Tolles Programm, tolle Musiker und kein Publikum...

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Trios für Klavier, Oboe und Viola von Klughardt, Herzogenberg und Loeffler.

Ich alter Banause muss nachfragen: lt. Wikipedia kommen die Herren August Klughardt, Heinrich von Herzogenberg und Charles Martin Loeffler in Frage?:denken: Ich selbst müsste mir Beispiele auf Youtube anhören, um zu entscheiden ob ich hinginge.

20 Zuhörer sind eigentlich ein schöner, kleiner, intimer Kreis; nur wenn 100 in den Saal passen ist es optisch wie auch akustisch ungünstig.:konfus:
 
Ich alter Banause muss nachfragen: lt. Wikipedia kommen die Herren August Klughardt, Heinrich von Herzogenberg und Charles Martin Loeffler in Frage?:denken: Ich selbst müsste mir Beispiele auf Youtube anhören, um zu entscheiden ob ich hinginge.
Zur Frage: Richtig! Mit dem zweiten Satz wäre aber ein entscheidender Aspekt angesprochen: Die Mühe, erst einmal Stücke eines mir unbekannten Tonsetzers auf DuRöhre anzuhören, um zu erforschen, ob mich das angekündigte Programm interessieren würde, machen sich die meisten ja gar nicht erst.

Warum wohl werden Presseartikel vor ihrer Veröffentlichung von hinten gekürzt? Weil der Leser so schnell entscheidet, ob ihn das Geschriebene interessiert, dass er gar nicht erst bis zur abschließenden Zeile vorstoßen wird, wenn bei ihm kein tiefer gehendes Interesse an den Inhalten geweckt wird.

Die Menschen wollen nichts verkauft bekommen, sondern sich selbst zum Kauf entschließen. Wer ein Publikum erziehen will, tue dies so klug, dass es davon nichts mitbekommt und auf eine höchst subtile Weise zur Entscheidung gelangt, sich damit beschäftigen zu wollen. Und das muss man erst mal hinbekommen.

LG von Rheinkultur
 
So schwierig ist das doch gar nicht. Hamelin macht es mit seiner Programmauswahl vor.

Im Prinzip ist recht simpel: Die Leute möchten etwas, das ihnen gefällt und / oder bekannt ist. Das kann Verschiedenes sein:

- Stücke / Komponisten (Oooh, Chopin!)
- Musiker (Oooh, Lang Lang!)
- Konzertreihe oder Anlass (Oooh, Neujahrskonzert!)
- Örtlichkeit (Oooh, Carnegie Hall!)
- Rahmenveranstaltung (Oooh, vielleicht sehe ich dort Sternchen / Politiker YXZ, ansonsten stürze ich mich auf das riesige Buffet und gehe anschließend im Kerzenmeer neben dem Irrgarten spazieren).
- Sonstiges (z.B. - Oooh, das Konzert wird von Hella von Sinnen moderiert! Und noch dazu ist es ein Benefizkonzert für die Sanierung der Kläranlage in Timbuktu!)

So ähnlich ist es übrigens auch als Musiker. Eine hohe Gage ist nicht das alleinige Kriterium, ein Konzert anzunehmen (für mich jedenfalls). Es kann auch eine besondere Örtlichkeit, eine gute Kritik, ein besonderes Publikum etc. sein, aber irgendetwas muss "rausspringen".

Wenn von alledem gar nichts zutrifft, kommen eben nur die, die an Unbekanntem interessiert sind, und das sind nunmal wenige. Da schließe ich mich selbst auch nicht unbedingt mit ein, denn wer sagt mir denn, dass das kein grausamer Abend wird? Ich habe schon Konzerte erlebt, aus denen ich gerne geflohen wäre, aber es war so wenig Publikum da, dass das aufgefallen wäre.

Das ist natürlich plakativ, denn wenn es sich um eine entsprechende Lokalität handelt, kann man auch meistens gute Musiker erwarten und kein Desaster. Also scheinen schonmal mindestens zwei der oben genannten Parameter gleichzeitig zutreffen zu müssen.
 
Wer ein Publikum erziehen will, tue dies so klug, dass es davon nichts mitbekommt und auf eine höchst subtile Weise zur Entscheidung gelangt, sich damit beschäftigen zu wollen. Und das muss man erst mal hinbekommen

Ich persönlich finde es so wichtig auch das Repertoire abseits des Mainstream aufzuführen, und wenn es erst bei den Zugaben ist. Besonders Spaß hat es mir letzte Woche in München gemacht. Es wäre keiner gekommen um etwas von Lowell Liebermann zu hören. Originell verpackt zwischen viel Schubert und Liszt konnte ich ihn unterbringen. Dann habe ich noch etwas über ihn erzählt und das Publikum neugierig gemacht. Ich wusste, dass das total in die Hose hätte gehen können, aber es wäre mir egal gewesen. Ich als Interpret muss dahinter stehen und ich muss überzeugt sein. Das Feedback war dann übrigens absolut positiv! Sogar Leute von denen ich dachte, es wäre nicht ihr Geschmack gewesen, waren begeistert.... @Alb oder @terrigol waren ja unter anderem mit dabei.
 
Ich persönlich finde es so wichtig auch das Repertoire abseits des Mainstream aufzuführen, und wenn es erst bei den Zugaben ist. Besonders Spaß hat es mir letzte Woche in München gemacht. Es wäre keiner gekommen um etwas von Lowell Liebermann zu hören. Originell verpackt zwischen viel Schubert und Liszt konnte ich ihn unterbringen. Dann habe ich noch etwas über ihn erzählt und das Publikum neugierig gemacht.

