Musiker von der Straße engagieren???

  • Ersteller des Themas Debbie digitalis
  • Erstellungsdatum

Hallo fisherman,

vielen Dank für deinen explizit und recht überzeugend formulierten und wunderschön vermittelnden "Gegenstandpunkt"!

Auch ich kann nicht sagen, wie gut / schlecht Straßenmusiker verdienen und welche anderen Betätigungsfelder sie möglicherweise haben! Möglicherweise ist solch eine Einladung zum Spielen "für lau" eine Art Werbeplattform und Möglichkeit, zahlungsfähige Kundschaft an Land zu ziehen bzw. einmal in einem Kreis zu spielen, in dem sie das spielen können, was sie eigentlich spielen wollen und für eine angemessene Entlohnung - ich weiss es nicht! Ich selbst würde als Auftraggeber von solchen Leuten niemals verlangen, "für lau" zu spielen.

Aus meiner höchstpersönlichen Erfahrung kann ich nur folgendes beisteuern:
eine alte Jugendfreundin von mir (heute erstklassige Jazzmusikerin und auch Musikerin in anderen Bereichen) wohnte vor einiger Zeit für knapp zwei Jahre in meiner Nähe. Wir trafen uns in dieser Zeit häufig und sie versuchte, in dieser Gegend zusammen mit einer Pianistin, mit der sie im Duo spielte Fuß zu fassen. Ich hatte mich damals bereit erklärt, mich für sie nach Auftrittsgelegenheiten in der Umgebung umzuhören. Damals war Kaltkontakten noch erlaubt! Dennoch: Restaurants, Kneipen, einschlägige Lokale, auch Auftrittsmöglichkeiten auf öffentlichen Plätzen und bei Privatunternehmen waren äußerst rar. Die geforderte angemessene Gage wollte keiner bezahlen! Und: am schlimmsten waren die angesagten Kneipen in der Innenstadt!

LG

Debbie digitalis
 
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Na wenn mich ein Ölscheich zur Konferenz der reichsten Musikliebhaber der Welt einladen würde, würde ich auch für ein Essen spielen. Ich würde sogar noch die Anreise selbst bezahlen :D
Man kann natürlich alles immer so hindrehen, dass ein Verhalten im speziellen Spezialfall noch edel und richtig ist. Aber ich denke, wenn man über solche Dinge spricht, geht man doch eher vom "Standartfall" aus, es geht sozusagen ums Prinzip.
Zu solchen Überlegungen gehört natürlich auch die Auslotung aller Spezialfälle, um sich einen Überblick zu verschaffen. Aber dass sie in diesem Fall tatsache sind, ist doch eher unwahrscheinlich...
 
Das Gegenbeispiel mit dem Scheich ist Unsinn.

Wir reden hier ja nicht von den Musikern und deren Verhalten ;es geht einzig und allein um Auftraggeber, die für eine Dienstleistung nicht bezahlen.

Ein Scheich, der Musiker engagiert und ihnen nur ein Essen (und sei es noch so lecker) zuteil werden lässt, ist also noch viel schlimmer als die Studienrätin, denn für alles und jeden haut er unfassbare Kohle raus, nur für die Musiker nicht.

LG,
Hasenbein
 
Ein typischer "Hohl-Faden". Welche Antworten zum Thema kommen, war doch klar. Und was soll das dann bewirken? Ein Lamento, wie schlecht sie doch ist, diese unsere Welt?? :roll:
 
Ein typischer "Hohl-Faden". Welche Antworten zum Thema kommen, war doch klar. Und was soll das dann bewirken? Ein Lamento, wie schlecht sie doch ist, diese unsere Welt?? :roll:

Finde ich nicht. Hey, manchmal muss es einfach "raus". Sehr häufig gehts einem danach besser. Wenn es Debbie jetzt besser geht wo sie lesen konnte, das andere Leute es ähnlich sehen wie sie, dann ist doch alles gut.
 
