1 Jahr Intensivprogramm - Möglichkeiten?

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BeethoFan

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30. Juli 2020
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Hi liebe Forumsgemeinde,

kurz zu meiner Situation: ich bin 37 Jahre alt und Hobbypianist (medium level - zB Schubert op 90, 2). Ich habe mich in den letzten Jahren sehr auf meinen Beruf und Familie konzentriert. Dabei ist das Klavierspiel so wie das meiste andere auch an den Rand gedrängt worden.

Ich überlege ein sabbatical year einzulegen und mich ua stark dem Klavierspiel zu widmen - heißt mehrere Stunden am Tag üben um einen richtigen Schritt nach vorne zu kommen. Ziel ist für mich folgendes: je mehr Technik, Verständnis, Interpretationsfähigkeit ich entwickle um so mehr Freude kann ich aus der Musik ziehen weil sowohl das potentielle Repertoire breiter wird als auch die Tiefe der Musik neue geistige und emotionale Dimensionen öffnet. Es geht mir also um Praxis aber auch Verständnis.

Nun meine Frage: was ist der beste Weg um in einem Jahr möglichst weit im Sinne der oben beschriebenen Zielstellung zu kommen?
- Intensiver Unterricht gepaart mit Fleiß?
- Wie würdet ihr einen Lehrer auswählen (habe momentan keinen)?
- Gibt es Intensivprogramme die passen würden?
- Privatakademien?

Studium fällt mE raus alleine wegen Dauer, Alter und Absicht (selbstbezogen während das Studium ja berufliche Perspektiven aufmachen soll). Eine möglichst strukturierte Form wäre wünschenswert einfach um dem ganzen einen klaren Rahmen zu geben.

Danke für eure Meinungen.
 
Ganz wichtig: Die Familie muss mitziehen. Es darf nicht darauf hinauslaufen „Du hast ja jetzt Zeit, kannst Du gerade mal …“.
Wenn geübt wird, wird geübt.
 
@schmickus ja genau - deshalb am besten auch ein strukturierter Ansatz um das klar abzugrenzen
 
Du könntest dir eine Art kleines Studiencurriculum selbst zusammenstellen:

Wöchentlicher Unterricht, möglichst bei Berufsfachschul- oder Hochschuldozenten in …
  • Literaturspiel und Improvisation im Hauptfach (Klavier) 1,5h
  • Satzlehre und Gehörbildung 1h
  • Rhythmustraining 1h
  • Formenlehre 1h
Damit wärest du in den wichtigsten Bereichen gut ausgelastet und hättest in den relevanten Fächern eine engmaschige Betreuung.
 
Studium fällt mE raus alleine wegen Dauer, Alter und Absicht (selbstbezogen während das Studium ja berufliche Perspektiven aufmachen soll).
Auch wenn ein Vollstudium ausscheidet könntest Du Dich immer noch als Gasthörer einschreiben und an Vorlesungen teilzunehmen. Frag doch einfach mal bei der nächstgelegenen Musikhochschule nach, ob die Möglichkeit besteht.
 
@BeethoFan - hast Du schon mit deiner Familie geredet, was Du vorhast? Je nach Alter der Kinder musst Du damit rechnen, dass sie es nicht verstehen, dass der Papa zuhause ist, aber gerade nicht mit ihnen spielen kann. Deswegen die Übezeit am besten in die Zeit legen, in der Du sturmfreie Bude hast.
 
Davon lernt man aber kein bisschen besser Klavier zu spielen.
Vordergründig vielleicht nicht, aber er schreibt doch, er will auch seine Interpretationsfahigkeit und sein musikalisches Verständnis entwickeln, und sich neue geistige und emotionale Dimensionen eröffnen.

Dazu gehört meiner Meinung nach auch die intensive Beschäftigung mit Musikwissenschaft.
Eventuell auch Gehörbildung und Musiktheorie, je nachdem, wo der TE steht.
Auch vom Austausch mit anderen Musizierenden und vom Zuhören kann man nur profitieren.
 
Ich finde, das ist ein tolles Projekt, was umso besser klappen wird, je genauer - mit einem guten KL!! - die Ziele und die Wege dahin im Vorfeld geplant und dann flexibel an die Realität angepasst werden!
 
Davon lernt man aber kein bisschen besser Klavier zu spielen.
Ich finde, dass du da Unrecht hast. Je mehr zusätzliches Können und Wissen, desto mehr Hintergrund wird für das Musizieren aufgebaut. Am wichtigsten sind mMn Gehörbildung, Tonsatz / Harmonielehre und (!!) Formenlehre. Tonsatz v.a. auch angewandt, da gibt es große Parallelen zum Improvisieren lernen. Auch Generalbass kann helfen. Ich würde außerdem sehr ernsthaft in Betracht ziehen, in einem Chor zu singen.