Mir gefällt es, wenn ich neue Stücke oder mir unbekannte Komponisten kennenlernen kann. Und bei manchen modernen Stücken kann es sehr hilfreich sein, wenn das Publikum sozusagen an die Hand genommen und an des Stück / den Komponisten herangeführt wird. Einige Eckdaten über das Stück / den Komponisten parat zu haben macht sich auch gut beim anschließenden Erzählen vom Konzert. Denn der Freundes-, Bekanntenkreis oder die Familie hat meistens von diesem unbekannten Stück auch noch nichts gehört und kann dann gleich auch etwas Neues lernen, entdecken.

Ich als Interpret muss dahinter stehen und ich muss überzeugt sein.
Das ist ganz, ganz wichtig. Man merkt als Zuhörer, ob der Interpret das Stück einfach herunterspielt oder ob er sich mit dem Stück auseinandergesetzt hat, von dem Stück begeistert ist. Und wenn der Interpret das Stück für unwichtig, fragwürdig oder flach hält, dann fragt sich auch der Zuhörer, warum er hier im Publikum sitzt und einer lieblosen Interpretation ausgesetzt ist. Und dann kann es sein, dass sich der Zuhörer auf ein zweites Experiment gar nicht mehr einlässt.

Bezüglich Münchner Konzert. Das Publikum war wirklich begeistert und hat sich in der Pause angeregt hauptsächlich über Liebermann unterhalten. Mir hat das Nocturne auch sehr gut gefallen. Es war übrigens das erste Stück von Liebermann, welches ich in einem Konzert gehört habe.

LG Terri
 
So schwierig ist das doch gar nicht. Hamelin macht es mit seiner Programmauswahl vor.

Im Prinzip ist recht simpel: Die Leute möchten etwas, das ihnen gefällt und / oder bekannt ist. Das kann Verschiedenes sein:

- Stücke / Komponisten (Oooh, Chopin!)
- Musiker (Oooh, Lang Lang!)
- Konzertreihe oder Anlass (Oooh, Neujahrskonzert!)
- Örtlichkeit (Oooh, Carnegie Hall!)
- Rahmenveranstaltung (Oooh, vielleicht sehe ich dort Sternchen / Politiker YXZ, ansonsten stürze ich mich auf das riesige Buffet und gehe anschließend im Kerzenmeer neben dem Irrgarten spazieren).
- Sonstiges (z.B. - Oooh, das Konzert wird von Hella von Sinnen moderiert! Und noch dazu ist es ein Benefizkonzert für die Sanierung der Kläranlage in Timbuktu!)

So ähnlich ist es übrigens auch als Musiker. Eine hohe Gage ist nicht das alleinige Kriterium, ein Konzert anzunehmen (für mich jedenfalls). Es kann auch eine besondere Örtlichkeit, eine gute Kritik, ein besonderes Publikum etc. sein, aber irgendetwas muss "rausspringen".

Wenn von alledem gar nichts zutrifft, kommen eben nur die, die an Unbekanntem interessiert sind, und das sind nunmal wenige. Da schließe ich mich selbst auch nicht unbedingt mit ein, denn wer sagt mir denn, dass das kein grausamer Abend wird? Ich habe schon Konzerte erlebt, aus denen ich gerne geflohen wäre, aber es war so wenig Publikum da, dass das aufgefallen wäre.

Das ist natürlich plakativ, denn wenn es sich um eine entsprechende Lokalität handelt, kann man auch meistens gute Musiker erwarten und kein Desaster. Also scheinen schonmal mindestens zwei der oben genannten Parameter gleichzeitig zutreffen zu müssen.
Kann ich nur bestätigen.
Der Mensch will immer an Bekanntes anknüpfen.
Bei unseren Chorauftritten kriegen die Gassenhauer oft mehr Applaus, obwohl sie oft einfacher gestrickt sind und weniger Übezeit in Anspruch nahmen als anspruchsvollere Stücke, die wesentlich interessanter klingen.
 
Tackerpercussion, Einmachglasharfenmusik, Yasminduftklassik.

Nee, nee... "TEY" ist die hier gebräuchliche Kurzform für die Tonvirtuosen Tiersen, Einaudi und Yiruma.

:-)
 
Besser bekannt durch Darbietungen bei Bohlen & Co, wo dann jemand zum neuen Tastengott hochgepushed wird....

So wie hier z.B.: ein 18-jähriger spielt auf einem öffentlichen Klavier und wird zur kurzfristigen Internetberühmtheit. "spielt wie ein ganz großer", "selbst beigebracht", "so talentiert" und sonstige Superlative, die nicht angebracht sind:

http://www.welt.de/vermischtes/arti...vierauftritt-macht-18-Jaehrigen-beruehmt.html
 

@Pianojayjay vielleicht hättet ihr diesen soooo talentierten jungen Pianisten als Headliner einladen sollen und die anderen Interpreten als "Vorband" nehmen sollen. Dann hättet ihr euch Geld für die Werbung gespart, denn das alles wäre nur über Facebook gelaufen. Und die Hütte wäre voll gewesen. Und dann hätten die anderen Pianisten im Vorprogramm dem Publikum ihr Anti-Mainstream Programm unterjubeln können. Der Abend wäre ein voller Erfolg gewesen :blöd:
 
So wie hier z.B.: ein 18-jähriger spielt auf einem öffentlichen Klavier und wird zur kurzfristigen Internetberühmtheit. "spielt wie ein ganz großer", "selbst beigebracht", "so talentiert" und sonstige Superlative, die nicht angebracht sind:

http://www.welt.de/vermischtes/arti...vierauftritt-macht-18-Jaehrigen-beruehmt.html
Die Musikakademie ist auf ihn aufmerksam geworden? :dizzy: Vielleicht stelle ich mich auch mal mit meinem River flows in you vor.....?
 

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