So, und jetzt, nach umfangreicher Diskussion (Micha ist gerade bei mir) zu diesem Thema, folgendes Gedankenspiel:

Ihr seid klassisch ausgebildete Musiker (E-Musik ;-)) und der Verdienstlage in D. ist gerade mal bescheiden. Also reist Ihr, z.B. nach Singapur oder Dubai und verdient dort sehr ordentliches Geld, indem Ihr in Einkaufszentren musiziert. Einziger Wermutstropfen: Ihr müsst halt die "Gassenhauer a la Elise, Mondscheinsonate etc." spielen. Da kommt der Sekretär des Scheichs und bietet Euch an, auf einer privaten Feier AUSSERHALB Eurer "Verdienstzeiten" für ein hochkarätiges Publikum richtig gute Sachen zu spielen. Endlich wieder etwas "Würdevolles". Evtl Gäste, die danach ein Engagement anbieten. Und keine Lakaienrolle mit Bockwurst und Kartoffelsalat, sondern die gleichen 7 Gänge, wie sie auch die anderen Gäste bekommen. Dito den Vino (aber nachher). Evtl. speist Ihr sogar zusammen mit den Gästen. Möglicherweise ein guter Abend für die Seele, sicher ein guter Abend für Bauch und Leber, und ganz bestimmt kein Verlust (weil kein Verdienstausfall).

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ICH annehmen würde. Auch wenn ich das Vorgehen der "Dame" hier mitverteufelt habe. Vielleicht ist der springende Punkt die falsche Einschätzung des Strassenverdienstes. Der kann nämlich verdammt hoch sein, wenn man es richtig anstellt. Wir sollten evtl. das Bild des hungerleidenden Strassenmusikers (ohne Obdach) ablegen, der mit bloßem Essen "erpresst wird" und ersetzen durch einen finanziell erfolgreichen Musikers, der als Sahnehäubchen einen netten Abend gestalten und miterleben da

Jetzt ergibt sich ein anderes Bild. Welches das "richtige" ist, weiß ich natürlich nicht, aber mir scheint doch, dass der Volkszorn hier übergekocht ist.

Lieber Fisherman,
du hast wohl ne Fischgräte verschluckt, dein Beispiel mit den Scheichs hingt ja gewaltig. Welchem Musiker kämme es auch nur annähernd in den Sinn nach Singapuroder Dubai zu reisen um dort Geld zu machen, hast Du vergessen was eine Reise und die ganzen Umtriebe dorthin kosten und dies mit dem Gedanken beim Scheich eine Lammkeule ein Glas Wasser und danach einige FEIGEN zu geniessen. Ich nehme an du geniesst eine gute Flasche Bordeaux, du sprichst von Engagement von den Gästen, ja vielleicht dann wenn der Künstler aus vermögendem Haus kommt, dann hollen sich die Scheichs resp. Gäste profit aus dem Künstler.
Wieso weisst du das die Strassenverdienste hoch sind ? Ich gehe jetzt von den Profi Musikern aus, die auch auf der Strasse spielen.
Diese Leute spielen auf der Strasse weil sie Geld brauchen und nicht alls Belustigung , ich weiss von was ich spreche.
Ich möchte mal die Situation der Pianisten klar stellen, die wenigsten spielen auf der Strasse. Es gibt ca. 2,5 Millionen Pianisten die man zur Obersten Klasse zählen dürfte, diese Zahl habe ich von Youja Wang. Wo sollen diese Pianisten weltweit spielen? hier weiter einzugehen erübrigt sich. Die Situation sieht bei den anderen Musikern nicht anders aus.
Die Musiker "Pianisten" werden dann gefördert wenn sie einen grossen Preis gewohnen haben oder auch sehr gut aussehen bei den Männern von Vorteil schwul zu sein ,ich kenne diese Selektionierung. Die grosse Agenturen mit ihrem zumteil grossen Personal bestand wollen und müssen verdienen solange es geht. Kommen neue Künstler empor dürfen die bisherigen mit ganz wenigen den Hut nehmen. In Berlin gibt es einen Salon der Besitzer gibt die Möglichkeit Künstler bei ihm auftreten zu lassen.
Es treten dort Musiker auf die einen internationalen Namen haben, die Termine sind für das ganze Jahr voll ausgebucht. Für die Gage wird ein Hut hingelegt, jeder kann bezahlen was er will. Von dieser Spende gehen die Hälte an den Besitzer für Unkosten, für den Musiker bleiben ca. 300 bis 350 euro.
Wenn diese Musiker mehrmals im Monat auftreten könnten, ginge es noch, aber die ganze Situation für die Künstler ist tramatisch, die meisten leiden unter starken Existenz Ängsten. Finanziell erfolgreiche Musiker in der Klassikbranche gibt es nur Ausnahmsweise, diejenigen die die Masse ansprechen können, gelingt es zu Geld zu kommen, die anderen gehen hart gesagt kaputt.
Aus diesem Grund muss man mit dieser Studienrätin mit viel Einfluss, klarer Wein einschenken. Kann sein, dass diese keine Ahnung von der Realität des Lebens dieser Musiker hat. Diejenigen die ihren gesicherten Arbeitsplatz haben, können da gar nicht mitreden, geschweige sich dies nur vorzustellen.

