ihn ;)
 

eigentlich --- schon (ich meine: so spiele ich den Akkord) ... Kann man beim Klavierspiel nicht seine Phantasie benutzen...?

Eigentlich ist das nur "in Worte" gefaßt, welchen Ausdruck ich dem ersten Akkord "gefühlsmäßig" so gegeben habe (ich spielte das Stück schon in meiner Jugend)

Oder sind das auch so Sachen, die man über I-Net nur schwer diskutieren kann...?
Davon gibt's ja einige...
 

"hurtig, hurtig" --- "auf geht's, alter Knabe" --- "Da muß Feuer drin sein" --- "Das soll Schmackes haben"

Aber wie zum Geier kann man über dieses schöne tiefsinnige Stück "Allegro" drüberschreiben? :roll: Auch wenn man es mit "molto moderato" einschränkt...?

- melde mich vorerst wieder ab -
 

Schon das Notenhören ist ja nicht einfach. Da erklingt ein Unisono-G, und alle sprechen hier von einem Akkord.


Wart mal, ich schau's nach: Auf meinem Metronom steht "Allegro" so ungefähr bei 126 bis 132. Nun hat der Herr Schubert der Vorschrift "Allegro" für dieses Impromptu aber "molto moderato" angefügt, und "Moderato" ist auf meinem Metronom so ungefähr 112. "Molto" steht da aber nicht drauf -- das macht mich ratlos. Aber ich schieb das Pendelgewicht mal 'n bißchen, sagen wir auf 100. Nun muß ich zwischen "Allegro" und "molto moderato" nur noch mitteln und errechne:
(132 + 100) : 2 = 116
Wer lesen kann und ein Metronom hat, weiß also jetzt, wie schnell das zu spielen ist, denn das ist nach streng wissenschaftlicher MMM (Mälzel-Metronom-Methode) ermittelt. Und folgende Mißinterpretation hätte gar nicht veröffentlicht werden dürfen:
Stanislav Neuhaus plays Impromtu c-moll, op.90, No. 1 - YouTube
Alles ganz einfach.

Übrigens gehört zu Schuberts Markenzeichen, fast jedem Allegro ein "non troppo" anzufügen (D 157, 537, 575 -- um Sonaten-Kopfsätze zu nennen) oder ein "moderato" (279, 459, 557, 568, 571, 664), wenn er nicht gleich nur "Moderato" (566, 613, 840, 845) schreibt oder gar "Molto moderato" (894, 960).
Swjatoslaw Richters Auslegung des "Molto moderato" von 894 und 960 ist berühmt-berüchtigt -- der hatte halt ein Metronom, auf dem nur Zahlen standen, und nie hat ihn ein Lehrer drauf hingewiesen, daß er sich gefälligst mal merken soll, welche Zahl welcher italienischen Tempobezeichnung entspricht. Sein Leben lang ist er ratlos durch die Gegend gelaufen und hat gefragt:
Du hättest ihn halt mal beraten sollen, aber dich fragt ja keiner.
https://www.youtube.com/watch?v=E7_OW2__ZR0
 

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