So ein Projekt fände ich toll, hätte auch große Lust, das als Lehrer zu begleiten. Ich frage mich schon lange, wie groß die Fortschritte sein können, die jemand in dieser Position innerhalb eines begrenzten Zeitraums wohl schaffen kann.
Bedenken solltest du in dieser Hinsicht natürlich, dass viel Unterricht auch erhebliche Kosten nach sich ziehen wird. Die Auswahl des Lehrers bzw. der Lehrer wird aber ganz erheblichen Einfluss auf das Lernen und das Ergebnis nach einem Jahr haben.
 

Studium fällt mE raus alleine wegen Dauer, Alter und Absicht (selbstbezogen während das Studium ja berufliche Perspektiven aufmachen soll). Eine möglichst strukturierte Form wäre wünschenswert einfach um dem ganzen einen klaren Rahmen zu geben.
Ein Präsenzstudium an einer Institution für die Ausbildung in Musikberufen wird nicht funktionieren, da man zu selbigem durch Bestehen einer Aufnahmeprüfung zugelassen sein muss und der zugelassene Bewerberkreis soll anschließend in den studierten und verwandten Fächern professionell tätig werden und damit idealerweise seinen Lebensunterhalt verdienen können. Und es darf ein bestimmtes Lebensalter zum Beginn nicht überschritten sein. Im Gegensatz zu einem regulären Studium (das mittel- und unmittelbar mit Geldern der öffentlichen Hand gefördert wird) sind die kompletten Ausbildungskosten aus eigener Tasche zu finanzieren. Das geht nicht nur ganz schön ins Geld, sondern muss zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten investiert werden.

Grundsätzlich ist das ein sehr gutes Vorhaben und würde bei Gelingen Dein gesamtes persönliches Leben und Erleben auf Dauer bereichern. Des weiteren scheinst Du Dir zu diesem Projekt viele vernünftige Gedanken gemacht zu haben, warum also nicht?

Davon lernt man aber kein bisschen besser Klavier zu spielen.
Der Erkenntnisgewinn durch das gründliche Betreiben von Studien in Peripherie-Fächern wird deutlich höher sein als die Verbesserung des manuellen Trainingszustands am Instrument, kann aber durch die Weiterentwicklung des differenzierenden Hinhörens dem Spiel sehr wohl zugute kommen. Das eine schließt das andere nicht aus, insofern teile ich diese Einschätzung wie einige meiner Vorschreiber nicht so ganz. Überlegungen weiterführender Art sind in jedem Falle hilfreich: auch ohne Studium und Abschlusszeugnis kann man Konzerte spielen und auftreten. Und das nicht nur solistisch, sondern auch mit Gesangs- und Instrumentalpartnern. Nach Sabbatical-Ende persönlich vom Gelernten profitieren ist gut und schön, aber zusätzlich dann öffentliche Auftritte absolvieren und/oder das auch in Verbindung mit dem sonst ausgeübten Beruf Gelernte gewinnbringend anwenden zu können, das ist ein noch attraktiveres Ziel. Was Du in diesem Sinne vorhast, musst Du uns hier nicht zur Rechenschaft geben, aber für Dich selbst solltest Du da die eine oder andere Antwort finden können. In diesem Sinne frohes Schaffen!

LG von Rheinkultur
 
Wegen 1 Jahr kann man sein Leben nicht in drei-vier Anfangswochen umprogrammieren und am Ende wieder für den Altberuf zurückswitchen. Das geht nicht. Der Mensch ist kein Computer, und wenn doch, dann in einer wenig beherrschten Programmiersprache programmiert. Es wird passieren: "Du hast doch Zeit und kannst mal das Haus reparieren." (wie schon geschrieben). Wenn diese Ablenkung nicht schon nächste Woche das erste Mal erfolgt, dann nach drei Monaten, wenn die erste Euphorie verflogen ist.

Dieses Projektjahr ist im Prinzip dasselbe wie das Vorbereitungsjahr, das viele Jungmusiker sich für die Aufnahmeprüfung nehmen und privat bezahlen. Es gibt KL, die nur solche Leute unterrichten.

Mein Tipp: einen solchen KL finden, 2x Unterricht die Woche und mit Theorieeinlagen nehmen. Günstig wäre es, am "Jahres"ende ein Ziel zu haben, z.B. ein Klavierrecital im kleinen Rahmen zu veranstalten*.