Cordialement
Destenay
 
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Die Differenz D zu Dubai dürfte wohl durchaus der von "Ostblockstaaten" zu D entsprechen. Dementsprechend können die Reisekosten auch etwas höher angesiedelt werden. Pianisten sind unter Strassenmusikern eher selten, vielleicht daher Eure Aufregung. Ich kenne aber etliche in den USA, die dort in Universitätsstädten (nicht NY?) mit wenig Arbeit relativ viel Kohle machen und deshalb während Ihres Studiums im Gegensatz zu Ihren Kommilitonen nicht arbeiten müssen. In D kenne ich nur einen - der arbeitet ca. 2-3 tage die Woche. Da setzt er sich in den ICE (durchaus auch mal 1. Klasse) und fährt nach Ffm, M, B, DD etc. Dort spielt er "auf der Strasse". Alles sehr geplant, sehr professionell. Und ich kann Euch versichern, dass nicht wenige unter Euch sein weitestgehend steuerfreies Salär haben möchten ... (und dafür gerne Ihren Beruf an den Nagel hängen)

Noch mal: Das Leben ist selten Schwarz oder Weiß, meist ist es eher grau.
 
Destenay, besagte Studienrätin kriegt höchstens nen Lachflash, wenn man ihr reinen Wein einschenkt. Die hält sich für eine Kunstmätzenin, weil sie den Leuten das Essen und Trinken gibt, das auch ihre Gäste bekommen und nicht ne Butterstulle und ne Cola. Da kannst du reden und predigen bis zu Fransen an den Mund bekommst. Deine Gedanken sind richtig und für mich schön zu lesen - aber in dieser Welt wohl nicht zu realisieren. Da hilft es auch nicht, wenn man die entsprechenden Leute anspricht. Die lachen doch nur. Guck dir die Hungerlöhne an, die Klavierlehrer verdienen. Ist auch ein Skandal. Und trotzdem wird immer noch gefragt und geguckt ob es nicht doch einer billiger macht. Glaube mir, ich finds auch grauselig. Aber ich hab mich mit abgefunden, dass ich andere Leute nicht ändern kann. Das regt mich nur auf. Man kann nur gucken, dass man es selber besser macht. Ich war zum Beispiel 13 Wochen krank dieses Jahr und es war für mich selbstverständlich, dass ich in der Zeit meinen KL durchbezahlt habe. Der muss nämlich planen können, der ist Freiberufler. Er war in der Zeit 2 Mal bei mir zu Hause und hat mich unterrichtet. Fand ich superklasse von ihm - hätte er nicht machen müssen. Und er hat sich gewundert, dass es für mich völlig klar war, dass ich weiter bezahle, auch wenn ich wegen Krankheit nicht komme und darüber nicht mit ihm diskutiere. Ich hab ihm gesagt, dass ich damit meinen Unterrichtsplatz bei ihm "frei halte" und es mir wichtig ist, dass der Tag und die Uhrzeit auch dann noch für mich da ist wenn ich wieder gesund bin, mir aber klar ist das ich dafür weiter bezahlen muss.

Ich will damit nur sagen, dass Jeder für sich zusehen muss wie er Künstler behandelt. Was andere machen, das wird man nicht ändern können. Leider nicht.
 
Hallo.
Nachdem ich hier lange mitgelesen habe, ist mir danach, knapp zu sondieren:

a) Ich finde es für EINZELFÄLLE DENKBAR, dass unentgeltlich oder gegen Mundlohn Dienstleistungen, gleich welcher Art, erbracht oder erhalten werden. Gründe dafür sind zahlreich, hier ist nur ein kleiner Ausschnitt für ein eng umschriebenes Beispiel (Musizieren) erwähnt worden.

b) Ich finde es grundsätzlich ALS MASCHE UNAKZEPTABEL, Dienstleistungen unentgeltlich oder gegen unangemessen niedrigen Lohn in Anspruch zu nehmen. Das regelmäßige Erbringen von Leistungen zu derartigen Konditionen ist ebenfalls unakzeptabel, weil unkollegial und unsolidarisch.

Gruß
Martin
 
Hallo.
Nachdem ich hier lange mitgelesen habe, ist mir danach, knapp zu sondieren:

a) Ich finde es für EINZELFÄLLE DENKBAR, dass unentgeltlich oder gegen Mundlohn Dienstleistungen, gleich welcher Art, erbracht oder erhalten werden. Gründe dafür sind zahlreich, hier ist nur ein kleiner Ausschnitt für ein eng umschriebenes Beispiel (Musizieren) erwähnt worden.

b) Ich finde es grundsätzlich ALS MASCHE UNAKZEPTABEL, Dienstleistungen unentgeltlich oder gegen unangemessen niedrigen Lohn in Anspruch zu nehmen. Das regelmäßige Erbringen von Leistungen zu derartigen Konditionen ist ebenfalls unakzeptabel, weil unkollegial und unsolidarisch.

