Möglichkeiten der Modulation

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Ich bin damit beschäftigt, Wissens- und Könnenslücken zu stopfen. Eine davon ist die diatonische Modulation. Während diese Technik über gemeinsame Akkorde verschiedener Tonalitätskreise ja ziemlich simpel ist, stehe ich bei der Modulation von z.B. C-Dur nach cis-moll vor einem Rätsel. Die einzigen Möglichkeiten, die ich erkenne, sind der Weg über die Moll-Subdominante von C-Dur (also f-moll), die ich in die Dominantparallele bzw. III. Stufe von Des-Dur umdeute. Statt der Dur-Tonika Des-Dur würde ich dann einfach in die Moll-Tonika cis-moll gehen. Auf ähnliche Weise komme ich über den Neapolitaner von C-Dur nach cis-moll.

Ist dieser Weg des "Vermollens" einer eigentlichen Dur-Tonika richtig? Oder gibt es noch andere Möglichkeiten der diatonischen Modulation?
 
Es gibt halt manche weit auseinanderliegende Tonarten, bei denen kein gemeinsamer Akkord zu finden ist. So auch hier.
Daher kann man natürlich nach cis-moll modulieren, aber das Ergebnis würde dann nicht als diatonische Modulation bezeichnet werden.

Allgemein gibt es natürlich diverse Möglichkeiten, nach cis-moll zu kommen; u.a. kannst Du auch Db/F einfach direkt ansteuern (quasi als Neapolitaner), der dann als Zwischendominante zu F#m umgedeutet wird (ähnlich also zur diatonischen Modulation als "Scharnier" dienend, nur eben nicht diatonisch in C#m) und danach dann einfach ne Kadenz F#m - G#7 - C#m spielen.
 
C-E-#G7-#c wäre ein schneller Weg, bräuchte dann noch eine bestätigende #c-Kadenz
das wäre über die Dominante E der parallelen Molltonart.
C-D-#G7-#c wäre über die Doppeldominante D (die zum Neapolitaner von #c umgedeutet wird)
 
Wenn man "unterwegs" einen Akkord enharmonisch umdeutet, dann ist das keine diatonische Modulation mehr. Von C-Dur nach cis-Moll geht diatonisch nur über mehrere Zwischenschritte.

Die Beispiele von @rolf sind zwar kurz, aber ebenfalls nicht rein diatonisch, da sie neben Akkordumdeutungen auch chromatische Modulationselemente enthalten. Von C nach E kommt man diatonisch nur über mindestens einen Zwischenschritt.
 
Von C nach E kommt man diatonisch nur über mindestens einen Zwischenschritt.
Ein schönes Beispiel für eine derartige Modulation findet sich in E. Griegs Siute "Peer Gynt". "Morgenstimmung".
Mit der Methode kann man (theoretisch) in 3 Schritten einmal um den Quintenzirkel wandern. Ich bin mir nicht sicher, aber eventuell macht Grieg das sogar.
C - a - E, E - cis - Gis, (enh. V.) As - f - C.
 
@Olf
Das ist aber eher eine Liegeton-Modulation und keine diatonische Modulation.
 
@Demian:
Die einzelnen Schritte sind jeweils diatonisch. Genau in der Art, wie @mick es andeutete (jedenfall habe ich ihn so verstanden).
 
Von a-moll nach cis-moll über den Liegeton e ist doch kein diatonischer Schritt. Von cis-moll nach f-moll über den Liegeton gis/as auch nicht.
 
Die einzigen Möglichkeiten, die ich erkenne, sind der Weg über die Moll-Subdominante von C-Dur (also f-moll), die ich in die Dominantparallele bzw. III. Stufe von Des-Dur umdeute. Statt der Dur-Tonika Des-Dur würde ich dann einfach in die Moll-Tonika cis-moll gehen. Auf ähnliche Weise komme ich über den Neapolitaner von C-Dur nach cis-moll.

Ist dieser Weg des "Vermollens" einer eigentlichen Dur-Tonika richtig? Oder gibt es noch andere Möglichkeiten der diatonischen Modulation?
Das was du beschreibst ist eine chromatische Modulation, da Töne des Modulationsakkords chromatisch alteriert wurden. Im Falle F-Moll ist es das As, beim Neapolitaner (Cis-Dur) sind es Cis und Gis.

Eine diatonische Modulation liegt dann vor, wenn sämtliche Töne des umgedeuteten Modulationsakkords in beiden Tonarten vorkommen.

Ich denke, dass eine diatonische Modulation von C-Dur nach Cis-Moll durchaus möglich ist, auch wenn es sich dabei vielleicht nicht um eine klassische Schulbuch-Modulation handeln würde.