"Hochschulen, Akademien, Gasthörer"... das ist prokrastinierendes Denken, um ja nicht schon morgen (ja, morgen) anzufangen. Also: einen schnellen Einstieg wählen und loslegen. Verfeinerungen können auch später noch kommen (etwa noch ein Kammermusikprojekt dazu).



*Ein Bekannter von mir hat als Recital im Wohnzimmer alle Polonaisen von Chopin am Stück gespielt und dazu Freunde und Freundesfreunde eingeladen (insgesamt ca. 15 Leute). War gut und überhaupt nicht angeberisch.
 
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"Hochschulen, Akademien, Gasthörer"... das ist prokrastinierendes Denken, um ja nicht schon morgen (ja, morgen) anzufangen. Also: einen schnellen Einstieg wählen und loslegen. Verfeinerungen können auch später noch kommen (etwa noch ein Kammermusikprojekt dazu).

Wenn ich den TE richtig verstanden habe, dann ist er im Moment noch in Vollzeit berufstätig und sucht nach Ideen und Anregungen, wie er ein (noch zu beantragendes) sabbathical musikalisch möglichst gewinnbringend nutzen könnte.
Ein Einstieg "morgen" ist ihm wahrscheinlich gar nicht möglich, weil er im Alltag anscheinend nicht einmal Zeit für regelmäßigen Klavierunterricht hat.
 
Es wird passieren: "Du hast doch Zeit und kannst mal das Haus reparieren." (wie schon geschrieben). Wenn diese Ablenkung nicht schon nächste Woche das erste Mal erfolgt, dann nach drei Monaten, wenn die erste Euphorie verflogen ist.

Es wird meiner Ansicht nach nicht passieren, wenn mit der (hoffentlich das Intensivprogramm unterstützenden Familie) klare Absprachen getroffen würden. Günstig wäre somit der Vormittag, wenn die Kinder nicht im Haus sind. Man könnte eine Zeit festlegen, z.B. von neun bis zwölf, in der "keine Sprechstunde" für irgendwas ist (außer für Notfälle).

"Du hast doch Zeit und kannst mal das Haus reparieren."

Warum sollte das während der Zeit des Übens passieren? Eine Reparatur im Haus oder anderes kann warten, bis die Beschäftigung am Klavier vorüber ist.
 
Nun meine Frage: was ist der beste Weg um in einem Jahr möglichst weit im Sinne der oben beschriebenen Zielstellung zu kommen?
statt gleich so groß zu planen (ganzes Jahr) könnte vorab ein Testlauf aufschlußreich sein: z-B. 14 Tage Urlaub, aber in dieser Zeit täglich 8 oder mehr Stunden diszipliniert üben/trainieren -- einfach um zu prüfen, ob überhaupt wirklich das Durchhaltevermögen und Interesse vorhanden ist, wenn man dergleichen tatsächlich zwei Wochen lang macht. (und diese zwei Wochen sollten gut zur Hälfte mit "langweilig-öden" Angelegenheiten gefüllt werden, also z.B. Doppelgriffskalen in beiden Händen in allen Tonarten, parallel und schikanehalber gegenläufig)
-- wenn so ein Testlauf zeigen sollte, da ist Interesse, Durchhaltevermögen und Freude an der Sache, erst dann wäre zu überlegen, ob ein ganzes Jahr mit dergleichen überlegenswert ist.

nochwas bzgl "möglichst weit in einem Jahr": du wirst maximal (!!!) in einem allein mit Klavier ausgefülltem Jahr so viel "Fortschritt" machen, wie ein durchschnittlicher Klavierstudent (allerdings setzt du auf deutlich niedrigerem technischen und musikalischen Niveau an) - also erwarte keinesfalls zu viel. Zu bedenken ist auch, ob der für sehr viel üben wohl eher nicht vorbereitete Spielapparat das überhaupt mitmacht - - - insofern gibt es genug Gründe, erstmal 1-2 Wochen zu testen, und anschließend Erwartungen und Zielsetzung eher nicht zu hoch anzusetzen.
 
14 Tage Urlaub, aber in dieser Zeit täglich 8 oder mehr Stunden diszipliniert üben/trainieren
Ich hätte ja eher gedacht, dass das von jetzt auf sofort gar nicht möglich ist, sondern dass man sich da erst hinarbeiten muss. Kann mir nicht vorstellen, dass man das von Anfang an durchhält und selbst wenn, dass da effizientes Üben bei rumkommt.
 

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