Gruß
Martin

In Frankreich ist man diesbezüglich viel strenger, "Mundlohn gegen Dienstleistung" ist strafbar und kann mit sehr hohen Bussen bestraft werden, geht auch unter Kapitel Schwarzarbeit, Wiederholung werden mit Gefängniss belohnt.

Cordialement
Destenay
 


Denke ich mal, und dann nur Stehplätze, mit 80kmh geht es dann durch äußerst niedrige Brücken.......meine Güte, Methoden haben die Franzosen - da war doch die gute alte Guillotine ehrlicher
eek.gif


Viele Grüße

Styx
 
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Aber mit dem Doppeldecker kannst Du viel mehr auf einmal köpfen. Denk doch mal ein bisserl produktiv!

so rein quantitativ gesehen gebe ich Dir ja völlig recht, nur wo bleibt die Qualität dabei? Es spritzt ja alles wahllos in der Gegend umher, so völlig unkoordiniert und ungeordnet. Man stelle sich bloß einmal vor, das Gehirne eines Delignienten landet versehentlich mitten in der Blumenkohlauslage eines ahnungslosen französischen Gemüsehändlers türkischer Herkunft - dann heißt es "statt hochwertigem Gemüse vom Aldi Vortage verkaufe er geschächteten Bregen"...so etwas schürt doch den Fremdenhaß in Frankreich
angst_3.gif


Viele Grüße

Styx
 
Ich glaube ich mache mich mit dem Folgenden unbeliebt. Was sagt ihr zu dem Stichpunkt "Angebot und Nachfrage"?
Der Markt reguliert sich selbst. Wenn die Löhne sinken ist das Angebot zu groß. Wenn es dann weniger Musiker gibt, sind die Leute auch wieder bereit, mehr zu zahlen. Da finde ich es auch schon seltsam, dass man wohlwissend der Marktsituation entscheidet, sein Geld mit Musik zu verdienen. Wenn mir 20 Bands zu Verfügung stehen, die durchweg gute Leistung bringen, dann entscheide ich mich für die billigste.
Der Dame stehen anscheinend genügend Musiker zur Verfügung. Ihre Auswahl fällt auch auf die günstigste Möglichkeit.
...Ich lehne mich mit obigen Sätzen schon sehr aus dem Fenster, aber mich interessiert, ob ihr euch als "Betroffene" auch in diese Argumentation versetzen könnt.
 

Ja ihr amusiert euch jetzt, vor Jahren hatte mir ein Nachbar ein Kloh gewechselt dies ging relativ schnell. Ich wollte ihn bezahlen, er wollte dies nicht mit der Begründung die sei Nachbarsdienst. Gut! Ich offerierte ihm einen Wein und wie es so ist quaselt man irgendwelchen non sens.
Ca. zwei Wochen später kam die Gendarmerie zu dritt und ich wurde auf den Posten genommen und dort vernommen mit der Begründung sie hätten eine Anzeige gegen meinen Nachbar und mich wegen Schwarzarbeit. Die Typen waren recht agressiv und versuchten mich platt zu klopfen, dann kam die Frage ob ich ihn etwas zu trinken gegeben habe, ich bejahte dies. Und dann gings aber los die tobten und beschuldigten mich da für sie der Tatbestand belegt war, ich fing an zu lachen was die gar nicht kommisch fanden. Nach drei Stunden liessen die mich wieder los, drei Tage später kammen die von neuem und die Prozedur ging von vorne los.
Ich nahm den deutschen Anwalt Philipp von Kapff aus Lyon, der sich natürlich auch amüsierte und trotzdem die Sache ernst nahm.
Dieser fuhr hin und zurück 8oo Km um mit der Staatsanwältin zu sprechen, der Anwalt kostete mir ca 4000 euro von der Polizei habe ich nie wieder was gehört, die sind heute scheiss freundlich, die drei Anderen habe ich nie wieder gesehen. Von Kapff hatte mich dann auch aufgeklärt wie dies in Frankreich abläuft.
Allso diese Studienrätin würde wegen Wiederhollung des Tatbestand in Karierten Hosen rumlaufen, sollte sie Klavierspielen hat sie wenigsten ihre Tastatur am Leib :mrgreen:

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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