Kann man den mit so einem Zeug richtig Kohle machen? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen.
ja klar! du musst nur die richtige Kuh melken
Klar, "Crossover" bietet durchaus Chancen, ein Publikum zu erreichen, das Musik unterschiedlichster Stile und Gattungen grundsätzlich zu konsumieren gewillt ist. Wenn ich mir beispielsweise die musikalischen Präferenzen "meiner" Chormitglieder anschaue, sind diejenigen, die "eigentlich alles" gerne hören, gegenüber den "Spezialisten" eindeutig in der Mehrheit. Letztere wissen allerdings, dass sie im Chor dann oftmals Sachen abseits ihres persönlichen Geschmacks singen müssen. Diese Konstellation gibt es mit Sicherheit auch in anderen Teilen der Bevölkerung. Zu den in alle Richtungen aufgeschlossenen Konsumenten kommen Spezialisierte, die sich bisweilen gerne mal überraschen lassen - in diesem Falle von einem Star der "klassischen" Szene, der mal was ganz anderes macht. Das ist so ähnlich wie mit David Garrett oder mit Opernstars, die irgendwelche Popballaden singen. Oder wie mit Heino, der Rammstein covert. Kohle haben die mit dem Zeug jedenfalls alle gemacht - warum auch nicht?
Der umgekehrte Weg ist schwieriger. Ich erinnere mich an Demobänder des Schlagerstars Rex Gildo mit Liedern von Franz Schubert: eine klassisch geschulte lyrische Tenorstimme, wie sie viele begabte Gesangsstudenten auch haben - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Keinerlei Chancen, sich damit im Klassikgeschäft behaupten zu können. Und Clayderman besitzt von Haus aus einen klassischen pianistischen Hintergrund - würde sich jemand die CD kaufen, wenn er Beethovensonaten einspielen würde? Sich nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen zu lassen, erfordert nicht zuletzt eine Menge Mut, zumal Fehlversuche eine Menge Zeit und Geld kosten. Ich persönlich bewundere diesen Mut - unabhängig von dem Umstand, die Platte kaufen oder geschenkt haben zu wollen.
Ich unterstelle mal, dass Olga Scheps ganz genau weiß, was sie tut und was sie will. Schade, dass dieses stilistische Abgrenzungsbedürfnis noch in so vielen Köpfen festsitzt. Das kenne ich von vielen Chormitgliedern, die den "Kulturauftrag" ihres Vereins zur Förderung von Klassik und deutschem Volkslied hochhalten - ohne mir plausibel machen zu können, wer ihnen diesen Auftrag erteilt hat. Da wird auf ausgefahrenen Gleisen weitergefahren, obwohl es immer weniger Leute interessiert. Dabei gilt oftmals lediglich, wenn es nicht klappt, war es halt mal eine Erfahrung. Und diese kostet einen verschwindend kleinen Bruchteil dessen, was man in eine floppende CD-Produktion stecken müsste.
LG von Rheinkultur