Hier ein paar Ideen:

1. C-Dur und natürliches Cis-Moll haben 3 gemeinsame Töne: E, A und H. Diese Formen einen Vorhaltsakkord auf E (E-sus). Man könnte also E-Sus als Basis für eine Diatonische Modulation verwenden.
Eine mögliche Akkordfolge: C - F - h halbvermindert - E Sus - E - G# - c#

2. Die drei Töne könnte man auch als Quartschichtung arrangieren: H, E und A. Dies entspricht einem Dominantseptakkord auf H mit Quartvorhalt und fehlender Quinte (H7 sus4)
Mögliche Akkordfolge: C - H7 sus4 ohne Quinte - H7 - E - G# - c#

Diese Art Modulation ist wohl nicht so üblich, da in der traditionellen Modulationslehre Vorhaltsakkorde eher nicht berücksichtigt werden, ich finde aber, dass eigentlich nichts dagegen spricht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Genau - diatonische Modulation liegt nur dann vor, wenn der "Scharnierakkord" sowohl in der Herkunfts- als auch in der Zieltonart diatonisch ist.
 
Es gibt aber doch einen Unterschied zwischen direkt enger und direkt erweiterter diatonischer Modulation. Bei letzterer werden neben den leitereigenen Akkorden auch Dg, sG, Moll-Subdominante in Moll und Dur-Dominante in Moll sowie der Neapolitaner verwendet.

Chromatische Modulation dagegen ist die chromatische Veränderung eines Tons in die Dominant-Terz oder -Septe bzw. in die Molldubdominant-Terz oder -Septe der Zieltonart.

So zumindest in diesem Buch zu lesen, das sich eng an de la Motte, Riemann und Maler orientiert.


Vermutlich gibt es auch hier viele verschiedene Begrifflichkeiten für gleiche Dinge, wie so oft in der Musiktheorie.
 
Das ist aber eher eine Liegeton-Modulation und keine diatonische Modulation.
Wie kommst du darauf? Das ist eine ganz schulmäßige diatonische Modulation.
Die Folge C - a - E - cis ist durch funktionale Umdeutung problemlos erklärbar. A-Moll ist Tonikaparallele von C-Dur und wird umgedeutet zur neuen Tonika. Darauf folgt E-Dur als Dominante, wird abermals umgedeutet zur neuen Tonika. Von dort aus ist cis-Moll die Dominantparallele. Nun noch schnell das Ziel durch eine authentische Kadenz bestätigen und fertig ist die Modulation:

1619721920628.png
 
Zuletzt bearbeitet:
@mick
Ok, verstanden. Dann sind es allerdings mehrere Tonika-Stationen, während ich von einer Ausgangs- und einer Zieltonika ausgegangen bin. So ist es dann nicht mehr direkt erweitert, sondern indirekt erweitert (zumindest nach der Terminologie meines Buches).
 
Da es keinen Dreiklang gibt, der sowohl in C-Dur als auch in cis-Moll enthalten ist, kann eine rein diatonische Modulation nicht über einen einzigen umgedeuteten Akkord erfolgen. Es sind mindestens zwei Akkorde erforderlich. Hier wäre noch eine weitere diatonische Möglichkeit mit vier Zwischenstufen C- [e - h - fis - Gis] - cis. Aufgrund der großen Distanz von Ausgangs- und Zieltonart wirkt die etwas natürlicher als der kürzeste Weg:

1619723439705.png
 
Wie steht es mit ein paar Akkorden aus f-harmonisch-Moll?
In dieser Tonart sind wenigstens sowohl C-Dur (c-e-g) und ein Akkord a la des-moll (des - e - as) bildbar. Letzteres Gebilde sollte sich doch zu cis-moll umdeuten lassen (wahrschenlich braucht man aber ein paar Zwischenstationen damit es auch klingt - ich sitze grade nicht am Klavier).
 
Wie steht es mit ein paar Akkorden aus f-harmonisch-Moll?
In dieser Tonart sind wenigstens sowohl C-Dur (c-e-g) und ein Akkord a la des-moll (des - e - as) bildbar. Letzteres Gebilde sollte sich doch zu cis-moll umdeuten lassen (wahrschenlich braucht man aber ein paar Zwischenstationen damit es auch klingt - ich sitze grade nicht am Klavier).
Nun ja - zum einen ist des-Moll nicht des-e-as, sondern des-fes-as. Das ist kein leitereigener Akkord von f-Moll. Und außerdem ist des-Moll eben nicht dasselbe wie cis-Moll. Von einer diatonischen Modulation (so sie denn aufginge) kann hier überhaupt keine Rede sein. Da haben enharmonische Verwechslungen nichts zu suchen.
 
OK, Danke @mick. Es war auch nur eine Frage.
 
Es gibt aber doch einen Unterschied zwischen direkt enger und direkt erweiterter diatonischer Modulation. Bei letzterer werden neben den leitereigenen Akkorden auch Dg, sG, Moll-Subdominante in Moll und Dur-Dominante in Moll sowie der Neapolitaner verwendet.
Du meinst sicherlich die sogenannte diatonisch-variantische Modulation.
Dazu habe ich Dir mal eine Grafik angefertigt. -->

1619945165484.png

Von C Dur nach C#m kommst Du übrigens sehr gut mit einer chromatischen Modulation -->

1619963417723.png
 

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